Wladimir Solowjew, Kurze Erzählung vom Antichrist (1899): „Christus predigte die Ethik des Guten und bestätigte seine Lehre durch sein Leben — er war ein Verbesserer der Menschheit. Ich aber bin berufen, ein Wohltäter dieser nur zu einem Teil gebesserten, zum Teil so unverbesserlicher Menschheit zu sein. Ich will allen Menschen das geben, was not ist. Christus schuf die Zwietracht unter den Menschen durch die Verkündigung des Guten und des Bösen — ich werde sie wieder vereinen durch das Heil, das in gleichem Maße den Guten und den Bösen not ist.“

Kurze Erzählung vom Antichrist

Von Wladimir Solowjew

WLADIMIR SOLOWJEW wurde am 16. Januar 1853 als Sohn des Histo­rikers Sergius Solowjew geboren. In Moskau studierte er an der historisch-philologischen Fakultät und hielt im Jahr 1875 seine erste philo­sophische Vorlesung über das Thema: Zur Ver­teidigung der Metaphysik. Studien im Ausland wechselten ab mit einer reichen Vorlesungstätigkeit an ver­schiedenen Moskauer Hochschulen, bis 1881 Solowjew sich durch den Inhalt einer Rede in Widerspruch mit der offiziellen Meinung am Kaiserhofe setzte und zu seiner Entlassung ge­zwungen wurde. Er zog sich in die literarische und publizistische Tätigkeit zurück und schuf darin — aus dem Volke für das Volk — seine gedankentiefen Werke. Ein allzufrüher Tod setzte diesem fruchtbaren Schaffen im Jahre 1900 ein plötzliches Ende.

Europa hatte damals keine Zeit, sich mit den Problemen „Über das Gottmenschentum“, wie das Thema der prägnantesten Vorlesungen Solowjew’s lautete, eingehend zu beschäftigen. Viel­leicht mußten erst die Verwirrungen der ver­gangenen Jahrzehnte über uns hinweg­gegangen sein, um uns die Augen aufzutun für die visionäre Schau des Philosophen, Mystikers und Sehers Solowjew.

Die „Kurze Erzählung vom Antichrist“ ist den „Drei Gesprächen“ entnommen, die als eine der letzten Veröffentlichungen von ihm in den Jahren 1899-1900 geschrieben wurden.

In einer fernen Zeit lebte unter der kleinen Zahl der an den Geist Gläubigen ein merk­würdiger Mensch. Viele sahen ihn für eine Art von Übermenschen an, denn sowohl in seinen Gedanken, als auch in seinem Fühlen war er seinen Zeitgenossen weit voraus. Er war noch jung, doch schon mit 33 Jahren war er durch seine überragenden Fähigkeiten und Leistungen als Denker, Schriftsteller und so­zialer Arbeiter zu großer Berühmtheit ge­langt.

Aus eigenem Erlebnis wußte er um die ungeheure Macht des Geistes, darum war er Freund aller rationalen Begriffe. Sein Denken hatte die Wahrheit erkannt, daß der Glaube des Men­schen sich dem Guten, Gott, dem Mes­sias zuwenden müsse — ja, er war davon vollkommen überzeugt, doch seine Liebe, galt – – nur sich selbst. Er glaubte an die Existenz Gottes, doch im Grunde seiner Seele war er von sich weit mehr überzeugt, auch wenn er sich darüber keine Rechenschaft gab. Er vertrat die Ideale des Guten — doch die allumfassende Weisheit des Ewigen wußte, daß dieser Mensch sich vor der Macht des Bösen beugen werde, sobald diese den Versuch machen würde, ihn zu gewinnen. Und dies nicht durch eine Verirrung der Gefühle oder der Leidenschaften, nicht einmal durch die Verlockungen der Macht, sondern einzig und allein durch seine maßlose Eigenliebe.

Doch diese Selbstliebe entstammte weder einem unwillkürlichen Instinkt noch einer sinn­losen Anmaßung, sie wurzelte vielmehr in seiner ganz besonderen Begabung, seiner Schönheit und seinem idealen Streben, und schien ihm vereint mit der Gesinnung eines Asketen und Men­schenfreundes in der Aus­übung der höchsten Enthaltsamkeit, Uneigen­nützigkeit und werktätigen Nächstenliebe vollkommen gerechtfertigt. Und wer wollte ihn auch anklagen, daß er alle diese Eigen­schaften als besondere Zeichen eines ihm allein geltenden göttlichen Wohlgefallens deutete, und sich nächst Gott als den ersten, als den in seiner Art einzigen Sohn Gottes ansah? Er hielt sich dafür, um es mit kurzen Worten zu sagen, was nur einmal in der Welt — Christus — war.

Diese Anmaßung eines höheren Wertes ging jedoch nicht mit der Erkenntnis einer morali­schen Verpflichtung gegen Gott und die Welt überein, sondern war allein nur das Bewußtsein des Vorrechts vor allen anderen, ja selbst vor Christus. Wohl hatte er anfangs keine ausgeprägte Feindschaft gegen Jesus, er wußte um seine Bedeutung und seine Sen­dung als Messias, aber zutiefst sah er in ihm nur seinen größten Vorgänger. Aber die Tat Christi und die Einzigartigkeit seiner Er­scheinung waren diesem durch seine Eigen­liebe verwirrten Geiste unverständlich. Er urteilte etwa so: „Christus war vor mir — ich komme als zweiter. Doch was in der Zeit als ein Späteres erscheint, ist ja seinem Wesen nach das Erste. Ich bin der Vollender und der Schluß der Weltgeschichte, weil ich der wahre und der endliche Erlöser bin. Jener Christus war mein Vorläufer, seine Aufgabe war es, vor mir herzugehen und mir den Weg zu be­reiten.“

In diesem Sinne wird der große Geist des fernen Jahrhunderts alles auf sich beziehen, was das Evangelium von der Wiederkunft des Herrn sagt. Und er wird dieses Kommen nicht als die Wiederkehr desselben Christus auslegen, sondern sagen, daß an Stelle des Christus, des Vor­läufers, nun der wahre Hei­land – – er selbst gekommen sei.

Noch aber hebt den „großen Menschen“ nichts aus der Masse des Volkes. Auch Mo­hammed betrachtete in ähnlicher Weise seine Beziehungen zu Christus, und er war ein Mensch, der die Wahrheit liebte und keiner bösen Absicht geziehen werden kann.

In diesem Menschen aber wird die Er­hebung des Ich, die ihn über Christus sich er­haben fühlen läßt, ihre Rechtfertigung in fol­genden Überlegungen etwa suchen:

„Christus predigte die Ethik des Guten und bestätigte seine Lehre durch sein Leben — er war ein Verbesserer der Menschheit. Ich aber bin berufen, ein Wohltäter dieser nur zu einem Teil gebesserten, zum Teil so unverbesserlicher Menschheit zu sein. Ich will allen Menschen das geben, was not ist. Chri­stus schuf die Zwietracht unter den Menschen durch die Verkündi­gung des Guten und des Bösen — ich werde sie wieder vereinen durch das Heil, das in gleichem Maße den Guten und den Bösen not ist. Ich werde der wirk­liche Abgesandte jenes Gottes sein, der die Sonne leuchten läßt über die Gerechten und die Ungerechten, dessen Regen sie beide er­frischt. Christus brachte das Schwert—ich aber bringe den Frieden. Er bedrohte die Welt mit den Schrecken eines jüngsten Ge­richts – – aber der letzte Richter werde ich sein und mein Gericht wird nicht nur ein Ge­richt der Wahrheit, sondern ein Gericht der Gnade sein. Ja, mein Gericht wird auch die Wahrheit suchen, jedoch nicht die Wahrheit einer Vergeltung, sondern die Wahrheit, die belohnt. O, ich kenne sie alle, wie sie sind und ich werde einem jeden das geben, wessen er bedarf.

In dieser inneren Bereitschaft harrte er des Rufes Gottes zu einer neuen Tat der Rettung der Menschheit, wartete er auf ein klares und wunderbares Zeugnis, daß er der ältere Sohn, der geliebte Erstgeborene Gottes sei. Diese Hoffnung in sich nährend im Bewußtsein seiner über­menschlichen Tu­genden und Fähigkeiten vergingen seine Tage, denn wie schon gesagt, er war ein Mensch von untadelhaften Sitten und von einer ungewöhnlichen Genialität. So wartete er in seinem Stolz und im Bewußtsein seiner höheren Berufung, sein Werk, die Rettung der Menschheit zu beginnen – – doch er wartete vergeblich. Dreißig Jahre seines Le­bens waren schon vergangen, und nochmals vergehen drei Jahre.

Da — eines Tages durchzuckt ihn ein Ge­danke und wie ein heißer Schauer durch­dringt es ihn:

„Wenn es nun doch so wäre? — wenn nicht ich — sondern jener —Galiläer – –, wenn er nicht mein Vorläufer, sondern der wahre, der erste und letzte wäre? Doch dann müßte er leben – – wo aber ist er?? . . . . Und wenn er nun plötzlich zu mir käme – – sofort — hieher – – was würde ich ihm sagen? Ich müßte ja dann das Knie vor ihm beugen wie der letzte einfältige Christ und wie ein dummer Bauer zu ihm sprechen: „Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner Sünden“, oder ich werde wie irgend ein bi­gottes Bauernweib auf der Erde liegen. Ich, der stolze Genius, der Übermensch! Nein — niemals!

