„Euch ist heute der Heiland geboren“ – Karl Barths Predigt über Lukas 2, 10-11 (Weihnachten 1954, Strafanstalt Basel): „Der Engel des Herrn ist ganz gewiß heute nacht auch durch die Straßen und die Häuser und über die Plätze von Basel gegangen. Er war da auch für die, die einsam und traurig oder vielleicht auch nur zu lustig und dumm den Heiligen Abend gefeiert haben. Er ist auch da für alle die, die jetzt noch schlafen und vielleicht etwas auszuschlafen haben, und er wird auch heute morgen durch die Kirchen von Basel gehen, und man möchte wohl wissen, wie er allen diesen Menschen Bescheid sagt und wie sie ihm zugehört und — nicht zugehört haben!“

Karl Barth

Von 1954 an hatte Karl Barth hin und wieder in der Strafanstalt Basel gepredigt. Hier seine erste Weihnachtspredigt über Lukas 2, 10-11:

Weihnachtspredigt über Lukas 2, 10-11

Von Karl Barth

Gebet vor der Predigt: Lieber himmlischer Vater! Weil wir hier beieinander sind, um uns dessen zu freuen, daß dein lieber Sohn für uns ein Mensch und unser Bruder geworden ist, so bitten wir dich von Herzen:

Sag du selber es uns, wie große Gnade, Wohltat und Hilfe du uns allen in Ihm bereitet hast!

Tu du selber unsere Ohren und unseren Verstand auf, um es zu erfassen, daß bei ihm Vergebung aller unserer Sünden ist, Same und Kraft eines neuen Lebens, Trost und Mahnung zum Leben und zum Sterben, Hoffnung für die ganze Welt! Schaffe du selber in uns den guten Geist der Freiheit, deinem Sohn, der zu uns kommt, demütig und tapfer entgegenzugehen!

Das tue heute in der ganzen Christenheit und Welt: daß es Vielen gegeben werde, durch all das Äußerliche und Eitle dieser Festtage hindurchzubrechen und mit uns eine gute Weihnacht zu feiern. Amen. |10|

Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren. (Lk 2,10f)

Meine lieben Brüder und Schwestern!

Jetzt haben wir die Weihnachtsgeschichte gehört: vom Kaiser Augustus und vom Landpfleger Cyrenius und von Joseph und Maria und von der Geburt des Kindes in Bethlehem, von den Hirten auf dem Felde und vom Kommen des Engels des Herrn, der zu ihnen trat, und von der Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden unter den Menschen des Wohlgefallens. — Ich möchte wohl wissen, wie es euch allen ergangen ist, als ihr diese Geschichte gehört habt?

Vielleicht hat der Eine oder der Andere nicht so ganz zugehört — wie es ja vorkommt —, so daß die Geschichte an ihm vorbeigezogen ist wie ein Wölklein oder ein Räuchlein. Ob ich sie für ihn noch einmal lesen soll? Man könnte sie wohl zweimal, ja hundertmal lesen! Aber wir wollen es für diesmal gut sein lassen!

Oder ist vielleicht ein Anderer oder eine Andere da, der oder die geglaubt hat, ich erzähle ein schönes Märchen, das nichts zu tun hat mit dem wirklichen Leben? Zu schön, um wahr zu sein? Was soll ich ihm sagen? Soll ich mit ihm disputieren? Das könnte gern ein anderes Mal geschehen! Jetzt haben wir Besseres zu tun.

Vielleicht hat auch der Eine oder der Andere, wie er die Geschichte hörte, an längst vergan­gene Tage aus seiner Jugendzeit denken müssen, als er noch in die Sonntagsschule gegangen ist und die Geschichte dort vielleicht auch schon gehört |11| hat, und an den Weihnachtsbaum und die Äpfel und das Zuckerwerk, und wie es so schön war damals und wie das alles nun vorbei ist und nicht wiederkommt? Was soll ich dazu sagen? Soll ich ein ernstes Gesicht ma­chen und antworten: «Ja, jetzt kommt es nicht auf die Weihnachtsbäume an und nicht auf wehmütige Weihnachtsgefühle, sondern auf die Weihnachtsgeschichte?» Ich will auch das jetzt nicht sagen.

