
Lesslie Newbigin (1909-1998) hatte im Januar 1986 auf der Tagung der Synode der Kirche von Südindien (CSI) mehrere Bibelarbeiten gehalten, in denen er in anschaulicher und eingängiger Weise den Synodalen seine Sicht von „Mission in der Nachfolge Christi“ vorstellte. Seine Ausführungen sind immer noch lesenswert:
Mission in der Nachfolge Christi
Von Lesslie Newbigin
Vorwort
Im Januar 1986 durfte ich auf der Tagung der Synode der Kirche von Südindien eine Ansprache und Bibelarbeiten halten zum Thema „Mission in der Nachfolge Christi“. Dem Moderator und anderen Amtsträgern der CSI möchte ich für die Ehre danken, die sie mir damit erwiesen haben, und für die kostbare Möglichkeit, mit meiner Frau Südindien als ihre Gäste noch einmal besuchen zu können.
Im folgenden werden die Ansprachen so wiedergegeben, wie sie in jenem bestimmten Kontext gehalten wurden. Die Tagung der Synode zeigte ebenso wie Besuche in anderen Teilen der Kirche etwas von der reichen Lebenskraft der Kirche von Südindien. Diese Lebenskraft äußert sich in lebhafter Verkündigung des Evangeliums ebenso wie in radikalen Bewegungen für soziale und politische Gerechtigkeit. Die Spannung zwischen diesen beiden Schwerpunkten in der Praxis der Mission Christi wurde in den Diskussionen auf der Synode offensichtlich. Mit meinen Ansprachen. habe ich versucht, ein Missionsverständnis vorzuschlagen, in dem diese Spannung schöpferisch sein kann statt zerstörerisch. Wieweit mir das gelungen ist, kann ich nicht beurteilen. Nachdem mir für diese Bibelarbeiten offiziell gedankt worden war, stand ein junger Synodaler auf und erhob Widerspruch. Seiner Ehrlichkeit und seinem Mut konnte ich nur Respekt zollen. Sie waren Ausdruck der Ernsthaftigkeit, mit der die jungen Leute dieser Kirche die hier diskutierten Sachfragen behandeln.
Ich danke dem Ökumenischen Rat der Kirchen dafür, daß er diese Bibelarbeiten weiteren Kreisen zugänglich machte und damit Gelegenheit gab, die Diskussion mit der – wie ich hoffe – gleichen Ernsthaftigkeit fortzuführen.
Selly Oak, Mai 1987 Lesslie Newbigin.
Mission in der Nachfolge Christi
Von Lesslie Newbigin
Nach dem Bericht des vierten Evangeliums sandte Jesus seine Jünger mit den Worten aus: „Gleich wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich Euch“ (Johannes 20, 21). Von daher müssen unsere Gedanken und unsere Erfüllung der Mission bestimmt sein; sie müssen auf seiner Mission gegründet sein und ihr entsprechen. Wir sind nicht befugt, es in irgendeiner anderen Art und Weise zu tun.
Was aber war und ist diese Art und Weise? Wie sandte der Vater den Sohn? Wir beginnen mit der Antwort auf diese Frage, indem wir uns dem „Anfang des Evangeliums“ bei Markus zuwenden.
Jesus kam nach Galiläa und predigte das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium! Als er aber am Galiläischen Meer entlang ging, sah er Simon und Andreas. Und Jesus sprach zu ihnen: Folgt mir nach; ich will Euch zu Menschenfischern machen! Sogleich verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach (Markus 1, 14 bis 18).
Hier setzt nun unsere Frage ein. Ich möchte Sie in diesem Bericht auf sechs Punkte aufmerksam machen.
1. Hier wird eine Tatsache angekündigt, nicht ein Programm in Gang gesetzt. Es ist nicht die Verkündigung einer Lehre. Es ist nicht der Aufruf zur moralischen oder religiösen Erneuerung. Es ist genaugenommen eine Sondermeldung. Es ist etwas passiert. Da gibt es einen neuen Sachverhalt, mit dem man rechnen muß. Das Reich, die Herrschaft Gottes, ist nahe herbeigekommen.
2. Die Ankündigung betrifft nichts, was wir „religiös“ nennen würden. In manchen unserer Zeitschriften wie „Time“ oder ,,Newsweek“ oder dem „Spiegel“ finden wir die Informationen sorgfältig eingeteilt: am Anfang steht ein großer Abschnitt über das „Weltgeschehen“, danach folgen eine Reihe kleinerer Rubriken. Da findet man dann gewöhnlich „Religion“ in einer kleinen Spalte zwischen „Kunst“ und „Sport“. Religion gilt dabei als eine Art von mehreren möglichen Freizeitbeschäftigungen. Diese unsere Ankündigung jedoch handelt nicht von „Religion“; hier geht es um „Weltgeschehen“. Es geht um die alleinige Herrschaft Gottes, deshalb geht es um das ganze Leben und die ganze Schöpfung. Man könnte es auch „kosmisches Geschehen“ nennen.
3. Aber inwiefern handelt es sich hier um eine neue Information? Daß Gott regiert, daß Gott König ist, das war für einen frommen Israeliten nichts Neues. [6] Dieser Tatbestand wurde in den Propheten und Psalmen in Israels Schriften schon immer gefeiert. Man könnte sagen, es war der Mittelpunkt ihres Glaubens. Was also ist neu? Es ist eben dieses: die Herrschaft Gottes, Gottes Königtum, ist nicht länger nur ein Lehrstück der Theologie; es ist nicht mehr etwas aus einer anderen Welt; es ist auch nicht mehr eine Sache ferner Zukunft. Es kommt jetzt auf Euch zu. Es ist jetzt gegenwärtige Wirklichkeit, der Ihr begegnet. Ihr müßt damit zurechtkommen, Ihr müßt Euch entscheiden. Jetzt müßt Ihr Euch stellen. Das ist die Neuigkeit.
4. Aber Ihr seht das Neue noch nicht, Ihr schaut in die falsche Richtung. Ihr müßt Euch umdrehen, ganz zur anderen Seite; das ist die wirkliche Bedeutung des griechischen Wortes metanoia, „Buße“.
Ich erinnere mich, daß ich einmal in der Diözese von Madras ein Dorf besuchte. Es gab keinen Weg in dieses Dorf; man erreichte es nach Überqueren eines Flusses, und das konnte man von Norden oder von Süden her tun. Die Gemeinde war davon ausgegangen, daß ich von Süden her käme, und sie hatten eine Begrüßung vorbereitet wie man es nur in einem indischen Dorf so erleben kann. Es gab Musik und Feuerwerk und Girlanden und Früchte und silumbum[1] – was immer man sich ausdenken kann.