Und an die Stelle einer Verehrung und Anerkennung Gottes und Christi durch die Vernunft beginnt in seiner Seele mehr und mehr ein brennendes Gefühl des Neides und eines wilden atemraubenden Hasses um sich zu greifen, das sein ganzes Wesen langsam erdrückt:

„Ich, ich — und nicht er! — Erlebt nicht — nein, und er wird nicht leben! Er ist nicht auf­er­standen – – er ist niemals auferstanden! — er ist niemals auferstanden! Er blieb in der Höhle seines Grabes, wie der letzte —.“

Schaum vor dem Munde rast er aus dem Hause, aus dem Garten in die tote, finstere Nacht hinein auf einem schmalen Felsenpfad. Endlich schweigt diese Wut und macht einer Verzweif­lung Platz, die so öde und schwer ist, wie diese Felsen, so finster, wie diese Nacht. Und er bleibt vor einem steilen Ab­grund stehen —aus einer weiten Tiefe dringt das Geräusch eines Wassers, das über die Steine rauscht.

Eine unendliche Qual preßt sein Herz zu­sammen. Doch plötzlich wird etwas in ihm lebendig: „Soll ich ihn rufen und fragen, was ich tun muß?“ Und in der Finsternis steht vor ihm eine Er­scheinung voll Sanftmut und Trauer.

„ER bemitleidet mich — nein, niemals! Er ist nicht auferstanden — er ist nicht auf­erstanden!“ und er stürzt sich vom Felsen herab.

Aber etwas Unfaßbares hielt ihn im Sturze auf und er fühlt eine Erschütterung, wie von einem elektrischen Schlag, und eine unsichtbare Macht wirft ihn zurück. Auf einen Augen­blick verlor er das Bewußtsein — als er wie­der zu sich kam, fand er sich auf den Knieen liegend einige Schritte vom Abgrund ent­fernt. Da — aus dem Dunkel tritt eine Ge­stalt vor ihn, gehüllt in ein nebelhaft schim­merndes Leuchten, und zwei Augen durch­dringen mit unerträglich bohrenden Blicken seine Seele. Er aber sieht diese beiden stechenden Augen und hört — aber er kann es nicht unterscheiden, ob in ihm selber, oder von außen eine Stimme zu ihm spricht — eine sonderbare Stimme, die dumpf, wie aus großer Qual und dennoch hell, metallisch und völlig seelenlos klingt.

Und diese Stimme spricht zu ihm:

„Mein geliebter Sohn — an dir habe ich mein ganzes Wohlgefallen. Doch warum hast du dich nicht an mich gewandt? Warum ging so lange Zeit deine Verehrung zu jenem An­deren und seinem Vater? Dein Gott und dein Vater bin ich! Jener aber ist ein Elender, ein Gekreuzigter — und mir und dir fremd. Ich habe keinen anderen Sohn als dich — du bist der einzige und mir gleich. Ich liebe dich und ich verlange nichts von dir. Du bist begabt mit aller Schönheit und Größe. Darum tue dein Werk in deinem Namen und nicht in dem meinen. Mich erfüllt kein Neid gegen dich, denn ich liebe dich. Ich fordere kein Ge­schenk von dir. Derjenige, den du für einen Gott hieltest, forderte von seinem Sohn Ge­horsam, einen grenzenlosen Gehorsam bis zum Tode am Kreuz, – – und am Kreuz verließ er ihn und half ihm nicht. Ich aber verlan­ge nichts von dir, und ich werde dir den­noch helfen. Um deiner selbst willen, um deines eigenen hohen Wertes, um deiner Vollkommenheit willen, aus reiner und un­eigennütziger Liebe zu dir – – werde ich dir helfen. – – – – So empfange meinen Geist; und wie mein Geist dich einst in Schön­heit schuf, so wird er dich jetzt in der Kraft schaffen!“

Bei diesen Worten des Unsichtbaren öff­neten sich wie in lechzendem Verlangen die Lippen des „großen Menschen“, zwei durch­dringende Augen kamen seinem Angesicht ganz nahe, und er fühlte, wie ein brennen­der, eisiger Hauch in ihn eindrang und sein ganzes Wesen er­füllte. Und zugleich durch­strömte ihn ein neues Gefühl einer unge­heuren Kraft, von Mut, Leichtigkeit und äußer­ster Konzentrierung. In diesem Augenblick verschwand das leuchtende Antlitz und das Augenpaar. Eine unbekannte Macht aber hob den Übermenschen über die Erde und er fand sich plötzlich in seinem Garten vor der Türe seines Hauses wieder.

An den folgenden Tagen waren nicht nur die Freunde des „großen Mannes“, sondern sogar seine Dienstboten über sein beson­deres, wie inspiriertes Aussehen erstaunt. Noch mehr aber würden sie sich verwundert haben, wenn sie bemerkt hätten, mit welch unglaublicher Schnel­ligkeit und Leichtigkeit er in seinen Privaträumen sein berühmtes Buch „Der offene Weg zum Frieden und zur Wohlfahrt der Welt“ schrieb.

Frühere Veröffentlichungen und soziale Arbeiten des Übermenschen waren von strengen Kritikern nicht besonders günstig beurteilt worden. Aber das waren auch größ­tenteils besonders religiöse Menschen, die darum auch keine Autorität besaßen. Wenige nur hörten ihren Worten — es war ja die Zeit des Erscheinens des Antichrists — und wenn sie davon schrieben, daß in allem, was der „kommende Mann“ sprach, Anzeichen einer ganz besonders hochentwickelten Eigenliebe zu finden seien, und daß ihm die Einfachheit, Wärme und Wahrhaftigkeit vollkommen feh­len würden, so achtete niemand auf diese Worte.

Sein neues Werk überzeugte sogar meh­rere seiner früheren Kritiker und Gegner. Das Buch war nach seinem Erlebnis auf der Fel­senhöhe geschrieben — es offenbarte die ganze Kraft seines Genius in einer ungeheu­ren Konzentration. Es war etwas Allumfassen­des, alle Gegensätze in sich Vereinigendes — hier werden sich finden: die Ehrfurcht vor der Tradition und den Symbolen des Alter­tums mit einem weitgehenden und kühnen Radikalismus sozialpolitischer Forderungen und Erwägungen; eine unbegrenzte Freiheit der Gedanken mit einem tiefen Verständnis alles Mystischen; ein unbedingter Individua­lismus mit einer glühenden Hingabe an das Wohl der Allgemeinheit; der höchste Idealis­mus mit der vollen Lebendigkeit praktischer Erfahrungen und Entschlüsse. Und dies alles wird mit genialer Kunst zu einer neuen Syn­these vereinigt sein, daß es jedem Denker oder Praktiker ohne Mühe möglich sein wird, das Ganze von einem besonderen, persön­lichen Gesichtspunkt aus zu betrachten und anzunehmen, ohne daß er deshalb der Wahrheit selbst etwas zu opfern braucht. Nicht einmal über den Standpunkt seines „Ich“ braucht sich der Leser zu erheben, ja, in Wirk­lichkeit wird sich keiner von seinen Kurzsich­tigkeiten lossagen müssen, in keiner Beziehung die Mangelhaftigkeit seiner Betrach­tung korrigieren, ihre Fehler in keiner Weise ausgleichen müssen.

Dieses wunderbare Buch wird sofort in alle Sprachen aller gebildeten und einiger ungebilde­ten Völker übersetzt werden. Tau­sende von Zeitungen werden in aller Welt ein ganzes Jahr lang ihre Spalten mit Re­klamen der Herausgeber und begeisterten Lobreden der Kritiker füllen. Volksausgaben mit den Bildern des Verfassers werden in Mil­lionen von Exemplaren verbreitet, und die ganze Kulturwelt wird erfüllt sein vom Ruhme des Unvergeßlichen, Gro­ßen, Einzig­artigen.

Und niemand wird auf dieses Buch eine Antwort haben, denn alle werden darin die Offenba­rung der ganzen Wahrheit fin­den. Alles Vergangene wird darin eine so grundsätzliche Aner­kennung finden, alles Gegenwärtige so maßvoll und allseitig ge­wertet werden und die Zukunft so klar und hell auf das Gegenwärtige sich aufbauend, daß ein jeder ausrufen wird: „Das ist es – – ja, das ist es, was wir brauchen. Das ist der neue Weg, der keine Utopie ist — das ist die wahre, die wirkliche Zukunft!“ Und der große Autor wird mit seinem Werk nicht nur alle begeistern, er wird auch zum Freund aller werden, allen angenehm sein, auf daß das Wort Christi in Erfüllung gehe: „Ich bin im Namen meines Vaters gekommen und ihr habt mich nicht aufgenommen. Es wird aber ein anderer kommen in seinem eigenen Na­men —den werdet ihr aufnehmen.“ Denn um aufgenommen zu werden, muß man es ver­stehen, sich allen angenehm zu machen.

Bald nach dem Erscheinen des „offenen Weges“, der den Verfasser zum populärsten aller Men­schen machte, die je auf der Erde lebten, sollte in Berlin eine international kon­stituie­rende Versammlung des europäischen Staatenbundes stattfinden. Dieser Bund war nach einer Reihe innerer und äußerer Kriege geschaffen worden, die manche Veränder­ungen auf der Karte Europas mit sich brach­ten. Doch abermals drohten neue Zusammenstöße, diesmal nicht mehr zwischen einzel­nen Nationen, sondern zwischen politischen und sozialen Parteien.

