Christian Möller, Joseph Wittig – ein (fast) vergessener Schlesier: „Es ist ein Unglück, das sich vor allem in der protestantischen Theologie ausgeprägt hat, dass das Leben Jesu historisiert und die biblischen Texte in die Abständigkeit abgeschoben werden und die Christologie in dogmatischer Richtigkeit konserviert wird, während darüber das Leben Jesu verloren geht, das durch Wort und Sakrament immer wieder neu gestiftet wird in Schlesien und anderswo. Der Glaube verliert seine Vollmacht, wenn Menschen sich nicht mehr selber als Söhne und Töchter Gottes zu verstehen wissen.“

Joseph Wittig – ein (fast) vergessener Schlesier

Von Christian Möller

1. Joseph Wittigwer war das?

Er stammt aus einem sehr einfachen Elternhaus, das von der mystischen Frömmigkeit Schlesiens geprägt war. Aus Anlaß seines 70. Geburtstages am 22. Januar 1949 schrieb Wittig als ein in die Lüneburger Heide Ver­triebener für die Westdeutsche Rundschau:

„Ich habe in meiner Kindheit und Jugendzeit viel an Wegrändern gesessen und viel über Leben und Tod nachge­dacht, hab meinem ersten religiösen Buche den Titel ge­geben: „Herrgottswissen von Wegrain und Straße“, woraus die Menschen erkennen sollten, daß ich mein Wissen nicht aus der Schule habe, und an einem solchen Wegrain fiel mir auch der Titel meines seinem Inhalt nach größten und wich­tigsten Werkes ein: ‚Leben Jesu in Palästina, Schlesien und anderswo‘. Der Heimatboden war meine Bibel, auch mein Neues Testament, vielleicht das dritte Testament, das Gott unserem Volke gegeben hat zum Zeichen, dass er ein drittes Mal begonnen hat, sein Volk zu lieben. Und einmal habe ich auch gesagt, daß ich wohl einmal an einem Wegrain sterben werde. Im letzten Sommer, den ich noch in meiner Heimat verleben durfte, fanden mich vorübergehende Leute schlafend an einem Wegrand liegen. Sie weckten mich und fragten, ob ich hier eingeschlafen sei, meinten wohl, ich sei an diesem Wegrand verstorben. Ich tastete nach der Uhr, sie war noch da; und ich ging dann fröhlich nach meinem Hause. Es war frühmorgens nach Sonnenaufgang. Ich hatte an den marianischen Wallfahrtsort Albendorf gehen wollen. Jetzt trauern die Wege daheim, da ich nur noch die Wege der niedersächsischen Forsten beschreiten kann.“

Und er setzt dann fort:

„Ich weiß von dem unersättlichen wissenschaftlichen Ver­langen nach immer tieferem Wissen; ich bin allem Forschen nachgegangen. Ich weiß um die modernste Theologie, er­kenne aber jetzt, daß unser Heil in unserem Ursprung und in der Rückkehr zu ihm liegt. Die primitivste Theologie meiner Eltern, wie sie auf der Ofenbank saßen und ihr Abend­gebet sprachen, das ist die rechte Theologie.“

Auf die Frage, was denn nun dem Heimatlosen in der Fremde noch bleibe, antwortet Wittig: „Die Heimat in Gott“.

Schon in der Volksschule von Schlegel wird die Bega­bung des kleinen Buben von einem Priester erkannt, der ihm dazu verhilft, den Priesterberuf zu ergreifen, woran bei der Armut der Familie eigentlich nicht zu denken war. Wittig wird auf die Aufnahmeprüfung in das Breslauer Gymnasi­um vorbereitet, wo er die Reifeprüfung besteht und anschlie­ßend das Studium der Theologie beginnt. Wieder findet er auf der Uni einen Förderer in dem Kirchengeschichtler Ma­ximilian Sdralek, auf dessen Veranlassung hin der einund­zwanzigjährige Student bereits im zweiten Semester seines Studiums am fünften internationalen Kongreß katholischer Gelehrter in München teilnimmt und dort seine ersten kir­chengeschichtlichen Arbeiten vorstellt. Nach dem sechsten Semester macht Wittig die erste theologische Prüfung und schließt zugleich seine Doktorarbeit ab, wird zum Priester geweiht und sammelt die ersten praktischen Erfahrungen als Priester und Seelsorger. Er wird dann zu einem zweijäh­rigen Studienaufenthalt nach Rom geschickt, um hier Studi­en in Alter Kirchengeschichte und Christlicher Archäologie zu treiben. 1906 kehrt Wittig nach Breslau zurück und wird nun Priester in dieser Großstadt. Zugleich fängt er an, sich zu habilitieren und lehrt ab 1909 an der Universität in Bres­lau Alte Kirchengeschichte und Christliche Archäologie. Bereits 1915 ist er Ordinarius für Patristik. Im Rückblick auf seine Lehrtätigkeit schreibt Wittig später:

„Ich erkannte, daß meine Schüler für ihr zukünftiges Priestertum außer dem Geist der Wissenschaft noch einen an­deren Geist haben müßten, den Geist des Lebens, den ewig jungen. Da er nun in meinen Vorlesungen manchmal ausbrechen wollte, ließ ich ihn ausbrechen, und wie ihn einst die Parter, Meder, Elamiter, Mesopotamier, Juden, Kappadozier, Griechen, ein jeder in seiner Muttersprache reden hörten, so kamen jetzt außer den Theologen, katho­lischen wie protestantischen, die Mediziner, Juristen, Na­turwissenschaftler, Philologen, Studentenvölker, die in ih­ren Fachsprachen einander so wenig verstanden wie jene Völker untereinander, und außerdem das vielgeschmähte Völklein der Collegschinder kam, und sie hörten alle in ih­ren Sprachen die Mysterien Gottes in der Geschichte der Kirche verkünden. Nicht alle auf einmal, wie am Heiligen Pfingstfest, aber doch schier alle nach und nach. Wenn sie dann fortgingen, verfielen sie oft wieder dem Geist der Wis­senschaft, erstatteten in diesem Geiste überall Bericht, und ich kam sehr ins Gerede, daß ich das und das und das den Studenten gesagt hätte.“

Es muß sich in der Universität Breslau offenbar wie im Fluge herumgesprochen haben, daß man in den patristischen Vorlesungen bei Joseph Wittig mehr als bloß Wis­sen für den Kopf zu hören bekommt, vielmehr Einsichten, Erfahrungen und Geschichten, in denen sich schwierigste Sachverhalte in elementarster Weise zu Lebenserfahrungen zusammendrängen, die den ganzen Menschen betreffen. Und so waren seine Vorlesungen mehr und mehr ein Sam­melpunkt für die ganze Universität. Doch Wittig beginnt bereits, die Grenzen der Universität Breslau zu überschrei­ten, indem er unter dem Pseudonym Dr. Johannes Strangfeld seine erste Herrgottsgeschichte in der Zeitschrift „Heliand“ veröffentlicht, von denen es alsbald immer mehr Geschich­ten geben soll, bis schließlich 1922 ein erster Band solcher Geschichten erscheint mit dem Titel „Herrgottswissen von Wegrain und Straße – Geschichten von Webern, Zimmer­leuten und Dorfjungen“. Der nächste Band erscheint 1925 mit dem Titel „Die Kirche im Waldwinkel und andere Ge­schichten vom Glauben und vom Reiche Gottes“.