Ich wollte euch nur zeigen: ihr lieben Freunde, so machen wir es mit dieser Geschichte, mit der Geschichte, die doch unser aller Geschichte ist und die ja so viel wichtiger und so viel wahrer und so viel ernsthafter ist als alle Geschichten in Geschichtsbüchern und Romanen und als Alles, was durch Zeitungen und Radio geht! So machen wir es: ein bißchen Zerstreut­heit, ein bißchen Unglaube und ein bißchen Weihnachtsgefühl. Wir — nicht nur ihr, wir alle und ich selber ganz sicher mit eingeschlossen: so machen wir es!

Bis der Engel des Herrn kommt und uns Bescheid gibt! Der Engel des Herrn ist ganz gewiß heute nacht auch durch die Straßen und die Häuser und über die Plätze von Basel gegangen. Er war da auch für die, die einsam und traurig oder vielleicht auch nur zu lustig und dumm den Heiligen Abend gefeiert haben. Er ist auch da für alle die, die jetzt noch schlafen und vielleicht etwas auszuschlafen haben, und er wird auch heute morgen durch die Kirchen von Basel gehen, und man möchte wohl wissen, wie er allen diesen Menschen Bescheid sagt und wie sie ihm zugehört und — nicht zugehört haben!

Aber wir wollen jetzt nicht an Andere denken, sondern an uns selber: der Engel des Herrn ist ganz bestimmt auch hier unter uns, um mit uns zu reden und von uns gehört zu werden. Und ich bin dazu da, um euch zu sagen, daß er da ist und redet, und um mit euch zusammen zu lauschen und mich zu besinnen auf das, was er uns sagen will.|12|

Ein Engel: das ist ein Bote, der eine Nachricht bringt. Ihr könnt ganz einfach an einen Briefträger denken, der euch eine Nachricht zuträgt. Der Engel des Herrn ist der Bote Gottes mit der Nachricht von der Weihnachtsgeschichte. Und seht: wenn er sie bringt, dann ist es vorbei mit der Zerstreuung und mit dem Unglauben und auch vorbei mit den schönen Gefühlen, denn der Engel des Herrn kommt direkt von Gott zu uns! Ich habe in diesen Tagen ein Bild gesehen, auf dem er senkrecht vom Himmel herabstürzt auf die Erde, fast wie ein Blitz.n1 Das ist ein Bild, aber es ist schon wahr: wenn der Engel des Herrn die Nachricht bringt, dann schlägt es ein, dann wird es wahr: die Klarheit des Herrn umleuchtete sie [Lk. 2,9], daß die Nacht zum Tage wurde:

Das ew’ge Licht geht da herein,
gibt der Welt einen neuen Schein.
Es leucht‘ wohl mitten in der Nacht
und uns des Lichtes Kinder macht.

Und nun wollen wir versuchen, etwas von dem zu hören und zu verstehen, was der Engel des Herrn den Hirten gesagt hat und jetzt zu uns sagt. «Euch ist heute der Heiland geboren.» In diesen drei Worten: euch — heute — der Heiland ist die ganze Weihnachtsbotschaft enthalten. Wir wollen eines nach dem anderen hören!

Euch ist heute der Heiland geboren, sagt der Engel des Herrn. Da ist gleich ganz Wichtiges zu vernehmen.

Einmal das: Es ist mit der Nachricht von der Geburt des Kindes zu Bethlehem ganz anders als etwa mit der Nachricht — die ihr wohl auch gehört habt? — von der Ankunft des Negus von Abessinien in der Schweiz. Wir hörten gern, daß es diesem Mann gut gefallen hat in der Schweiz und daß die, die ihn empfangen haben, auch Freude hatten. Aber, nicht wahr, das hört man, aber man denkt dabei: Was geht das mich an? Das ist seine oder ihre Sache! — Der Engel des Herrn aber zeigt nach Bethlehem und sagt: euch ist heute der Heiland |13| geboren. Für euch wollte Gott nicht nur Gott sein, sondern ein Mensch werden, für euch wurde er ge­ring, damit ihr herrlich würdet. Für euch hat er sich selbst dahingegeben, um euch aufzurich­ten und zu sich zu ziehen. Er hatte nichts davon, er hatte das nicht nötig, er tat dies Wunder­bare für euch, für uns. Also ist die Weihnachtsgeschichte eine Geschichte, die an uns und mit uns und für uns geschieht.

