Von Friedrich Mildenberger
Gott steht in der Gottesgemeinde
und ist Richter unter den Göttern.
»Wie lange wollt ihr unrecht richten
und die Gottlosen vorziehen?
Schaffet Recht dem Armen und der Waise
und helft dem Elenden und Bedürftigen zum Recht.
Errettet den Geringen und Armen
und erlöst ihn aus der Gewalt der Gottlosen.«
Sie lassen sich nichts sagen und sehen nichts ein, /
sie tappen dahin im Finstern.
Darum wanken alle Grundfesten der Erde.
»Wohl habe ich gesagt: Ihr seid Götter
und allzumal Söhne des Höchsten;
aber ihr werdet sterben wie Menschen
und wie ein Tyrann zugrunde gehen.«
Gott, mache dich auf und richte die Erde;
denn du bist Erbherr über alle Heiden!
Psalm 82,2-8
Liebe Gemeinde,
gerne wollte ich mir den Gebetsruf zu eigen machen, mit dem der 82. Psalm schließt: „Gott, mache dich auf und richte die Erde, denn du bist Erbherr über alle Heiden!“ Ich denke dabei an alles das, womit wir immer weniger zurechtkommen: die Friedlosigkeit mit den Ängsten, die sie auslöst; die Ausbeutung der Natur wie der Menschen; Rechtlosigkeit und Gewalt, die Opfer über Opfer fordert; die Unfähigkeit, Arbeit und Verdienst auch nur halbwegs vernünftig zu verteilen. Bleibt da anderes als der Ruf: „Gott, mache dich auf und richte die Erde“? Ich sehe jedenfalls nicht, daß wir anders weiterkommen könnten, etwa mit dem hemdsärmeligen Slogan: „Es gibt viel zu tun. Packen wirs an!“ Ich sehe vielmehr Hilflosigkeit, das Unvermögen dem gegenüber, was auf uns eindringt. Wir wissen nicht mehr, wie wir zurechtkommen sollen, wir Menschen – und wir Christen mitten drin.
Darum habe ich nach dem 82. Psalm gegriffen, der mir deutet, was ich erlebe. Er setzt mit einem Bild ein: Die Götter haben sich versammelt, und der Herr, der Gott Israels, steht mitten unter ihnen als ihr Präsident und Richter. Vielleicht stutzt hier einer, sagt sich: Was soll das denn, was redest du da von Göttern? Früher einmal glaubten das die Leute, daß der Himmel voller Götter sei. Doch das ist lange her, und wir wissen es besser. Richtig! Ich rede ja auch von einem Bild, mit dem der Psalm einsetzt. Aber dieses Bild weist uns hin auf eine Realität, die wir sonst nicht wahrnehmen, obwohl sie unser Leben bestimmt. Gott den Herrn zeigt uns dies Bild und die Götter, ihre Macht, ihr Unrecht, ihr Ende, das kommt und kommen muß, wenn der Herr sich aufmacht, zu richten und diese Welt zurechtzubringen. Und wir sind mit dabei, bei der Macht der Götter und bei ihrem Unrecht und auch bei ihrem Ende.
Wir begehen heute den Volkstrauertag, und es hat in diesem Jahr wie in den vergangenen Jahren manche Debatte darüber gegeben, wie man an diesem Tag richtig redet; wie wir der Opfer recht gedenken, ohne dabei die Mörder reinzuwaschen; wie wir das, was gewesen ist, betrauern, ohne das Böse zu rechtfertigen. Blicke ich auf die Götzen aus dem 82. Psalm, ihr Unrecht, ihre Verblendung, ihr Ende, verstehe ich das, was gewesen ist, ein Stück weit besser. Aber ich muß mir dann auch Gedanken machen über das, was ist, und über das, was kommt. Ich denke an das, was gewesen ist, an Landkarten, die Deutschland zeigen, 1914 und 1938 und 1982: Wie viel ist da vorbei und verloren! Ich denke an Menschen, die ich gekannt habe, die im Krieg geblieben sind, Opfer, deren Leben jäh abgebrochen ist. Ich denke auch an die, die ich nicht gekannt habe: die vergilbte Photographie, ein junges Gesicht, Uniform, das EK auf der Brust – der Bruder meiner Mutter, 1918 in Frankreich gefallen. Ich konnte ihn nicht kennenlernen. Vielleicht wäre mein Leben durch ihn reicher geworden. Aber das ist vorbei, ehe es anfangen konnte. Ich denke aber auch an die grausigen Bilder, diese Woche wieder in dem Fernsehbeitrag über die Mörder und ihre Opfer: Lastwagen voller Menschen, die dann in eine Grube getrieben werden. Und am Rand der Grube stehen Männer in deutschen Uniformen und drücken ab, und die Menschen in der Grube sacken in sich zusammen.