Am Empfindlichsten wurde von den Lei­tern der allgemeinen Politik Europas der Mangel einer starken exekutiven Gewalt empfunden. Die Einheit Europas drohte je­den Augenblick wieder auseinanderzufallen. Im Allgemeinen Rat konnte keine Einmütig­keit erzielt werden, denn es war nicht ge­lungen, die Posten durchweg mit wirklichen Fachleuten zu besetzen. Einzelne Mitglieder der Verwaltung schlossen untereinander Ge­heimabkommen — ein neuer Krieg stand be­vor. Da beschlossen die „Eingeweihten“ die vollziehende Gewalt einer einzigen Person zu übergeben, die mit ausreichenden Macht­mitteln ausgestattet war. Nur ein Kandidat konnte dabei ernstlich in Erwägung gezogen werden, der „kommende Mann“. Er war die ein­zige Persönlichkeit mit einem großen und weltberühmten Namen.

Bisher war er nur als Gelehrter tätig, doch verfügte er über ein großes Vermögen, das ihm überall freundschaftliche Beziehungen sicherte. Wohl würde zu einer weniger auf­geklärten Zeit gegen ihn gesprochen haben, daß seine Abkunft mit dichten Schleiern des Geheimnisses umwoben war. Seine Mutter, eine Dame von gefälligen Sitten, war auf beiden Halbkugeln unserer Erde gut be­kannt, und unter einer allzu großen Zahl ver­schiedener Personen hatte jeder die gleiche Veranlassung, sich für seinen Vater zu halfen. Aber diese Verhältnisse konn­ten in einem so fortschrittlichen Zeitalter von keiner Bedeu­tung mehr sein, dem es sogar be­schieden war, das letzte aller Zeitalter zu sein.

Einstimmig wurde der „kommende Mann“ auf Lebensdauer zum Präsidenten der Staaten Euro­pas gewählt. Und als er im Glanze sei­ner übermenschlichen Schönheit und jugend­lichen Kraft auf der Tribüne erschien und in einer begeisterten Rede sein Universalpro­gramm vor­trug, beschloß die enthusiastische und bezauberte Versammlung in einem Sturme des Jubels und Beifalls, ihm ohne eine weitere Abstimmung die höchste Ehrung zu gewähren und ihn zum römischen Imperator zu wählen.

Der Kongreß wurde unter einem allge­meinen Freudentaumel geschlossen, und der große Auserwählte erließ ein Manifest, das folgendermaßen begann:

„Völker der Erde! Meinen Frieden gebe ich euch! —“ und dessen Schlußwort also lauteten:

„Völker der Erde! Die Gelübde sind er­füllt — der ewige Friede der Welt ist ge­kommen. Jeder Versuch, ihn irgendwie zu stören, erfährt sofort unüberwindlichen Widerstand. Denn von nun an gebietet über diese Erde nur eine Gewalt, welche stärker ist als alle übrigen Gewalten. Und diese durch nichts zu bezwingende, alles überwäl­tigende Macht ist in meinen Händen, in mir, dem Erwählten aller Völker vereint. Das in­ternationale Recht hat endlich die ihm bis heute fehlende Sanktion erhalten. Von heute ab wird es kein Staat wagen, „Krieg“ zu sagen, wenn ich „Frieden“ sage. Völker der Erde — der Friede sei mit euch – –!“

Die Wirkung dieses Manifests war bei allen Völkern der Erde ungeheuer stark, überall bildeten sich starke Parteien, die ihre Regierungen veranlaßten, sich unter den ver­schiedensten Bedingungen unter der Ober­hoheit des römischen Imperators zu vereini­gen. Nur vereinzelt, an einigen Orten in Asien und Afrika blieben noch einige unab­hängige Stämme und Herrscher übrig. Doch gegen diese unternahm der Kaiser mit einer kleinen, jedoch ausgesuchten Armee einen Kriegszug vom Osten Asiens bis nach Ma­rokko und unterwarf sich nicht ohne großes Blutvergießen alle Widerstrebenden.

In allen Teilen der Welt aber setzte er Stellvertreter ein, die im allgemeinen von den ihm erge­benen eingeborenen Macht­habern ausgewählt waren.

In Ländern heidnischer Kulte geschah es, daß ihn die begeisterte Bevölkerung als ihren obers­ten Gott verehrte — so entsteht im Laufe eines Jahres die Weltmonarchie im eigentlichen und buchstäblichen Sinne. Alle Keimzellen neuer Kriege aber sind mit der Wurzel beseitigt — die allgemeine Friedens­liga ist zum letzten Mal zusammengetreten, und nach einer begeisterten Dankadresse an den großen Friedensstifter schließt sie mit ihrer Tätigkeit ab, die nunmehr unnötig ge­worden ist.

Im nächsten Jahr seiner Regierung erläßt der Beherrscher der Welt ein neues Manifest:

„Völker der Erde! Ich versprach euch den Frieden, und ich gab ihn euch. Doch der Friede ist nur schön im Wohlstand. Wenn euch die Sorge der Armut und des Hungers bedroht, dann erfreut euch der Friede nicht. Darum kommet her zu mir alle, die ihr Hunger und Durst habet, ich will euch sättigen und erfrischen!“

Und er verkündete eine neue, alles um­fassende Reform der sozialen Verhältnisse, die schon in seinem Buche aufgezeichnet war und die schon dort viele aufrechte und ehrlich denkende Menschen in ihren Bann gezogen hatte. Jetzt, da in seiner Hand die produk­tive Kapitalkraft der ganzen Welt mit dem Grundbesitz sich vereinigte — jetzt konnte er diese Reform den Wünschen der Verarmten entsprechend verwirklichen, ohne damit die Reichen empfindlich zu schädigen. Ein jeder erhält nun seinen Lohn, entsprechend seinen Leistungen, und jede Fähig­keit wird ihrer Ar­beit und ihrem Verdienst gemäß gewertet.

Der Imperator war ein von Mitleid über­fließender Menschenfreund — und nicht nur ein Freund der Menschen, sondern auch ein Tierfreund. Er selbst war Vegetarier, und er verbot die Vivisektion und ordnete eine strenge Aufsicht in den Schlachthäusern an. Die Tierschutz­vereine fanden durch ihn ihren eifrigsten Förderer.

Wichtiger aber als all diese Einzelheiten war das neue allgemeine fundamentale Recht aller Menschen — die Gleichheit des allgemeinen Sattseins.

Doch dies geschah im zweiten Jahre seiner Regierung:

Die sozialen Fragen waren endgültig ge­löst. Wenn aber Sattsein das Hauptinteresse der Hungernden ist, so will der Gesättigte noch etwas anderes. Sogar die Tiere ver­langen, wenn sie satt sind, gewöhnlich nicht nur nach dem Schlaf, sondern wollen spielen. Umsomehr ist das mit der Menschheit der Fall, die „post panem“ nach „circenses“ verlangt.

Aber der kaiserliche Übermensch weiß, was der großen Menge not ist. In jenen Tagen kommt zu ihm nach Rom ein großer Magier aus dem Osten, gehüllt in ein Wolke seltsamer Legenden und merkwürdiger Er­zählungen. Die Neo-Buddhisten verbreiteten über ihn, daß er göttlicher Abkunft, ein Sohn des Sonnengottes Suria und einer Flußnymphe sein soll.

Dieser Magier, Apollonius mit Namen, ist unzweifelhaft ein genialer Mensch. Halb Asiate, halb Europäer, ein katholischer Bi­schof in partibus infidelium, vereinigt er in sich in wun­derbarer Weise die Beherrschung der letzten Ergebnisse der westlichen wissen­schaftlichen Technik mit der Kenntnis all dessen, was die alte Mystik des Ostens an Unvergänglichem und Bedeutendem enthält, zusammen mit der Fähigkeit, es sich nutzbar zu machen. Das Ergebnis dieser Zusammensetzung war erstaunlich. So gelang es Apollonius unter anderem, mit seinem Willen die atmosphärische Elektrizität anzuziehen und zu lenken, und im Volke ging das Gespräch, daß er das Feuer des Himmels herunterhole. Doch während er die Vorstellungskraft des Volkes durch mehrere, bisher ungeahnte Wun­derdinge in Verwunderung versetzte, hütete er sich übrigens, seine Macht— bis zu einem gewissen Zeitpunkt — zu irgend einem mißbräuchlichen Zweck anzuwenden.

Dieser Mensch also kommt zum Kaiser und bringt ihm seine Verehrung dar als dem wahren Sohne Gottes. Er erklärt ihm, daß er in den geheimen Schriften des Orients direkte Hinweise auf ihn gefunden habe, und daß er, der Kaiser, dort als der letzte Erlöser und Erretter der Welt bezeichnet werde. Und er stellt sich ihm mit seiner ganzen magischen Kunst zur Verfügung.

Der Kaiser ist voll Entzücken über ihn und nimmt ihn auf wie ein Geschenk des Himmels. Er verleiht ihm hohe Würden und trennt sich nicht mehr von ihm. Und die Völker der Erde, die von ihrem Herrscher mit Wohltaten über­häuft sind, erhalten außer dem allgemeinen Frieden, außer der Stillung ihres Hungers nun auch noch die Möglichkeit, sich ständig an den verschie­denen und unerwarteten Wundern und Zeichen‘ des großen Magiers ergötzen zu können.

So ging das dritte Jahr der Regierung des Übermenschen zu Ende.

Nach den glücklichen Lösungen der poli­tischen und sozialen Probleme wurde nun vom Kaiser die religiöse Frage in Angriff ge­nommen. Er gab selbst den Anstoß dazu, vor allen Dingen in Bezug auf das Christentum.