Wie Wittig in diesen Herrgottsgeschichten die Kirche in ökumenischer Weite des 1. Artikels sieht, will ich an einer Kostprobe aus der Geschichte deutlich machen, die den Ti­tel trägt „Die Kirche im Waldwinkel“. Darin erzählt Wittig, wie er als Theologiestudent öfter zu einem befreundeten Priester in den Bergen wanderte, sich dabei aber einmal ver­lief, um dann am späten Abend plötzlich vor einem Hause zu stehen und das Meckern einer Ziege zu hören. Wittig betritt das Haus mit dem Gruß „Gelobt sei Jesus Christus!“ und erzählt nun weiter:

„Ein alter, struppiger Mann stand am Ofen und drehte seinen Kopf nach mir. Ich weiß nicht, warum ich damals diesen Gruß aussprach, der in meiner Heimat nur für Kin­der, Geistliche und alte Weiber standesgemäß war. Der Mann nahm sein kleines Öllämpchen und leuchtete mir ins Gesicht und sagte: ‚Nu, in alle, alle Ewigkeit, Amen, eine heilige, katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, jetzt ist Jesus Christus wirklich da!‘
Meine Leser werden denken, daß hier ein Druckfehler ist oder daß eine Zeile fehlt. Ich dachte, daß dem Manne eine Schraube locker geworden sei. Aber es ist beides nicht rich­tig gedacht, sondern der Mann hatte richtig gedacht. Ehe ich noch ein Wort antworten oder nach dem rechten Wege fragen konnte, sagte er mir: ‚Seien Sie mir nicht böse, daß ich so verwirrt rede, aber ich wollte das mit Jesus Christus und der heiligen katholischen Kirche bloß denken, und ich kann bloß denken, wenn ich rede. Und es ist doch auch rich­tig, denn es steht ja: Wenn zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. Und ich bin immer so allein, da ist Jesus Christus nicht bei mir, und da freue ich mich halt, wenn jemand kommt und den Namen Je­sus Christus sagt. Da kommt auch Jesus Christus gleich zu mir. Aber da muss ich manchmal wochenlang warten. Set­zen Sie sich ein wenig auf die Ofenbank, ich will sie gleich abwischen, und warten Sie ein wenig, ich will erst rasch mein Vieh vollends füttern, dann machen wir eine heilige, katholische Kirche und eine Gemeinschaft der Heiligen.‘ Schon saß ich auf der abgewischten Ofenbank, schon hinkte der struppig-bärtige Alte hinaus, und ich dachte, nicht ohne Bangigkeit: Hoffentlich macht er mit mir nicht auch ‚und ein ewiges Leben, Amen.‘ Aber ich sah an der Wand ein al­tes, schönes Kruzifix hängen, ein Rosenkränzlein darunter, zwei Tannenkränze rechts und links, und meinte: Wenn es in der Welt Ritter-, Räuber- und Liebesabenteuer gibt, warum sollte es nicht auch theologische Abenteuer geben.“

Wittig hört nun von draußen im Stall her ein unaufhör­lich laut murmelndes Denken des Einsiedlers:

„Eine heilige, katholische Kirche, wenn zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind. Sei ock schön willkom­men, mein Herrgott Jesus Christus, und bleib bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt. Ja, Schecke, friß, friß, ich habe Besuch, wir sind heute eine hei­lige, katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen. Geh rum, Ziege! Wo ist denn die Gelte? In der Heiligen Schrift ist’s ja mit Brot und Wein, aber es wird auch mit Brot und Milch gehen. Die Schecke steht, da muß ich Ziegenmilch nehmen. So oft ihr dies tut, so sollt ihr es zu meinem Ange­denken tun.“

Als der Mann dann wieder ins Zimmer tritt, wehrt Wit­tig zunächst ab und bittet nur darum, daß ihm der Weg nach Neugersdorf gezeigt werde. Da wird der Einsiedler ganz traurig, schaut zum Kruzifix hinauf und sagt:

„Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt. Sie sind ja schon im Österreichi­schen, Sie kommen in dieser Dunkelheit heute nicht mehr hin, und ich habe einen lahmen Fuß. Ich mach Ihnen eine gute Streu, und seitdem ich keinen Hund mehr habe, habe ich auch keine Flöhe, ich kann doch das ganze Jahr nicht in die Kirche, da dachte ich, daß ich heute hier Kirche haben werde, denn wo zwei oder drei in meinem Namen versam­melt sind, da bin ich mitten unter ihnen, und Sie haben doch gesagt ‚Gelobt sei Jesus Christus‘, da sind wir doch eine katholische Kirche. Ziehen Sie sich die nassen Schuhe aus, da sind ein paar Potschen, gelt, Sie bleiben, ich hab schon gemolken und gestern hab ich erst gebacken!“

Daraufhin verwirft Wittig den Gedanken, abends noch aufzubrechen und fängt mit dem Mann zunächst eine län­gere Unterredung über die Kirche an, und das geht bis zu dem Punkt, an dem Wittig ganz offen dem Einsiedler seinen Argwohn gesteht:

„‚Denken Sie, daß bei unserem Abendessen, welches dort auf dem Tische steht, das alles so ist wie bei der Hei­ligen Messe: daß das Brot umgewandelt wird in den Leib des Herrn und der Trank in sein Blut?‘ Woraufhin der Alte sofort abwehrt: ‚Das habe ich noch nie gedacht. Aber doch! – Aber doch nicht! Ich wills Ihnen sagen: Als der Sohn Gottes einen Menschenleib annahm, so hat er doch alles an­genommen, woraus der Menschenleib gebildet ist, nämlich die Erde und die Pflanzen und das Brot und den Wein und das Wasser und die Milch und alles, alles. Wenn ich nun so etwas ansehe oder anrühre oder esse oder trinke, da muß ich immer gleich denken: Das ist mein Fleisch, das ist mein Blut. Aber es ist doch ein großer Unterschied, wenn ich es sage, oder wenn es der Geistliche sagt. Beim Geistlichen wird das Brot und der Wein doch, wie ich im Katechismus gelernt habe, wahrhaft, wirklich und wesentlich der Leib und das Blut Christi; bei mir wird es nur so im Glauben. Aber es ist keine Einbildung, denn es macht mich doch im­mer ganz glücklich, wenn ich also denke und spreche. Den­ken Sie denn, daß so etwas eine Sünde ist?‘“

Darauf Wittig:

„‚Ja, ich weiß nicht, ob es ganz recht ist. Stellen Sie sich denn das so vor: wie das Brot, das Christus gegessen hat, durch die Verdauung in sein Fleisch und Blut verwandelt worden ist, so wäre das Brot, das er beim Heiligen Abendmahle in seine heiligen und ehrwürdigen Hände nahm, durch sein Wort in sein Fleisch und Blut verwandelt worden? Daraufhin der Alte: ‚Da habe ich noch nicht darüber similiert, das will ich so glauben, wie es alle glauben, die zur heiligen katholischen Kirche zusammengehören. Aber für mich al­leine ist mir’s, als ob die ganze Erde mit ihren vielen Getrei­defeldern und Weinbergen und Quellen einen Beruf hätte, Leib und Blut Christi zu werden. Und wenn am Morgen die Wandlungsglocke läutet, da horcht doch jeder Grashalm und jede Ähre auf, als wollt‘ sie sprechen: Jetzt ist etwas von uns der Leib und das Blut Christi. Die ganze Erde wird mir zur Eucharistie. Das soll ja heißen Danksagung.‘ Da wurden wir beide ganz still. Auch die Gedanken schwiegen still, denn der Alte konnte, wie gesagt, nur denken, wenn er redete, und ich höre manchmal zu denken auf. Was war das für eine tiefe Stille in diesem Waldwinkel! Da hätte man ja jeden Gedanken hören müssen. Was taten denn da unse­re Seelen? Es muss doch noch etwas Höheres und Stilleres geben als Gedanken. Ich glaube, es war ein Anbeten ohne Wort und ohne Gedanke, ein Schauen ohne Bild und Spie­gel. Das Öllämpchen auf dem Tisch hob immer wieder sein Flämmchen zum Kruzifix empor und umarmte und umwob es mit seinem Scheine. Das Brot wartete wie eine Hostie im Tabernakel, Speise der Liebe zu werden. Und die Milch, das allerfeinste Blut, geschaffen zur Nahrung von Säuglingen der Liebe, für kleine Zicklein, kleine Kälblein, kleine Kind­lein, schimmerte und duftete ganz zart aus dem Kelchglas, worauf die goldenen Worte standen: ‚Aus Liebe‘.“

Und nun setzten sich die beiden zu Tisch, schlagen das Kreuz und der Alte sagte dabei:

„‚Ich komme, mein Heiland, und ich bin dein Gast, o seg­ne, was du mir bescheret hast!‘ Dann nahm er die erste Brot­schnitte, brach sie und gab mir die Hälfte und dachte dabei laut: ‚Nehmet hin und esset, denn das ist mein Leib.‘ Dann nahm er das Kelchglas und stellte es an meinen Platz und dachte wieder: ‚Trinket alle daraus, denn dies ist der Kelch meines Blutes, das für euch und für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Sooft ihr dies tut, sollt ihr es zu mei­nem Andenken tun.‘ Das Flämmchen sprang hoch auf und beleuchtete den weißen Leichnam des Gekreuzigten, dessen Antlitz sich zu neigen schien. Eine natürliche Mystik verband sich mit der übernatürlichen und wob sich durch die ganze Stube. Brot und Milch schmeckten gut. Und wenn dann in die Reden des Alten immer wieder Sätze aus der Heiligen Schrift und dem Apostolischen Glaubensbekenntnis gerieten, wurde die Unterhaltung doch irdischer. Ich mußte von meinen Stu­dien erzählen, durfte aber auch nach dem Vorleben des Alten fragen. Es war die kürzeste Karriere, die man sich denken kann: Vom Beeren- und Pilzsammler zum Holzhauer, vom Holzhauer zum Waldwärter, von der Fibel zum Gebetbuch, das, wie ich feststellen konnte, aus Gebeten, Liedern und gut ausgewählten biblischen Texten bestand und von dem Alten ‚meine Bibel‘ genannt wurde.“

Wittig beschließt dann seine Erzählung mit dem Resümee:

„Das war die Kirche im Waldwinkel. Auf allerhand Kreuz- und Querwegen gelangte ich am anderen Tage nach Neugersdorf und fand dort wieder die eine heilige, katholi­sche Kirche. Nur war ein richtiges Bett mit Federkissen da­rin, und der Pfarrer konnte denken ohne zu reden; was er aber redete, war auch lauter Liebe. Als ich Priester gewor­den war, wollte ich gern einmal die Kirche im Waldwinkel und ihren Bischof wiedersehen, doch so sehr ich mich auch vom Neugersdorfer Wege abirrte, ich fand die Lichtung nicht mehr und den Waldwinkel nicht mehr. Aber die eine heili­ge, katholische Kirche suche ich doch immerfort mit ganzem Herzen, und wo ich ein wenig Liebe finde um des Namens Christi willen, da habe ich die Kirche gefunden, und als ich in Rom den Petersdom sah, und als mir Papst Pius X. seine Hand freundlich segnend auf die Schulter legte, war mir’s, als spräche der Alte vom Waldwinkel neben mir: ‚Gott sei Dank, viel tausend Mal; eine heilige, katholische Kirche; wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen!‘“

Und schließlich wendet sich Wittig noch seinem Leser zu, um ihm zu erklären, was er eigentlich mit so einer Ge­schichte will. Und er antwortet:

„Zunächst wollte ich nur erzählen, was mir in jenem Waldwinkel begegnet ist. Aber letzten Endes ist jede richtige Erzählung eine Predigt. Darum will ich predigen, daß die Kirche im Waldwinkel nichts anderes ist als ein versteckter Winkel der großen, heiligen Erdenkirche Christi. Und ich will das Licht vom Hochaltar in solche Winkel tragen, wie ich einstens gern den heiligen Fronleichnam durch die hin­tersten und dunkelsten Hallengänge von Sankt Marien trug. Und allen, die mit mir gehen, will ich zeigen, welch heilige Gedanken, welch tiefe Demut, welch große Liebe, welch die­nender Gehorsam in solchem Winkel ist. Des Priesters Tun und Sagen findet dort sein Echo im Tun und Sagen des ein­fältigen Gläubigen. Es soll keiner kommen und diese Winkel absperren von der einen, heiligen, katholischen Kirche.“

Natürlich fielen mir bei einer solchen Geschichte auch Begriffe Karl Rahners und D. Sölles ein wie „Anonyme Kirche“ oder „Latentes Christentum“. Doch was sind solche Begriffe gegenüber Erzählungen von so viel Charme, Witz und so viel Gemüt. Vor allem spricht aus dieser Erzählung wie überhaupt aus allen Geschichten Wittigs eine tiefe Ver­beugung und ein hoher Respekt vor dem Glauben der einfa­chen Leute und zugleich eine tiefe Skepsis gegenüber allen gedrechselten Begriffen, gegenüber allem Hochgeschraub­ten, wie es Wittig an der Universität findet, eben jenem Geist der Wissenschaft, dem er ja auch mit Promotion und Habilitation und manchen Büchern gedient hat, freilich mit einer zunehmenden Skepsis, ob dabei nicht zu viel an Leben ausgesperrt, zu viel an ursprünglichem Glauben ausgeklam­mert werde. Volksfrömmigkeit – das hat bei uns Theologen wie überhaupt bei Akademikern immer den Beigeschmack des Simplen, etwas Minderwertigem, während Wittig genau umkehrt und in seinen Geschichten den Glauben der kleinen Leute hochhebt und auf seine Tiefgründigkeit hin anschaut, freilich nicht um jeden Preis verklärend, sondern schon im Sinne jenes „Prüfet alles, und das Beste behaltet!“ Und Wit­tig findet unendlich viel Gutes in der Volksfrömmigkeit der kleinen Leute, weil er mit ihnen in einem gemeinsamen, ganz ursprünglichen katholischen Glauben verbunden ist. Öku­mene ist bei Wittig eine Ökumene des Volkes, das auf je verschiedene Weise in und mit der Kirche, aber auch am Rande der Kirche seinen Glauben, seinen Gott sucht.

