
Die Martin-Luther-Kirche in Vöhringen und die fehlende Lutherstatue
Am 15. Juli 1934 wurde in Vöhringen/Iller das evangelische Kirchengebäude feierlich eingeweiht. Dass das Kirchengebäude durch Beschluss des Kirchenvorstandes „Lutherkirche“ heißen sollte, hängt maßgeblich mit dem Luther-Jubiläum vom November 1933 (450. Geburtstag Martin Luthers) zusammen, wo nationalprotestantische Professoren, nationalsozialistische Politiker und deutsch-christliche Kirchenführer gemeinsam ein völkisches Lutherbild propagiert hatten.

Ein Bauvorhaben kam jedoch nicht zum Abschluss. Über dem Eingangsportal an der Westseite sollte eine zwei Meter hohe Luther-Statue im Mauerwerk verankert werden (ähnlich wie an der Martin-Luther-Kirche in Ulm aus dem Jahr 1928). Der Ulmer Bildhauer (und Holzschnitzer) Gottlieb Kottmann, Vorstand der 1919 gegründeten Ulmer Künstlergilde, hatte dazu ein Gipsmodell der Lutherstatue sowie eine Gipsplatte der Westfront mit der vorgesehenen Statue im Maßstab von 1:50 (datiert auf den 8. Januar 1934) angefertigt. Auf dem Sockel sollte folgendes Lutherzitat stehen: „Für meine lieben Deutschen bin ich geboren, ihnen will ich dienen!“

Über den Künstler Gottlieb Kottmann findet sich in einem englischsprachigen Buch folgende Notiz: „Gottlieb Kottmann, an expert woodcarver and a member of the Nazi Brown-Shirted SA, was one of the many Germans enamored by Hitler. In 1933 he presented Hitler with a wood carving of a mare horse with her foal. The mare is a heavily built Belgian work horse. She has a shock of hair over her forehead which uncannily resembles Adolph Hitler. Reputedly, the mare was Hitler.“