Und zum Anderen: Es ist mit dieser Nachricht von der Geburt des Kindes zu Bethlehem auch anders, als wenn uns in einem Lehrbuch etwas mitgeteilt wird. Der Engel des Herrn war nicht ein Professor, wie ich es bin. Ein Professor würde vielleicht gesagt haben: Den Menschen ist der Heiland geboren. Ach ja, den Menschen so im allgemeinen, und dann denkt man: ich wer­de nicht dazu gehören, es werden andere Menschen sein. So wie man im Kino oder im Thea­ter andere Menschen zu sehen bekommt, die nicht wir sind! — Der Engel des Herrn aber zeigt auf die Hirten, und er zeigt auf uns. Seine Nachricht ist eine Anrede: Euch ist heute der Hei­land geboren! Euch: ungefragt, wer wir sind, ob wir die Nachricht verstehen oder nicht, ob wir gute und fromme Menschen sind oder nicht. Ihr seid gemeint! Ihr seid die, für die das geschehen ist! — Seht, die Weihnachtsgeschichte geschieht nicht ohne uns; wir sind in dieser Geschichte drin.

Und endlich: es ist mit dieser Nachricht von der Geburt des Kindes zu Bethlehem doch nicht so, wie es uns ergeht, wenn die Post kommt und Jeder fragt: ist auch etwas für mich dabei? Und wenn er dann seinen Brief hat und liest, es nicht gerne sieht, wenn ein Anderer ihm dabei über die Schulter schaut. Er will ihn für sich lesen, es ist seine private Angelegenheit. — Das Ereignis von Bethlehem ist keine private Angelegenheit: Euch ist heute der Heiland geboren. Der Engel des Herrn zeigt wohl auf dich und mich, sagt aber: euch! |14| Seine Nachricht geht uns gemeinsam an wie Geschwister, die alle miteinander ein schönes Geschenk vom Vater bekommen haben. Da ist Keiner der Erste und Keiner der Letzte, da ist Keiner der Bevorzugte und Keiner der Benachteiligte und vor allem Keiner, der einfach zu kurz käme. Der da gebo­ren ist, der ist unser aller gemeinsamer ältester Bruder. Darum beten wir in Seinem Namen: Unser Vater. Darum beten wir nicht: Und gib mir mein tägliches Brot, sondern: Gib uns heute unser tägliches Brot! Und vergib uns unsere Schulden! Und führe uns nicht in Versuchung und erlöse uns von dem Bösen! [Mt. 6, 9-13]. Und darum gehen wir zum Abendmahl als dem Tisch des Herrn und essen von einem Brot und trinken aus einem Kelch: «Nehmet und esset! Trinket Alle daraus!» Darum ist das ganze Leben der Christen eine einzige große Kommu­nion, d.h. eine Gemeinschaft mit dem Heiland, und darum auch eine Gemeinschaft unterein­ander. Wo es nicht Gemeinschaft mit dem Heiland ist, da ist es auch nicht Gemeinschaft untereinander, und wo es nicht Gemeinschaft untereinander ist, da ist es auch nicht Gemein­schaft mit dem Heiland. Eines nicht ohne das Andere. — Das alles ist in dem «Euch!» des Engels des Herrn enthalten und ist darum daraus zu lernen.

Euch — heute! sagt der Engel des Herrn. Als der Heiland geboren wurde, da hieß es heute! Da brach mitten in der Nacht ein neuer Tag an. Er selber war und ist die Sonne dieses Tages und die Sonne aller Tage. Der neue Tag, das ist nicht nur der Weihnachtstag, der ist unser Lebenstag.