Was war das, was ist da geschehen? Es ist mir heute näher, als es mir vor dreißig Jahren gewesen ist. Ich versuche zu verstehen, was mir die Erinnerung an Bildern nahebringt und was ich erfahren habe. Wie ist es dahin gekommen, zum ersten Weltkrieg und dann zum zweiten Weltkrieg mit all ihren Folgen? Macht, Unrecht und Ende eines Götzen – so könnte ich mit dem Bild des 82. Psalms sagen. Ich sage das gewiß nicht, um mich oder irgend jemand zu entschuldigen. Denn die Götzen haben keine Macht, wenn nicht die Menschen, wenn nicht wir ihnen diese Macht geben. Die Angst meines Herzens und die Hoffnung und der Stolz und das Vertrauen meines Herzens ist die Macht der Götzen. Nennen wir den Götzen beim Namen, der den Volkstrauertag heute überschattet, mit seiner Macht, mit seinem Unrecht, mit seinem Ende. „Mein Volk“ heißt er, oder „Nation“. Und weil Götzen geliebt werden wollen und geliebt werden, hat er auch seinen Kosenamen: „Unser deutsches Vaterland“. Er läuft mir kalt den Rücken hinunter, wenn ich diesen Namen höre!
Was ist da gewesen, daß all dies geschehen konnte? Was hat aus diesem Vaterland den Schrecken für viele Völker gemacht, den Moloch, der tausende und tausende Menschenleben in sich hineingefressen hat, der sich zu gewaltiger Größe aufblähte und dann so kläglich in sich zusammengesunken ist? Ein Vaterland, das ist doch nicht etwas Böses! Kann denn ein Mensch leben ohne Vaterland; ohne eine Muttersprache, ohne eine Kultur, ohne die Heimat, die ihn aufnimmt, wenn er zur Welt kommt? Kein Mensch kann leben, wenn er nicht mit anderen zusammengehört. Ich gehöre nun einmal dazu, zu diesem Zusammenhang der Sprache und der Kultur und vielleicht auch des Blutes, den wir „Volk“ nennen; ich gehöre hinein in den Zusammenhang des Rechtes, der Anerkennung, der Ordnung, den wir „Staat“ nennen. Wie sollte ich leben ohne Sprache und Recht, ohne Volk und Staat? Weil der Mensch dies alles braucht, weil er ohne Volk und Staat nicht leben kann und weil der Herr, unser Gott, dies Leben will, hat er auch „Ja!“ gesagt zu Volk und Staat und zur Nation. Aber dieses „Ja!“ wird hier im 82. Psalm sogleich zurückgenommen: „Wohl habe ich gesagt: Ihr seid Götter und allzumal Söhne des Höchsten; aber ihr werdet sterben wie Menschen und wie ein Tyrann zugrunde gehen“. Weil der Herr diese Welt zurechtbringt, mußte es zu Ende gehen mit den Götzen! Darum kann ich nicht mehr hören: „Unser deutsches Vaterland!“, weil sonst Trauer und Scham und Sorge in mir hochsteigt.
