Martin Luther, Vermahnung zum Gebet wider den Türken (1541): „Wenn wir also das Unsrige getan haben, mit Beten uns zu rüsten oder zu wehren, so lasst uns dann mit Joab sagen: Lass frisch hergehen. Es geschehe Gottes Wille, wie er es vorherbestimmt hat und wie es ihm gefällt, zum Leben oder Tod. Will er uns strafen und schlagen lassen, so sterben und leiden wir in unserem Beruf und nach seinem Befehl, dazu um seines Namens willen, und werden so seine Märtyrer.“

Vermahnung zum Gebet wider den Türken (1541)

Von Martin Luther

Man spricht: Wem nicht zu raten ist, dem ist nicht zu helfen. Wir Deutschen haben nun viele Jahre das liebe Wort Gottes gehört, durch das uns Gott, der Vater aller Barmherzigkeit, erleuchtet und von den greulichen Greueln der päpstlichen Finsternis und Abgötterei in sein heiliges Licht und Reich gerufen hat.

Aber wie dankbar und ehrlich wir das angenommen und gehalten haben, ist schrecklich genug noch heutigen Tages zu sehen. Denn als ob die früheren Sünden noch zu wenig wären, wo wir Gott mit Messen, Fegefeuer, Heiligendienst und anderen eigenen Werken und eige­ner Gerechtigkeit mehr aufs höchste (wenn auch unwis­send) erzürnt und alle Winkel mit solchen großen Ab­göttereien erfüllt und gemeint haben, Gott darin ganz besonders zu dienen, so fahren wir darüber fort und verfolgen das liebe Wort, das uns zur Buße von solchen Greueln fortruft, und verteidigen wissentlich und mut­willig solche Abgötterei mit Feuer, Wasser, Strick, Schwert, Fluchen und Lästern, so daß es kein Wunder wäre, wenn Gott nicht allein Türken, sondern eitel Teu­fel über Deutschland kommen ließe oder sich längst hätte ergießen lassen.

Denn wie kann er es auf die Dauer dulden? Er muß ja die Wahrheit und Gerechtigkeit letztlich handhaben und schützen, das Böse und die bösen, giftigen Lästerer und Tyrannen strafen. Sonst würde er um seine Gottheit kommen und zum Schluß von niemandem mehr für einen Gott gehalten werden, wenn jedermann fortdau­ernd tun könnte, was ihn gelüstet, und Gott in seinem Wort und Gebot so sicher und schändlich verachten dürfte, als wäre Gott ein Narr oder ein Göckelmännlein, dem es kein Ernst mit seinem Drohen oder Gebieten wäre. Darum muß er es so machen, daß man begreifen muß, es sei Ernst und nicht Scherz.

Darüber hinaus erfüllen wir auf unserer Seite, die das Evangelium angenommen haben und sich des Wortes rühmen, auch den Spruch Röm.2,24: »Gottes Name wird durch euch unter den Heiden gelästert.«

Denn ganz wenige ausgenommen, die es mit Ernst meinen und dankbar annehmen, ist der andere Haufen so undankbar, so mutwillig, so frech, und sie leben nicht anders, als hätte Gott sein Wort uns darum gegeben und uns vom Papsttum samt seinem teuflischen Gefängnis erlöst, damit wir frei tun und lassen könnten, was uns gelüstet, und damit so sein Wort nicht zu seinen Ehren und zu unserer Seligkeit, sondern zu unserem Mutwillen dienen müßte. Dabei hat es doch seines lieben Sohnes Jesu Christi, unseres Herrn und Heilands, Blut und Tod geko­stet, damit uns solches so reichlich gepredigt werde.