Die Situation des Christentums war etwa so, daß wohl die Zahl seiner Anhänger ganz bedeu­tend zusammengeschmolzen war — auf der ganzen Erde zählte man wenig mehr als 45 Millionen Christen —, daß es aber moralisch stärker und fester war als je, und an innerem Gehalt das gewonnen hatte, was es an Zahl hatte einbüßen müssen. Menschen, die mit dem Christentum kein geistiges In­teresse verbanden, wurden auch nicht mehr zu den Christen gerechnet. Die Verringerung der Gläubigen verteilte sich über die ver­schiedenen Glaubensbekenntnisse ziemlich gleichmäßig, sodaß das frühere Zahlenver­hältnis etwa gleich geblieben war. Doch: an die Stelle feindschaftlicher Gefühle der vorigen Jahrhunderte war wohl keine ge­genseitige volle Versöhnung getreten, aber die Gegensätze wurden viel tiefer und menschlicher aufgefaßt und hatten auch die frühere Schärfe verloren.

Das Papsttum war schon lange aus Rom vertrieben worden und hatte nach manchen Mühsalen endlich eine Zuflucht in St. Peters­burg gefunden, jedoch nur unter der Beding­ung, sich jeglicher Propaganda zu enthalten. Viel einfachere Formen waren auch ent­wickelt worden. Ohne dabei etwa an dem wesentlich notwendigen Bestände der Kolle­gien und Offizien eine Veränderung vorzu­nehmen, wurde doch der Charakter der Re­ligionsausübung mehr und mehr vergeistigt und prächtige Ritual und Zeremoniell auf ein äußerstes Maß beschränkt. Manche alte und nicht mehr verstandene Sitte wurde dabei formell nicht einmal abgeändert, sondern kam von selbst außer Gebrauch. Ihre An­hänger besaß die katholische Kirche über die ganze Welt verstreut, besonders jedoch in Nordamerika, wo eine glaubenseifrige Ge­meinde mit unermüdlicher Energie, noch stär­ker als früher an der Einheit und Unab­hängigkeit der katholischen Kirche und ihrer weltumspannenden Bedeutung festhielt.

Ober die Lage des Protestantismus, dessen geistige Leitung noch immer in Deutschland war — besonders nach der Vereinigung eines bedeutenden Teiles der anglikanischen Kirche mit der katholischen—wäre zu sagen, daß er sich von seinen schärfsten negativen Tendenzen befreit hatte, während die An­hänger desselben offen zum Unglauben übergegangen waren. Zurück in der evangelischen Kirche blieben nur die wahrhaft Gläu­bigen, und an der Spitze standen Leute, die eine umfassende Gelehrsamkeit mit tiefer Religiosität vereinigten und bestrebt waren, in sich das lebendige Abbild des wahren Christentums wieder neu erstehen zu lassen.

Die russisch rechtgläubige Gemeinde ver­lor wohl, als die politischen Ereignisse die offizielle Stellung der Kirche veränderten, viele Millionen ihrer scheinbaren, sogenannten Mitglieder, dafür erfuhr sie die Freude, sich mit den besten Elementen der Altgläu­bigen und mit vielen Sekten einer wahren Religiosität vereinigen zu dürfen. Diese er­neuerte Kirche wuchs, wohl nicht so sehr an Zahl ihrer Mitglieder, als an Kraft des Gei­stes, die sich besonders in den inneren Kämpfen mit mancherlei Sekten im Volke offenbarte, die von dämonischen, oft sata­nischen Elementen gebildet wurden.

Die Stellung der Christen, die noch er­schreckt und erschöpft von einer Reihe voran­gegan­gener Kriege und Revolutionen waren, zu dem neuen Herrscher und seinen fried­lichen Reformen war in den ersten zwei Jah­ren zum Teil die einer wohlwollenden Er­wartung, zum Teil entschiedenes Mitgefühl und sogar teilweise ein begeisterter Enthu­siasmus. Doch ¡m dritten Jahr — etwa seit dem Erscheinen des großen Magiers — entstanden bei vielen Rechtgläubigen, Ka­tholiken und Protestanten ernsthafte Be­fürchtungen und Antipathien. Die Texte der Evangelien und der Apostelgeschichte, die vom Fürsten dieser Zeit und vom Antichrist handeln, fanden größere Beachtung und wurden lebhaft diskutiert.

Aber auch der Kaiser erkannte, daß Zweifel gegen ihn vorgebracht wurden und er beschloß, so schnell als möglich eine Klä­rung herbeizuführen. Er erließ darum zum Beginn des vierten Jahres seiner Regierung ein Manifest an alle seine treuen Christen ohne Unterschied der Konfession und for­derte sie auf, bevollmächtigte Vertreter für eine unter seinem Vorsitz stattfindende Kir­chenversammlung zu wählen oder zu be­stimmen.

In jener Zeit war die kaiserliche Residenz von Rom nach Jerusalem verlegt worden. Pa­lästina war autonomes Gebiet, das überwie­gend von Juden bevölkert und verwaltet wurde. Jerusalem, bisher eine freie Stadt, wurde nun zur kaiserlichen Residenz. Wohl blieben die christlichen Reliquien unberührt, aber auf der ganzen weiten Plattform des Haram-Esch-Scherif von Bir­ket-Israin und den Kasernen an auf der einen Seite bis zur Moschee Es-Aksa und den „Ställen des Königs Salomo“ auf der andern Seite war ein riesiges Gebäude errichtet worden. In ihm waren, außer den beiden kleinen Mo­scheen, der Kaisertempel der Vereinigung aller Kultushandlungen und zwei prächtige kaiserliche Paläste mit Bibliotheken, Museen und besonderen Räumlichkeiten für magische Experimente und Übungen.

In diesem Bau — teils Tempel, teils Pa­last — sollte am 14. September die allge­meine Kirchenversammlung eröffnet werden.

Da die evangelische Konfession kein Prie­stertum im eigentlichen Sinne besaß, beschloß die katholisch und griechisch-katho­lische Geistlichkeit in Übereinstimmung mit dem Wunsche des Kaisers und um eine ge­wisse Gemeinsamkeit in der Vertretung aller christlichen Bekennt­nisse zu wahren, daß an der großen Kirchenversammlung auch einige weltlichen Anhänger teilnehmen durften, die um ihrer Frömmigkeit und ihrer Ergebenheit an die kirchlichen Interessen bekannt waren. Es waren nun einmal weltliche Personen zu­gelassen und so wurde es unmöglich, die niedere Geistlichkeit, die Mönche und die Priester auszuschließen und darum geschah es, daß die Zahl der Teilnehmer an der Kirchenversammlung dreitausend Personen überstieg und fast eine halbe Million christ­licher Wallfahrer Jerusalem und ganz Palä­stina überschwemmte.

Unter den Mitgliedern der Kirchenver­sammlung traten drei Personen besonders hervor. Dies war zuerst Papst Peter II., der das gesetzliche Haupt des katholischen Teiles der Abordnung war. Sein Vorgänger war auf der Reise zur Kirchenversammlung ge­storben und so mußte in Damaskus ein Kon­klave zusammentreten, das dann einstimmig den Kardinal Simone Bario­nini zum Papst erwählte, der dann den Namen Petrus ah- nahm. Er war in der Provinz von Neapel aus dem einfachen Volke hervorgegangen, und war als Prediger des Karmeliterordens da­durch bekannt geworden, daß er sich große Verdienste in der Bekämpfung einiger Sekten in Petersburg und Umgebung erworben hatte. Er wurde zum Erzbischof von Mohilew und wenig später zum Kardinal ernannt, sodaß er für die Tiara schon vorbestimmt schien. Als ein Mann von ungefähr fünfzig Jahren, mittlerem Wuchs und gedrungenem Körper­bau, roter Gesichtsfarbe und mit einer star­ken, gebogenen Nase und buschigen Augen­brauen, war er von lebhaftem und impulsivem Charakter und sprach mit Begeisterung, mit weit ausgreifenden Gesten. Seine Zuhörer wurden von ihm mehr mitgerissen als über­zeugt.

Der neue Papst war von einem Gefühl des Mißtrauens und der Abneigung gegen den Beherr­scher der Welt erfüllt, besonders, nachdem der verstorbene Papst auf dem Wege zum Konzil dem Drängen des Kaisers nachgegeben und den kaiserlichen Kanzler und großen Magier, den exotischen Bischof Appolonius, zum Kardinal ernannt hatte. Papst Petrus hielt diesen für einen äußerst zweifelhaften Katholiken und einen unzwei­felhaften Betrüger.

Das Haupt, wenn auch nicht der offizielle Führer der Rechtgläubigen war der Älteste Johan­nes, eine unter dem russischen Volke sehr bekannte Gestalt. Eigentlich ein „zur Ruhe gesetzter Bischof“ hatte er doch in keinem Kloster seine Wohnung, sondern war zu allen Zeiten und in allen Weltrichtungen stets auf der Wanderung. Ober ihn waren die verschiedensten Legenden im Umlauf — einige behaupteten, daß er der wiederer­standene Theodor Kußmitsch d. h. der Kaiser Alexander I. sei, der vor mehreren Jahr­hunderten gelebt hatte. Andere gingen gar noch weiter und versicherten, er sei der wahre Älteste Johannes d. h. der Apostel und Evangelist Johannes, der niemals starb und am Ende der Welt sich wieder zeige. Er selbst sprach nichts über seine Herkunft und seine Jugend. Er war ein sehr alter, aber äußerst lebhafter Greis, und das Weiß seiner Locken und seines Bartes ging schon ins Gelbliche über, ¡a fast schon ins Grünliche. Dabei war er immer noch von hoher Gestalt und hagerem Körperbau, aber mit vollen, etwas rosig angehauchten Wangen und le­bendig blitzenden Augen in denen ein rüh­rend gütiger Ausdruck lag, wie auch in den Worten seiner Reden. Seine Kleidung bestand seit man wußte aus einer weißen Soutane und einem weißen Mantel.

