Margarete Susman, Liebe (1951): „Nur, wo sie jäh in ihrer Gottgewalt / Hindurchbricht durch die Welt von Zeit und Not / Und bricht, von ihrem eignen Ganz umloht, / Vor unsern Augen unser irdisch Brot, / Erkennen wir die göttliche Gestalt.“

Liebe

Wir ahnen sie, die schweigsam zwischen uns Hinwandelnde.
Uns sagt’s der Herzen Brennen,
Und sagt es uns beredten innern Munds:
Sie ist’s! – Und doch: wie sollten wir sie kennen,
Da uns ein bunt Geweb vieltausendfalt
Ihr Angesicht verhüllt in Traum und Tod?

Nur, wo sie jäh in ihrer Gottgewalt
Hindurchbricht durch die Welt von Zeit und Not
Und bricht, von ihrem eignen Ganz umloht,
Vor unsern Augen unser irdisch Brot,
Erkennen wir die göttliche Gestalt.

Margarete Susman

Quelle: Neue Wege. Beiträge zu Religion und Sozialismus, Band 45 (1951), Heft 12, S. 477

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