Unglücklicherweise kam ich aber von Norden in das Dorf und wurde nur von ein paar Ziegen und Hühnern begrüßt. O weh! Ich mußte noch einmal verschwinden, während die versammelte Gemeinde informiert wurde, und das ganze Dorf bewegte sich nun auf die andere Seite, um mir entgegenzugehen. Danach konnte ich ordnungsgemäß erscheinen. Das bedeutet metanoia. In einer englischen Bibelübersetzung heißt es irreführend: „Wendet Euch von Euren Sünden ab“. Das gibt dem Ganzen den Anstrich eines traditionellen Aufrufs zur moralischen Erneuerung; Aber das ist nicht der springende Punkt. Da steht nichts von Sünden in dem Text. Sondern es geht darum: „Das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen, aber Ihr könnt es nicht sehen, weil Ihr in die falsche Richtung schaut. Ihr erwartet etwas Falsches. Was Ihr für ‚Gott‘ haltet, ist ja gar nicht Gott. Ihr müßt, wie Paulus sagt, Euch durch eine Erneuerung Eures Sinnes verändern. Ihr müßt eine totale geistige Revolution vornehmen; sonst wird Euch das Reich Gottes völlig verborgen bleiben.“
5. Der Ruf heißt also: Umkehren und an das Evangelium glauben – das heißt, die gute Nachricht glauben, die ich Euch erzähle, nämlich, daß die Herrschaft Gottes nahe herbeigekommen ist. Ihr werdet sie nicht sehen; aber es wird für Euch möglich sein, sie zu glauben. [7]
6. Aber dieses Glauben ist nicht schlicht eine Möglichkeit für jedermann. Es ist auch nicht etwas, das ich aus eigener Kraft tun kann; es muß von Ihm kommen. Er ergreift die Initiative. Er beruft, wen er will; Petrus, Andreas, Jakobus, Johannes. Er wählt aus. So hat Er es ihnen später gesagt: „Nicht Ihr habt mich erwählt, sondern ich habe Euch erwählt und bestimmt, daß Ihr hingeht und Frucht bringt“ (Johannes 15, 16). Sie sind erwählt und berufen, mit ihm zu kommen und so Werkzeuge zu werden; andere zum Glauben zu rufen an Gottes gegenwärtige Herrschaft, den Augen verborgen, aber gegenwärtig im Glauben an Jesus.
Hier also ist „der Anfang des Evangeliums“. Es ist die Sendung des Sohnes durch den Vater. Zunächst entsteht der Eindruck einer großen Begeisterung. Es ist wie eine „Volksbewegung“. Große Menschenmengen wollen Ihn hören. Aber schon bald werden sie verwirrt. Die Herrschaft Gottes scheint nicht zu kommen. Die römischen Soldaten patrouillieren immer noch durch die Straßen. Zöllner, Handlanger der Besatzungsmacht, beuten das Volk immer noch aus. Und Jesus befreundet sich gar mit ihnen und nimmt ihre Gastfreundschaft an. Wo also ist in alledem das Reich Gottes, die Herrschaft Gottes? Was ist das Reich Gottes überhaupt?
Jesus antwortet mit merkwürdigen Sprüchen, die wie Rätsel klingen: Das Reich Gottes. ist wie ein Senfkorn, wie ein Fischernetz, wie eine Perle, wie ein Gutsbesitzer mit seinen Knechten, wie dieses, wie jenes … Die Jünger beginnen ärgerlich zu werden. „Warum kannst Du nicht klar und verständlich mit uns reden? Wozu all diese Rätsel?“
Die Antwort Jesu ist schwer begreiflich.
Euch ist das Geheimnis des Reiches Gottes gegeben; denen aber draußen widerfährt es alles in Gleichnissen (oder „Rätseln“); damit sie es mit sehenden Augen sehen und doch nicht erkennen, und mit hörenden Ohren hören und doch nicht verstehen, damit sie sich nicht etwa bekehren und ihnen vergeben werde (Markus 4, 11 bis 12).
Das ist ein Zitat aus der schrecklichen Botschaft, die der Prophet Jesaja verkünden mußte (Jesaja 6, 9f.), und es ist erwähnenswert, daß diese Stelle im Neuen Testament öfter als jeder andere Text des Alten Testamentes zitiert wird. Es ist eine harte Rede, aber wir müssen ihr standhalten. Das Geheimnis des Reiches ist denen gegeben, die erwählt sind – erwählt nicht für sich selbst, sondern erwählt, um Geheimnisträger für andere zu sein. Aber es bleibt ein Geheimnis, ein Mysterium. Es ist für menschlichen Verstand und Bewußtsein nicht offen oder natürlich zugänglich. Im Gegenteil, es ist „Unsinn“ für die Vernünftigen und „Skandal“ für die Frommen (1. Korinther 1, 23). Nur Gott kann Herz und Sinnen einer Person zeigen, daß die Königsherrschaft Gottes in diesem schlichten Mann aus Nazareth gegenwärtig ist. Solch ein Glaube ist Gottesgabe und Berufung. [8]
Da sind nicht nur die Gleichnisse; da sind auch die Wunder, die in den drei ersten Evangelien „große Taten“ und im vierten Evangelium ,,Zeichen“ genannt werden. Machen sie denn nicht klar, daß die mächtige Kraft des Gottesreiches wirklich in Jesu Dienst gegenwärtig ist? Ja –und nein. Ja, denn als Johannes der Täufer sie fragen läßt „Bist Du, der da kommen soll oder sollen wir auf einen anderen warten?“ antwortet Jesus (wieder aus dem Alten Testament, Jesaja 35) mit einem Hinweis auf die großen Taten, die geschehen sind: Blinde sehen, Taube hören, Aussätzige werden rein … Aber dann fügt er hinzu „Und selig ist, wer sich nicht ärgert an mir“ (Lukas 7, 18 bis 23). Doch – nein! Diese ,,großen Taten“ sind kein unumstößlicher Beweis, daß das Reich Gottes da ist. Sie können auch mißverstanden werden. Sie können auch (und wurden es tatsächlich) als Werke des Teufels, der ebenfalls Macht hat, bezeichnet werden (Markus 3, 22).
Das vierte Evangelium unterstreicht die Tatsache, daß diese Zeichen sogar von den engsten Freunden Jesu nicht verstanden wurden. Das wird am ausführlichsten. in Kapitel 6 dargestellt. Da ist eine Menge hungriger Menschen Jesus stillt ihre Not und sättigt ihren Hunger. Natürlich sind sie außerordentlich erregt. Eine richtige „Volksbewegung“ beginnt sich zu entwickeln, will Jesus zum König machen (Johannes 6, 15). Jesus zieht sich sofort in die Einsamkeit zurück, um zu beten. Die Menge bleibt sich selbst überlassen. Am nächsten Tag sind sie natürlich wieder hungrig; und – wie selbstverständlich – machen sie sich auf die Suche nach Jesus. Als sie ihn finden, werfen sie ihm sein Verschwinden vor. Da wird Jesus sehr massiv zu ihnen.
Ihr habt das Brot gegessen, aber das Zeichen habt Ihr nicht gesehen. Nun seid Ihr wieder hungrig. Ihr habt nicht gesehen, daß das Brot als solches Eure Not nicht stillt. Nötig habt Ihr etwas, wofür das Brot nur das Zeichen ist. Allein das Brot, das vom Himmel kommt, kann alle menschliche Not endgültig stillen, die Gegenwart der Kraft Gottes hier und jetzt. Ich gab Euch das Zeichen, aber Ihr habt es nicht gesehen, und nun seid Ihr wieder hungrig. Ihr hättet den Sinn des Geheimnisses erkennen können, aber Ihr wart blind.
