„O Herr, der du dein Volk willst setzen in die Mitte der Völker, auf daß dein Licht ausgehe von Zion und aufs neue ausbreche von deinem Tempel der schöne Glanz des Herrn“ – Wilhelm Löhes Israelgebet von 1858

Davidsstern (Mittel)
Davidstern im Giebel eines Hauses in Jever; Foto: Gregor Helms, 2010/Wikipedia

Ein bemerkenswertes Gebet für Israel, das die christliche Sympathie zur Sprache bringt, hatte Wilhelm Löhe 1858 für den mittwöchlichen Abendgottesdienst im Diakonissenhaus in Neuendettelsau verfasst:

Mittwochsgebete für Israel. Beim Abendgottesdienst im Diakonissenhause gebraucht (1858)

Von Wilhelm Löhe

O Herr, der du aus allen Völkern dein Volk Israel erwählt hast, auf daß es ihnen vorleuchte zu deiner ewigen Stadt.
Gelobt sei dein heiliger Name.

O Herr, der du aus dein Samen Davids, deines Königs, menschliche Natur angenommen hast, auf daß du würdest ein Licht zu erleuchten die Heiden und ein Preis deines Volkes Israel.
Gelobt sei dein heiliger Name.

O Herr, der du dein göttlich Wort vornehmlich den Juden und auch den Heiden hast predigen lassen.
Gelobt sei dein heiliger Name.

O Herr, der du verworfen hast auf eine Zeitlang dein Volk Israel um seiner großen, schweren Sünde willen wider dich.
Heilig und hehr ist dein Name.

O Herr, der du verheißen hast, dein Volk Israel herwiederzubringen zu dir, die Schafmütter zu führen und die Lämmer an deinen Busen herbeizutragen zu deinem heiligen Berge.
Gelobt sei deine große und herzliche Barmherzigkeit.

O Herr, der du Jerusalem lässest zertreten, bis der Heiden Zeit erfüllet ist: Gedenke bald an deinen heiligen Bund und an den Eid, den du geschworen hast Abraham, zu geben deinem Volke, daß sie, erlöset von der Hand ihrer Feinde, dir dieneten ohne Furcht ihr Leben lang in Heiligkeit und Gerechtigkeit, die dir gefällig ist.
Erhöre uns, du treuer Gott.

O Herr, der du deinem verstoßenen Volke Zeiten der Buße verheißen hast, da sie schauen werden, in welchen sie gestochen haben, und ihn klagen, wie einen einigen Sohn. Laß bald kommen die Zeit der Buße und der Bekehrung.

O Herr, der du durch deinen heiligen Apostel Petrus dein Volk zur Buße und Bekehrung beru­fen hast, auf daß Erquickungszeiten kommen von deinem Angesichte. Komm bald und bring Erquickung denen, die in der Verbannung gehen und im Lande Nod wandern und irren um ihres Bruders Habel willen.

O Herr, der du dein Volk willst setzen in die Mitte der Völker, auf daß dein Licht ausgehe von Zion und aufs neue ausbreche von deinem Tempel der schöne Glanz des Herrn. Sei gnädig deinen Kindern aus den Heiden und baue dir in baldem aus Juden und Heiden einen geistli­chen unvergänglichen Tempel zu deinem Preise.

O Herr, der du wirst einen neuen Himmel und eine neue Erde bauen, auf welcher Israel mit deinen Völkern in Gerechtigkeit und Friede wohnen wird, auf welcher du bei ihnen wohnen und sie deine Völker sein werden, und dir selbst Gott mit ihnen ihr Gott.

Komm bald, Herr Jesu.
Sei uns gnädig, Herr.
Sei uns gnädig.

Herr, höre mein Gebet.
Und laß mein Schreien zu dir kommen.

Der Herr sei mit euch
und mit deinem Geist.
Laßt uns beten:

O Herr, der du nicht gesagt hast, daß in der Zeit der Heiden kein Kind Israels soll selig wer­den, sondern willst, daß allen Menschen geholfen werde, auch den Kindern, die in der Finster­nis der Verbannung gehen:
Gib deiner Kirche Geist und Licht und Kraft und Lust, Beständig­keit und Treue, deine Verlornen zu dir zu rufen und die lieben Schafe Israel zu dir zu bringen.
Um deiner ewigen Liebe und Erbarmung willen.
Amen.

Quelle: Wilhelm Löhe, Die Kirche in der Anbetung, Gesammelte Werke 7/2, Neuendettelsau: Freimund-Verlag 1960, S. 542f.

Hier der Text als pdf.

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