Verantwortung D. Martin Luthers auf das Büchlein wider die räuberischen und mörderischen Bauern, getan am Pfingsttage im Jahre 1525: „Mir als einem Prediger gebührt nicht, mit dem Schwert zu fechten und das Unrecht zu strafen, sondern das Wort zu treiben und zu führen, welches mein Schwert ist. Was ich denn bisher getan, habe sie allenthalben vermahnt, ihren Untertanen Billigkeit zu erzeigen. Tun sie es aber nicht und handeln mit ihnen unbillig und unrecht, gedenke daran, dass sie ihren Herrn und Richter haben werden. Diese Barmherzigkeit ist man ihnen schuldig, wie ich denn auch getan habe und noch stets tue, daß man sie zuerst ermahne und freundlich unterweise, sie möchten von ihrem bösen Vornehmen abstehen, sie auch bedrohe und ihnen (die Gefahr für) ihre Seligkeit eröffne und endlich Gott fleißig für sie bitte, wie wir getan haben.“

Verantwortung D. Martin Luthers auf das Büchlein wider die räuberischen und mörderischen Bauern, getan am Pfingsttage im Jahre 1525[1]

Es sind etliche unnütze Schwätzer, die legen mir mein Schreiben, gegen die Bauern gerichtet[2], sehr übel aus deshalb, weil ich (darin) rate und auffordere, man solle sie ohne Scheu erschlagen und morden, wie man kann und mag, wenn man sie nur umbringe. Auch haben viele fromme Herzen daneben einen Zweifel deswegen, dieweil ich vorher stets Barmherzigkeit und Liebe, beiden. Freunden und Feinden, zu erzeigen aus der Schrift gelehrt habe und nun Totschlagen und Morden billige und befehle. Diesen beiden Parteien gebe ich kurz diese Antwort:

Wer ein Mörder ist, der flieht vor dem Schwert und scheut die Gewalt, läßt sie unangetastet und ist im Vergleich zu einem Aufrührer noch rechtschaffen. Ein Aufrührer aber greift der Gewalt nach dem Kopf und nach dem Schwert, dasselbe anders als Gott es eingesetzt und verordnet hat zu mißbrauchen; bringt auch nicht einen Mörder, sondern hunderttausend mit sich. Ein Aufrührer ist nicht ein Mörder oder noch nicht (einmal) so »rechtschaffen« wie ein Mörder; denn ein Straßenräuber oder Mörder greift nur ein Stück an, nicht das Haupt, bekennt auch die Obrigkeit und flieht sie, auf daß er nicht (von ihr) gestraft werde. Ein Aufrührer will nun gegen das Haupt an und die Obrigkeit unterdrücken, wie denn im Aufruhr viel schändlicher Laster mehr geschehen, die da unzählig sind.

Weil nun im Aufruhr das Haupt und die Obrigkeit angegriffen wird, so sind die Untertanen verpflichtet, ihren Herren beizustehen; denn ein jeglicher Knecht ist schuldig, seinen Herrn zu schützen, wenn er in Gefahr steht. Wenn ihn z.B. einer mit einem Schwert überfällt, so soll der Knecht auch nicht warten, bis ihm der Herr zu wehren und zuzuschlagen befehle, sondern ohne Scheu dreinschlagen und den Herrn schützen, wenn er auch das Leben dabei zusetzen müßte. Denn das Haupt meines Herrn soll ich, wie einem frommen Knecht zusteht, verteidigen und erretten. Wo aber nicht das Haupt meines Herrn, sondern ein Teil, wie seine Güter und Habe, angegriffen würde, hier soll ich stille stehen und es nicht eher verteidigen, mein Herr befehle mirs denn, der ja die Gewalt darüber hat.