2. Der „Fall“ Wittig (1922-1946)

Daß in diesen scheinbar so beschaulichen Erzählungen Wit­tigs auch Dynamit verborgen sein kann, welcher Explosio­nen von nahezu ungeahntem Ausmaß zunächst in Schlesien und dann in ganz Deutschland ausgelöst hat, wird mir nach dem bisher Gehörten wohl kaum einer glauben. Und doch ist es so, daß Wittig 1922 in der Zeitschrift „Hochland“ ei­nen Aufsatz mit dem Titel veröffentlichte „Die Erlösten“, was auf eine wiederum ganz leicht erzählende und scheinbar höchst anmutige Weise eine einzige Werbung für ein neues Verständnis der Beichte war, die im katholischen Volke so viel Angst auslöste, weil es immer nur um eine Erforschung von Verfehlungen und eine Häufung anschließender Ver­bote war, die Angst auslösten und die Seelen bedrückten, während Wittig dafür plädierte, die Beichte statt von den Rändern der Verfehlungen her einmal von der Mitte her, nämlich von der Vergebung und der Erlösung her anzuge­hen und von dieser Mitte her Licht auf die dunklen Ränder fallen zu lassen. Um Wittig lieber selbst das Wort zu geben:

„Manche Katholiken kommen ihr ganzes Leben nicht aus jener Peripherie des religiösen Lebens heraus, kom­men nie näher an die Mitte des Landes, wo der Glaube erst schön und süß ist und zu männlicher Freiheit und Kraft ge­deiht. Wie gebannt sind sie an den Grenzen, wo die Lohen des unheiligen Feuers noch den ewigen Lichtschein des heiligen Feuers verdunkeln. Das hängt vielleicht damit zu­sammen, daß die meisten Seelenführer gewissermaßen Spe­zialisten sind auf jenem peripherischen Gebiet, und daß sie die Führung in das Land der tieferen Gotteserkenntnis, der freudigeren Erhebung, der wahren Liebesvereinigung mit Gott anderen überlassen, anderen, die so selten sind – daß sie es nicht wagen, den Sünder mit einem kühnen Sprunge hinüber zu reißen …“

Was Wittig mit diesem Aufsatz auslöste, ohne es zu ahnen oder zu wollen, war eine Woge der Begeisterung und der Erlösung im katholischen Volke, das sich von dem defizitären Umgang des Klerus mit der Beichte genau so geknechtet und verängstigt fühlte, wie Wittig es schilderte, während es auf der anderen klerikalen Seite einen erst be­hutsamen und dann immer größeren Sturm der Entrüstung gab, der in dem Vorwurf gipfelte, Wittig sei ein Luther- Redivivus, ein wiederauferstandener Luther, der aus der Katholischen Kirche entfernt werden müsse.

Bei Wittig werde die Kirche so weit, die Grenzen so offen, daß die klaren kirchlichen Konturen verschwänden. Und daran ist ja, wenn man Wittigs Geschichten liest, wirk­lich auch etwas Wahres dran, daß ihm weniger oder gar nicht an den Grenzen der Kirche gelegen ist, die er vielmehr ganz weit und offen läßt, während Wittig um so mehr die Mitte der Kirche, das Sakrament der Taufe und das Sakrament der Eucharistie ganz stark macht und das fleischgeworde­ne Evangelium so klar als möglich in seinen Geschichten auf ungewöhnliche Weise zu bezeugen weiß. Die Befreiung aber, die von seiner neuen Sicht der Beichte wie überhaupt von seinen vielen Geschichten ausgeht, ist für die Hüter der römischen Lehre so verwirrend, daß das Kesseltreiben um Wittig immer schärfere und makaberere Züge annimmt, bis schließlich am 12. Juni 1926 der bischöfliche Erlaß seines Ausschlusses aus der Kirche erfolgt und bis in die kleinste Kirchenzeitung hinein überall veröffentlicht wird. Darauf­hin geht nun auch Joseph Wittig zum ersten Mal in diesem sich über fünf Jahre hinziehenden Prozeß an die Öffentlich­keit und erklärt u. a.:

„Ich habe meine Bücher für das Volk geschrieben, wahrhaftig aus Erbarmen mit seiner religiösen und kirchlichen Not. Tausende und Abertausende haben aus ihnen Trost, Freude und neuen Lebensmut geschöpft. Mehrere Male habe ich mich bereit erklärt, alle Irrtümer zu widerrufen, die etwa darin sein sollten. Aber die kirchlichen Ämter haben mir bisher keine einzige irrgläubige Stelle nachwei­sen können, sondern nur in Bausch und Bogen alles verur­teilt, als ob mein ganzer Glaube und all mein priesterliches Helfenwollen irrig wäre. Die verlangten Eide habe ich in priesterlichem Gehorsam früher schon geschworen und stehe noch dabei, weigere mich aber, sie zu wiederholen, wenn mir nicht bewiesen wird, daß ich sie gebrochen habe. Dies ist mein ‚Ungehorsam gegen das römische Amt‘. Es ist vielmehr Gehorsam gegen Gott, dem man mehr gehor­chen muß als den Menschen und gegen Christus, der gesagt hat: ‚Ihr sollt überhaupt nicht schwören.‘ Ich bleibe nach wie vor katholisch und bewahre den Glauben meiner Vä­ter, der auch der Glaube des Grafschafter Volkes ist.“ Dr. Joseph Wittig, Universitätsprofessor. (Das Alter der Kirche III, 142f. vom 20. Juni 1926.)

Wittig mußte nun alsbald seine Professorenlaufbahn aufgeben. Er mußte die Universität verlassen, und er zog sich in seine Grafschafter Heimat zurück, baute sich hier in seinem Heimatdorf Neusorge ein kleines Häuschen und heiratete alsbald seine liebste Studentin und bekam mit ihr zusammen vier Kinder. Das hört sich fast wie ein Happy-End einer bösen Geschichte an, war es aber nur zum ge­ringsten Teil, denn der in seiner Kirche tief verwurzelte und tiefgläubige Wittig kam sich jetzt wie ein Vertriebener und Verlassener vor, der auf die geistliche Speise für seine See­le verzichten mußte und von seiner Kirche mitsamt allen seinen Büchern auf den Index gesetzt wurde, so daß kein katholischer Verlag ihn mehr drucken durfte. Seine Bücher verschwanden sofort aus allen kirchlichen Bibliotheken und Wittig verlor die literarische Verbindung zu seinem gelieb­ten katholischen Volk.

