„Ich glaube an die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen.“ So sprechen wir es in unserem Glaubensbekenntnis. Zugegeben, mit dem „Kirchenglauben“ haben viele ihre Schwierigkeiten: Wie kann man nur an die Institution Kirche glauben, wo ja Amtsträger mitunter versagen, wo ungute Dinge, ja sogar Missbrauch immer wieder neu geschehen?
Für manche besteht die Kirche nur noch auf dem Papier, für andere steht sie als leeres Gebäude da. Und doch, ich glaube an die heilige allgemeine Kirche, gerade in diese Zeit. Die Kirche, der ich glaube, ist nicht dasjenige, was Menschen organisieren und kontrollieren oder als Mauerwerk errichten können. Wahre Kirche lebt zwischen Menschen und mit Menschen, die an Christus glauben. Diese Menschen spricht der Apostel Paulus an:
„Ihr seid also nicht mehr Fremde oder Gäste ohne Bürgerrecht.
Ihr seid vielmehr gleichberechtigte Mitbürger der Heiligen
und Mitglieder von Gottes Hausgemeinschaft.
Ihr seid als Gemeinde gegründet
auf dem Fundament der Apostel und Propheten,
dessen Eckstein Christus Jesus ist.
Durch ihn wird der ganze Bau zusammengehalten.
So wächst er zu einem heiligen Tempel empor, der dem Herrn gehört.
Weil ihr zum Herrn gehört, werdet auch ihr als Bausteine in diesen Tempel eingefügt.
Gott wohnt darin durch den Heiligen Geist.“
(Epheser 2,19-22)
Wenn der Apostel von einem Bau bzw. von einem Tempel spricht, sind damit Menschen gemeint, die zueinander gefunden haben und füreinander einstehen. Kirche ist eine lebendige Verbindung zwischen Menschen, die belastbar ist. Aber nicht das, was wir Menschen gemeinsam zustande bringen, macht Kirche wesentlich aus. Vielmehr ist es die göttliche Wirklichkeit, die uns Jesus durch den Heiligen Geist zukommen lässt. Die eine große Gottestat im Tod und in der Auferstehung Jesu bringt Menschen in der Kirche zusammen, verbindet uns im Glauben – und lässt sogar unsere Zweifel zu.
Das Wunderbare des Glaubens ist das Gottvertrauen. Wir müssen nicht allein uns auf das verlassen, was menschenmöglich ist. Hinter all der Ungewissheit und Unsicherheit steht Jesu Zusage: „Ich bin bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt.“ (Matthäus 28,20) So ließe sich von Kirche auch als Gemeinschaft der Gottgeborgenen sprechen. Martin Luther schreibt dazu in seinem Großen Katechismus:
„Ich glaube, dass es ein heiliges Häuflein und eine heilige Gemeinde auf Erden gibt, aus lauter Heiligen unter einem Haupt, Christus, durch den Heiligen Geist zusammenberufen, in einem Glauben, Sinn und Verständnis; mit mancherlei Gaben, jedoch einträchtig in der Liebe, ohne Parteiungen und Spaltung. Von dieser Gemeinde bin ich auch ein Stück und Glied, aller Güter, die sie hat, bin ich Teilhaber und Mitgenosse. Durch den Heiligen Geist bin ich in sie gebracht und ihr einverleibt dadurch, dass ich Gottes Wort gehört habe und immer noch höre. Dadurch bewirkt und mehrt der Heilige Geist die Heiligung, damit wir täglich zunehmen und stark werden im Glauben und seinen Früchten, die er schafft.“
Ein „heiliges Häuflein“ unter Jesus Christus, das durch den Heiligen Geist im Glauben bestärkt wird und sich einander zugutekommt – als Christen sind wir in dieser Zeit in unseren Kirchengemeinden vor Ort herausgefordert.