Jacques Gernet, Sprache, Mathematik, Rationalität. Kategorien oder Funktionen in Bezug auf China und unsere alten Traditionen (2007): „Das Chinesische – hier ist insbesondere die Sprache gemeint, die bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts zur Ausdrucksform philosophischen Denkens diente, die sich aber im Prinzip nicht von der gesprochenen Sprache unterscheidet – ist frei von jeglicher Flexion, und die ‚Wörter‘, semantische Einheiten, die jeweils durch ein eigenständiges Schriftzeichen dargestellt werden, können sehr häufig unterschiedliche grammatische Funktionen übernehmen. Im Allgemeinen bestimmt die Stellung der Wörter im Satz ihre Bedeutung und Funktion sowie ihre Beziehung zu anderen in parallelen Ausdrücken. Die Schrift in regulärer Form, das Einfügen der Zeichen in gleichmäßige Quadrate und die Isolation jedes einzelnen Zeichens sind an sich schon Ausdruck der Eigenart der Sprache. Im Chinesischen ist daher nicht von Redekategorien die Rede.

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Jacques Gernet, Denken und Sprache (Christus kam bis nach China, 1984): „Im Chinesischen gab es kein Verb für Existenz, nichts, mit dem sich die Begriffe ‹Sein› oder ‹Wesen› übersetzen ließen, die im Griechischen so bequem mit dem Substantiv ousia oder dem neutralen to on ausgedrückt werden. So gibt es für die Chinesen auch kein Sein als ewige und beständige Realität jenseits der Phänomene. Sprachliche Struktur und Formen haben offenbar das chinesische und das abendländische Denken in je verschiedene Richtungen gelenkt und geistige und religiöse Traditionen entstehen lassen, die sich zu zwei voneinander unabhängigen Welten gefügt haben.“

Der Schlussabschnitt von Jacques Gernets Christus kam bis nach China. Eine erste Begegnung und ihr Scheitern (im Original Chine et … Mehr