Was ist da gewesen, daß all dies geschehen konnte? Dieses deutsche Vaterland hat die Angst und die Hoffnung, das Vertrauen und den Stolz meines Herzens und vieler Herzen an sich gezogen und so Macht gewonnen und ist immer mächtiger geworden über die Menschen. Was hat uns denn dazu gebracht, mitzumarschieren? Warum haben wir denn auch „Sieg Heil!“ gebrüllt? Wie kamen wir dazu, zu singen: „Wir werden weiter marschieren, wenn alles in Scherben fällt, denn heute gehört uns Deutschland und morgen die ganze Welt!“? Was für ein Wahnwitz war das, dies Vertrauen in die eigene Kraft, die es mit einer Welt voller Feinde aufnehmen könne! Welche irre Hoffnung auf die Gunst der Stunde und den Ruf der Vorsehung, die Adolf Hitler so pathetisch zu beschwören wußte: daß wir es seien, Großdeutschland, dieses deutsche Blut, die nordische Herrenrasse, der die Weltherrschaft bestimmt sei? Es war doch nicht bloß dieser Mensch, Adolf Hitler, und die großen und kleinen Nazis mit ihm, die das deutsche Volk hineingetrieben haben in dieses Entsetzliche, was dann geschehen ist und das meinen deutschen Namen stinkend gemacht hat auf lange hin. Wir selbst waren es, die Angst meines Herzens und die Hoffnung, der Stolz und das Vertrauen vieler Herzen, die sich an den Traum von der deutschen Größe anketten ließen und hineinreißen ließen in jenes Tun, das wir nun betrauern und für das wir uns schämen müssen. Ich weiß, was gemeint ist, wenn hier im 82. Psalm vom Unrecht, von der Macht, der Lüge und dem Ende der Götter die Rede ist. Ich habe es erlebt und. erfahren, was das heißt: „Mach dich auf, Herr, und richte, bring diese Welt zurecht“.
Aber vielleicht habe ich mich nun schon zu lange bei dem aufgehalten, was gewesen ist. Nicht deshalb zu lange, weil ich mich schon zu lange geschämt hätte, weil ich schon zu lange getrauert hätte über das, was war. Das wird mich begleiten, so lange ich lebe. Aber wir alle, wir haben ja das Ende dieses Götzen überlebt. Und nun frage ich mich: Haben wir nicht bloß die Götter ausgetauscht? Es scheint so, wie wenn die Angst des Herzens und seine Hoffnung, wie wenn Stolz und Vertrauen nicht ortlos bleiben könnten. Sie brauchen anscheinend einen Gott oder Götzen, an den sie sich hängen können. Es ist mit den Göttern nicht einfach vorbei, wenn einer von ihnen gefallen ist. Von einer ganzen Versammlung von Göttern, einem ganzen Bundestag voller Götter ist im 82. Psalm die Rede. Aber es wäre billig, wenn ich nun auf die anderen Götter zeigte, die Götter der anderen, und den überginge, an dem mein Herz hängt. Es gibt diese anderen Götter wohl, die anderen Vaterländer beispielsweise. Ich denke an das, was wir da während des Falklandkrieges und nach diesem Krieg bei den Briten beobachtet haben. Es gibt Ideologien, den Sozialismus z.B., den real existierenden, der Millionen Menschen knechtet und noch viel mehr bedroht. Aber nicht das sind die Götter, an denen mein Herz hängt, mit seiner Angst und seiner Hoffnung, seinem Vertrauen und seinem Stolz. Wenn ich danach frage, was mir besonders wichtig ist, worauf ich stolz bin, worauf ich vertraue und worum ich mich ängste, so fällt mir das Wort „Freiheit“ ein. Und ich frage mich: Habe ich nicht viel zu schnell und viel zu leicht den Gott „Vaterland“ mit dem Gott „Freiheit“ vertauscht?
Aber Freiheit ist doch gewiß nicht böse! Nun, ich habe diesen Einwand genau bedacht. Freiheit ist so wenig böse wie ein Vaterland. Aber sehen wir einmal genauer zu, was Freiheit hier heißt. „Freiheit“ bezeichnet, was unser gemeinsames Leben ausmacht: die persönliche Freiheit, die ich genieße. Die freie Marktwirtschaft, die uns den Lebensstandard eingebracht hat, auf den wir so stolz sind und um den sich jeder ängstet angesichts der gegenwärtigen Krise. Wir haben die Freiheit, zu reisen, wohin wir wollen, vorausgesetzt, das Geld reicht dazu, zu kaufen, was wir haben wollen, zu verbrauchen, wonach es uns gelüstet, haben die Freiheit, zu sagen, was wir wollen und auch abseitige politische oder religiöse Meinungen zu vertreten. So sieht sie aus, die Faktizität unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Und mein Herz hängt an dieser Freiheit. Ist sie denn nicht gut?
