
Da mögen berechtigte Vorbehalte gegenüber einer indischen Kontextualisierung der Trintitätslehre bestehen („Avatar-Inkarnation“); und doch ist die Beschreibung des Gemäldes „Die Heilige Trinität“ durch den Maler (und Jesuiten) A. J. Thamburaj anregend zu lesen:
Eine Meditation über die Heilige Trinität in den Farben und Gesten eines Gemäldes
Von Pater A. J. Thamburaj S.J.
Dieses Gemälde bringt die Theologie der Dreifaltigkeit durch das Medium der Mudras zum Ausdruck. Es besteht aus drei Händen, die die drei göttlichen Personen darstellen.
Die erste Hand symbolisiert den Vater. Sie ist in der „abhaya mudra“ zu sehen, einer Geste der Zuversicht. Die Hand ist grün bemalt, eine Farbe, die Kreativität oder Fruchtbarkeit symbolisiert. Im Frühling treiben die Bäume neue Blätter aus und die Erde ist mit einem leuchtend grünen Mantel bedeckt. Dies ist also eine geeignete Farbe, um den schöpferischen Aspekt Gottes auszudrücken. In der offenen Handfläche befindet sich ein Symbol, das wie ein Auge und auch wie ein Fisch aussieht. Das visuelle Wortspiel ist durchaus beabsichtigt. In der indischen Tradition gibt es den Glauben, dass der Fisch niemals seine Augen schließt, niemals schläft. Das Symbol drückt daher die Vorsehung Gottes aus, der alles sieht, immer wachsam ist und in seiner liebevollen Fürsorge für seine Geschöpfe niemals müde wird oder schläft.
Die dritte Hand symbolisiert Christus, wie aus der Wunde in der Handfläche ersichtlich ist, die den erlösenden Aspekt Gottes zum Ausdruck bringt. Die Hand zeigt in der „varada mudra“ nach unten, einer Geste, die das Geben symbolisiert – sowohl das Sich-Selbst-Geben als auch das Geben von Geschenken. Sie bedeutet, dass der Sohn Gottes sich für uns hingegeben hat und dass uns alle Gnaden durch ihn zufließen, der uns mit seinen Gaben überschüttet. Die Farbe dieser Hand ist blau, die Farbe Krishnas, und eine Farbe, die die Avatar-Inkarnation Gottes bezeichnet. Blau ist auch die Farbe des Himmels und des Meeres, die sich von Horizont zu Horizont erstrecken, so weit das Auge sehen kann. Daher vermittelt diese Farbe die Vorstellung von der Unendlichkeit und Ewigkeit Gottes.
Die Hand in der Mitte symbolisiert den Heiligen Geist. Die Farbe dieser Hand ist rot, die Farbe des menschlichen Herzens und auch des Feuers. Die Finger der offenen Hand zeigen nach oben und sind wie Kerzenflammen geformt. Die Vorstellung ist, dass der Heilige Geist die Liebe Gottes ist, die in Form von Feuerzungen auf die Apostel herabkam. Die spiralförmigen Linien auf der Handfläche symbolisieren den Wirbelwind (Ruah), denn der Geist kam an Pfingsten wie ein mächtiger Wind herab. Diese spiralförmigen Linien erstrecken sich wie Wellen in immer größer werdenden Kreisen und berühren die beiden anderen Hände auf beiden Seiten, was die Einheit zwischen den göttlichen Personen zum Ausdruck bringt. Die Liebe zwischen dem Vater und dem Sohn, der dritten Person der Heiligsten Dreifaltigkeit, ist das Prinzip der trinitarischen Einheit. So wird in diesem Bild die gesamte Theologie der Trinität durch Mudras, Farben und Symbole vermittelt.
Hier die englischsprachige Originalfassung:
This painting expresses the theology of Trinity through the medium of mudras. It consists of three hands representing the three divine persons.
The first hand symbolizes the Father. It is seen in the ‘abhaya mudra’, a gesture of assurance. The hand is painted green, a colour that connotes creativity or fertility. In spring the trees put forth new leaves and the earth is covered with a bright green mantle. So this is an appropriate colour to express the creative aspect of God. In the open palm of the hand there is a symbol which looks like an eye and also like a fish. The visual pun is very much intended. In the Indian tradition there is a belief that the fish never closes its eyes, never goes to sleep. The symbol therefore expresses the providence of God, who sees all things, is ever watchful, and never tires or sleeps in his loving care for his creatures.
The third hand symbolizes Christ, as is evident from the wound shown in the palm, which expresses the redemptive aspect of God. The hand points downward in the ‘varada mudra’, a gesture which symbolizes giving-self-giving as well as gift-giving. It means that the Son of God gave himself up for us and also that all graces flow to us through Him, who lavishes His gifts upon us. The colour of this hand is blue, the colour of Krishna, and a colour denoting avatar-incarnation of God. Blue is also the colour of the sky and the sea, which stretch out from horizon to horizon as far as the eye can see. Hence this colour conveys the idea of the infinity and eternity of God.
The hand in the centre symbolizes the Holy Spirit. The colour of this hand is red, the colour of the human heart and also of fire. The fingers of the open hand point upwards and are shaped like candle flames. The idea conveyed is that the Holy Spirit is the God love, who came down on the apostles in the form of tongues of fire. The spiral lines on the palm of the hand symbolize the whirlwind (Ruah), for the Spirit came down on Pentecost like a mighty wind. These spiral lines reach out like ripples in ever-widening circles and touch the other two hands on either side, thus expressing the unity that exists between the divine persons. The love between the Father and the Son, which is the third person of the Blessed Trinity, is the principle of Trinitarian unity. Thus in this picture the whole theology of Trinity is conveyed through mudras, colours and symbols.