Es verwundert nicht. daß sich danach viele seiner Jünger von ihm abwandten und daß er auch die zwölf noch fragen mußte „wollt Ihr auch weggehen?“ (Johannes 6, 67).
Die Gegenwart der Herrschaft Gottes ist also nicht so klar, wie man wünschen möchte. Sie ist offenbar und doch verborgen. Da verfliegt dann die Begeisterung. Jesus wird immer einsamer. Sogar die erwählten zwölf werden unsicher. Wohl werden sie der Kern von etwas Neuem werden, nicht weil sie geistliche Vorbilder wären, sondern weil er sie zu diesem Zweck erwählt hat und ihre Treue erhalten will. Aber am Ende ist Jesus allein. Allein im Garten von Gethsemane betet er das [9] Gebet; das unser Thema ist: Dein Wille geschehe. Daran können wir lernen, was Mission in der Nachfolge Christi heißt
Und so geht er ans Kreuz. Das Kreuz ist beides, letztes Gleichnis und letzte ,,große Tat“. Es ist .der Ort, wo das Reich Gottes, seine Kraft und Weisheit, verborgen und offenbar zugleich ist. Für die, die berufen sind, seine Zeugen zu sein, wird es durch die Auferstehung offenbar werden; für die anderen bleibt es Unsinn und Skandal, eine blasphemische Karikatur vom Reiche Gottes. Wie kann jemand, der als Aufrührer und Ketzer gekreuzigt wurde, die Weisheit und die Kraft Gottes verkörpern?
Aber gerade dort auf Golgatha hat das Reich, die königliche Herrschaft Gottes, seinen entscheidenden Sieg über alle feindlichen Mächte errungen. Dort, um mit den Worten Jesu zu reden, wurde der Fürst dieser Welt ausgestoßen (Johannes 12, 32). Denn das Kreuz ist nicht eine Niederlage, die durch die Auferstehung ins Gegenteil verkehrt wurde; es ist ein Sieg, der (den erwählten Zeugen) durch die Auferstehung verkündet wurde. Und so sammelt der auferstandene Herr seine niedergeschlagenen und verzweifelten Jünger und sendet sie als Zeugen des Sieges seines Reiches, die Herrschaft Gottes darzustellen und zu verkündigen.
Nun gibt es drei verschiedene Versionen des Missionsbefehls: Apostelgeschichte 1, Johannes 20 und Matthäus 28. Wir werden uns in unseren Bibelarbeiten mit diesen drei Texten beschäftigen. Doch zunächst möchte ich vorschlagen, daß wir uns einigen Überlegungen zuwenden, die sich für unser Thema – Mission in der Nachfolge Christi – unmittelbar ergeben aus dem Bericht, dem wir bisher schon gefolgt sind.
Jesus ist das Reich
Der Inhalt der Botschaft Jesu war das Reich Gottes. Die gute Nachricht heißt, dieses Reich Gottes, diese unumschränkte Herrschaft Gottes ist jetzt da. Da ist das Evangelium.
Warum denn findet man in den Paulusbriefen und – aus diesem Grunde – in unseren heutigen evangelistischen Predigten so wenig vom Reich Gottes? Diese Frage schreit nach einer Antwort.
Im 19. Jahrhundert hat man Paulus gewöhnlich den Vorwurf gemacht, Jesus nicht richtig darzustellen. „Jesus“, so sagte man, „predigte das Reich Gottes, aber Paulus predigte eine Botschaft über Jesus. Wir müssen hinter Paulus zurück zur ursprünglichen Botschaft, und das ist die Botschaft vom Reich“. Aber dieses scheinbar einleuchtende Argument enthält einen verhängnisvollen Fehler. Es ist nämlich eigentlich eine Aufforderung zum Ausweichen vor der radikalen Umkehr, der metanoia, zu der Jesus ruft. [10]
Der Kernpunkt des Evangeliums ist das gekommene Reich Gottes, aber es war nun eben anders gekommen als die Menschen, und besonders die religiösen Menschen das erwartet hatten. Es ist Jesus, der als Mensch seinen Weg vom Stall in Bethlehem zum Kreuz auf Golgatha in Demut ging, der diese Gegenwart Reiches wirklich ist. Von daher können wir über Gottes Herrschaft nun nicht mehr einfach unsere eigenen Ideen entwickeln. Das ist nun nicht mehr eine Lehre oder ein Programm, das wir nach Gutdünken formen können. Das Reich Gottes, seine Königsherrschaft, hat nun ein menschliches Gesicht und einen menschlichen Namen – Name und Gesicht des Jesus von Nazareth. Wenn man nun einfach weiter nur über das Reich und nicht über Jesus reden wollte hätte man schlicht die Botschaft überhört. Und das hieße, man hätte die Umkehr nicht vollzogen.
Der liberale Protestantismus im Abendland des 19. Jahrhunderts hat das Reich Gottes vom Namen Jesu gelöst. Wohl konnte er noch beten Dein Reich komme“ aber das paßte kaum mehr zu dem alten Gebet „Maranatha: Komm Herr Jesus“. Und wenn wir uns die Missionsliteratur dieser liberalen Periode anschauen, kann man leicht erkennen, welche Ideologie sich hinter der Sprache über das Reich. Gottes verbirgt. Es war die Ideologie westlicher Zivilisation in ihrer Blütezeit, Ideologie eines zunehmenden Kapitalismus. Nicht der Name Jesu stand in seinem Mittelpunkt. Angestrebt wurde die weltweite Ausbreitung der sogenannten „modernen Zivilisation“, oder des – wenn es in der Kirche gepredigt wurde – „erfüllteren Lebens“. Im Zentrum stand nicht die persönliche Nachfolge Jesu, sondern die Segnungen der modernen Zivilisation mit allen ihren politischen Institutionen, ihrer Technologie und ihrem Wohlstand. Christen sprachen über den Bau des Reiches Gottes, als sei es unser Programm und nicht Gottes Herrschaft. Und wenn man nachfragte, was das denn heiße, stellte sich heraus, daß es kaum zu unterscheiden war von dem, was man im Abendland den Fortschritt zu nennen pflegte und was wir nach dem Zweiten Weltkrieg als Entwicklung zu bezeichnen uns angewöhnt haben.