Nicht mein Herz will ich da urteilen lassen, sondern dies prophetische Wort aus dem 82. Psalm: „Gott steht in der Gottesgemeinde und ist Richter unter den Göttern: Wie lange wollt ihr unrecht richten und die Gottlosen vorziehen? Schaffet Recht dem Armen und der Waise und helft dem Elenden und Bedürftigen zum Recht. Errettet den Geringen und Armen und erlöst ihn aus der Gewalt der Gottlosen.“ Ich will, daß meine Freiheit gut ist, die freiheitlich-demokratische Grundordnung dieses Staates, in dem ich lebe und dem ich mit meiner Arbeit diene. Ich will, daß gut ist, woran mein Herz hängt. Darum frage ich: Kann diese Freiheit bestehen vor Gottes Anspruch, wie er hier erhoben wird?
Wem schafft sie Recht, wen begünstigt sie, diese Freiheit? Den Armen und Rechtlosen, die Waise und den Elenden und Bedürftigen, den Fremden und Heimatlosen und Verfolgten, die geringsten Brüder, in denen heute Christus gegenwärtig ist (vgl. Matth 25,31-46)? Das ist eine ganz schlichte Frage. Aber ich komme ins Stocken, wenn ich hier nun gerne und aus vollem Herzen „Ja!“ sagen wollte. Daß der deutsche Machthunger und Herrschaftsanspruch seinerzeit böse war, sehen wir alle ein, ein paar unbelehrbare Fanatiker vielleicht ausgenommen. Aber ist denn unsere Freiheit heute so klar im Recht, wie wir das gerne wollten? Haben wir bedacht, was diese Freiheit kostet? Ich lasse jetzt einmal beiseite, was auch zu den Kosten dieser Freiheit gehört, die Ausbeutung der Natur, die sterbenden Wälder, die Arbeitslosen und die Massenentlassungen, von denen immer mehr Menschen unter uns betroffen sind, die Feindseligkeit gegen Ausländer und die Hetze gegen unbequeme Minderheiten. Was kostet diese Freiheit, die erkauft ist mit der Abgrenzung zwischen den Machtblöcken? Nur so hält doch der brüchige Friede, wenn sich hier nichts grundlegend verändert. Darüber besteht eine stillschweigende Übereinkunft zwischen den Weltmächten. Wir würden uns belügen, wollten wir nicht zugeben: Unsere Freiheit hier ist erkauft mit der Unterdrückung dort. Wir haben uns mit der Grenze auch abgefunden und sind zufrieden, wenn über sie hinweg noch ein bißchen humanitäre Hilfe möglich wird. Und wir beruhigen uns damit, daß ja die anderen schuld sind daran, daß nichts zu ändern ist. Die anderen mit ihrer Aggression, mit ihrer Rüstung, die uns zur Nachrüstung zwingt, die anderen mit ihrer Unduldsamkeit und Menschenverachtung, die den Ruf nach Freiheit in Gefängnissen und Irrenhäusern verstummen macht. Aber da zahlen auch andere die Kosten unserer Freiheit, und ich glaube je länger desto weniger, daß daran bloß die anderen schuld sind und wir darum diese Freiheit, unsere Freiheit guten Gewissens in Anspruch nehmen können und unser Herz an diese Freiheit hängen.
