Johannes Evangelista Goßner (1773-1858) und die Gossner Evangelical Lutheran Church in Chotanagpur and Assam (GELC). Wie ein vormaliger katholischer Priester aus Bayerisch-Schwaben zum Namensgeber einer Kirche in Indien wurde.

Die Gossner Evangelical Lutheran Church in Chotanagpur and Assam zählt über 500.000 Mitglieder in Nordostindien, vorwiegend kastenlose Adivasi. Diese Kirche geht auf das Werk der Missionare Emil Satz, August Brandt, Friedrich Basch and Theodore Yankey zurück, die 1845 von Johannes Evangelista Goßner (1773-1858), dem damaligen Pfarrer der böhmisch-lutherischen Bethlehemsgemeinde in Berlin, ausgesandt worden sind. Goßner stammt aus Hausen/Waldstetten bei Ichenhausen westlich von Augsburg und war ursprünglich katholischer Priester, unter anderem von 1798 bis 1801 Kaplan bei Johann Michael Feneberg in Seeg im Allgäu. Namenspatrone spielen eine Rolle. Folgerichtig wurde zum 150. Todesjahr von Goßner von 3. bis 4. März 2008 von der Gossner Evangelical Lutheran Church in Ranchi ein Gossner Jubilee Seminar organisiert, wo Goßners Lebensweg vorgestellt worden ist.

Über die Geschichte der Gossner Evangelical Lutheran Church in Chotanagpur and Assam schreibt Peter Vethanayagamony, Professor an der Lutheran School of Theology in Chicago Folgendes:

Gossner Evangelisch-Lutherische Kirche (GELC)

Von Peter Vethanayagamony

Die GELC ist eine der größten und am weitesten verbreiteten lutherischen Kirchen in Indien. Ihre Ursprünge lassen sich bis ins Jahr 1845 zurückverfolgen, als die Evangelische Missionsgesellschaft Johannes Gossner in Deutschland vier Missionare entsandte: Emil Satz, August Brandt, Fredrick Basch und Theodore Yankey. Diese vier Missionare, die hauptsächlich Landwirte und Handwerker und keine Theologen waren, trafen in Kalkutta ein. In Kalkutta kamen sie in Kontakt mit einigen Straßenarbeitern, die von den Ureinwohnern abstammten und als „Kols“ bekannt waren. Sie waren entschlossen, ihnen in ihre Heimat in Chota Nagpur zu folgen. Als sie 1845 in Ranchi ankamen, errichteten sie dort einen Stützpunkt und ernährten sich von der Landwirtschaft. Nach anfänglichen Enttäuschungen bekehrten sich 1850 einige wenige. Die Missionsarbeit begann unter den Kols, die in die Provinz Assam eingewandert waren. Die Arbeit wurde unter zehn Sprachgruppen fortgesetzt. Bis 1984 zählte die Kirche 336.524 getaufte Mitglieder.

Nach einer Periode sehr langsamen Wachstums blühte das Luthertum unter den Stämmen der Orans und Mundas durch eine groß angelegte Konversion zum Luthertum auf. Vor allem nach der Sepoy-Meuterei (1857) nahmen immer mehr Menschen das Christentum an, so dass bis 1900 eine Gemeinde von 100.000 Menschen entstand. Das Christentum brachte ein „Gefühl der Befreiung von vielen Faktoren, die in jenen Tagen wirksam waren, einschließlich der Ausbeutung und Unterdrückung, die sie unter den Grundherren und Königen ertragen mussten“. Das schnelle Wachstum verlief nicht ohne Schwierigkeiten. Ein Konflikt, der im Jahr 1869 unter den Missionaren ausbrach, spaltete die Mission in zwei Teile. Einige von ihnen schlossen sich der anglikanischen Kirche an und unterbrachen so die Arbeit. Eine weitere Störung der Arbeit trat auf, als die belgische römisch-katholische Mission nach Ranchi kam. Eine Reihe von lutherischen Adivasi (Ureinwohnern) konvertierten zum römisch-katholischen Glauben, da sie umfangreiche materielle Vorteile erhielten. Trotz der Verluste für das Luthertum florierte die Gossner Kirche.