Denn – damit ich von vom anfange – was für verzwei­felte, böse Sekten und Ketzerei haben sich hervorgetan, wie Müntzer, Zwinglianer, Wiedertäufer und viele mehr, alle unter dem Namen und Schein des Evange­liums, die, als sie, durch das Evangelium von des Papstes Bann und Tyrannei befreit, sicher geworden waren, zu lehren und zu tun, was sie gelüstet, die aber zu der Zeit, als der Papst Gott und Herr war, nicht hätten zischen dürfen.

Danach ist der große Gott Mammon oder Geiz ge­kommen. Wie hat der nicht allein Bauern und Bürger, sondern recht gröblich Adel, Grafen, Fürsten und Herren besessen, so daß man so etwas kaum in allen Historien lesen kann. Der Adel will alles haben, was Bauer und Bürger hat. Ja, sie wollen Fürsten sein. Der Bauer steigert neben dem Adel die Preise für Korn, Ger­ste und alles, und sie machen mutwillige Teuerung, obgleich Gott doch genug hat wachsen lassen. Der Bürger berechnet in sei­nem Handwerk auch, was und wie er will.

So weiß man von vornherein, was für Mutwille das Gesinde, die Knechte und Mägde in den Häusern üben, was für ein Stehlen, Untreue und allerlei Bosheit sie treiben, so daß alle Hausväter über das Gesinde klagen und schreien.

So ist auch des Stehlens kein Maß, ein Nachbar dem anderen. Desgleichen die Arbeiter oder Werkleute, wie sind sie doch Herren! Nehmen an Geld genug, arbeiten, was und wie und wann sie wollen, und wenn sie es verderben und zunichte machen, darf niemand ein Wort gegen sie reden.

Und daß ich die Juristen auch nicht vergesse. Es ist mit dem Recht dahin gekommen, daß niemand sich gern ins Rechtsverfahren begibt, auch wenn er noch so helle, gute Sache hat wie die Sonne am hellen Mittag klar ist.

Ich will nicht heucheln, sondern die Wahrheit sagen. Das kaiserliche Kammergericht – sieh, was für eine Teu­felshure da regiert, wo es doch als ein göttliches Kleinod in deutschen Landen, ein einziger Trost sein sollte allen denen, die Unrecht leiden. Aber sieh, wie sie denen zu Goslar, Minden und anderen mitspielen und dem ver­zweifelten Buben Heinz Mordbrenner beistehen in allen bösen Stücken, obwohl sie doch nicht Richter sind, es auch nicht verstehen können, dazu Partei sind in Sachen, die das Evangelium oder die Kirche betreffen.

So ist Deutschland reif und voll von allerlei Sünden gegen Gott, will sich dazu verteidigen und trotzt mit Gott, so daß ich leider allzu sehr ein wahrhaftiger Prophet gewesen bin, weil ich oft gesagt habe, daß entweder der Türke oder wir selbst untereinander uns strafen müßten.

Ich habe den Wucher vergessen. Ah, wie sicher lebt und wütet der, als wäre er selber Gott und Herr in allen Landen; niemand darf ihm wehren. Und als ich gegen ihn schrieb, lachten über mich die heiligen Wucherer und sprachen: Der Luther weiß nicht, was Wucher ist. Er mag seinen Matthäus und Psalter lesen. Nun wohlan, wenn ich denn ein Prediger Christi bin und mein Wort Gottes Wort ist, woran ich keinen Zweifel habe, so soll dich, verfluchter Wucher, entweder der Türke oder sonst ein anderer Zorn Gottes lehren, daß der Luther wohl verstanden und ge­wußt hat, was Wucher ist; das gilt einen guten Gulden.

Doch wären diese greulichen Stücke noch eine Weile zu ertragen. Aber es ist so weit gekommen, daß es nicht weiter kommen kann: daß nun etliche Junker, Städte, ja selbst kleine Dreck­städtlein, Dörfer sogar anfangen und wollen ihren Pfarrherren und Predigern verwehren, daß sie auf der Kanzel die Sünde und Laster strafen, oder wollen sie verjagen und aushungem. Dazu, wer ihnen etwas nehmen kann, der ist heilig; klagen die Pfarrherrn es den Amtleuten, so müssen sie geizig heißen, die nie­mand sättigen könne. Ei, sprechen sie, vorzeiten hatte ein Pfarrherr 30 Gulden und war wohl zufrieden; jetzt wollen sie 90 und 100 haben. Aber daß sie, die Amtleute, geizig, diebisch, räuberisch und den Herren untreu sind, das ist die christliche Heiligkeit.

