Reinhold Schneiders Sonett ‚In Deiner Gegenwart‘ (1938): „Wenn wir von Deiner Gegenwart erbeben / Und täglich in Dein Licht hinüberschwinden, / Dass Du der Dritte bist, wo zwei sich finden, / Und ihrer Liebe innerlichstes Leben“

In Deiner Gegenwart

Wenn wir von Deiner Gegenwart erbeben
Und täglich in Dein Licht hinüberschwinden,
Dass Du der Dritte bist, wo zwei sich finden,
Und ihrer Liebe innerlichstes Leben,

Dann wird die Welt sich ihrer Sucht begeben
Und ihren Schmerz und ihre Not verwinden,
Ein heilig Fluten wird die Herzen binden,
wenn Du der Weinstock bist und wir die Reben.

Lass mich zum Kreuz auf allen Wegen dringen,
das Du im Glücke wie im Gram verschlossen,
und lass mich sterben und durchglühe mich!

Du willst die Welt und sie will Dich umschlingen,
bis über jede Stirn Dein Licht ergossen
und alle Liebe Heilig ist durch Dich.

(1938)

Quelle: Reinhold Schneider, Die Sonette von Leben und Zeit, dem Glauben und der Geschichte, Köln und Olten: Jakob Hegner, 1955, S. 170.

Hier der Text als pdf.

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