Während der durch den Ersten Weltkrieg ausgelösten Krise, als alle deutschen Missionare deportiert wurden und sich keine anderen lutherischen Missionen meldeten, um ihren Platz einzunehmen, wurde die Kirche umstrukturiert und den Menschen vor Ort übergeben, was am 10. Juli 1919 zur Gründung der ersten vollständig selbstverwalteten und eigentumsberechtigten Kirche führte, der Gossner Evangelischen Kirche. Für die Verwaltung ihrer Angelegenheiten wurde ein Zentralausschuss eingesetzt. Pastoren und andere Mitarbeiter machten trotz finanzieller Entbehrungen weiter. Trotz anglikanischer Angebote, die finanzielle Verantwortung zu übernehmen, drückten die indischen Gossner-Führer ihren festen Willen aus, konfessionell lutherische Christen zu bleiben, die gelernt hatten, das zu geben, was ihnen zur Verfügung stand – Reis. In vielen christlichen Haushalten wird jedes Mal, wenn eine Mahlzeit gekocht wird, eine Handvoll Reis beiseite gelegt. Der Reis, der während der Woche gesammelt wird, wird zum Altar gebracht. Diese aufopferungsvolle Spende unterstützte die Kirche in diesen entscheidenden Jahren. Die deutschen Missionare konnten 1925 zurückkehren, doch ihr Dienst gilt einer autonomen Kirche. Im Jahr 1928 gab sich die Kirche eine Verfassung und Pfarrer Hanukk Datto Lakra wurde ihr erster Präsident.

Die Zusammensetzung der verschiedenen Stammes- und Sprachgruppen hat seit 1935 zu Unruhen und Spannungen geführt. Zeitweise wurde die Kirche fast bis zur Spaltung getrieben, insbesondere in den 1950er Jahren. Diese Spannungen und Konflikte betrafen glücklicherweise meist nur die oberste Führungsebene und einige wenige Kirchengemeinden. Das Leben in den meisten Kirchengemeinden verlief ruhig. Dies ist sowohl die Stärke als auch die Schwäche der GELC.

Die GELC hat fünf Diözesen, die von einem Bischof geleitet werden. Ranchi, Jharkand (ehemals Bihar), ist der Hauptsitz und ein Dekan leitet die Gemeinde. Der Schwerpunkt dieser Kirche liegt in Chotanagpur, Assam, dem Gebiet um Ranchi. Gegenwärtig hat sie rund 500.000 Gemeindemitglieder, die sich auf 1687 Pastorate in den Bundesstaaten Jharkhand, Bihar, Madhya Pradesh, Chattisgarh, Orissa, Assam und Haryana sowie in Großstädten wie Delhi, Kolkata usw. verteilen. Sie ist auch in den nordöstlichen Bundesstaaten vertreten. Die Frauen und Jugendlichen in der Kirche spielen eine wichtige Rolle bei der Durchführung von Hilfs- und Aufklärungsprogrammen, insbesondere während der Bhopal-Gastragödie und des Zyklons in Orissa. Die GELC ist nach wie vor eine von Laien geführte Kirche. Der größte Teil der Gemeindearbeit und der Evangelisation wird von Katecheten und weiblichen Mitarbeitern geleistet.

https://archive.is/20120906075803/http://www.lutheranforum.org/extras/the-lutheran- churches-of-india/

Gossner Evangelical Lutheran Church (GELC)

The GELC is one of the largest and most widespread Lutheran churches in India. Its origins can be traced back to 1845 when the Johannes Gossner Evangelical Missionary Society in Germany sent four missionaries, Emil Satz, August Brandt, Fredrick Basch, and Theodore Yankey. These four missionaries, who were chiefly farmers and artisans rather than theologians, arrrived in Calcutta. In Calcutta they came into contact with some street laborers of aboriginal origin, known as “Kols.” They had resolved to follow them to their native habitat in Chota Nagpur. Arriving in Ranchi in 1845 they established a base there and supported themselves by farming. After much initial frustration a few converts were made in 1850. Missionary work was begun among Kols people who migrated to the province of Assam. Work was carried on among ten language groups. By 1984 the church had 336,524 baptized members.

