Martin Luther zur üblen Nachrede (Operationes in Psalmos, zu Psalm 15,3): „Er wird weder nachforschen noch denunzieren, sondern wird sich der Anzeige widersetzen und das Flüstern bändigen.“

Zur üblen Nachrede

Von Martin Luther

Einem guten Manne kommt es zu, die Schmähung des Nächsten nicht zuzulassen, sie auszulöschen, das Gegenteil zu behaupten und ihn zu schützen; und wo man ihn nicht schützen kann, soll man ihn doch entschuldigen, oder doch wenigstens Mitleid haben und sich betrüben, auch wenn es seinen Feind und einen bösen Menschen betrifft. Denn so will ein jeder, dass es auch ihm ergehe. So wird er nicht nur seinem Nächsten weder schaden noch ihm Böses tun, sondern er wird auch Gutes tun, ob er nun ein Freund oder ein Feind ist, wie es die Meinung Christi ist (Matthäus 5,44). Er wird weder nachforschen noch denunzieren, sondern wird sich der Anzeige widersetzen und das Flüstern bändigen.

Im lateinischen Original:

boni viri est opprobrium proximi non admittere, extinguere, contraria praedicare, tueri, et si non potest tueri, excusare aut saltem dolore et compati etiam inimico et malo, sic enim sibi quisque fieri vellet. Ita non modo non nocebit aut malum faciet proximo, sed etiam bene faciet, sive sit amicus sive inimicus, ut est sententia Christi Matt. vi. Nec explorabit nec deferet, sed deferenti resistet, susurronem compescet.

WA 5, 435, 23-29 (Operationes in Psalmos, zu Psalm 15,3)

Hier der Text als pdf.

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