Desgleichen bedenkt niemand, daß, wer zuvor mit 30 Gulden ausgekommen ist, der kann jetzt kaum mit hun­dert Gulden auskommen. Warum? Früher galt ein Schef­fel Korn zwei, drei Groschen, eine Mandel Eier drei Pfennige, und so fort in allen Stücken. Jetzt muß das Korn 9, 10, 11, 12 Groschen, eine Mandel Eier 18 Pfennige gelten. Danach sprechen sie: Die Pfaffen seien geizig, wenn sie doch selbst den Markt gesteigert und dem armen Mann 60 Gulden abgegeizt haben. Er muß geizig heißen, wenn er 90 Gulden hat, wovon sie ihm 60 abgeizen. O Recht, Recht, daß du Geizwanst nicht geizig heißt, son­dern daß der geizig heißen muß, der von deinem Geiz geschunden wird. So, so, so muß man den Türken schla­gen, daß Gott, zuvor auf alle Weise erzürnt, uns kein Glück geben kann um solches unerhörten Mutwillens und solcher Bosheit willen.

Was bedeutet schon ein Pfaffe? Ist schon gut! Dagegen Türke ist Türke, Teufel ist Teufel, dessen kannst du sicher sein. Werden die Pfaffen, das heißt: Gottes Diener und Prediger, nicht sein, so wirst du nicht mehr Herr, Bauer noch Bürger sein; und wirst du das Buch und die Lehre nicht achten noch ehren (denn sie sind ja Gottes Diener, und wer sie verachtet, der verachtet Gott, der sie gesandt hat), so wird dein Schwert und Schild weniger als Papier und Feder sein; dessen wirst du und sollst du wohl inne werden.

Ich bin ja wahrlich ein zuverlässiger Prophet, so daß ich mir selber darum gram bin und wohl gern wollte, daß es erlogen wäre (wie Micha auch wünscht [7,1]). Ich habe oft gegen den Geiz und mutwillige Teuerung gepredigt und gesagt: Sammelt, sammelt, sammelt, liebe Bauern, Bürger, Adel. Sammelt getrost und gebt es dann teuer genug; Bruder Veit wird kommen und es wohl finden, was ihr gesammelt habt; ihr sollt es doch nicht behalten, was ihr so mutwillig ergeizt, das heißt: stehlt und raubt. Einem anderen sollt ihr es sammeln, der euch dafür zum Lohn ersticht oder doch zum wenigsten die Haut voll­schlägt und dazu spottet. Ursache dafür ist: Ihr stehlt es den Armen und Bedürftigen, deren Geschrei in den Him­mel ruft und Gott nicht ruhen läßt, bis er sie erhört und euch Geizhälse straft, wie Hab.2,6 sagt: »Weh dem, der sein Gut mehrt mit fremdem Gut.«

Summa, es steht und geht fast wie vor der Sintflut, 1.Mose 6,12: »Gott sah auf die Erde und siehe, sie war verderbt; denn alles Fleisch hatte seinen Weg verderbt auf Erden.« Dessen bin ich mir gewiß: Wenn sich die Welt nicht bessert, sondern so immerfort in allerlei Mutwillen zunehmen sollte, so muß es den letzten Bruch brechen, und ich habe auch bei solchem Treiben keinen anderen Trost noch Hoffnung, als daß der Jüngste Tag vor der Tür sei; denn es überschlägt sich allzu sehr, daß Gott es nicht länger wird dulden können.