Natürlich sind diese Ideen jetzt überholt. Aber es entstehen immer wieder neue Ideologien. Wenn wir das Reich Gottes vom Namen Jesu trennen; heißt das schlicht nichts anderes, als daß wir uns der Umkehr entziehen, zu der uns das Evangelium auffordert. Wir bleiben dabei, daß wir für die Erklärung Gottes und der Gottesherrschaft alle möglichen anderen Ausgangspunkte suchen als den einen, der uns in Jesus gegeben ist – sein Leben, sein Dienst, sein Tod und seine Auferstehung. Und wenn wir woanders suchen, landen wir nicht beim Evangelium, sondern bei einer Ideologie, einem Programm. Der westliche Kapitalismus hat seine Attraktion für die meisten von uns verloren, obwohl er bei vielen Predigern noch Fürsprecher findet. Aber wir haben die Ideologie des Kapitalismus als unvereinbar mit dem Evangelium entschieden zurückzuweisen. [11]
Den meisten von uns erscheint heute die Ideologie des Marxismus, rebellische Zwillingsschwester des Kapitalismus, viel attraktiver. Marxismus ist eine säkularisierte Form der biblischen Sicht von Geschichte, in der das Proletariat als das messianische Volk gesehen wird, als Träger von Sinn und Hoffnung für die Geschichte. Die Randgruppen, mit denen Jesus verkehrte, waren natürlich nicht das Proletariat im Sinne Marx. Denn zu ihnen gehörten auch Ausbeuter wie die Zöllner, und die Kranken, Blinden, Lahmen und Aussätzigen – und die nannte Marx das „Lumpenproletariat“, das in der Geschichte keine Rolle spielt. Aber in unserer gegenwärtigen Stimmungslage kann man sehr leicht „Dein Reich komme“ mit „Alle Macht dem Volke“ übersetzen. Damit aber tappen wir in dieselbe Falle wie unsere liberalen Großeltern. Kapitalismus und Marxismus sind Zwillingsprodukte der Glaubensflucht europäischer Intellektueller des 18. Jahrhunderts. Sie kehrten der christlichen Revolution den Rücken. Man machte sie zu einer Angelegenheit des Privatlebens und erhob einen völlig anderen Glauben zum öffentlichen Glauben, der das Bildungswesen, die Politik und die Wirtschaft bestimmen sollte. Und dieser Glaube war mehr eine Ideologie als ein Glaube. Denn er stellte Menschen in das Zentrum des Universums und erhob die autonome menschliche Vernunft zum alleinigen Maßstab und Motor menschlichen Fortschritts.
Kapitalismus und Marxismus sind also die Zwillingsprodukte dieses Glaubensabfalls. Wer Vorgänge und Beziehungen im menschlichen Bereich nur durch eine Einteilung der Menschen in Unterdrücker und· Unterdrückte vornehmen kann und dann die Unterdrückten zu Sinn und Hoffnungsträgern der Geschichte macht, übernimmt eindeutig marxistische Kategorien. Wir alle sind doch in der einen oder anderen Weise sowohl Unterdrücker wie Unterdrückte. Das Evangelium, die uns aufgetragene gute Nachricht, besagt doch, daß die in Jesus gegenwärtige Herrschaft Gottes uns alle zusammen zwar unter das Gericht stellt, aber daß wir damit gleichzeitig unter die Verheißung gestellt sind. Unter dem Kreuz gibt es niemand, der unschuldig wäre. Unter dem Kreuz wissen wir, daß wir allzumal schuldig sind und doch auch allzumal von der Vergebung, Liebe und Erlösung leben. Die gute Nachricht ist, daß wir frei geworden sind und daß aus dieser wirklich gegebenen Befreiung unsere eigenen Taten für Gerechtigkeit und Barmherzigkeit folgen.
Wenn man das Reich Gottes vom Namen Jesu trennt, ergeben sich zwei Entstellungen, aus denen dann tiefe Spaltungen im Leben der Kirche heute entstanden. Auf der einen Seite ist da eine Predigt vom Namen Jesu, nach der er lediglich die religiöse Erfahrung eines persönlichen Heils bringt. Diese Einstellung erspart aufwendigen Einsatz an den Stellen des öffentlichen Lebens, wo Satans Macht der Herrschaft Gottes widerstreitet und Männer und Frauen unter die Macht des Bösen bringt. Solche Predigt der billigen Gnade, des vermeintlichen persönlichen [12] Heils, das nichts vom Kreuz weiß, einer Gewissensberuhigung ohne Bindung an ernsthaften Einsatz um Gottes Willen in der Welt zu tun – diese Art der Predigt ist eine Verzerrung des Evangeliums. Es ist trügerisch, und wir müssen davor auf der Hut sein. Eine Predigt des persönlichen Heils, die die Hörer nicht· dazu bringt, sich den ungeheuerlichen Ungerechtigkeiten unserer heutigen Gesellschaft zu stellen, ist nicht Mission in der Nachfolge Christi. Sie ist wertlose, billige Gnade.
Auf der anderen Seite wird die Trennung des Namens Christi von der Botschaft vom Gottesreich leicht dazu führen, daß die Tätigkeit der Kirche angesichts der Mißstände in der Gesellschaft ein bloßer ideologischer Feldzug wird. Menschen werden eingeladen, ihr Vertrauen auf etwas zu setzen, das letztlich keine Erfüllung bringt. Sie werden mit falschen Erwartungen in die Irre geführt. Schlimmer noch, eigentlich liefert man sie dämonischen Mächten aus. Denn wo immer man ein bestimmtes politisches oder gesellschaftliches Programm mit dem Reich Gottes gleichsetzt, werden dessen Anhänger zu Opfern von Mächten, die sie nicht mehr kontrollieren können. Das wird sichtbar an jeder Revolution, von der Französischen Revolution vor zweihundert Jahren bis zu Ayatollah Khomenis Revolution heute.
Wer Jesus vom Reich trennt, wer also entweder Jesus ohne das Reich oder das Reich ohne Jesus predigt, begeht Verrat an unserer Generation und spaltet und zerstört die Kirche. Das ist das Evangelium: Daß in dem Menschen Jesus das Reich Gottes tatsächlich zu uns gekommen ist in Gericht und Segen. Es ist jetzt die Wirklichkeit, mit der wir zu tun haben – ob in unseren ganz privaten Andachten oder in unserem ganz öffentlichen Einsatz im Leben der Gesellschaft.
Jesus verkündet das Reich
In der Mission Jesu sehen wir sowohl die Gegenwart des Reiches als auch die Verkündigung des Reiches. Jesus selbst ist die Gegenwart des Reiches; aber er verkündet auch das Reich. Es ist wohl da, aber es muß auch verkündet werden. Wäre es nicht da, wäre die Verkündigung nur leeres Gerede.
Wie ist das Reich nun da? Sehen wir auf den ersten Missionsauftrag, den Jesus seinen Jüngern nach Matthäus 10 gibt. Zunächst ist da von Verkündigung gar nicht die Rede. Jesus rief die zwölf und gab ihnen Vollmacht zu heilen und unreine Geister auszutreiben (Matthäus 10, 1). Danach folgen die Namen der zwölf. Dann sendet. Jesus sie aus mit dem ausdrücklichen Auftrag: „Geht aber und predigt und sprecht: das Himmelreich ist nahe herbeigekommen“ (10, 7). Die Predigt ist also eindeutig die Auslegung der Heilung. Menschen werden geheilt. Warum? Nur weil [13] es gerade jemanden mit der Gabe der Heilung gibt? Das wäre wohl nichts Neues (vergleiche Lukas 11, 19). Nein! Heilung ist ein Zeichen, das über sich hinausweist, ein Zeichen; daß das Reich Gottes zu Euch gekommen ist. Die Predigt ist die Deutung des Geschehens. Wenn nichts geschehen ist, gibt es auch nichts zu deuten und die Predigt ist nur leeres Gerede – und das ist unsere ja so oft. Andererseits deuten Geschehnisse nicht sich selbst. Auch die wunderbarste Heilung, oder der hingebungsvollste Erweis von Freundlichkeit; oder das ausgezeichnetste Aktionsprogramm für Gerechtigkeit sagen für sich allein noch nicht aus, daß das Reich Gottes gekommen ist. Sie zeigen nicht von sich selbst auf etwas Größeres, dessen Zeichen sie sind. Sie sind kein Ersatz für den Namen des Einen, in dem das Reich Gottes tatsächlich zu uns gekommen ist; sie sind kein Ersatz für den Namen Jesu.