Nunmehr waren es vor allem evangelische Christen, die zu ihm Verbindung aufnahmen und für ihn eintraten, wie etwa Eugen Rosenstock-Huessy, der Breslauer Profes­sor für Kulturwissenschaft und Philosophie, oder Martin Rade, Professor für Systematische Theologie in Marburg, der Wittig dazu aufforderte, in der Zeitschrift „Die Christ­liche Welt“ immer wieder kleinere oder größere Artikel zu schreiben. Ebenso nimmt Martin Buber den Kontakt zu Jo­seph Wittig auf und gibt mit ihm gemeinsam die Zeitschrift „Die Kreatur“ heraus. Vor allem ist es der evangelische Leo­pold Klotz-Verlag in Gotha, in dem Wittig nunmehr seine Bücher veröffentlichen kann, so daß sie der evangelischen Christenheit vor allem in Schlesien, dann aber auch in ganz Deutschland und über Deutschland hinaus bekannt werden. In dem Vorwort zu dem neu herausgegebenen „Leben Jesu in Palästina, Schlesien und anderswo“ schreibt Wittig:

„Da einige meiner früheren Verleger infolge des kirch­lichen Einschreitens ihre Verträge nicht mehr erfüllen konnten, bin ich dem Verlag Leopold Klotz in Gotha auf­richtig dankbar, daß er sich meiner Bücher annehmen und zunächst dem Leben-Jesu-Buch das Tor zur evangelischen Christenheit öffnen will. Man hat mir von feindlicher Seite vorgeworfen, ich sei ein Luther-Redivivus; von freundlicher Seite hat man gesagt, daß in mir die Gegenreformation ihr Ende gefunden habe, und daß der tiefste Sinn meines Schrifttums die Heimholung des lutherischen Wahrheitsge­haltes sei. Richtig daran ist, daß ich in die religiösen Schät­ze der alten, tiefgläubigen Zeit eingebrochen bin, um de­ren Kostbarkeiten auch Luther rang, und daß ich manches Stück hervorgezogen habe, das wir nicht mehr ansehen mochten, weil Luther es berührt und in seiner Glaubensglut geschmiedet hat. Es kommt mir auch das Wort Dankbarkeit in die Feder, wenn ich an die evangelische Frömmigkeit denke, die hier und da an meinem Lebensweg aufblühte, und an die protestantische Gotteswissenschaft, die ich um meines akademischen Berufs willen studieren mußte. Lieber ist mir aber, was mir ein junger Wiener schrieb, nämlich, daß ich weder lutherische noch tridentinische Theologie lehre, sondern daß ich aus der Zeit komme, in der noch alle Chris­ten gemeinsam beteten und glaubten und hofften, und daß ich alle Wunder und Gnaden jener Zeit verkündigen dürfe. Ich muß die geschichtliche Trennung der Christenheit anerken­nen, weigere mich aber, sie in meinem Herzen zu vollziehen. Als solcher schicke ich mein Buch von neuem in die Welt.“

Eben das ist es, was ich mit „Ökumenische Spiritualität“ bei Joseph Wittig als einem fundierten Kenner der ersten sechs­hundert Jahre der Christenheit meine, wie er sich auch ge­meinsam mit Rosenstock-Huessy in seinem dreibändigen Werk „Das Alter der Kirche“ ausgewiesen hat, weil Wittig um die gemeinsamen Wurzeln der getrennten Christenheit weiß. Er weiß das aber nicht bloß in einem historischen Sinn, sondern wie einer, der sich in diesen Wurzeln selber verwur­zelt und daraus Saft und Kraft für seinen eigenen Glauben zu schöpfen weiß, um diesen Glauben in das Leben der einen, heiligen, allumfassenden Kirche als der Gemeinschaft der Heiligen zu ziehen. Diese Kirche ist für Wittig so weit, daß auch der Einsiedler in seinem Waldwinkel der Glatzer Berge, ja selbst Zweifler und Ungläubige, ja gerade sie, dazugehö­ren. „Katholisch” – das versteht Wittig in einem ganz wörtli­chen Sinne als die wahrhaft allumfassende Kirche, die kraft der Fleischwerdung von Gottes Wort in alle Bereiche des Le­bens hineinreicht, um durch den Geist des Evangeliums neue Verhältnisse, neue Schöpfung, neue Liebe zu stiften.

Wenn Joseph Wittig so leidenschaftlich vom 3. Artikel zum 1. Artikel im Sinne des alt­kirch­lichen Rufes „Komm, Schöpfer, Geist“ denkt, bleibt natürlich für den Protestanten die Frage offen, wo denn hier der 2. Artikel bleibe und wie Jesus Christus bei Wittig zur Sprache komme. Mit dieser Frage müssen wir uns nun Wittigs wohl bedeutendstem Werk zuwenden, das ihn am bekanntesten gemacht hat: „Leben Jesu in Palästina, Schlesien und anderswo“. Zur Methode dieses Buches heißt es gleich im ersten Kapitel:

„Das Leben Jesu kann man auf dreifache Weise mitle­ben: erstens, indem man die Lebensgeschichte Jesu Zeile für Zeile liest, seine Worte und Schicksale ganz lebendig der betrachtenden Seele vorstellt und mit reichem Gemüt Anteil an seinen Freuden und Leiden nimmt; zweitens, in­dem man ihm nachfolgt als einem großen Lehrer und Meis­ter des Lebens; drittens, indem man mit ihm zusammen­wächst und aus ihm hervorwächst wie die Rebe aus dem Weinstock, indem man also mit ihm eins wird, sein heiliges Fleisch und Blut genießt und seinen Geist empfängt, indem man durch den Glauben an ihn zu einem anderen Christus neu geschaffen wird, so daß man wie St. Paulus sagen kann: ‚Nicht ich lebe, sondern Christus lebt in mir‘.“

Nur diese dritte Weise, in der auch die zweite und erste Weise umschlossen sei, führe zu eigentlichem Leben. Es geht also um ein neues Evangelium in dem Sinne, wie es in 1. Johannes 1, 1 heißt: „Was wir selbst gesehen und erfah­ren, das bezeugen wir.“ Wittig setzt sich also deutlich von dem Irrweg jener Leben-Jesu-Biographien des 19. Jahrhunderts ab, die versucht haben, das Leben Jesu mit Hilfe der vier Evan­gelien in historischer oder psychologischer Einfühlung zu schreiben, weil sie der Meinung waren, es müsse der Theo­logie mit den Mitteln der Geschichtsforschung gelingen, das Leben Jesu historisch getreu zu rekonstruieren. Diesem vergeblichen Bemühen hat Wittig die Kraft jenes neuen Lebens entgegengesetzt, das Jesus mit seiner Gegenwart in den Gläubigen aller Tage führt. Die Geschichte Jesu ist tot, wenn sie nicht bei uns zu neuem Leben erwacht.