Als Leiter der evangelischen Abordnung zum Konzil erschien der sehr gelehrte deutsche Theologe Professor Ernst Pauli. Er war ein Greis von kleinem Wuchs, mit einer riesigen Stirn, einer scharfgeschnittenen Nase und glattrasiertem Kinn. Seine Augen zeich­neten sich durch einen besonders wild blickenden und doch auch wieder gutherzigen Aus­druck aus. Beständig rieb er sich die Hände und bewegte den Kopf, dabei runzelte er die Brauen und schob die Lippen vor. Eine weitere Eigenart von ihm war, daß er, wenn man mit ihm sprach, mit den Augen rollend, dumpf und abgebrochen einzelne Worte hervorstieß, wie: So also. Ja! So, also! – – Im Allgemeinen trug er sich sehr feierlich ge­kleidet in einen langen Pastorenrock, mit weißer Krawatte und irgendwelchen Orden angetan.

Die Eröffnung der allgemeinen Kirchen­versammlung war sehr eindrucksvoll. Zwei Drittel des Riesentempels der „Einheit aller Konfessionen“ war mit Bänken und anderen Sitzgelegenhei­ten für die Teilnehmer am Kon­zil ausgefüllt, während ein Drittel von einer hohen Estrade eingenommen war, auf der außer dem kaiserlichen Thron noch ein zwei­ter, etwas niedriger für den großen Magier-Kardinal und Kanzler aufgestellt war. Da­hinter waren lange Reihen von Sesseln für die Minister, die Hof- und Staatssekretäre, und zu beiden Seiten schlossen sich weitere Reihen von Stühlen an, deren Bestimmung man sich nicht so recht erklären konnte. Auf dem Chore hatten die Musikorchester Platz genommen, und auf dem nahegelegenen Platz waren, zwei Regimenter und eine Bat­terie für die feierlichen Salutschüsse auf­gestellt.

Die Teilnehmer am Konzil hatten ihre Gottesdienste in den verschiedenen Kirchen schon gehal­ten, und die Eröffnung der Ver­sammlung sollte einen vollkommen welt­lichen Charakter tragen. Als der Kaiser mit dem großen Magier und seinem Gefolge ein­trat, und das Orchester den „Marsch der einigen Menschheit“ spielte, der zugleich auch die internationale Kaiserhym­ne war, er­hoben sich alle Mitglieder des Konzils von ihren Plätzen und riefen, ihre Hüte schwen­kenden dreifaches: „Vivat! Hurra! Hoch!“

Der Kaiser stellte sich neben seinen Thron­sessel, und mit einer überaus erhabenen und gnädigen Gebärde die Hand ausstreckend, hielt er mit wohltönender, angenehmer Stimme die folgende Ansprache:

„Christen aller Bekenntnisse! Meine ge­liebten Untertanen und Brüder! Seit Beginn meiner Regierung, die der Höchste durch so wunderbare und ruhmvolle Werke gesegnet hat, gabt ihr mir nie Gelegenheit, mit euch unzufrieden zu sein, – – ihr erfüllet immer eure Pflichten nach Glauben und Gewissen. Aber das genügt mir nicht. Meine innige Liebe zu euch, meine teue­ren Brüder, verlangt nach einer Erwiderung. Ich will, daß ihr mich nicht nur aus einem Gefühl der Pflicht, sondern aus aufrichtiger Liebe als euren wahren Führer bei jeder Arbeit, die zum Heile der Menschheit unternommen wird, anerkennen möget. Daher will ich über dem, was ich für alle zu ihrem Wohle tue, für euch noch einen besonderen Beweis meiner Gnade geben. Christen — wodurch kann ich euch glücklich machen? Was soll ich euch geben, nicht als meinen Untertanen, sondern als meinen Glaubensbrüdern, meinen Mitverbundenen? Christen! — sagt mir, was ist euch das Teuerste im Christentum, damit ich euren Wunsch erfüllen kann?“

Er hielt inne und wartete. Durch den Tem­pel ging ein dumpfes Raunen. Die Mitglieder des Konzils flüsterten durcheinander—Papst Petrus schien heftig seiner Umgebung etwas ausein­anderzusetzen — Professor Pauli be­wegte den Kopf hin und her und verzog wütend die Lippen, der Älteste Johannes aber hatte sich zum Bischof des Ostens und einem Kapuziner gebeugt und redete leise auf beide ein.

Der Kaiser verharrte kurze Zeit, dann wandte er sich in demselben liebenswürdigen Tonfall, aus dem jedoch eine kaum faßbare Ironie hindurchklang, erneut an die Ver­sammlung:

„Meine lieben Christen“, fuhr er fort, „ich verstehe, wie schwer für euch eine kurze Ant­wort sein muß. Doch ich will euch auch darin zu Hilfe kommen. Zu eurem Unglück habt ihr euch in früheren Zeiten in die verschie­denen Glaubensbekenntnisse gespalten, sodaß wahrschein­lich auch das Ziel eurer Sehn­sucht erheblich voneinander abweichen wird. Doch auch wenn ihr zu keinem Einvernehmen untereinander kommen könnt, so hoffe ich dennoch, daß ich allen die gleiche Liebe er­weisen und jeder Partei mit der gleichen Be­reitwilligkeit in ihrem aufrichtigen Streben entgegenkommen kann. —

Meine lieben Christen! Ich weiß, daß für eine große Zahl unter euch — und nicht die letzten —am Teuersten jene geistige Autorität im Christentum ist, die es seinen gesetz­mäßigen Vertretern gibt, — nicht zu deren eigenen Vorteil, sondern zum Heile aller, da auf dieser Autorität die geistige Ordnung und die moralische Disziplin beruht, die überall notwendig ist. Meine lieben katho­lischen Brüder! — o, wie verstehe ich eure Anschauung und wie gerne würde ich meine Herrschaft auf dieser Autorität eures gei­stigen Oberhaupts begründen! Doch ihr sollt nicht glauben, daß dies nur eine Schmeichelei und leere Worte sind — darum erklären WIR hiermit feierlich kraft Unseres unumschränk­ten Willens, daß der oberste Bischof aller Katholiken, der römische Papst, von nun ab wieder auf seinem Stuhl in Rom eingesetzt wird und mit allen Rechten und Privilegien früherer Zeiten, die ihm je von Unseren Vor­gängern — angefangen von Kaiser Konstantin dem Großen — verliehen wurden, ausge­stattet wird. – – Und von euch, meine katho­lischen Brüder, verlange ich dafür nur die herzliche Anerkennung, daß ich euer ein­ziger Gönner und Schirmherr bin. Wer hier nach Gewissen und Gefühl mich als solchen anerkennt, der komme herzu mir!“

Und damit wies er auf die leeren Plätze der Estrade. Mit frohen Ausrufen: „gratias agimus! Domine! salvum fac magnum Impe­ratorem! —“ betraten fast alle Fürsten der katholischen Kirche, Kardinäle und Bischöfe, der größte Teil der gläubigen, weltlichen An­wesenden und mehr als die Hälfte der Mönche die Estrade, und nach tiefen Ver­beugungen in der Richtung des Kaisers nahmen sie ihre Sessel ein. Unten aber, in­mitten der Kirchenversammlung, aufrecht und unbeweglich wie eine Marmorstatue, saß Papst Petrus II. auf seinem Platz. Alles, was ihn vorher umgab, war auf die Estrade ge­gangen.—Aber die licht gewordenen Reihen der unten gebliebenen Mönche und Welt­lichen rückten zu ihm heran und schlossen sich um ihn zu einem dichten Ring. Ein verhal­tenes Murmeln stieg aus diesem Kreis: „Non praevalebunt, non praevalebunt portae inferi.“

Voll merkwürdigen Staunens blickte der Kaiser auf den unbeweglich dasitzenden Papst — dann fuhr er mit erhobener Stimme fort:

„Meine lieben Brüderl Ich weiß, daß es unter euch auch solche gibt, für die im Chri­stentum das Teuerste die heilige Oberlie­ferung, die alten Symbole und Lieder und Gebete, die Bilder der Heiligen und das Ri­tual des Gottesdienstes sind. Und in der Tat, was kann es für die gläubige Seele Teureres geben? So vernehmet denn, meine Gelieb­ten, daß ich heute die Statuten unterschrie­ben und reiche Mittel dem christlich-archäo­logischen Weltmuseum in unserer heiligen Stadt Konstantinopel zur Verfügung gestellt habe für Sammlung, Studium und Erhaltung von Denkwürdigkeiten kirchlicher Reliquien, vorzugsweise solcher des Ostens. Euch aber bitte ich, morgen schon aus eurer Mitte eine Kommission zu ernennen, die mit mir da­rüber beraten soll, welche Wege zu ergrei­fen sind, uni eine Annäherung des Wesens, der Sitten und der Gebräuche unserer Zeit an die Oberlieferung und Ordnung der hei­ligen griechisch-katholischen Kirche zu er­möglichen. Meine rechtgläubigen Brüder! — wem dieser, mein Wille aus dem Herzen ge­sprochen ist, wer aus seinem innersten Ge­fühle heraus mich seinen wahren Führer und Herrn nennen kann, — der komme hieher!“

Und wiederum verlies der größte Teil der Hierarchen des Ostens und des Nordens, die Hälfte der Altgläubigen und über die Hälfte der griechisch-katholischen Priester, Mönche und Welt­lichen ihre Plätze und betraten mit anerkennenden Ausrufen die Estrade, mit scheelen Blicken die stolz dort thronenden Katholiken betrachtend.— Der greise Johan­nes aber verblieb auf seinem Platz und seufzte nur laut. Nur als die Reihen um ihn sich stark gelichtet hatten, verlies er, seine Bank und setzte sich näher zu Papst Petrus und dessen Kreis. Ihm folgten dorthin auch die übrigen Gläubigen der griechisch-katho­lischen Kirche, die nicht zur Estrade gingen.