Also sind Worte ohne Taten eitel, und Taten ohne Worte stumm. Es ist doch töricht, sie gegeneinander auszuspielen. Es ist beispielsweise töricht zu sagen: „Worauf es ankommt ist, das Evangelium überall zu verkünden; alle anderen Unternehmen wie Schulen und Krankenhäuser und soziale Programme sind allenfalls Hilfsmittel und schlimmstenfalls unerheblich.“ Warum eigentlich sollten die Menschen unserer Predigt vom Kommen des Reiches Gottes in Jesus glauben, wenn sie an keinem Zeichen erkennen können, daß da wirklich etwas geschehen ist, und wenn es auch nicht die geringste Andeutung dafür gibt, daß Leiden und Unwissenheit und Grausamkeit und Ungerechtigkeit angegangen und überwunden werden können? Warum sollten sie unseren Worten glauben, wenn die nicht gedeckt sind durch etwas, was geschieht?
Andererseits ist es natürlich genauso töricht zu sagen: „Predigen ist Zeitverschwendung. Das kann man vergessen und sollte statt dessen sich den wirklichen menschlichen Problemen Armut, Ungerechtigkeit und Unterdrückung zuwenden.“ Das hieße die Torheit der Menschen wiederholen, die in der Wüste gespeist wurden. Das ist die Verwechslung des Zeichens mit der Sache, auf die es weist. Unsere besten Programme sind noch nicht das Reich Gottes; sie sind noch voll von menschlichem Stolz und Ehrgeiz – das sieht die Welt sehr leicht. Aber abgesehen von diesen offensichtlichen Widersprüchen wissen wir doch sicher, daß die Menschen eine größere und herrlichere Bestimmung haben als auch das beste unserer Programme anbieten kann. Für einen Hungernden erscheint eine gute Mahlzeit himmlisch; nach dem Essen weiß er, daß sie es nicht war. Wir wissen, daß unser wahres Leben jenseits unserer eigenen Reichweite liegt. Wir täuschen uns, wenn wir alle unsere Hoffnungen in Programme investieren, die nicht über den Horizont dieser Zeit hinausreichen, und wenn wir andere ebenfalls dazu auffordern.
Wenn man so redet, wird man leicht der Flucht aus der Wirklichkeit geziehen, aber tatsächlich ist es einfach sachgemäß, so zu reden. Auch die besten unserer Programme enthalten immer noch eine Fülle von Keimen ihrer eigenen Entstellung. [14] Nicht wir errichten das Reich Gottes. Das Reich, die Königsherrschaft wurden uns gegeben in dem leidenden Knecht, dem verwundeten Heiter, dem gekreuzigten Befreier. Das Reich Gottes ist vorhanden, und alle unsere Einsätze für Gerechtigkeit und Barmherzigkeit sind bestenfalls nur Zeichen, Wegweiser zur Hilfe für Menschen, die dadurch umkehren können zur Wirklichkeit dieses Reiches, um einen Vorgeschmack seiner befreienden Kraft zu erhalten und auf dem Weg zum Kreuze zu folgen. Darin finden sie Leben – ein Leben, das der Tod nicht mehr bedrohen kann.
Unsere Predigt bleibt leeres Geschwätz, wenn wir nicht mit unserem Einsatz dahinterstehen, wenn wir uns nicht einlassen mit den Mächten des Bösen, mit all den Mächten, die Menschen ihrer Menschlichkeit berauben, und wenn diese Predigt nicht andere Menschen aufruft, sich an diesem Einsatz zu teiligen und ihn sich etwas kosten zu lassen. Aber ebenso bleiben unsere Programme für Bildung, Gesundheit, Bekämpfung des Hungers, Fürsorge und Kampf für Gerechtigkeit und Frieden vergeblich, wenn sie nicht über sich selbst hinausweisen auf eine Wirklichkeit, die größer ist als sie – auf den großen Heiler, den großen Befreier, den Einen, der selbst das lebendige Brot ist. In sich selbst als Beitrag zur Lösung der Probleme einer Nation in der Welt sind unsere Programme nur ein Tropfen im Ozean. Zahlenmäßig sind sie bedeutungslos. Aber als Zeichen, die über sich hinausweisen; können sie sehr wohl Kräfte entfalten und Männer und Frauen zu dem geleiten, der die Kraft und die Weisheit Gottes ist.
Deswegen laßt uns um Gottes Willen uns nicht an diesem Spiel beteiligen, in dem man Worte und Taten gegeneinander ausspielt, das Predigen gegen den Einsatz für Gerechtigkeit und den Einsatz für Gerechtigkeit gegen die Predigt. Laßt uns auch nicht „Reich“ gegen „Kirche“ und „Kirche“ gegen „Reich“ setzen. Die Kirche ist kein Selbstzweck. „Gemeindeaufbau“ ist kein Selbstzweck. Kirche bleibt ihrem Ruf nur treu, wenn sie ein Zeichen ist, ein Werkzeug und ein Vorgeschmack des Reiches. Andererseits ist Reden vom Reich nur Ideologie, wenn es nicht gebunden ist an den Namen Jesu, in dem das Reich gegenwärtig ist, und wenn es nicht Menschen einlädt, diese Gegenwart zu erkennen, umzukehren und sich denen anzuschließen, die (aller ihrer Sünde zum Trotz) Jesus bekennen als den Einen, in dem Gottes Reich gegenwärtig ist, und ihn so zu ehren, ihm so zu dienen und so zu folgen suchen.
Mission ist keine Erfolgsgeschichte
Das bringt uns zum dritten Punkt, der kann kurz sein. Mission in der Nachfolge Christi will keine Erfolgsgeschichte sein in dem Sinne, wie die Welt Erfolg bewertet. Es gibt eine Erfolgsideologie, die zum Evangelium schlecht paßt. [15]
Während meiner Zeit als Bischof in Madras bekam ich etwa einmal im Monat, gewöhnlich aus der weiteren Umgebung von Texas, Briefe mit etwa folgendem Inhalt: „Lieber Bischof, wären Sie wohl so freundlich, dafür zu sorgen, daß ich in Ihrem Bistum eine Reihe von Erweckungsveranstaltungen durchführen kann, dann ist Ihre Kirche garantiert in zwei Wochen erweckt.“ Jetzt bin ich Pastor in einer kleinen Gemeinde in Birmingham und erhalte auf kostbarem Papier schön aufgemachtes Schrifttum mit dem Angebot zur Teilnahme an einer Schulung über eine Methode, mit deren Hilfe ich die Mitgliederzahl der Gemeinde in einem halben Jahr verdoppeln könne. Da möchte man sagen: „Wie schade, daß Jesus unter seinen Mitarbeitern keine Profis für Öffentlichkeitsarbeit hatte! Das hätte ihm die Kreuzigung erspart.“
So etwas ist alles andere als Mission in der Nachfolge Christi. Wir dürfen niemals vergessen, daß der Sieg des Evangeliums in seinem ersten und stärksten Kampf mit den Mächten dieser Welt, verkörpert durch die Macht des kaiserlichen Rom, nicht durch die Klugheit seiner Prediger und Theologen gewonnen wurde und gewiß nicht durch seine Programme für soziale Gerechtigkeit, sondern durch Blut der Märtyrer. Wir dürfen nicht vergessen, daß die bemerkenswertesten Beispiele starker christlicher Mission heute dort zu finden sind, wo Erfolg nach menschlichen Kategorien eigentlich nicht möglich ist: in der Sowjetunion, wo eine der mächtigsten Regierungen der Welt siebzig Jahre lang versucht hat, die Kirche zu zerstören und wo doch die bloße Wirklichkeit und Freude christlicher Heiligung immer wieder Menschen zum Glauben zieht; in China, wo die Kirche sich durch den Todeskampf der Kulturrevolution machtvoll gestärkt und erneuert erlebt; in Lateinamerika, wo das Blut zahlloser Märtyrer im Bezeugen des Evangeliums gegen grausame und ungerechte Diktaturen vergossen wurde.