Was im Blick auf Galater 2,20 die Mystik des Apostels Paulus genannt wird, könnte man auch die Mystik des Jo­seph Wittig nennen, für den Galater 2,20 ebenso wie Römer 6 Schlüsseltexte seiner Hermeneutik im Umgang mit dem Le­ben Jesu sind: „Nun aber lebe nicht mehr ich, sondern Chris­tus lebt in mir.“ Man könnte an dieser Stelle auch an den anderen schlesischen Mystiker Angelus Silesius erinnern, für den galt: „Und wäre Christus tausendmal in Bethlehem geboren, aber nicht in mir, so wäre ich verloren.” Indessen ist Mystik heute ein so beliebtes, wohlfeiles Schlagwort ge­worden, daß ich eher zurückzucke, auch Wittig mit diesem Schlagwort zu belegen, so sehr es in der Sache für ihn zu­trifft. Wichtiger als alle Schlagworte aber ist für Wittig die Realität der Taufe, die es zu einem Gleichzeitigwerden mit Christus kommen läßt. Am besten gebe ich hier wieder Jo­seph Wittig selbst das Wort. In seinem „Leben Jesu“ heißt es einmal:

„Dasselbe Heilige, das in der Jungfrau Maria Fleisch und Gestalt annahm, nimmt bei der Taufe des Grafschafter Jungen nicht bloß Fleisch an, sondern nimmt gleich den ganzen Jungen und will wirklich, daß dieser Junge ganz genau so werde, wie Jesus selber war, ein rechtmäßiges Kind Gottes, ein heiliger Mann, ein Erbe des Reiches Davids in Ewigkeit, das heißt: des Himmelreiches.
Es steckt in dieser Rechnung noch ein Fehler, den ich in einem der nächsten Kapitel ausgleichen will. Darum soll niemand schreien: ‚Da ist doch noch ein großer Unter­schied. Es ist ein Unglück, daß wir immer erst den Unter­schied ansehen und darüber ganz die Gleichheit vergessen.‘
Da hat es ein Grafschafter Bettler besser gemacht, der ungefähr alle Vierteljahr einmal in unser Häuslein kam, aber vor der Stubentür stehenblieb und, ohne anzuklopfen zu beten begann: ‚Vater unser, der du bist in den Himmeln …‘ Wenn dann die Mutter mit einem Schüsselchen Mehl­suppe oder einer Schnitte Brot hinausging, sagte er: ‚Der himmlische Vater gibt’s euch wieder.‘ Wenn ihn aber je­mand fragte: ‚Wer sind Sie denn?‘, dann antwortete er: ‚Ich bin der Sohn Gottes.‘ Das wußten aber schon alle, und wenn dann einer sagte: ‚Ich denke, Sie sind der Beiernaz aus den Falkenbergen‘, dann erklärte er demütig: ‚Das bin ich ein­mal gewesen. Aber als ich getauft wurde, siehe, da kam eine Stimme vom Himmel und sprach: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe.‘
‚Das war eben ein Verrückter‘, meint ihr. Ja, wenn ihr alle für verrückt halten wollet, die ein wenig anders den­ken als ihr, dann leset doch gleich nicht weiter! Denn sonst komme auch ich bei euch noch in schlechten Ruf.
Aber damit ihr das Buch nicht umsonst gekauft habt, wollen wir uns vorderhand dahin einigen, daß ‚das Heili­ge‘, welches in Taufe und Glaube von uns Besitz ergreift und in uns zu wirken beginnt, genau dasselbe ist wie das Heilige, das aus der Jungfrau geboren wurde, und daß in unserem Glaubensleben wahrhaftig das wahre Leben Jesu Christi seine Fortsetzung findet. Der Unterschied, den ihr gleich gemerkt habt, besteht nur darin, daß er von uns nicht nur Leib und Seele, wie aus der Jungfrau Maria, sondern die ganze Persönlichkeit mit Strunk und Stiel an sich ge­nommen hat. So groß und wunderbar das Geheimnis der Menschwerdung aus Maria ist – hier ist ein noch viel unbe­greiflicheres Geheimnis. Und selbst unserer heiligen Theo­logie steht der Atem still, wenn sie uns die Verbindung des ‚Heiligen‘ mit einem Grafschafter Jungen etwas deutlicher erklären soll. Sie wird noch viel lernen und forschen müs­sen, ehe sie dies kann. Es gehört zu den Geheimnissen, von denen der Apostel gesagt hat: ‚Kein Auge hat es gesehen und kein Ohr hat es gehört, und in keines Menschen Herz ist es gedrungen, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.‘“

Das also ist für Wittig das Entscheidende: Die Gleichzei­tigkeit des Sohnes Gottes mit denen, die durch die Taufe zu Söhnen und Töchtern werden. Das Heilige soll eben nicht nur eine Idee bleiben, auch keine historische Idee. Es muß sich und will sich vielmehr inkarnieren in lebendigen Men­schen. Eben das geschieht durch das Sakrament der Taufe. Deshalb sei es, wie Wittig schreibt, „ein Unglück, daß wir immer erst den Unterschied ansehen und darüber ganz die Gleichheit vergessen“. Anders gesagt: Es ist ein Unglück, das sich vor allem in der protestantischen Theologie aus­geprägt hat, daß das Leben Jesu historisiert und die bibli­schen Texte in die Abständigkeit abgeschoben werden und die Christologie in dogmatischer Richtigkeit konserviert wird, während darüber das Leben Jesu verloren geht, das durch Wort und Sakrament immer wieder neu gestiftet wird in Schlesien und anderswo. Der Glaube verliert seine Voll­macht, wenn Menschen sich nicht mehr selber als Söhne und Töchter Gottes zu verstehen wissen, sondern alles auf den Sohn Gottes abschieben, so richtig es natürlich ist, daß der Sohn Gottes von den Söhnen und Töchtern Gottes noch einmal unterschieden sein will. Aber dieser Unterschied hat für Wittig erst seinen Ort innerhalb einer Gleichzeitigkeit mit Christus, aus der das Leben Jesu heute noch quillt, ja heute mehr denn damals in der ersten Stunde. Ökumene kann für Wittig nur Fortschritte erzielen, wenn sie im Lichte des ökumenischen Sakraments der einen Taufe vom Leben Jesu heute erfüllt wird, und wenn wir entdecken, wie Chris­tus unter uns und zwischen den verschiedenen Kirchen Ge­stalt gewinnt in der Kraft seines heiligen Evangeliums und der von ihm gestifteten Sakramente.

