Winfried Kretschmann hat sich seiner schon angenommen im Deutschlandfunk in der Reihe „Luther aufs Maul geschaut“: „Nur wer entscheidet, existiert!“ Und auch in einem Nachruf auf den verstorbenen Playmobil-Chef, Horst Brandstätter in der Berliner Zeitung heißt es abschließend: „Es gibt ein Luther-Zitat, das gut zu Brandstätters Leben passt: ‚Nur wer entscheidet, existiert.'“
Nun weiß man ja , dass der Apfelbäumchenendzeitpflanzspruch nicht aus dem Munde Luthers stammt, sondern in Deutschland während des Zweiten Weltkriegs zum ersten Mal aufgekommen ist (vgl. dazu , 2. erweiterte Auflage, Berlin 2016). Und auch der Entscheidungsexistenzspruch verdankt sich einem philosophischen Dezisionismus bzw. Existentialismus des 20. Jahrhunderts. Wer Luthers De servo arbitrio (Von der Unfreiheit des Willens) kennt, weiß, dass die Verherrlichung eigener Entscheidungen nicht aus dem Munde Luthers kommen kann. Aber dafür muss Martin Luther eben herhalten: Für die Selbstbestätigung des protestantischen Bürgertums mit aller selbstbezüglicher Freiheitsliebe. Luthers Apfelbäumchen?: Ein Kapitel deutscher Mentalitätsgeschichte seit dem Zweiten Weltkrieg