After a period of very slow growth, Lutheranism thrived among the Orans and Mundas tribes due to a large-scale conversion to Lutheranism. Particularly after the Sepoy Mutiny (1857), the people began to embrace Christianity in increasing numbers, so that by 1900 a community of 100,000 had arisen. Christianity brought a “sense of liberation from many factors operative in those days, including the exploitation and oppression they endured under the landlords and kings.” The fast growth did not happen without difficulties. A conflict that broke out among the missionaries in the 1869 divided the mission in two. Some of them joined the Anglican Church, thus interrupting the work. Further disturbance to the work came when the Belgian Roman Catholic Mission came to Ranchi. A number of Lutheran adivasi (aboriginal) converts embraced Roman Catholicism because of the extensive material benefits extended to them. Despite the losses to Lutheranism, the Gossner church thrived.

During the crisis created by World War I, when all German missionaries were deported and no other Lutheran missions came forward to take their place, the church was restructured and given to local people, leading to the birth of first fully self-governing and property-owning church on July 10, 1919, the Gossner Evangelical Church. A central committee was set up to administer its affairs. Pastors and other workers carried on in spite of financial privation. Despite Anglican offers to assume financial responsibility, Indian Gossner leaders expressed their staunch desire to remain confessionally Lutheran Christians learned to give what was available to them—rice. In many Christian homes, a handful of rice is set aside each time a meal is cooked. The rice collected during the week is brought to the altar. This sacrificial giving sustained the church during those crucial years. German missionaries were able to return in 1925, but their service is to an autonomous church. In 1928 the church framed its constitution and Rev. Hanukk Datto Lakra became its first president.

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Logo der GELC

The composition of different tribal and language people groups has caused strife and tension since 1935. At times the church was pushed almost to the point of division, especially in the 1950s. These tensions and conflict, fortunately, affected mostly only the top-level leadership and a few congregations. Life in most of the parishes went on quietly. This is both the strength and weakness of the GELC.

The GELC has five dioceses headed by a bishop. Ranchi, Jharkand (formerly Bihar) is the headquarters and a dean heads its congregation. The main concentration of this church is Chotanagpur, Assam, the area surrounding Ranchi. At present it has around 500,000 congregational members spread over 1687 pastorates in the states of Jharkhand, Bihar, Madhya Pradesh, Chattisgarh, Orissa, Assam, and Haryana, and the major cities like Delhi, Kolkata, etc. It has a presence in the northeastern states as well. The women and youth in the church play a vital role in conducting relief and awareness programs, especially during the Bhopal gas tragedy and the cyclone in Orissa. The GELC continues to be a lay-driven church. Most of the parish work and evangelism is carried out by catechists and women workers.

5 Kommentare

  1. Dear Sirs /Madam,

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    In Christ Jesus !
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    E-mail: gmtsource@hotmail.com

    1. I forwarded your request to my father in law, who is the former chairperson of the Naga Mission Society located in Dimapur. He may know suitable translators.

      In Christ#

      Jochen Teuffel

  2. Hi I am the great great grand daughter of Augustus Brandt one of the 4 founding missionaries of the Ranchi Church. unfortunately i don’t speak any German so i can’t work out where this essay fits in.
    I have a letter from Augustus and his wife to his daughters when they were sent back to Germany. i am trying to find out the name of Augustus‘ wife. she was the widow of Theodore Yankey. he must have dies soon after they arrived in Ranchi. if you are able to suggest any ways I could find this out I would be very grateful
    Sue Sifa

  3. The name of the wife of missionary August Brandt was Henrietta. It was traced out from the Baptism Register at Ranchi, Jharkhand, India.

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