Deshalb ist ein jeglicher verpflichtet und schuldig, sein Haupt, die Obrigkeit zu beschützen und derselben beizustehen. Welcher nun einen solchen Aufrührer sieht, soll ein Schwert nehmen und um Erhaltung seiner Obrigkeit willen denselben totschlagen; denn darin tut er recht und dasjenige, was ihm zusteht, und kurzum: (es muß) der erste beste und freie Hals und Leib drangesetzt (werden), damit ein solch Feuer ausgelöscht werde. Dies alles billigt und bestätigt Christus selbst, daß es in der Welt so sein muß, um die Obrigkeit zu erhalten, da er vor Pilatus Joh. 18, 36 sagte: »Mein Reich ist nicht von dieser Welt; wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, daß ich den Juden nicht überantwortet würde« usw. Auch wer sich einem solchen Aufrührer anschließt, solch sein Vornehmen lobt und billigt, soll auch mit gleicher Strafe gestraft werden.

Daß man aber sagt, ich heuchele den Fürsten und Herren; ja sage immerhin: Was frage ich danach? Mir als einem Prediger gebührt nicht, mit dem Schwert zu fechten und das Unrecht zu strafen, sondern das Wort zu treiben und zu führen, welches mein Schwert ist. Was ich denn bisher getan, habe sie allenthalben vermahnt, ihren Untertanen Billigkeit zu erzeigen. Tun sie es aber nicht und handeln mit ihnen unbillig und unrecht, gedenke daran, daß sie ihren Herrn und Richter haben werden. Diese Barmherzigkeit ist man ihnen schuldig, wie ich denn auch getan habe und noch stets tue, daß man sie zuerst ermahne und freundlich unterweise, sie möchten von ihrem bösen Vornehmen abstehen, sie auch bedrohe und ihnen (die Gefahr für) ihre Seligkeit eröffne und endlich Gott fleißig für sie bitte, wie wir getan haben.

Welche nun diese Barmherzigkeit nicht erkennen und annehmen wollen, sondern forthin auf ihrem unsinnigen tollen Kopf bestehen, müssen wir fahren und in der Unbarmherzigkeit bleiben lassen. Denn soll man die ganze Welt durch ihr Toben und Wüten verheeren, schänden und lästern lassen? Betrachte es bei dir selbst, ob es recht sei.

Dünkt dichs nun zu viel und zu hart zu sein, so halt dein Maul stille. Ich muß hier die Gewissen aufrichten und diejenigen, welche für die Obrigkeit fechten und sie in Schutz nehmen, rechtfertigen, daß sie dazu ein gut Fug und Recht haben. Denn solche aufrührerischen Buben sind vor Gott und der Welt verdammt, auch in des Kaisers Acht. Wohlan, mehr kann ich nicht dazu (tun), allein daß ich mit Mund und Feder wehre. Dennoch stehen meine Junker auf, die das Evangelium predigen sollten und richten nichts andres an, als daß sie solch Feuer aufblasen und das arme elende Volk in Verdammnis Leibes und der Seele führen. Denn kurzum: »Wer das Schwert nimmt, soll durchs Schwert umkommen« (Matth. 26, 52). Denn ihnen ist das Schwert nicht befohlen, deshalb wird es auch so ausgehen, wie ich geschrieben habe.

Dies sei denjenigen zu einem Unterricht und Bescheid gesagt, welche eines guten Herzens sind. Nach den Klüglingen frage ich nicht viel, die mich erst lehren wollen, wie ich schreiben soll. Ich will wohl vor ihnen (bestehen) bleiben, ob ich auch nicht mit dem Schwert gegen sie streite. Ich weiß noch wohl eine andre Kunst gegen sie zu üben, die da stärker, kräftiger und sicherer ist, welche Mose und Aaron gebraucht haben (4. Mose 16, 22 ff.), nämlich da sie beteten, so daß sich das Erdreich auftat und ihre Feinde verschlang usw.

Weitere Unterrichtung in dieser Sache findest du in einem besonderen Büchlein.[3]

WA 17/1, 265–267.


[1] Schlussteil der Pfingstpredigt Luthers vom 4. Juni 1525.

[2] Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der [andern] Bauern (1525), WA 18, 357–361.

[3] Ein Sendbrief von dem harten Büchlein wider die Bauern (1525), WA 18, 384–401.

Hier der Text als pdf.

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