Friederike Popps Auslegung zu Epheser 3,14-21: „Ich gebe der Tiefe meines Lebens Raum, um zu wachsen. So erfüllt sich das Gebet und der Schöpferwille Gottes, der das Leben liebt.“

Friederike Popp (1961-2020) beim Kreuzpfadfindertreffen 2016 in Iphofen (Foto: Elisabeth Weißkopf)

Multikulti (nicht nur) in Ephesus. Auslegung zu Epheser 3,14-21

Von Friederike Popp

Darum beuge ich meine Knie vor dem Vater, von dem jedes Geschlecht im Himmel und auf Erden seinen Namen empfängt, und bitte ihn, euch nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit durch seinen Geist zum Aufbau des inneren Menschen so mit Kraft zu stärken, dass Christus durch den Glauben in euren Herzen Wohnung nimmt und ihr in der Liebe tief verwurzelt und fest gegründet seid. So werdet ihr befähigt, mit allen Heiligen zusammen die Breite und Länge und Höhe und Tiefe zu ermessen und die Liebe Christi zu erkennen, die alle Erkenntnis über­steigt, und so werdet ihr immer mehr erfüllt werden von der ganzen Fülle Gottes. Ihm aber, der weit mehr zu tun vermag, als was wir erbitten oder ersinnen, weit über alles hinaus, wie es die Kraft erlaubt, die in uns wirkt, ihm sei die Ehre in der Kirche und in Christus Jesus durch alle Generationen dieser Weltzeit hindurch bis in alle Ewigkeit, Amen.

Wenn wir unsere Außenwelt nicht in Verbindung bringen mit unserem innersten Menschsein, dann werden wir uns selber fremd. Wir können zwar noch die Angst vor dem Fremden da draußen von uns wegwenden, dann meinen wir, dass unser Glaube bedroht sei von Menschen, die anders denken, glauben, lieben wie wir – doch das heilt nicht den Riss der Entfremdung von uns selbst.

Der Briefschreiber beendet das dritte Kapitel mit einem Gebet um Heilung für die multikul­turelle Gemeinde in Ephesus, dieser verwirrend vielschichtigen, weitläufigen Handelsmetro­pole des römischen Reiches mit Agora, Theatern und Tempeln in äußerlicher Pracht.

Für mich heute gilt das Gebet, mit dem dieses dritte Kapitel endet: Heilwerden ist wachstümlich und eine Kraft Gottes, die innen geboren wird. Gott will, dass unser inwendiger Mensch stark werde und sichtbar und lebendig!

„Menschsein von ganzem Herzen“, welch Geschenk wird da erbeten! Die tiefste uralte Erfah­rung des Eins-Seins mit meinem Schöpfer will der Erschaffer der Welt uns erweisen durch Christus, der sich in uns schon einwohnt, bevor wir es wussten.

Jede geistliche Übung ruht auf der Dimension der Erde und Tiefe: immer neu lassen wir uns nieder, verwurzeln uns im Grund, der alles trägt. Daraus wächst mir aus Gottes Tiefe Seine tragende Kraft zu. Christus wohnt in mir, er öffnet behutsam die Türen meines Herzens von innen – das ist wichtig: Er öffnet meine Herzenstüre von innen!

Aus der täglichen Übung wächst eine Lebenskunst, die in den Klöstern gepflegt und gelehrt wird. Wir lernen miteinander, wie das geht: in die Tiefe gehen, um zu wachsen. Die äußeren Gebärden sind das Knien, eine Verneigung, eine Geste der Ehrfurcht, des Respektes. Dann öffnet sich der Raum, in dem es auch heute geschieht: Ich gebe der Tiefe meines Lebens Raum, um zu wachsen. So erfüllt sich das Gebet und der Schöpferwille Gottes, der das Leben liebt.

Gott möge euch Kraft geben nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, stark zu werden durch seinen Geist am inwendigen Menschen, dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne und ihr in der Liebe eingewurzelt und gegründet seid.

Quelle: Communität Casteller Ring (Hrsg.), Ich tanze dein Lied, Rödelsee 2016, S. 26f.

Hier der Text als pdf.

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