Hier sprichst du: Was sollen wir denn tun? Sollen wir verzweifeln, Hände und Füße gehen lassen und dem Tür­ken alles einräumen ohne allen Widerstand und Gegen­wehr? Nein, beileibe, ich habe keinen Befehl, dazu zu raten, besonders nicht, daß man verzagen oder verzwei­feln soll; denn ebenso wie Gott den frechen Frevel und Mutwillen, von dem ich droben gesagt habe, nicht dul­den kann, so will er auch nicht, daß man verzagen oder verzweifeln soll. Die Mittelstraße will er, und weder zur rechten noch zur Unken Seite abgewichen haben, wie der Psalter spricht: »Gott hat Wohlgefallen an denen, die sich vor ihm fürchten und auf seine Güte vertrauen.« (Ps.147,11) Dagegen ist er ohne allen Zweifel zornig und hat Mißfallen an denen, die ihn und sein Wort verachten oder nicht fürchten, und an denen, die nicht vertrauen, sondern zweifeln und verzagen.

Darum ist wohl noch Rat da, wer nur hören und ihn raten lassen wollte, nämlich daß man (wie jetzt gesagt) anfinge, Gott zu fürchten und auf seine Güte zu trauen. Wenn das geschähe, so wissen wir sehr wohl, daß weder Türke noch Teufel uns etwas anhaben könnten; denn wenn Gott mit uns wäre, wer wollte wider uns sein (Röm.8,31)? Wer will und kann aber die Leute zu solcher Furcht Gottes bringen? Die heiligen Propheten haben es noch nie oder nur bei wenigen vermocht im Volk Israel, bis der König von Babel kam, der sie lehrte, indem er keinen Stein auf dem anderen ließ, alles erwürgte oder wegführte und das Land verwüstete; da lernten sie Gott fürchten und anrufen. So muß man die Narren mit Kol­ben lausen, wie Jesaja spricht: »Die Anfechtung lehrt aufs Wort merken.« (Jes.28,19)

So ist der Türke auch unser Schulmeister und muß uns stäupen und lehren, Gott zu fürchten und zu beten, sonst verfaulen wir ganz in Sünden und in aller Sicherheit, wie bisher geschehen.

Wollen wir uns nun helfen und raten lassen, so laßt uns Buße tun und die bösen Stücke, die droben aufgezählt sind, bessern. Fürsten und Herrn sollen Recht im Lande schaffen, dem Wucher steuern, dem Geiz des Adels, der Bürger, der Bauern wehren, vor allen Dingen Gottes Wort ehren, Schulen, Kirchen und ihre Diener versor­gen, schützen und fördern. Desgleichen sollen auch Adel, Bürger und Bauern hierin gehorsam sein, für Zucht und Ehrbarkeit in den Städten und auf dem Lande sorgen, Handwerkern, Arbeitern, Gesinde nicht gestatten, sol­chen großen Mutwillen zu treiben, sondern frisch strafen. Summa, man hat den Katechismus deutsch, klar, hell genug; man weiß wohl (gottlob), was jeder Stand und jede Person tun und lassen soll, was wir vorher leider nicht gewußt und gern getan hätten. Dann wird Gott unser Gebet erhören und uns gewiß helfen, wie uns alle Prophe­ten und die ganze Schrift verheißen.

Werden wir aber das nicht tun und wollen wir uns nicht raten lassen, so ist uns auch nicht zu helfen, und es wird vergeblich sein, daß wir viel schreien, der Türke sei ein grausamer Tyrann; denn es hilft nichts, daß ein böses Kind über die scharfe Rute schreit. Denn wenn es fromm wäre, dann wäre die Rute nicht scharf, ja, sie wäre über­haupt keine Rute. Das paßt nicht (das ist zu kurz): böse sein und ungestäupt sein wollen. Es muß beides eines mit dem anderen da sein oder beides zugleich aufhören.