3. Der vertriebene Wittig, der seine geistliche Heimat wiederfand

„Roman mit Gott“, so heißt das letzte Buch, das von Joseph Wittig erschienen und seit einigen Jahren wieder nachgedruckt worden ist. Es ist ein Tagebuch jener ganz bitteren Zeit, in der Wittig mit seiner Familie noch im Glatzer Land blieb, obwohl der Krieg längst schon verloren und die Vertreibung aus Schlesien begonnen hatte. Wittig aber krallte sich förmlich an seiner Heimat fest, weil er aus ihr Kraft und Sprache schöpfte. Die Leichtigkeit, mit der Wittig früher sein Herrgottswissen in vielen Geschichten und Büchern aufgeschrieben hatte, geht in diesem Tagebuch mehr und mehr verloren. Ein unsäglicher Schmerz zieht sich durch dieses Buch, das Wittig sein Testament nennt. Was er testamentarisch der Nachwelt zuruft: „Fragt angesichts des Elends in der Welt nicht ‚wie kann Gott das zulassen?‘ Fragt überhaupt nicht nach Gott! Wir haben keinen Gott; wir haben einen Vater im Himmel, und dieser ist nicht der Herr der Welt. Der Herr der Welt ist nach dem eindeutigen Zeugnis Jesu der Fürst der Welt: der Teufel. Jesus, der Sohn des lebendigen Gottes, hat nur eine kleine Herde aus der Welt herausgerufen. Der Teufel spielt sich indessen als Gott auf!“ Das sind neue Töne bei Wittig, die aus tiefem Schmerz um die verlorene schlesische Heimat kommen und nach einer neuen Heimat in Gott suchen. Aber diesen Gott findet Wittig nicht in einem abstrakten Gottesbegriff, auch nicht in einer wie auch immer gearteten abstrakten theologischen oder philosophischen Gottesvorstellung, sondern allein in dem Vater Jesu Christi, in dem Kind der Krippe, in dem Stücklein Brot, das sich in der Kraft des Heiligen Geistes wandelt zum Leib Christi und dem Armen gereicht wird. Neu sind die Töne von Schmerz und Klage, die sich durch dieses Tagebuch der Vertreibung und der Krankheit ziehen. Neu ist freilich nicht, sondern nur bis zur letzten Klarheit gesteigert, jener Zug, der Wittigs Denken von Anfang an durchzieht: ein Zug vom Großen zum Kleinen hin; ein Zug vom abstrakten Gott zum konkreten, mit dem Menschen zusammenwachsenden Gott, ein Zug der Fleischwerdung des Wortes, der Inkarnation.

Es gehört zu den Merkwürdigkeiten jener schlimmen Vertreibungszeit, daß Wittig in eben dem Moment, da er seine geliebte schlesische Heimat verlassen muß, ein Telegramm aus Breslau bekommt, das wohl von dem polnischen Erzbistumsverweser Hlond stammt mit dem Inhalt: Wittig sei wieder in den Schoß der katholischen Kirche aufgenommen. Das war für Wittig inmitten des irdischen Verlustes eine Rückkehr in seine geistliche Heimat, von der er selbst sich ja nie getrennt hatte. Mag ihm das Römische und Rechtliche an der Kirche im Zuge seiner Exkommunikation zutiefst fragwürdig geworden sein, so hielt Wittig unbeirrt an der Kirche der Eucharistie und der Marienverehrung fest, und suchte in jenem inkarnatorischen Zug das wahrhaft Katholische der Kirche.

„Als ich in früheren Wintern oft vor Morgengrauen von Neusorge nach Schlegel ging, um in der Krankenhauskapelle priesterlichen Dienst zu tun, kam mir manchmal der Name ein, mit dem die protestantischen Geistlichen gern ihr Amt bezeichnen: ‚Diener am Wort‘, und ich meinte, die katholischen Geistlichen müssten sich ‚Diener am Fleisch und Blut Christi‘ nennen. Es war mir dabei traurig zumute. Die Verschiedenheit der Namen grämte mich. Nun weiß ich aber, daß der rechte Dienst am Wort seit dem ersten Weihnachten nur der Dienst am Fleisch gewordenen Wort sein kann und daß jene beiden Namen in ihrer innersten Wahrheit zusammenfließen. Es ist ernstlich zu bedenken, dass das Wort, das Geist bleibt, kein christliches Wort ist oder daß es noch auf sein Weihnachten warten muß. Ebenso, daß Fleisch und Blut nicht sind, wenn sie nicht Fleisch gewordenes Wort sind“ (Die Christliche Welt, 1927, 1157).

In diesen Sätzen kann man, neben vielen anderen ähnlichen Texten, Wittigs ökumenisches Testament sehen. Er sieht die Evangelische Kirche dann in Gefahr, wenn ihre Berufung auf das Wort nur zu einer Idee oder einem Gedanken wird, oder wenn die Rechtfertigung reine Formel bleibt oder das Solus Christus zum christologischen Prinzip wird, während die Fleischwerdung des Wortes, das Weihnachten des Christus, die Anbetung des Glaubens, keine Gestalt gewinnt. Wiederum sieht Wittig die Römisch-katholische Kirche in der Gefahr, auf ihre Weise in Formeln und Paragraphen zu erstarren, wenn es nur um ein Prinzip der Wandlung zu Fleisch und Blut geht, aber nicht um das fleischgewordene Wort. Wo gegenwärtig die größeren Gefahren sind, will ich bewußt für das Gespräch offen lassen.

Hinzufügen möchte ich zum Schluß nur noch, daß ich in Joseph Wittig auch darin eine ökumenische Gestalt sehe, daß er nicht zuerst und auch nicht zuletzt immer nur die Gefahren sah, sondern die Fülle des Leibes Christi, die Freude an der Liebe und an allem echten Glauben. In diesem Sinne konnte Wittig sogar den Papst, wie er ihm in Rom begegnet war, und Martin Luther, wie er ihn im Lutherjahr 1933 neu kennen gelernt hatte, auf eine sehr überraschende Weise zusammenbringen, ohne daß er einem billigen Kompromiß verfallen wäre. Um Sie an dieser Überraschung teilhaben zu lassen, lese ich zum Schluß von Joseph Wittig „Ein Nachwort zum Lutherjahr“.

„L’Invadente. Ein Nachwort zum Lutherjahr

Als ich in jungen Jahren einmal bei dem guten Papst Pius X. war, um ihm im Namen des deut­schen Priesterkollegiums am Campo Santo dei Tedeschi ein soeben fertiggedrucktes und durch einen Prachteinband über Gebühr geehrtes wissenschaftliches Werk aus meiner Feder zu überreichen, sagte er, den Folianten überprüfend, auf einmal: ‚Questi Tedeschi sono invadenti‘ – „Diese Deutschen sind“ – ja, ich kann das Wort ‚Invadente‘ gar nicht deutsch wiedergeben; es heißt, ganz trocken übersetzt, ‚Angreifer‘, ‚Eroberer‘, kann auch heißen ‚frech‘, ‚draufgängerisch‘; man muss bei der Übertragung den Klang des gespro­chenen Wortes hören und das schier unmerkliche Kopfschütteln und feine Schmunzeln des Sprechen­den sehen! Bekümmernis und Bewunderung waren zu gleichen Teilen darin ge­mischt.

