Pico della Mirandolas Gottesbekenntnis zur menschlichen Selbstverwirklichung und Selbstoptimierung in seiner „Rede über die Würde des Menschen“: „Du bist durch keinerlei unüberwindliche Schranken gehemmt, sondern du sollst nach deinem eigenen freien Willen, in dessen Hand ich dein Geschick gelegt habe, sogar jene Natur dir selbst vorherbestimmen.“

Giovanni Pico della Mirandola (1463-1494). Ölgemälde eines unbekannten Malers in den Uffizien

In seiner berühmten Rede Über die Würde des Menschen (Oratio de hominis dignitate) von 1484 lässt der junge Renaissance-Philosoph Pico della Mirándola Gott selbst gegenüber Adam das feierliche Bekenntnis zur menschlichen Selbstverwirklichung und Selbstoptimierung sprechen:

Bekenntnis zur menschlichen Selbstverwirklichung und Selbstoptimierung

Von Giovanni Pico della Mirandola

«Wir haben dir keinen bestimmten Wohnsitz noch ein eigenes Gesicht, noch irgendeine besondere Gabe verliehen, o Adam, damit du jeden beliebigen Wohnsitz, jedes beliebige Gesicht und alle Gaben, die du dir sicher wünschst, auch nach deinem Willen und nach deiner eigenen Meinung haben und besitzen mögest. Den übrigen Wesen ist ihre Natur durch die von uns vorgeschriebenen Gesetze bestimmt und wird dadurch in Schranken gehalten. Du bist durch keinerlei unüberwindliche Schranken gehemmt, sondern du sollst nach deinem eigenen freien Willen, in dessen Hand ich dein Geschick gelegt habe, sogar jene Natur dir selbst vorherbestimmen. Ich habe dich in die Mitte der Welt gesetzt, damit du von dort bequem um dich schaust, was es alles in dieser Welt gibt. Wir haben dich weder als einen Himmlischen noch als einen Irdischen, weder als einen Sterblichen noch als einen Unsterblichen geschaffen, damit du als dein eigener, vollkommen frei und ehrenhalber schaltender Bildhauer und Dichter dir selbst die Form bestimmst, in der du zu leben wünschst. Es steht dir frei, in die Unterwelt des Viehes zu entarten. Es steht dir ebenso frei, in die höhere Welt des Göttlichen dich durch den Entschluß deines eigenen Geistes zu erheben.»

Quelle: Giovanni Pico della Mirandola, Über die Würde des Menschen, aus dem Neulateinischen übertragen von Herbert Werner Rüssel, Zürich: Manesse, 2. A., 1989, S. 10f.

Hier Pico della Mirandolas Text als pdf.


2 Kommentare

  1. Lebenssinn,Selbstverwirklichung:Kultur schaffen ist der Menschen ursprüngichstes Ziel“ (Niklas-Noss)—die Liebe zu den eigenen (und fremden Kindern) d e r Sinn in jeder Biografie ,jeder will eine Familie aufbauen,Kinder ins Leben begleiten.Nicht jeder ist zum Künstler oder Wissenschaftler geboren.

  2. Daß unser Leben und unsere Zukunft nicht allein von uns selbst abhängt,weiß ich nur zu gut.Mein besonderer Dank gilt einem Benediktiner Pater für viele Gespräche und zuvor einem Psychoanalytiker.der nach gescheitertem Studium Zuversicht,Tüchtigkeit und Frohsinn wieder aufgebaut hat…..für mein Alter erhoffe ich Gesundheit ,Glück und Zufriedenheit für meine Familie:ich lebe allein und meine Liebe gilt meinem Sohn,meinem Enkel und der lieben Schwiegertochter…..in theologischen Theorien und Philosphien mag es viele Wege geben: Kant,tue recht und scheue niemand und ubi caritas et amor ibi deus est (Christus ist Sieger)

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