Und wieder nahm der Kaiser das Wort:

„Bekannt sind mir auch, meine lieben Christen, die Seelen unter euch, denen im Christentum das Wertvollste die persönliche Überzeugung von der Wahrheit und die freie Forschung in der Schrift sind. Wie ich selber dazu-stehe, — darüber brauche ich wohl keine Worte zu verlieren. Ihr alle wißt ja, daß ich in meinen Jugendjahren ein großes Werk über Bibelforschung geschrie­ben habe, das damals ein gewisses Aufsehen erregte und meinen Ruf begründete. Wohl in Erinnerung daran bin ich vor wenigen Tagen von der Universität Tübingen gebeten wor­den, das Ehrendiplom eines Doktors der Theologie von ihr anzunehmen. Ich habe ihr zur Antwort gegeben, daß ich es mit Freuden und Dankbarkeit tun werde.

Heute aber habe ich zugleich mit dem Gründungsdekret für das Museum für christ­liche Archäologie ein solches für ein Weltinstitut für freie Forschung der Schrift, sowie für das Studium aller Hilfswissenschaften dazu, mit einem Jahresbudget von anderthalb Millionen Mark unterschrieben. — Wer von euch diese meine herzliche Anteilnahme an eurem Glauben zu schätzen weiß, und wer aus seinem wahren Gefühl heraus mich als seinen souveränen Führer anerkennen will, den bitte ich, zum neuen Doktor der Theo­logie zu kommen – –!“

Und die schönen Lippen des großen Mannes verzogen sich leicht zu einem son­derbaren Lächeln. Mehr aber als die Hälfte aller gelehrten Theologen begab sich, wenn auch mit einigem Zögern und Zaudern auf die Estrade. Gespannt blickten alle auf Pro­fessor Pauli, der an seinen Stuhl angewach­sen zu sein schien. Er senkte den Kopf, krümmte den Rücken und zog sich ganz in sich zusammen. Die Theologen aber, die zur Estrade sich begeben hatten, schienen da­rüber etwas verlegen zu sein, und einer machte mit der Hand eine abwehrende Be­wegung und sprang noch neben der Treppe geradewegs von der Estrade herab und lief hin­kend auf Professor Pauli und dessen klein gewordene Schar zu. Dieser erhob den Kopf, dann stand er mit einer hastigen Bewegung auf und ging, begleitet von seinen um ihn gebliebenen Glaubensgenossen, an den leer­gewordenen Bänken vorbei, um sich mit sei­nen Begleitern zum Ältesten Johannes und zu Papst Petrus und deren Kreis zu setzen. Die überwiegende Mehrheit der Kirchenver­sammlung und mit ihr fast die ganze Hierar­chie des Ostens und des Westens befand sich auf der Estrade. Unten waren nur drei kleine Menschenhäuflein übrig geblieben, die zu­sammengerückt waren und sich um den grei­sen Johannes, um Papst Petrus und Professor Pauli drängten.

Mit einer wehmutsvollen Gebärde wandte sich endlich der Kaiser ihnen zu und sprach:

„Aber was kann ich für euch nun tun? Ihr sonderbaren Leute! Was wollt ihr von mir? Ich weiß es nicht — darum sagt es selbst, ihr Christen, die ihr von der Mehrzahl eurer Brüder und Fü­hrer verlassen und von dem Gefühle des Volkes verurteilt seid — was ist euch im Chris­tentum das Teuerste?“

Da erhob sich wie ein weißes Licht der greise Johannes und antwortete mit starker Stimme:

„Großer Kaiser! Das Allerteuerste im Christentum ist uns Christus selber, — ER allein und alles, was von ihm kommt. Denn wir wissen und haben erkannt, daß in Ihm alle Fülle der Gottheit lebt. Doch auch von dir, mein Kaiser, sind wir bereit, alles Heil zu empfangen, so­bald wir in deiner freigebigen Hand die heilige Christushand erkennen. Und auf deine Frage, was du für uns nun tun kannst, geben wir dir geradenwegs unsere Antwort: Bekenne jetzt hier vor uns den Namen des Jesus Christus, des Sohnes Gottes, des im Fleisch gebore­nen, Wieder­erstandenen und wiederum Kommenden, — bekenne ihn, und wir werden dich in Liebe ansehen, als den wahren Vorläufer seines zweiten ruhmvollen Kommens.“

Damit schwieg er und richtete seinen Blick auf das Antlitz des Kaisers.

Aber in diesem ging etwas Unheilvolles vor. In seiner Seele erhob sich ein ebensolcher Sturm höllischer Mächte, wie in jener ver­hängnisvollen Nacht. Er verlor vollkommen das innere Gleichgewicht, und alle seine Be­mühungen konzentrierten sich darauf, nicht auch die äußere Beherrschung zu verlieren und sich nicht vorzeitig zu verraten. Er machte unmenschliche Anstrengungen, um sich nicht mit wilder Gebärde auf den Redenden zu stürzen und ihn niederzuschlagen. Doch da kam ihm plötzlich eine bekannte, unirdische Stimme hinter seinem Rücken zu Hilfe:

„Schweige und fürchte nichts!“

Und er schwieg — nur sein totenstarres, verfinstertes Gesicht verzerrte sich, und aus seinen Augen schienen Funken zu sprühen.

Indessen saß der große Magier ganz ein­gehüllt in seinen weiten dreifarbigen Mantel, der den Kardinalpurpur bedeckte, und voll­führte unter diesem während der Rede des Ältesten Johan­nes geheimnisvolle Manipu­lationen. Seine Augen blitzten voll Spannung, und seine Lippen bewegten sich leise. Und man sah durch die offenen Fenster des Tem­pels eine große, schwar­ze Wolke in der Ferne sich erheben und allmählich den ganzen Himmel verfinsternd.

Der Älteste Johannes aber schaute mit er­staunten und erschrockenen Augen unver­wandt in das Angesicht des schweigenden Kaisers; — plötzlich jedoch wich er voll Ent­setzen zurück, und sich umwendend rief er mit gepreßter Stimme:

„Kinderlein – – der Antichrist!“

In diesem Augenblick fuhr zugleich mit einem betäubenden Donnerschlag ein unge­heurer Kugelblitz in den Tempel und be­deckte den Greis. Alles erstarrte auf einen Augenblick, und als die betäubten Chri­sten wieder zu sich kamen, lag der Älteste Johannes als ein Toter da.

Der Kaiser, totenbleich, aber ruhig, wandte sich zu den Versammelten:

„Ihr habt das Gottesurteil gesehen. Ich wollte niemands Tod, aber mein himmlischer Vater rächt seinen Sohn, den er lieb hat. Es ist entschieden. Wer will mit dem Höchsten streiten? Meine Sekretäre schreibt: Das all­gemeine Konzil aller Christen hat einstimmig — nachdem himmlisches Feuer den sinnlosen Gegner göttlicher Majestät vernichtet hat — den souveränen Kaiser von Rom und der ganzen Erde als Seinen obersten Führer und Herrn anerkannt.“

Doch da hallte plötzlich laut und vernehm­lich durch den Tempel ein einziges Wort: „Contra­dicitur!“

Papst Petrus II. hatte sich erhoben und mit dunkelrotem Gesicht und zitternd vor Zorn wies er mit seinem Krummstab dorthin, wo der Kaiser stand:

„Wir haben nur einen Herrscher — Jesus Christus, den Sohn des lebendigen Gottes. Wer du bist, das hast du gehört. Hinweg von uns, du Brudermörder — Kain! Hinaus, du Werkzeug des Teufels! — Im Namen Christi stoße ich, ein Diener der göttlichen Diener, dich auf ewig hinaus, du räudiger Hund — aus dem Schutze Gottes und übergebe dich deinem Vater, dem Satan! Anathema! — Anathema! — Anathema!“

Noch während er sprach, bewegte sich der große Magier unruhig unter der Hülle seines Man­tels hin und her — und lauter als das letzte „Anathema“ erdröhnte ein Don­nerschlag, und der letzte der Päpste fiel leb­los zur Erde.

„Also werden von der Hand meines Vaters alle meine Feinde vernichtet werden“, rief der Kaiser aus und die zitternden Kirchen­fürsten fielen ein: „Pereant — pereant!“ Er aber wandte sich um und ging langsam hin­ter der Estrade zur Tür hinaus, gestützt auf die Schulter des großen Magiers und be­gleitet von der Schar seiner Anhänger.