Woher kam dem Manne dieses Wort? Kaum aus der Betrachtung des ihm überreichten Buches, das eine Arbeit aus dem Bereiche der christlichen Archäologie war; auch nicht aus der Bewunderung des Prachteinbandes, denn so was sind die Päpste gewöhnt, immer Seide und Gold. Auch der alte Rektor des Camposanto, der knorrige Niederdeutsche Anton de Waal, und die übrigen geistlichen Gefährten, lauter junge, kecke Forscher aus den süd­deut­schen Ländern, hatten den Eindruck, dass das Wort aus des Papstes tiefster Wesens­schau deutscher Art kam, so ungewollt und ungeklügelt, dass nachher zwei oder drei zuein­ander sagten: ‚In solchen Dingen sogar ist der Papst unfehlbar!‘

Pius X. hat in jedem Deutschen, auch in jedem deutschen Katholiken, einen offenen oder ver­borgenen Luther gesehen. Man muss nur seinen Blick beobachtet haben, in dem jenes dunkle Wort sein Licht bekam. Es blitzte etwas aus diesem Blick. Ich kann niemandem die­sen Glau­ben aufzwingen, aber ich weiß, es war soviel Freude und Güte, soviel tiefmensch­liche Zu­stimmung, wie nur neben der hochamtlichen Bekümmernis Platz hatte, viel echter als das im Amt geschriebene böse Wort in der Borromäus-Enzyklika. Der Papst hat recht. Ich habe schon in allerfrömmsten und allerkirchlichsten Katholiken den Luther entdeckt. Wenn man sie freilich darauf anspricht, wehren sie sich dagegen, denn sie wollen eben katholisch und nicht lutherisch sein, was übrigens eine ganz andere Sache ist, als Luther in sich zu haben oder nicht. Luther in sich haben, dieses Glaubensmeer, dieses mächtige Feu­er, diese wahrhaftige Zunge, dieses betende Herz, dieses klare Ja und Nein, das gehört zu jedem vollen christlichen Wesen und ist eine herrliche Qualität. Es will sich nur nicht im­mer im Streit der Meinungen und Konzessionen offenbaren, sondern lieber im vertrauli­chen Gespräch, wenn es nicht mehr um Kirche geht, sondern um Gott und seine Macht und Gnade. Das wußte Papst Pius X., denn er war kein vertrockneter Wipfel am Baum der Kir­che: er züngelte hoch da oben auf Gott zu. Und sein Auge senkte sich tief in mein deutsches Herz – ‚Questi Tedeschi sono invadenti!‘ – und er nahm seine Feder und schrieb unter sein Bild, das er mir schenken wollte: ‚Dilecto filio‘ – dem geliebten Sohne gebe ich als Unter­pfand meiner Freundlichkeit und Liebe von Herzen den apostolischen Segen!“

Ich weiß Namen, und es ist wahr, was ich sage: wenn ein Priester um seines Gewissens willen nicht mehr den Dienst in der katholischen Kirche tun konnte und so zu Pius X. kam, entließ er ihn segnend und sagte: ‚Prima la coscienza, poi il dovere‘ – „Zuerst das Gewis­sen und dann erst das amtliche Müssen!“ – Luther im Papste!

Der Papst muss tun, was seines Amtes ist, nicht was seines Herzens ist. Seine Beamten über­wachen ihn wie die alten Cherubim die Pforte des Paradieses; sie wollen den Luther in ihm, den ehrlichen, treuen, wahrhaftigen, gütigen, väterlichen Menschen, nicht heraus­lassen. Sein eigentliches Amt aber ist in seinem Herzen. Liebe ist immer unfehlbar.

Mein Herz ist auch ein päpstliches Herz; ich sage es vor der ganzen Welt. Aber ich habe mich der amtlichen Bewachung entzogen; ich durfte meine ganze Freude an Luther her­auslassen und mit der evangelischen Christenheit seinen Geburtstag feiern. Joseph Wittig (Die Christliche Welt, Nr. 24, 1933, 1118f.)

Die Vision eines evangelischen Katholizismus – eine thesenhafte Zusammenfassung

1. Die Erforschung der ersten vier Jahrhunderte der Kirche machte es dem Patristiker Joseph Wittig möglich, aus dem Schatz einer noch ungeteilten, wahrhaft ökumenischen Kirche zu schöpfen, um mit dem Geist dieser ursprünglichen Kirche eine getrennte Kirche des 20. Jahr­hunderts mit einem evangelischen Katholizismus zu inspirieren.

2. Wittigs Katholizismus griff weiter als die Zugehörigkeit zum Rechtsverband der römischen Kirche. Letztlich umfasste Wittigs Katholizismus die ganze Schöpfung (wie etwa seine Ge­schichte von der „Kirche im Waldwinkel“ zeigte). Dieses allumfassende Kirchenverständnis hat eine Mitte in dem fleischgewordenen Wort, das immer neu gepredigt und immer neu in der Eucharistie verdankt werden will.

3. Die Weite und Weitherzigkeit von Wittigs Katholizismus führte zu seiner Exkommunika­tion durch die römisch-katholische Kirche. Das verstand Wittig aber so, dass die römische Kirche sich von ihm getrennt habe, während er sich von einer wahrhaft katholischen Kirche nie getrennt hat und nie trennen werde.

4. Die Weite und Weitherzigkeit von Wittigs Katholizismus erlaubte ihm Freundschaften mit dem Juden Martin Buber oder dem Protestanten Rosenstock-Huessy und öffnete ihn für den evangelischen Katholiken Martin Luther wie gegenüber vielen anderen evangelischen Chri­sten, während er sich gegenüber dem Protestantismus eigentümlich distanziert verhielt.

5. Joseph Wittig suchte Ökumene nicht in Lehrgesprächen und wollte durch Aktivitäten über­haupt nichts bewirken oder bewerkstelligen. Vielmehr vertraute er sich allein dem Geist einer evangelischen Sprache an, in der Katholiken wie Protestanten fanden, was sie so sehnlich suchten: lebendiges, die Seele berührendes Leben.

6. Wittigs Sprache ist ebenso elementar wie theologisch reflektiert. Aber sie ist nicht das landläufige mühsam ins angeblich volkstümliche übersetzte „theologisch“. Seine Sprache lässt vielmehr die herkömmlichen (scholastisch und wissenschaftlich geprägten) Vokabeln hinter sich und schöpft aus einer Quelle des Evangeliums, aus der jeder und jede schöpfen könnte und wollte, wenn er sie nur entdeckte: die unaufdringliche Nähe Gottes in den Wun­dern des alltäglichen Lebens.

7. Bei Wittig begegnet evangelischer Katholizismus als eine alles durchdringende, alles mit­gestaltende Kraft des Lebendigen: die Welt als Sakrament und im Sakrament. Sowohl evan­gelische wie katholische Christen lernen bei Wittig einen evangelischen Katholizismus in Gestalt einer Kirche kennen, die mehr als bloß juristisch denkt oder ethisch handelt. Es ist vielmehr eine ignatianische Kirche, die aus der unerschöpflichen Kraft der Liebe lebt, ja im Grunde sogar Liebe ist.

Vortrag bei den Schlesischen Landeskulturtagen 2018 in Wiesbaden am 9. Oktober 2018. Christian Möller (* 1940 in Görlitz) ist emeritierter Professor für Praktische Theologie an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg.

Abgedruckt in: Schlesischer Gottesfreund. Nachrichten und Beiträge aus dem Evangelischen Schlesien, 69. und 70. Jahrgang, Heft Nr. 11 (November 2018), S. 168-171; Heft Nr. 12/01 (Dezember 2018/Januar 2019), S. 192-195; sowie Heft Nr. 02 (Februar 2019), S. 6-8.

Hier der Text als pdf.

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