Erfolg im Sinne zahlenmäßigen Wachstums engagierter Christen liegt nicht in unserer Hand. Es ist Sache des Heiligen Geistes, Menschen zum Glauben an Jesus zu rufen. Und der Geist tut das oft in einer so geheimnisvollen Weise, daß er sich jeder Möglichkeit unserer Manipulation oder gar unserem Begreifen entzieht. Von uns wird nur Treue erwartet, in Wort und Zeit, was immer es koste; sie wird sich zeigen im Einsatz für Wahrheit, für Gerechtigkeit, für Barmherzigkeit, für Zuwendung; sie wird sich erweisen, wenn wir den Namen Jesu zur rechten Zeit nennen, und wenn wir – bei gegebener Gelegenheit – mit ausdrücklichen Worten bezeugen, wer unser Gott ist und wem wir dienen. Es gibt Situationen, wo das Reden leicht fällt und das Tun schwer; es gibt Situationen, wo das Tun leicht fällt und das Reden schwer. Ob in Wort oder Tat, immer und überall ist unsere Treue erforderlich zu dem, der seinen Jüngern sagte „Gleichwie mich der Vater gesandt hat, so sende ich Euch“, und ihnen seine Hände und seine Seite zeigte. [16]
Die Frage nach dem Reich und die Zusage des Geistes
Die nun zusammengekommen waren, fragten ihn und sprachen: Herr, wirst Du in dieser Zeit wieder aufrichten das Reich für Israel? Er sprach aber zu ihnen: Es gebührt Euch nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht bestimmt hat; aber Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf Euch kommen wird und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und in Samarien und bis an das Ende der Erde (Apostelgeschichte 1, 6 bis 8).
Das ist die Form, in der Lukas uns den Missionsbefehl überliefert. Inzwischen hatten auch die Jünger die Überzeugung gewonnen, daß das Kreuz keine Niederlage gewesen war, sondern ein Sieg. In jener schrecklichen Woche hatte es zunächst geschienen, als sei die Botschaft vom Reich ein kolossaler Irrtum gewesen und. als hätten die alten Mächte, die die Welt schon Immer beherrscht hatten, immer noch die Zügel in der Hand. Jetzt aber wußten und glaubten sie, daß das nicht stimmt, daß der Tod mit all seiner Macht ein für allemal besiegt ist, daß Jesus König ist. Sie sind umgekehrt. Sie glauben.
Und so stellen sie die naheliegende Frage: Erleben wir also jetzt schon das Reich in Aktion? Jetzt bleibt es also nicht mehr im Verborgenen? Wir dürfen doch jetzt gewiß erwarten, daß aller Welt klar gemacht wird: Die alte Verheißung ist erfüllt und Jahwe ist wirklich König und Herr über alles. Ja, diese Frage liegt nahe.
Jesus gibt eine doppelte Antwort: eine Warnung und ein Versprechen. Da ist vor allem die Warnung „Es gebührt Euch nicht zu wissen …“ Ganz einfach, das Reich ist Gottes Reich: Es ist nicht Euer Programm. Ich bin oft gefragt worden: „Sind Sie optimistisch oder pessimistisch im Blick auf die Zukunft des Evangeliums in Indien?“ Wenn man hundertmal die gleiche Frage gestellt bekommt, entwickelt man· so eine Art Standardantwort. Meine Standardantwort ist: „Ich glaube an die Auferstehung Jesu, deshalb stellt sich diese Frage für mich nicht.“ Das Evangelium ist die Meldung eines Geschehens – die Gegenwart des Reiches Gottes in Jesus. Bei einem Geschehen aber stellt sich die Frage nach Optimismus oder Pessimismus gar nicht erst. Im Blick auf ein Programm kann man optimistisch oder pessimistisch sein, aber angesichts eines Geschehens muß man anders fragen: „Glaubst Du das oder glaubst Du es nicht?“ Wenn Du glaubst, stellt sich die andere Frage gar nicht erst.
Wir brauchen diese Warnung. Wir sind dauernd in der Versuchung, die Sache des Evangeliums so anzusehen, als sei es ein Programm, angesichts dessen wir optimistisch oder pessimistisch sein könnten. In England sind die Kirchen in der Defensive, [17] und wir sind immer in der Versuchung, sie mit den Augen der Welt zu sehen. Für die Medien ist Christentum eine „gute Sache“, die Unterstützung braucht und zusammenbrechen wird, wenn sich nicht mehr genügend Leute zu ihrer Unterstützung finden. Seltsamerweise verfallen auch Christen dieser absurden Denkweise. Wo Kirchen sehr viel „erfolgreicher“ sind und wo der Optimismus mehr zuhause ist als der Pessimismus, begegnet man dem gleichen grundlegenden Irrtum. Dabei denke ich an eine Art Schrifttum, das von gewissen Missions- und „Gemeindeaufbau“-Gesellschaften herausgegeben wird. Es vermittelt den Eindruck, die Mission der Kirche sei eine Werbekampagne, wie sie etwa auch Ford oder Mercedes durchführen könnten. Wir brauchen nur entsprechendes Geld und Menschenmaterial auf einem bestimmten Gebiet einzusetzen und die richtige Verkaufstechnik anwenden, und schon haben wir die entsprechenden Erfolge. Und ein guter Geschäftsmann ist natürlich immer optimistisch!
Wir brauchen die Warnung. Gottes Reich ist ganz schlicht die Herrschaft Gottes; es ist nicht unser Programm. Es geht doch gar nicht um Optimismus oder Pessimismus; es geht um Glaube oder Unglaube.
Aber da gibt es auch das Versprechen. Beachten Sie bitte, daß es ein Versprechen ist und kein Befehl. Es heißt nicht „Ihr müßt gehen und Zeugen sein; sondern es heißt „Der Heilige Geist wird kommen, und Ihr werdet Zeugen sein“. Zwischen diesen beiden Verständnissen gibt es einen gewaltigen Unterschied.
