Nachdem Karl Eberlein 2022 die Theologie Friedrich Mildenbergers umfassend in der Monographie „Zeitgemäß und schriftgemäß: Friedrich Mildenberger. Auf den Spuren eines sperrigen Theologen (Berlin: LIT Verlag 2022)“ vorgestellt hat, hat er nun in der September-Ausgabe von Kerygma und Dogma seinen lesenswerten Artikel „Zwischen Orthodoxie und Liberalismus. Impulse Friedrich Mildenbergers für den aktuellen
theologischen Diskurs“ veröffentlicht. Darin schreibt Eberlein unter anderem:
„Die Aufgabe der Theologie besteht für Mildenberger darin, die „einfache Gottesrede“ kritisch zu begleiten. Mit „einfacher Gottesrede“ meint Mildenberger die Kommunikation und Bezeugung des Glaubens innerhalb der Kirche. Damit ist die Theologie dezidiert als eine kirchliche Wissenschaft deklariert. Die kritische Funktion der Theologie besteht vor allem darin, darauf zu achten, dass die einfache Gottesrede sowohl zeit- als auch schriftgemäß erfolgt – wobei das Zeitgemäße zugleich das Schriftgemäße ist um umgekehrt. Das setzt voraus, dass die Theologie ihrerseits in ihren Vollzügen sich als zeit- und schriftgemäß erweist. Nicht gemeint ist damit, dass die Theologie den Gottesglauben auf eigenständige Weise bewahrheiten muss. Um ein Nach-Denken des Glaubens geht es: Die Theologie „hat sich auf ein Geschehen einzulassen, über das sie nicht verfügt“.
Kritische Begleitung ist immer auch solidarische Begleitung. Theologie lebt von den gleichen Voraussetzungen wie der Glaube auch: Die Vorgabe ist das biblische Zeugnis von Gottes Reden und Handeln. Die Theologie kann nicht unter Beweis stellen, dass Gott in einer besonderen Geschichte geredet und gehandelt hat. In ihrem Nach-Denken ist sie allerdings auch nicht gezwungen, Aussagen des Glaubens subjektivitätstheoretisch nur noch als Artikulation religiösen Selbstbewusstseins zur Sprache zu bringen.“ (S. 258)