Heute, das bedeutet nicht nur: damals, nicht «Laßt hören aus alter Zeit…!» Nein, der Engel des Herrn sagt uns heute dasselbe wie damals den Hirten. Wir leben in dem neuen Tag, den Gott gemacht hat. Wir dürfen es hören, daß es in unseren menschlichen Verhältnissen und Beziehungen, in unseren Lebensgeschichten und sogar in der Weltgeschichte einen |15| neuen Anfang gegeben hat und daß das Traurige, die Schuld und die Angst von gestern wohl noch da ist, aber gnädig zugedeckt, weil uns der Heiland geboren ist, so daß uns das alles nicht mehr schaden kann. Wir dürfen es hören, daß wir neuen Mut fassen und uns zusammen­neh­men und einen neuen Anlauf wagen und Zuversicht haben dürfen. Das verstehen wir nicht aus uns heraus, wohl aber sagt es uns der Engel des Herrn. Weil der Heiland geboren ist, darum ist ein neues Heute angebrochen!

Heute: das heißt nun freilich auch: nicht erst morgen! Sicher auch morgen! Der damals gebo­ren wurde, der stirbt nicht mehr, der lebt und regiert in Ewigkeit. Trotzdem: wir wollen nicht spekulieren auf morgen. Man weiß ja, was das für Leute sind, die sagen «Morgen, morgen, nur nicht heute…«. Ich will nichts sagen gegen die Baselbieter, aber das Wort «Mer wei luege!« ist ein gefährliches Wort. Ob wir morgen auch noch da sind? Der Heiland gewiß, aber wir? Und ob wir auch morgen das Won noch gesagt bekommen und hören und noch frei sind, es aufzunehmen? Das haben wir nicht in der Hand. — Mir ist gerade gestern ein Wort von Jeremias Gotthelf begegnet: «Ein Leben ist kein Licht; ein Licht kann ich wieder anzün­den: Das Leben ist eine Flamme Gottes, einmal läßt er sie auch brennen auf Erden, dann nicht wieder!» — Meine lieben Freunde, sehen wir zu, daß wir die Stunde dieser Flamme jetzt — heute, hier — nicht versäumen. Es heißt an anderer Stelle: «Heute, heute, so ihr seine Stimme höret, so verstocket eure Herzen nicht» [Hebr. 4, 7].

Das ist es, was der Engel des Herrn uns mit seinem Heute zu sagen hat.

Und nun heißt es: Euch heute der Heiland! Das ist der Kern der Weihnachtsgeschichte: Euch ist heute der Heiland geboren! Dazu müßte man Vieles sagen, ich will jetzt aber nur etwas herausgreifen: |16|

Wovon redet dieser Name: Heiland? — Der Heiland, das ist der, der uns Heil bringt und also das, was uns hilft und heilsam ist. Er ist der Helfer, der Befreier, der Erretter, wie kein Mensch, sondern wie nur Gott es für uns sein kann und ist: der Befreier, der Helfer, der Erret­ter aus aller Not, in der wir verloren wären ohne ihn. Nun aber sind wir nicht verloren, denn Er ist da als der Heiland.

Und der Heiland, das ist der, der uns das Heil umsonst bringt, gratis, ohne unser Verdienst und ohne unser Zutun und ohne daß uns nachher eine Rechnung gestellt wird. Sondern so, daß wir nur die Hand auszustrecken und es anzunehmen brauchen und als die Beschenkten dank­bar zu sein.

Der Heiland, das ist der, der das Heil Allen bringt, ohne Vorbehalt und Ausnahme, ganz ein­fach, weil wir alle ihn nötig haben und weil Er der Sohn Gottes ist, der unser aller Vater ist. Indem er ein Mensch geworden ist, ist er unser aller Bruder geworden. «Euch ist heute der Heiland geboren», sagt der Engel des Herrn.

