Ernst Bloch und das Kukuckszitat in Sachen Musik „praeludium vitae aeternae, ut a corporeis ad incorporea transeamus“
Auch die Großen in der Philosophie können sich beim Zitieren der noch Größeren vergreifen. In seiner Eulogie auf die Musik im zweiten Band von Das Prinzip Hoffnung (S. 975) schiebt Ernst Bloch Augustinus folgendes Zitat bezüglich der irdischen Musik unter: „praeludium vitae aeternae, ut a corporeis ad incorporea transeamus“ (De musica VI, 2).
Eingangs von Augustins De musica VI, 2 heißt es jedoch nur: „Quamobrem tu, cum quo mihi nunc ratio est, familiaris meus, ut a corporeis ad incorporea transeamus, responde, si videtur, cum istum versum pronuntiamus >Deus creator omnium<, istos quatuor iambos, quibus constat, et tempora duodecim ubinam esse arbitreris, id est in sono tantum, qui auditur, an etiam in sensu audientis, qui ad aures pertinet, an in actu etiam pronuntiantis, an, quia notus versus est, in memoria quoque nostra hos numeros esse fatendum est?“
Auf Deutsch: „Damit wir aber nun vom Körperlichen zum Unkörperlichen übergehen: Antworte mir, sofern es dir recht ist, mein Freund, mit dem ich gemeinsam nachdenke! Wenn wir den Vers »Deus creator omnium« vortragen: Wo befinden sich deiner Meinung nach dann die vier Jamben, aus denen er besteht, bzw. die zwölf Zeiten? D. h.: Müssen wir deiner Meinung nach annehmen, daß diese Rhythmen nur im Klang sind, der gehört wird, oder auch in der auf die Ohren gerichteten Sinneswahrnehmung des Hörenden oder auch in der Tätigkeit des Vortragenden oder, da der Vers ja bekannt ist, auch in unserem Gedächtnis?“
Also findet sich für die schöne Sentenz „musica est praeludium vitae aeternae“ doch keine namhafte Autorschaft.
Ähnliches lässt sich wohl auch für die Sätze sagen „liturgia est praeludium vitae aeternae“ bzw. „Die Liturgie ist das Vorspiel des ewigen Lebens, sie ist der Anfang der himmlischen Harmonie, die einst vollkommen erklingen wird“, die beide Wilhelm Löhe zugeschrieben werden.