Karl Barth, Die Autorität und Bedeutung der Bibel (1947): „Es ist selbstverständlich, dass ein ehrlicher Kommentar auch der Bibel keine andere Absicht haben kann, als die biblischen Texte aufs neue zum Sprechen zu bringen. Und es ist ebenso selbstverständlich, dass er dem Text dabei in seinem ganzen Umfang und also Wort für Wort zu seinem Recht zu verhelfen hat: ‚biblizistisch‘ in diesem Sinn ist alle rechte Exegese. Aber nun wollen die biblischen Texte nicht als historisch-literarische ‚Quelle‘ irgendwelcher Erkenntnisse, sondern als gemeindebegründende und gemeinderegierende Zeugnisse von Gottes Wort verstanden sein. Eben zur rechten Auslegung dieser Texte gehört also das Achten auf Gottes Wort, von dem sie einer entstehenden oder schon bestehenden Gemeinde und durch diese der Welt Kenntnis geben wollen. Zur rechten Auslegung dieser Texte gehört also dies, dass der Ausleger in der Lage ist, sich mindestens hypothetisch an den Ort der diese Texte vernehmenden Gemeinde zu versetzen.“

Die Autorität und Bedeutung der Bibel[1] Von Karl Barth I. Ein Satz über «die Autorität und Bedeutung der Bibel» ist … Mehr

Karl Barth, Der Schrift gehorsam. Offener Brief in Sachen Frauenordination (1932): „Was findet man denn, wenn man in der Bibel überhaupt in dieser Weise Systeme allgemeiner Wahrheit, paragraphierte Gesetze für gestern, heute und morgen, für sich selbst und jedermann gefunden zu haben meint? Wirklich die Gebote Gottes? Und nicht tatsächlich doch bloß eine in die Bibel hineingetragene, höchst eigene, vielleicht sehr respektable, sehr erwägenswerte, aber doch menschliche Idee von Lebensgestaltung? Ist uns die Schrift dazu gegeben? Lassen wir sie so wirklich den Meister sein, dem wir gehorsam sind? Müsste nicht alle Beachtung und alle Verkündigung der immer konkreten Weisungen der Schrift darauf zielen, uns (wir können doch dem Worte Gottes nur dienen, wir können uns doch seiner nicht bemächtigen wollen!) zum Hören dessen zu erziehen, was Gott durch diese Weisungen uns in der Zeit unserer Not und in der Not unserer Zeit sagen will? Dürfen wir das, was Gott uns sagen will auf Grund dessen, was wir uns an Hand einer Anzahl von uns selbst ausgewählter Bibelstellen selbst gesagt haben, vorwegnehmen? Ist Gott nicht auch und gerade indem er durch die Schrift mit uns redet, ein freier und freibleibender Gebieter? Sind seine Gedanken nicht immer wieder höher als unsere Gedanken, auch als unsere noch so wohlerwogenen Schriftgedanken?“

Der Schrift gehorsam. Offener Brief in Sachen Frauenordination an den Herausgeber der Reformierten Kirchenzeitung, Herrn Pastor D. Wilhelm Kolfhaus in … Mehr