Im Tempel blieben zwei Leichen zurück und ein enger Kreis vor Schrecken entsetzter Chris­ten. Der einzige, der seine Fassung nicht verloren hatte, war Professor Pauli. Es schien vielmehr, als hätten diese Furcht und Grauen erregenden Vorgänge alle Kräfte des Geistes in ihm erst erweckt. Auch äußerlich ging mit ihm eine Veränderung vor — sein Gesicht nahm einen erhabenen und inspirierten Aus­druck an. Mit einer an ihm ungewohnten Sicherheit betrat er die Estrade und nachdem er den verlassenen Sitz eines der Staats­sekretäre eingenommen hatte, nahm er ein Blatt Papier und begann darauf zu schreiben. Als er damit zu Ende war, stand er auf und las mit lauter Stimme den Anwesenden vor:

„Zum Preise unseres einzigen Erlösers Jesus Christus! Nachdem unser ehrwürdiger Bruder Johannes, das Haupt der Christen im Osten, in dem großen Lügner und Feind Gottes den wirklichen und in der Heiligen Schrift auf das Ende der Tage, geweissagten Antichrist erkannt hat und unser glor­reicher Vater Petrus, das Haupt der katho­lischen Christenheit im Westen dem Gesetze und Rechte nach, über ihn den Bannfluch der Kirche Christi ausgesprochen hat, beschließt das allgemeine Konzil aller Kirchen Christi heute vor den Leibern dieser zwei für die Wahrheit getöteten Zeugen das Folgende: Jede Gemeinschaft mit dem vom Bannfluch Getroffenen und seiner verführten Anhängerschaft abzubrechen und sich selber in die Ein­samkeit zurückzuziehen, um dort das unfehl­bare Kommen des wahren Herrschers, un­seres Herrn Jesus Christus, zu erwarten!“

Neues Leben erfüllte die Menge und laute Stimmen riefen: „Adveniat! — adveniat cito! – – Komm, Herr Jesus, komm! Komm, Herr Jesus! – –

Doch Professor Pauli schrieb abermals und las dann weiter: „Nachdem dieser erste und letzte Beschluß der letzten allgemeinen Kirchenversammlung einmütig angenommen wurde, unter­schreiben sich – –“ und damit machte er der Versammlung ein Zeichen zur Aufforderung. Alle eilten zur Estrade und unterschrieben und als letzter unterzeichnete mir großen gotischen Lettern: „Duorum defunctorum testium locum tenens — Ernst Pauli.“

„Nun lasset uns gehen mit diesen Zeugen des letzten Bundes“ wandte er sich um und wies auf die beiden Entseelten. Die Körper der Toten wurden auf Tragbahren gelegt und langsam, unter den Weisen lateinischer, deutscher und altslawischer Hymnen be­wegte sich die Schar der Christen zum Aus­gang des Haram-Esch-Scherif.

Aber hier wurde das Häuflein durch einen vom Kaiser abgesandten Boten in Begleitung eines Offiziers und einer Abteilung Soldaten aufgehalten. Die Soldaten besetzen die Aus­gänge, während der Bote des Kaisers die folgende Verordnung des Kaisers laut vorlas:

„Auf Befehl der göttlichen Hoheit! Um das christliche Volk aufzuklären und es vor der Ver­führung Böswilliger zu schützen, die nur Unfrieden und Unruhe stiften wollen, haben wir es für gut erachtet, die Leichen der beiden Feinde des Volkes, die das Feuer des Himmels getötet hat, öffentlich auf der „Straße der Christen“ am Eingang zum Tem­pel dieses Bekenntnisses, genannt „Das Grab des Herrn“ auszustellen, damit alle sich von ihrem Tod überzeugen können. Ihre unbot­mäßigen Gesinnungsgenossen, die weiterhin böswillig alle unsere Wohltaten abweisen und sinnlos ihre Augen vor den offenbar ge­wordenen göttlichen Zeichen verschließen, werden allein durch unsere Gnade und Für­sprache vor dem himmlischen Vater von der wohlverdienten Todesstrafe durch das himm­lische Feuer freigesprochen und sollen ihre Freiheit behalten. Allein um des allgemeinen Wohles willen wird ihnen verboten, Städte und bevölkerte Orte zu bewohnen, wo sie unschuldige und aufrichtige Seelen durch ihre Lügen verwirren und verführen können.“

Er hatte zu Ende gelesen — auf ein Zei­chen traten hierauf acht Soldaten an die Tragbahren mit den Toten heran.

„Es erfülle sich die Schrift!“ erklärte feier­lich Professor Pauli und die Christen über­gaben wortlos die Tragbahren den Soldaten, die sich eilig durch eine andere Pforte ent­fernten. Die Christen aber, denen nunmehr der Ausgang freigegeben wurde, eilten aus der Stadt am Öl­berge vorüber nach Jericho. Unmittelbar vor ihnen hatten Polizei und Militär den Weg von der Volksmenge frei­gemacht.

Es wurde beschlossen, auf den einsamen Höhen um Jericho einige Tage zu warten. Pilger, die am folgenden Tage aus Jerusalem kamen, erzählten, was dort weiter geschehen war. Nachdem großen kaiserlichen Festmahl seien alle Mitglieder des Konzils in den großen Thronsaal.— in der Nähe der Stelle, wo einst der Thron des Königs Salomo ge­standen haben soll — geladen worden. Dort habe der Kaiser zuerst zu den Vertretern der katholischen Kirche gesprochen und ihnen nahegelegt, daß das Wohl ihrer Kirche jetzt von ihnen fordere, einen würdigen Nach­folger des Apostels Petrus zu einem neuen Papst zu wählen. Den besonderen Verhält­nissen Rechnung tragend, müsse allerdings diese Wahl eine summarische sein, aber seine, des Kaisers Anwesenheit, als des Führers und Vertreters der ganzen christ­lichen Welt, ersetzte ja reichlich etwaige Aus­lassungen des Rituals. Erschlage im Auftrage aller Christen dem Heiligen Kollegium vor, seinen geliebten Freund und Bruder Apollonius zu wählen, damit durch das enge Band, das sie beide verbinde, auch die feste und unlösliche Vereinigung von Kirche und Staat zu deren gemeinsamem Heile bewirkt werde.

Das Heilige Kollegium begab sich zum Konklave in ein besonderes Zimmer und er­schien nach anderthalb Stunden wieder mit dem neuen Papst Apollonius. Während der Wahl sprach der Kaiser in sanften und klugen Worten zu den Vertretern der griechisch-katholischen und evangelischen Konfessionen, daß sie doch in Anbetracht der großen und neuen Ära der Ge­schichte des Christentums die alten Zwistigkeiten endlich begraben möchten, er bürge mit seinem Worte dafür, daß Apollonius in der Lage sei, alle histo­rischen Mißbräuche der päpstlichen Gewalt auf immer zu beseitigen. Die Vertreter der griechisch-katholischen und der protestan­tischen Kirchen ließen sich durch diese Worte vollständig überzeugen und setzten alsbald einen Akt über die Vereinigung beider Kirchen auf. Als Apollonius mit den Kardinälen im Thronsaal erschien, empfangen vom Jubel der Versammelten, überreichten ihm der grie­chische Bischof und der evangelische Pastor dies Schriftstück.

„Accipio et approbo et laetificatur cor meum“, sagte Apollonius, während er das Dokument unterzeichnete: „Ich bin ein so aufrichtiger Anhänger der rechtgläubigen und der evangeli­schen Kirche, wie ich ein aufrichtiger Katholik bin. Hierauf küßte er sich mit dem Griechen und dem Deutschen, um sich dem Kaiser zuzuwenden, der ihn um­armte und lange in seinen Armen hielt. Zur gleichen Zeit flammten überall im Palast und im Tempel leuchtende Punkte auf, die sich hin und her bewegten. Sie wurden größer und nahmen allerlei merkwürdige Formen an, — Blumen, wie sie auf Erden noch nie gesehen wurden, fielen von der Decke und erfüllten die Luft mit unbekannten Düften. Aus der Höhe ertönten wunderbare, zu Herzen gehende und die Seele ergreifende Laute noch nie gehörter musikalischer Instrumente, und unsichtbare Sänger lobten mit Engels­stimmen die neuen Herrscher des Himmels und der Erde.

In dieser Zeit erhob sich ein furchtbares unterirdisches Getöse im nordwestlichen Winkel des mittleren Palastes unter dem Kubeth-El-Ruach d. i. der Kuppel der Seelen, wo sich nach einer alten mohammedanischen Überlieferung das Tor zur Unterwelt befin­den soll. Auf eine Aufforderung des Kaisers setzte sich die Versammlung dorthin in Be­wegung und alle vernahmen, wie aus weiter Ferne, deutlich unzählige Stimmen, die klar und durchdringend — fast wie von Kindern oder unirdischen Mächten riefen: „Es ist an der Zeit, laßt uns heraus, ihr Retter, ihr Retter!“ Apollonius aber rief, an den Fels ge­lehnt, dreimal in einer unbekannten Sprache etwas hinab und alsbald schwiegen die Stimmen, und das unterirdische Getöse hörte auf.