Das also ist die Weihnachtsgeschichte. Seht, wir können das alles nicht hören, ohne daß es uns widerfährt, daß wir von uns wegblicken dürfen, von uns selber und von unserem Leben und Allem, was uns beschäftigen und beschweren mag. Da ist Er, unser großer Gott und Heiland, und da sind wir, und nun gilt es: gerade Er gerade für mich, für uns. Wir können seine Geschichte nicht hören, ohne unsere Geschichte mitzuhören, ohne von der großen Veränderung, welche mit uns geschehen ist, ein für allemal, zu hören und von der großen Freude, die uns damit bereitet ist, und von dem großen Zuruf, der damit ergeht in unser Leben hinein, so daß wir uns aufmachen und den Weg antreten dürfen, den Er uns weist.

Und jetzt? Sollen wir jetzt fortfahren, wie wir es eingangs überlegt haben: in der Zerstreuung, in unserem Unglauben, |17| vielleicht in ein paar schönen Weihnachtsgefühlen? Oder sollen wir jetzt aufmerken und aufstehen, uns aufmachen und umkehren? Der Engel des Herrn zwingt niemand — und ich kann es erst recht nicht. Ein gezwungener Hörer der Weihnachts­geschichte und ein gezwungenes Mittun in dieser Geschichte, die ja unsere eigene Geschichte ist, das wäre nichts. Es geht um ein freies Hören und um ein freies Mittun in dieser Geschich­te.

Und nun möchte ich nur noch darauf hinweisen, daß es heißt: «bei dem Engel war die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden unter den Menschen des Wohlgefallens» [Lk. 2, 13 f.] (d.h. unter den Men­schen, an denen Gott, obwohl sie es nicht verdient haben, Wohlgefallen hat). — Wir gehören nicht zu den Engeln, wir sind auf der Erde, hier in Basel, hier in diesem Hause. Aber wenn wir das hören von diesem Lobgesang und uns klarmachen, daß Gott nicht nur diesen einen Engel sandte, sondern daß die Menge der himmlischen Heerscharen zugegen war mit ihrem Lobgesang, dürften wir uns davon nicht mitreißen lassen, wie wenn wir etwa eine Marsch­musik hören und in den gleichen Schritt fallen oder wie wenn eine bekannte Melodie ertönt, die wir unwillkürlich mitsummen oder mitpfeifen? Seht, das wäre es. Das hieße: frei hören und frei mittun in der Weihnachtsgeschichte. Amen.

Schussgebet: Herr unser Gott! Du bist groß, hoch und heilig über uns und allen Menschen. Und nun bist du gerade darin so groß, daß du uns nicht vergessen, nicht allein lassen und trotz Allem, was gegen uns spricht, nicht verwerfen wolltest. Nun hast |18| du uns in deinem lieben Sohn Jesus Christus, unserem Herrn, nicht weniger als dich selbst und Alles, was dein ist, geschenkt. Wir danken dir, daß wir am Tisch deiner Gnade deine Gäste sein dürfen unser Leben lang und in Ewigkeit.

Wir breiten jetzt vor dir aus Alles, was uns Mühe macht: unsere Fehler, Irrtümer und Übertre­tungen, unsere Betrübnisse, unsere Sorgen, auch unsere Auflehnung und Bitterkeit — unser ganzes Herz, unser ganzes Leben, das du besser kennst als wir selber. Wir legen Alles in die treuen Hände, die du in unserem Heiland nach uns ausgestreckt hast. Nimm uns, wie wir sind, richte uns Schwache auf, mach uns Arme reich aus deiner Fülle!

Und so laß deine Freundlichkeit auch über den Unsrigen leuchten und über Allen, die gefan­gen sind oder Not leiden oder krank oder am Sterben sind. Gib denen, die zu richten haben, den Geist der Gerechtigkeit und denen, die in der Welt regieren, etwas von deiner Weisheit: daß sie auf den Frieden auf Erden sinnen möchten. Gib Klarheit und Mut denen, die hier oder in der Mission dein Wort zu verkündigen haben!

Und nun fassen wir Alles zusammen, indem wir dich anrufen, wie der Heiland es uns erlaubt und geheißen hat: Unser Vater…!

Quelle: Karl Barth, Den Gefangenen Befreiung. Predigten aus den Jahre 1954-59, Zollikon: Evangelischer Verlag 1959, S. 9-18.

Hier der Text als pdf.

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