„Komm in unsre stolze Welt“ (EG 428) in seiner ursprünglichen Fassung als Adventslied
Hans Graf von Lehndorff hatte seinen Vortrag Vom Sinn der Barmherzigkeit in der modernen Welt zum hundertjährigen Jubiläum des Diakonissenmutterhauses Sarepta in Bethel im März 1969 mit folgenden Worten beschlossen:
„Vielleicht findet menschliche Barmherzigkeit auch heute ihren höchsten Ausdruck dort, wo wir mit machtlosen Händen bei dem Leidenden ausharren und gegen allen Augenschein darauf vertrauen, daß Gottes Barmherzigkeit ihr Werk an ihm bereits begonnen hat. Ich schließe mit einem kleinen neuzeitlichen Adventslied:
1. Komm in unsere stolze Welt, Herr, mit deiner Liebe Werben.
Überwinde Macht und Geld, daß die Völker nicht verderben.
Wende Haß und Feindessinn auf den Weg zum Frieden hin!
2. Komm in unser reiches Land, Herr, in deiner Armut Blöße,
daß von Geiz und Unverstand willig unser Herz sich löse.
Schaff aus unserm Überfluß Rettung dem, der hungern muß!
3. Komm in unsere laute Stadt, Herr, mit deines Schweigens Mitte,
daß, wer keinen Mut mehr hat, sich von dir die Kraft erbitte,
für den Weg durch Lärm und Streit hin zu deiner Ewigkeit.
4. Komm in unser festes Haus, der du nackt und ungeborgen.
Mach ein leichtes Zelt daraus, das uns deckt kaum bis zum Morgen;
denn wer sicher wohnt, vergißt, daß nur unterwegs er ist.
5. Komm in unser dunkles Herz, Herr, mit deines Lichtes Fülle,
daß nicht Hochmut, Angst und Schmerz deine Wahrheit uns verhülle,
die auch noch in tiefer Nacht Menschenleben herrlich macht.
Der Wortlaut des Gedichts weicht an manchen Stellen von dem Gesangbuchlied EG 428 ab:
- Komm in unsre stolze Welt,
Herr, mit deiner Liebe Werben.
Überwinde Macht und Geld,
lass die Völker nicht verderben.
Wende Hass und Feindessinn
auf den Weg des Friedens hin. - Komm in unser reiches Land,
der du Arme liebst und Schwache,
dass von Geiz und Unverstand
unser Menschenherz erwache.
Schaff aus unserm Überfluss
Rettung dem, der hungern muss. - Komm in unsre laute Stadt,
Herr, mit deines Schweigens Mitte,
dass, wer keinen Mut mehr hat,
sich von dir die Kraft erbitte
für den Weg durch Lärm und Streit
hin zu deiner Ewigkeit. - Komm in unser festes Haus,
der du nackt und ungeborgen.
Mach ein leichtes Zelt daraus,
das uns deckt kaum bis zum Morgen;
denn wer sicher wohnt, vergisst,
dass er auf dem Weg noch ist. - Komm in unser dunkles Herz,
Herr, mit deines Lichtes Fülle;
dass nicht Neid, Angst, Not und Schmerz
deine Wahrheit uns verhülle,
die auch noch in tiefer Nacht
Menschenleben herrlich macht.
Quelle: Hans Graf von Lehndorff, Vom Sinn der Barmherzigkeit in der modernen Welt, in: Bethel. Beiträge aus der Arbeit der v. Bodelschwinghschen Anstalten in Bethel bei Bielefeld Heft 5 (Juli 1969), 12–26. 25f.