„Ich armer, stinkender Madensack“ – Martin Luthers unappetitliche Erinnerung in Sachen Reformationsjubiläum 2017

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„Ich armer, stinkender Madensack“ – Martin Luthers unappetitliche Erinnerung in Sachen Reformationsjubiläum 2017

Bevor nun 2017 allerorts protestantisch „geluthert“ wird, eine Ermahnung Martin Luthers aus seiner Schrift Eine treue Vermahnung an alle Christen, sich zu hüten vor Aufruhr und Empörung von 1522 in eigener Sache:

„Höre und lass es dir sagen: Zuerst bitte ich, man wolle meinen Namen weglassen und sich nicht lutherisch, sondern Christ nennen. Was ist Luther? Die Lehre ist doch nicht von mir. Ich bin auch für niemanden gekreuzigt worden. Der heilige Pau­lus wollte es 1. Kor. 3,4 auch nicht, dass die Christen sich nach Paulus oder Petrus nannten, sondern Christen. Wie käme denn ich armer, stinkender Madensack dazu, dass man die Kinder Christi nach meinem heillosen Namen nennen sollte? So nicht, liebe Freunde. Lasst uns die Parteinamen ablegen und uns Chri­sten nennen nach dem, dessen Lehre wir haben. Die Papisten haben mit Recht einen Parteinamen. Ihnen genügt die Lehre Christi und sein Name nicht. Sie wollen päpstlich sein. Also laß sie päpstlich sein, denn der Papst ist ihr Meister. Ich bin für niemanden Meister und will es nicht sein. Ich habe zusam­men mit der Gemeinde die eine gemeinsame Lehre Christi, der allein unser Meister ist, Matth. 23,8.“ (WA 8, 645, 4-16)

Schon Heinz Zahrnt hatte 1967 in seinem Beitrag „Was ist geblieben von Martin Luther? 450 Jahre nach dem Beginn der Reformation“ in der Wochenzeitung DIE ZEIT auf diese Worte Luthers Bezug genommen und dazu geschrieben: „Mit diesen Worten hat Luther selbst uns eine Regieanweisung erteilt, wie wir das Reformationsjubiläum zu begehen haben. Wir haben nicht Luther zu feiern – Luther, das religiöse Genie, Luther, den Vorkämpfer für moderne Geistesfreiheit, Luther, den ewigen Deutschen, Luther, den Schöpfer der deutschen Schriftsprache, Luther, den Kirchenvater –, sondern wir haben uns durch Luther selbst von der Person an die Sache verweisen zu lassen, um die es Luther gegangen ist.“ Ob Zahrnt in seinem Artikel selbst die Sache getroffen hat, um die es Luther gegangen ist, mag dahingestellt bleiben.

Hier mein Text als pdf.

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