Manès Sperber, Bis ans Ende aller Tage? (1979): „Ich bin ein europäischer Jude, der jeden Augenblick dessen bewusst bleibt, ein Überlebender zu sein, und der nie die Jahre vergisst, in denen ein Jude zu sein ein todeswürdiges Verbrechen gewesen ist. Selbst in jenen Jahren habe ich, Freund vieler Freunde, die Juden und Nichtjuden zwischen ihnen nie unterschieden; jeder war mir in seiner Weise gleich lieb. Und das ist so geblieben. Auch als Nichtjude wäre ich nie ein Antisemit gewesen, dann ich bin unfähig, Feindschaft gegen ein Volk oder eine Rasse zu empfinden.“

Bis ans Ende aller Tage? Von Manès Sperber In einer frühen Phase seines Werdens erfährt ein jegli­cher, daß er ein … Mehr

Manès Sperber, Mein Judesein (1979): „Ich fühle mich keineswegs verpflichtet zu allem, was die Eigenen tun, ja zu sagen, sondern eher im Gegenteil dazu berechtigt, schärfer als sonst alles zu kritisieren, was bei ihnen ungerecht, unwürdig, zu anspruchsvoll oder opportunistisch und daher unecht sein kann. Solche Strenge habe ich selbst erfahren und sie mir ohne Zögern zu eigen gemacht. Jedoch hat es seither Jahre gegeben, da Jude sein unentrinnbares Leiden bedeutete und ein unaufhörliches Mitleiden; es blieb keine Strenge, sondern nur ein winziger Rest von Zuversicht zurück und der Wille zum Widerstand, doch zumeist keine Möglichkeit, ihn zu leisten.“

Mein Judesein Von Manès Sperber I Ich schreibe diese Zeilen mitten in der Stadt, deren Na­men ich als Kleinkind im … Mehr