Mittlerweile, hatte sich eine unabsehbare Volksmenge von allen Seiten um den Palast versammelt. Als die Nacht hereinbrach, trat der Kaiser mit dem neuen Papst hinaus auf eine im Osten gelegene Treppe und rief da­mit einen Sturm der Begeisterung hervor. Er grüßte freundlich nach allen Seiten, während Apollonius aus großen Körben, die ihm die Kardinäle als seine „Gehilfen“ nachtrügen, unaufhörlich herrliche römische Kerzen, Ra­keten und Feuerkaskaden herausgriff und in die Luft warf, die sich dann alsbald entzün­deten und in leuchtendem Perlmutterglanz und hellen Regenbogenfarben erstrahlten. Dieses alles aber verwandelte sich, wenn es den Erdboden erreichte, in zahllose farbige Blätter mit voll­ständigen und bedingungs­losen Ablässen für alle vergangenen, gegen­wärtigen und künftigen Sünden. Der Jubel des Volkes überstieg alle Grenzen. Nur einige Leute wollten hartnäckig an der Be­hauptung festhalten, daß sie mit eigenen Augen gesehen hätten, wie die Ablaßzettel sich in ekelhafte Kröten und Schlangen ver­wandelt hätten, doch niemand nahm davon Kenntnis. Die Menge war in taumelnder Be­geisterung und die Festlichkeiten zogen sich über einige Tage hin, wobei der neue Papst noch nie gesehene und ganz unglaubliche Wunder vollführte, daß es ganz und gar unmöglich ist, sie wiederzugeben.

Die Christen verblieben Während diesen Tagen zu gemeinsamem Gebet versammelt auf den einsamen Höhen von Jericho. — Doch am Abend des vierten Tages stahl sich, als es dunkelte, Professor Pauli mit neun Ge­fährten auf Eseln und mit einem Gefährt nach Jerusalem. Durch alle möglichen Seitengassen kamen sie am Haram-Esch-Scherif vorbei, endlich zum Hareth En-Nazara und dann leise zum Eingang des Auferstehungstempels, wo auf dem Straßenpflas­ter noch immer die Leichen von Papst Petrus und dem Ältesten Johannes lagen. Um diese Stunde war die Straße leer von Menschen — die ganze Stadt hatte sich zu den Festlichkeiten be­geben; die Soldaten der Wache lagen in tiefem Schlaf.

Zu ihrem Erstaunen fanden sie die Leichen von jeder Zersetzung unberührt, ja sogar ganz biegsam und leicht. Sie hoben die Toten auf mitgebrachte Tragbahren, hüllten sie in Decken und kehrten rasch und unbemerkt auf den gleichen Seitenwegen wieder zurück.

Kaum aber hatten sie dort die Bahren zur Erde gestellt, als die Toten zu neuem Leben erwach­ten: sie bewegten sich und waren bemüht, die sie umhüllenden Decken abzuwerfen. Alle brachen in Jubel aus und wollten ihnen dabei behilflich sein, und bald standen die beiden zum Leben wieder er­wachten gesund und unverletzt vor ihnen. Und der wieder auferwachte greise Johannes sprach:

„Kinderlein, so sind wir also noch nicht getrennt! Ich aber sage euch jetzt, daß es an der Zeit ist, das letzte Gebet des Christus zu erfüllen, das Er für seine Jünger betete, daß sie eins sein mögen, wie Er und Sein Vater eines sind. Um dieser Einheit in Christi willen, meine Brüder, wollen wir unserem geliebten Bruder Petrus unsere Verehrung darbringen. Möge er in diesen letzten Tagen die Schafe Christi weiden! So soll es sein!“

Und er umarmte Petrus.

Da trat auch Professor Pauli hinzu: „Tu es Petrus!“ sprach er zum Papst, — das ist jetzt er­wiesen und für uns bestätigt.“ Und er faßte seine Hand mit seiner Rechten, während er die Linke dem greisen Johannes reichte und sagte: „So also — Väterchen — sind wir eins in Christo.“ – –

Und also vollzog sich in der Finsternis der Nacht auf einer einsamen Höhe die Ver­einigung der Kirchen.

Doch die Dunkelheit der Nacht wurde plötzlich durch einen leuchtenden Glanz er­hellt, und ein mächtiges Zeichen erschien am Himmel—ein Weib, mit der Sonne bekleidet, unter ihren Füßen der Mond, und um ihr Haupt eine Krone von zwölf Sternen. Die Erscheinung stand eine Weile still, dann be­wegte sie sich langsam gen Süden. Da hob Papst Petrus seinen Stab und rief aus:

„Das sei unser Zeichen! Ihm folgen wir!“

Und er ging in der Richtung der Erschei­nung, begleitet von den beiden Ältesten und der ganzen Schar der Christen — zum Berge des Herrn, zum Sinai – – –.

Die geistige Elite des Christentums war somit in die arabische Wüste gezogen, wo­hin ihnen aus allen Teilen der Welt Scharen wirklicher Wahrheitssucher zuströmten. In dieser Zeit konnte der neue Papst ungehin­dert durch seltsame Wunder und unerhörte Taten alle anderen oberflächlichen Chri­sten, die noch nicht den Antichrist erkannt hatten, verführen. Er erklärte, daß er durch die Macht seiner ihm von Gott verliehenen Gewalt den Zugang von dem Reiche der Sterblichen zur übersinnlichen Welt auftun könne, und in der Tat wurde die Gemein­schaft der Lebenden mit den Toten und auch — der Menschen mit den Dämonen eine all­gemeine Erscheinung.

Kaum jedoch war der neue Kaiser, als er sich auf religiösem Gebiet sicher zu fühlen glaubte, den eindringlichen Einflüsterungen der geheimnisvollen Stimme seines „Vaters“ gefolgt, und hatte sich als die einzige wahre Verkörperung des höchsten Gottes des Welt­alls zu erkennen gegeben — da trat ein neues Unheil auf, von einer Seite, von der es niemand erwartet hatte: die Juden erhoben sich in einem Aufstand.

Diese Nation, die etwa dreißig Millionen zählte, war an den Vorbereitungen und den großen Welterfolgen des Beherrschers der Welt nicht ganz unbeteiligt gewesen. Er hatte darum auch, als er seine Residenz nach Jeru­salem verlegte, heimlich unter ihnen das Ge­rücht verbreiten lassen, sein Ziel sei, die Weltherrschaft Israel wiederherzustellen. Seit dieser Zeit hielten ihn die Juden für den Messias, und ihre Begeisterung kannte keine Grenzen.

Und plötzlich erhoben sie sich nunmehr, voll Zorn und Rache heischend. Diese Um­kehr, die ohne Zweifel in der Heiligen Schrift und in den Überlieferungen vorausgesagt ist, mag eine ganz einfache Ursache haben. Die Sache soll sich nämlich so verhalten haben, daß die Juden, die den Kaiser für einen wirk­lichen Israeliten dem Blute nach hielten, zufällig entdeckten, daß dieser nicht einmal be­schnitten sei. An demselben Tage war ganz Jerusalem, tags darauf ganz Palästina vom Aufstand ergriffen.

Die grenzenlose und glühende Hingabe an den Erlöser lsraels und den verheißenen Messias wandelte sich in einen ebenso gren­zenlosen und glühenden Haß gegen den Be­trüger, den Usurpator. Ganz Israel erhob sich wie ein Mann, und seine Feinde mußten mit Staunen ent­decken, daß der Geist dieses Volkes in seiner Tiefe nicht in den Zahlen und den Begierden Mammons lebte, sondern in der Kraft seiner Seele — der Zuversicht und dem Zorn seines Jahrtausende alten Glau­bens an den verheißenen Messias.

Der Kaiser war vollkommen überrascht. Er verlor jede Selbstbeherrschung und erließ einen Befehl, alle aufrührerischen Juden und Christen zum Tode zu verurteilen. Tausende und Abertausende, die nicht Zeit gefunden hatten, sich zu retten, wurden erbarmungslos nieder­gemacht. Dennoch gelang es einer riesigen Armee der Juden Jerusalem zu er­obern und den Antichrist in seinem Palast ein­zuschließen. Zu seiner Verfügung waren ihm nur Teile seiner Garde verblieben, die nie­mals der Überzahl der Feinde lange standhalten konnten. Doch die Zauberkünste des Papstes vermochten es, den Kaiser durch das Heer der Belagerer hindurchzubringen, und bald erschien er wieder in Syrien mit einem zahllosen Heer aus allen Nationen.

Diesmal hatten die Juden nur eine geringe Aussicht auf Erfolg, als sie ihm entgegen­zogen. Doch kaum hatten sich die ersten Vor­huten der beiden feindlichen Armeen ein­ander genähert, als ein Erdbeben von unvor­stellbarer Gewalt einsetzte, — unter dem Toten Meer, an dessen Ufer die kaiserlichen Heere sich gelagert hatten, öffnete sich der Krater eines riesigen Vul­kans, und die Feuer­ströme, die sich aus ihm ergossen, ver­schlangen den Kaiser, seine militärische Macht und den von ihm unzertrennlichen Papst Apollonius, dem diesmal all seine Magie nichts mehr half.

Die Juden flohen voll Entsetzen nach Jeru­salem und riefen mit Angst und Zittern den Gott Israels um Hilfe an.

Als sie der heiligen Stadt zueilten, zerriß ein mächtiger Blitzstrahl die Himmelswand von O­sten nach Westen, und sie erblickten den Christus, in Purpur gehüllt, mit den Nägelmalen an den ausgebreiteten Händen, zu ihnen herniedersteigend. Zur gleichen Zeit bewegte sich von Sinai gen Zion eine Schar Christen, geführt von Petrus, Johannes und Paulus, und von allen Seiten kamen noch an­dere Scharen voll Jubel herbei — es waren die vom Antichrist getöteten Juden Christen. Sie waren wieder auferstanden und regierten mit Christus tausend Jahre – – –.

Quelle: Wladimir Solowjew, Die Erzählung vom Antichrist, Tübingen: Vita Nuoava-Verlag, 1946.

Hier die Erzählung als pdf.

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