Sie können jetzt fragen „Wie verhält sich denn die Zusage zu der Frage?“ Die Frage betraf doch das Reich; die Zusage betrifft den Geist. Inwiefern ist die Zusage eine Antwort auf die Frage? Einfach deshalb, weil der Geist der Vorgeschmack, das Pfand, das „arrabon“ des Reiches ist. Dieses Wort „arrabon“, das Paulus mehrfach zur Bezeichnung des Geistes braucht, ist interessant. Im klassischen Griechisch scheint es nicht gerade gebräuchlich gewesen zu sein, aber im Geschäftsleben war es der gängige Begriff für die Bezeichnung einer Vorauszahlung, mit der man seine Absicht bekundete, die volle Summe zum entsprechenden Zeitpunkt zu zahlen. Ich habe gehört, daß man im Arabischen in den Basaren von Kairo bis heute ein ähnliches Wort gebraucht. Wenn ein Mann sich einen Anzug machen läßt und Stoff und Zuschnitt festgelegt sind, wird er im allgemeinen eine Vorauszahlung leisten als Nachweis seiner Kaufabsicht und seiner Zahlungsfähigkeit bei der Fertigstellung des Anzuges. Dieses „arrabon“ ist wirkliches bares Geld. Es ist nicht nur ein Schuldschein oder ein Wechsel. Der Empfänger kann damit eine Mahlzeit oder ein Getränk bezahlen. Aber es ist nicht die ganze Summe. Es enthält sozusagen die Zusage, die Versicherung eines noch ausstehenden größeren Geldbetrages. Es ist Geld, das der Empfänger einerseits schon hat und dessen Rest er andererseits noch erwarten darf. [18]
Der Heilige Geist ist das „arrabon“ des Reiches. Er ist nicht nur eine mündliche Zusage. Er ist hier und jetzt eine wirkliche Gabe, ein wirklicher Vorgeschmack der Freude, der Freiheit, der Gerechtigkeit, der Heiligkeit vom Gottesreich. Er ist jetzt voll und ganz da. Aber es gehört zu seiner Besonderheit, daß er die Zusage für etwas viel Größeres in sich trägt, das kommen wird und auf das wir uns freuen können und das uns voller Hoffnung in Bewegung setzt auf die größere Wirklichkeit hin, die vor uns liegt. Und er ist es auch, der die Kirche zur Zeugin für das Reich macht. Dieses Zeugnis ist in seinem Wesen nicht eine Aufgabe, die der Kirche auferlegt ist; es ist eine Gabe, die der Kirche anvertraut ist. Es ist Pfingsten im Überfluß.
Es leuchtet unmittelbar ein, daß sich hier ein Gleichklang mit vielen anderen Aussagen des Neuen Testamentes findet. In den synoptischen Evangelien sagt Jesus seinen Jüngern, sie sollten sich nicht vorher sorgen über das, was sie in möglichen Gerichtsverhandlungen auszusagen hätten, „denn Ihr seid nicht, die da reden, sondern der Heilige Geist“ (Markus 13, 11). Im gleichen Zusammenhang der Zurückweisung und Verfolgung wird dieses gleiche Versprechen den Jüngern auch nach der Überlieferung des Johannes gegeben. Nach der Warnung Jesu, sie würden genauso gehaßt werden, wie er gehaßt wurde, fährt er fort: „Wenn aber der Tröster (oder der Anwalt; griechisch: Paraklet) kommen wird, den ich Euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird Zeugnis geben von mir. Und auch ihr seid meine Zeugen, denn ihr seid von Anfang an bei mir gewesen“ (Johannes 15, 26f.). Im folgenden Kapitel werden wir auf den gleichen Anwalt hingewiesen, der hier der Anwalt der verfolgten Kirche ist, er wird aber ebenfalls der Ankläger sein der Welt, die jetzt noch angreift; er wird der Welt die Augen auftun über die Sünde und über die Gerechtigkeit und über das Gesicht (Johannes 16, 7 bis 10). Ich wiederhole, das ist keine Aufgabe, die der Kirche auferlegt ist, sondern eine Zusage, die ihr gegeben ist.
Es ist wichtig, sich auch den Hintergrund des Alten Testamentes für solches Reden ins Gedächtnis zu rufen. Nach Deuterojesaja, dem Exilspropheten, spricht Gott die ausgesiedelten und unterdrückten Kinder Israels folgendermaßen an:
„Es soll doch hervortreten das blinde Volk, das doch Augen hat, und die Tauben, die doch Ohren haben! Alle Nationen sollen zusammenkommen und die Völker sich versammeln. Wer ist unter ihnen, der dies verkündigen kann und uns hören lassen, was früher geweissagt wurde? Sie sollen ihre Zeugen aufstellen und beweisen, so wird man’s hören und sagen: Es ist die Wahrheit. Ihr seid meine Zeugen, spricht der Herr, und mein Knecht, den ich erwählt habe, damit Ihr wißt und mir glaubt und erkennt, daß ich es bin. Vor mir ist kein Gott gemacht, so wird auch nach mir keiner sein. Ich, ich bin der Herr, außer mir ist kein Heiland“ (Jesaja 43, 8 bis 11). [19]
Hier wird deutlich, daß Gott die unterdrückten Israeliten nicht dazu aufruft, irgendwelche Befreiungskampagnen zu unternehmen. Er selbst, der Herr in seiner Macht, behält sich das Handeln vor, und sie werden Zeugen sein, die den Nationen Seine Taten klarmachen. Hier finden wir den Hintergrund für die Zusage „Ihr werdet meine Zeugen sein.“ Die Kirche wird nicht aufgerufen, ein Programm zu entwickeln. Die befreiende Gegenwart des Geistes wird die Kirche zu einer Zeugin machen für die kraftvollen Taten des lebendigen Gottes, der allein König ist.
In seinem vielbeachteten Buch „The Missionary Nature of the Church“ hat der holländische Theologe Johannes Blauw einen Gegensatz gesehen zwischen dem, was er die „zentripetale“ Missiologie des Alten Testamentes und die „zentrifugale“ Missiologie des Neuen Testamentes nennt. Nach seiner Darstellung sehen wir im Alten Testament Jahwe selbst alle Völker einladen zum wahren Gottesdienst im Zion, während das Neue Testament uns den Herrn zeigt, der seine Jünger von Zion aussendet, um alle Völker zu Jüngern zu machen. Nach meinem Gefühl ist das ein irreführender Gegensatz. Sicher werden die Jünger ausgesandt, und doch will Gott selbst der Heilige Geist; die Völker dazu bringen, den König zu verehren. Die Jünger sind Zeugen; es handelt allein der große Gott, der Heilige Geist.
Daß das so ist, habe ich zunehmend selbst erfahren. Als ich ein junger Missionar war in Kanncheepuram (Indien), habe ich wohl ziemlich fleißig gepredigt, besucht, mit Hindulehrern diskutiert und ziemlich alles getan, was ein Missionar tun sollte. Und ich stellte fest, daß Menschen zu Christus fanden, bekehrt und getauft wurden. Aber ich entdeckte auch sehr bald, daß das in keiner erkennbaren Beziehung zu meinen Aktivitäten stand. Wenn man sich einmal näher danach erkundigte, wie gerade dieser oder jener Mensch zum Glauben an Christus gekommen war, dann kamen bei der Geschichte eine ganze Reihe von Punkten heraus, von denen ich keine Ahnung hatte. Genauso erlebte ich es oft, daß ich von einem Dorf um christliche Unterweisung gebeten wurde. Wenn ich dann wie gewöhnlich herauszufinden suchte, was hinter einer solchen Einladung stand, entdeckte ich immer wieder, daß der Geist die Herzen der Menschen in dem Dorf auf mancherlei und unterschiedliche Weise bewegt hatte und sie dazu brachte, weiter zu fragen.