Es soll sich nichts ändern – es darf sich nichts ändern: So steht das mit den Götzen; und meine „Freiheit“ ist mit dabei. „Sie lassen sich nichts sagen und sehen nichts ein, sie tappen dahin im Finstern. Darum wanken die Grundfesten der Erde.“ Spürt ihr das nicht, dieses Zittern und Beben? Die Trauer heute am Volkstrauertag gilt nicht nur dem, was war, der immer noch unbewältigten deutschen Vergangenheit, mit der wir leben müssen. Sie gilt auch der Gegenwart. Je länger desto weniger ertrage ich die Selbstgerechtigkeit, mit der wir dahinleben und unsere Freiheit in Anspruch nehmen und nicht danach fragen, was diese Freiheit kostet, andere kostet. Je länger, desto weniger ertrage ich die Einfallslosigkeit, mit der diese Freiheit geschützt werden soll, durch Rüstung und Vorrüstung und Nachrüstung in einem stupiden Rechnen, und ich soll dafür bezahlen, nicht nur mit meinen Steuern, sondern mit meiner Angst. Denn nicht nur die Raketen sind auf ihre Ziele programmiert, die hier und natürlich auch die drüben. Auch die Angst ist programmiert, fixiert auf das Feindbild hüben und drüben. Allein so läßt sich ja der Aufwand einer Rüstung rechtfertigen, die diese Welt arm macht und immer ärmer. Je länger, desto weniger ertrage ich auch die Aggressivität, mit der wir die Natur ausbeuten, mit der wir meinen, es müsse nun doch bald wieder aufwärtsgehen, die Krise könne überwunden werden mit mehr Wachstum, mehr Ertrag, mehr Investitionen, mehr Arbeit, mehr Konsum. Denn dieses „Mehr“ muß doch aus unserer Welt kommen, aus dem Boden, der Luft, dem Wasser, den Energievorräten, aus all dem, was wir aufbrauchen, desto schneller aufbrauchen, je mehr es wieder zum Wachstum kommt, auf das sie alle hoffen und vertrauen fast wie auf den lieben Gott selbst. Was für eine Welt werden wir denen zurücklassen, die nach uns kommen, friedlos und arm!
Ich ahne, was es heißt, wenn ich mir den Gebetsruf zu eigen mache, mit dem der 82. Psalm schließt: „Gott, mache dich auf und richte die Erde; denn du bist Erbherr über alle Heiden!“. Ich ahne das, weil ich weiß, was fallen muß, wenn es mit den Göttern zu Ende geht. Da muß das Herz sich losreißen, seine Angst darf nicht mehr dieser unserer Freiheit gehören und nicht mehr der Stolz, die Hoffnung und das Vertrauen. Das gibt blutende Herzen, das gibt Schmerzen noch und noch. So, wie es blutende Herzen gegeben hat und Schmerzen noch und noch, als sich die Herzen losreißen mußten vom deutschen Vaterland und dem Traum von seiner Herrlichkeit.
Ich weiß, daß es weh tut, wenn Gott selbst einen Menschen zurechtbringen muß, viele Menschen. So vergeßlich bin ich nicht, daß ich nicht mehr weiß, wie mir damals zumute war. Ich spüre den Schmerz und die Scham, dabei gewesen zu sein. Jetzt bin ich wieder dabei und kann nur hoffen, daß Gott uns zurechtbringt, bald! Daß geschieht, was uns hier im 82. Psalm gezeigt wird: Der Herr selbst richtet!
„Gott steht in der Gottesgemeinde
und ist Richter unter den Göttern.
»Wie lange wollt ihr unrecht richten
und die Gottlosen vorziehen?
Schaffet Recht dem Armen und der Waise
und helft dem Elenden und Bedürftigen zum Recht.
Errettet den Geringen und Armen
und erlöst ihn aus der Gewalt der Gottlosen.«
Sie lassen sich nichts sagen und sehen nichts ein, /
sie tappen dahin im Finstern.
Darum wanken alle Grundfesten der Erde.
»Wohl habe ich gesagt: Ihr seid Götter
und allzumal Söhne des Höchsten;
aber ihr werdet sterben wie Menschen
und wie ein Tyrann zugrunde gehen.«
Gott, mache dich auf und bring diese Welt zurecht;
denn dir gehören alle Völker!“.
Amen.
Gehalten am Volkstrauertag, 14. November 1982, in St. Sebald, Nürnberg.
Quelle: Friedrich Mildenberger, Zeitgemäßes zur Unzeit. Texte zum Frieden, zum Verstehen des Evangeliums und zur Erfahrung Gottes, Essen: Verlag Die Blaue Eule 1987, S. 55-59.