Ich erinnere mich besonders an einen Fall, wo ich in einer der Industrievorstädte von Madras eine Konfirmation zu halten hatte. Als ich mit den Konfirmanden plauderte, stellte ich fest, daß über die Hälfte von ihnen erst in den letzten Wochen getauft worden war. Der Pastor erzählte mir dann, daß in dieser Gegend mit viel Schwerindustrie in den letzten achtzehn Monaten vierzig Erwachsenentaufen stattgefunden hatten. Ich fragte ihn, ob er diese Leute wohl bitten könnte, mir etwas darüber aufzuschreiben, wie jeder von ihnen den Weg zu Christus gefunden hat. Nicht lange danach konnte ich alle ihre Geschichten lesen. Dabei fiel mir auf, daß nicht nur jede einzelne Geschichte sich von den anderen unterschied, sondern daß [20] auch innerhalb jeder einzelnen Geschichte ganz unterschiedliche Erfahrungen durch lange Jahre hindurch erkennbar wurden. Ein Gespräch mit einem Kumpel am Arbeitsplatz, ein Krankenbesuch eines christlichen Freundes, Lektüre eines Traktates oder eines Abschnittes des Evangeliums, stumme Gesten der Freundlichkeit in einer schwierigen Zeit, eine Predigt, ein erhörtes Gebet, oder – sehr oft – ein Traum oder eine Vision. Das alles war nicht in ein Schema zu bringen. Die Strategie (falls das der richtige Ausdruck dafür ist) lag nicht in der Hand von Menschen.
Aber eins war ihnen allen gemeinsam: Sie kannten eine glaubende, betende, feiernde Gemeinde, deren Mitglieder sich intensiv um das Alltagsleben in ihrer Nachbarschaft kümmerten. Diese vielen unterschiedlichen Ereignisse hatten dort ihr Zentrum. Dort wurden die Menschen, deren Leben auf so unterschiedliche Weise berührt worden war, zum Fragen gebracht, was denn die Quelle dieser Ausstrahlungskraft sei. Das war kein von Menschen ausgedachtes Missionsprogramm. Es war das Werk des Geistes, dessen Gegenwart im Leben der Gemeinde ausstrahlte auf die ganze Umgebung durch das glaubenerfüllte Reden und Tun ihrer Mitglieder.
Diese Erfahrungen stehen im Einklang mit dem, was ich in der Schrift lese, und lassen mich behaupten, daß Mission falsch verstanden ist, wenn man sie vorwiegend als eine Aufgabe ansieht, die wir zu erledigen hätten. Mission ist vor allem das Werk des Geistes, das Weiterwirken von Pfingsten.
Das wird uns schon im Bericht der Apostelgeschichte bestätigt. Die erste christliche Predigt wurde nicht deshalb gehalten, weil die Apostel entschieden hätten, jetzt Mission zu treiben, sondern da war auf einmal eine neue Wirklichkeit so greifbar geworden, daß die Leute angelaufen kamen und fragten, was da los sei. Tatsächlich sind die großen christlichen Predigten in der Apostelgeschichte Antworten auf Fragen, nicht jedoch von der Kirche ausgehende Missionsaktivität. Da gibt es ein Ereignis; die Menschen fragen nach seiner Bedeutung; die Kirche muß das erläutern, und diese Erläuterung sieht dann so aus, daß die Geschichte von Jesus erzählt wird. Es ist also nicht so, daß die Kirche eine Mission hätte und der Geist helfe lediglich bei ihrer Ausführung mit. Es ist vielmehr so, daß der Geist der aktive Missionar ist und die Kirche (wo sie treu ist) der Ort, wo der Geist dann das Werk des Geistes vollenden kann.
Oder ist das nicht etwa ein auffallender Sachverhalt, daß Paulus in allen seinen Briefen an die Kirchen ihnen niemals die Pflicht zum Evangelisieren dringlich macht? An vielen Punkten kann er seine Leser tadeln, erinnern, ermahnen an ihre Treue zu Christus. Aber nirgendwo steht, daß er sie mahnt, evangelistisch tätig zu werden. Für sich selbst weiß er, daß er vom Evangelium nicht schweigen kann. „Wehe mir, wenn ich nicht predige“, sagt er. Er steht unter einem inneren Zwang; [21] die Liebe Christi drängt ihn. Aber er legt diesen Drang nicht auf die Gewissen seiner Leser. Mit anderen Worten: Mission ist Evangelium und nicht Gesetz; es ist das Überfließen einer großen Gabe, nicht das Ableisten einer großen Last. Es ist die Erfüllung einer Zusage: „Ihr werdet meine Zeugen sein, wenn der Heilige Geist auf Euch kommt“.
Ich denke, daß unsere Mission in einer sehr guten und sehr ausdrucksvollen Weise dargestellt werden kann in einer Erfahrung, die uns vertraut ist, die wir das Leben in Indien kennen. Wer einmal in Erfüllung seiner pastoralen Aufgabe in ein fernes Dorf gehen muß, wird sehr früh am Morgen losgehen, um nicht in der Hitze des Tages marschieren zu müssen. Manchmal geschieht es sogar, daß wir noch in völliger Finsternis aufbrechen; und vielleicht gehen wir dann in Richtung Westen, so daß wir auch am Horizont kein Licht sehen und alles um uns dunkel ist. Aber auf unserem Wege begegnen uns Menschen, die in der entgegengesetzten Richtung unterwegs sind. Auf ihren Gesichtern wird man wenigstens einen ganz schwachen Schein erkennen. Halten wir an und fragen sie, „woher kommt dieses Licht?“, werden sie uns schlicht zum Umdrehen auffordern (zur „Umkehr“) und nach Osten zu sehen. Ein neuer Tag bricht an, das Licht, das wir sahen, war nichts als der schwache Widerschein auf den Gesichtern derer, die darauf zugingen. Sie besaßen das Licht nicht; das Licht war ihnen gegeben. Die Kirche ist die Gemeinschaft derer, die in eine andere Richtung gehen als die Mehrheit. Hinter sich den Tod, vor sich das Leben, sieht man auf ihrem Angesicht den ersten Lichtschein des neuen Tages. Dieses Licht ist ihr Zeugnis.
Bibelarbeit auf der Tagung der Synode der Kirche von Südindien (CSI) im Januar 1986.
Übersetzt von Gerhard Koslowsky
Quelle: Lesslie Newbigin, Mission in der Nachfolge Christi. Bibelarbeiten, Weltmission heute Nr. 4, hrsg. vom Evangelischen Missionswerk, Hamburg 1988, Seiten 5-21.
[1] Aufführung eines südindischen Kriegstanzes bei feierlichen Gelegenheiten