Das sollt ihr Pfarrer dem Volk mit Fleiß predigen, ob Gott vielleicht Gnade geben wollte, daß sie hören und ihn raten lassen wollten, wie Gott zu Jeremia sagt (Jer.26,3), und ob sie dem Exempel der Niniviten folgen wollten, de­nen ihr Türke damals viel näher war, als uns unser Türke ist; denn sie hatten nur vierzig Tage bis zu ihrem Verder­ben, Jona 3,4, und blieben doch durch ihre Buße bestehen. Weil sie sich raten ließen, wurde ihnen geholfen.

Wie aber, wenn die Leute verstockt sind und das Böse sich so tief eingefressen hätte, daß keine Buße mehr zu erhoffen ist, wie Hesekiel von seinem ehernen Topf sagt, der so ganz rostfräßig geworden war, daß er nicht zu scheuem noch zu reinigen war, sondern aufs neue zer­schmolzen und gegossen werden mußte durch den König zu Babel (Hes.24,3 ff.)? Was können wir anderen Un­schuldigen hierzu? Verlaß dich drauf, hier wird es heißen: sofern es Gott so haben will. Ein Nachbar ist dem anderen einen Brandschaden schuldig. So müssen wir (wie Hesekiel und Daniel taten) mit unserem Volk – Königen, Herren und Kirchen, Priestern, Propheten – allesamt als ein Haufen herhalten. Wie wollten wir wohl tun, wenn wir zu Jerusalem gewesen wären und mit den lieben Heiligen, Propheten, König und Königin (wie viele Hei­lige, fromme Leute zu der Zeit getan haben) nach Babel unter den großen Tyrannen aus unserem Vaterlande hät­ten ziehen müssen? Wir würden Gott deswegen nicht verlieren noch deswegen zum Teufel fahren; denn auch Daniel und seine Gesellen haben Gott reichlicher zu Babel gefunden, als sie ihn zu Jerusalem gefunden hatten. Denn Gott ist allenthalben allmächtig, und es gilt, wie St. Petrus sagt Apg.10,35: »Wer Gott fürchtet, er sei, wo er wolle, in allen Landen, so gefällt er Gott wohl.« Sonst müßten die Christen alle verdammt sein, die jetzt unter dem Türken leben und sterben. Nun aber sind die am jüngsten Tag seine Richter, die jetzt seine Fußschemel sein müssen.

Weil wir aber nicht wissen, ob Gott das von uns haben will (denn wir haben keinen Jeremia oder Hesekiel, die uns von Gottes wegen aufs neue gebieten oder befehlen, dem Türken zu weichen, wie die Juden dem König zu Babel aus Gottes Befehl weichen mußten), so gebührt einem jeden von uns, seinem alten bisherigen Beruf nach, sich zu wehren und zu tun, was er kann, bis auf den letzten Atem. Denn wir können nicht mit gutem Gewissen aus unserem Beruf treten, so lange nicht, bis wir mit Gewalt daraus gedrungen oder von Gott aufs neue durch Prophe­ten oder Wunderzeichen zurückberufen werden.

Darum teilen wir diese Sache in zwei Teile. Die bluti­gen, lästerlichen Papisten vermahnen wir, daß sie aufhö­ren, Gott zu lästern und sich anders vorbereiten auf Gottes Zorn; die undankbaren, mutwilligen Leute vermahnen wir, daß sie sich bessern, Gottes Wort ehren und Gott anrufen. Will aber dieser erste Teil nicht Fortschritte machen, sondern uns mit sich in die Züchtigung ziehen, so laßt uns doch, nämlich als der andere Teil, der kleine Haufen, darum noch nicht an Gott verzagen. Und ob­wohl es schwer ist, daß wir deren Sünde auf uns laden und Gott bitten müssen, daß er sie uns nicht entgelten lassen wolle (denn sie sind unter uns und wir unter sie gemengt, und so müssen sie entweder von unserm Gebet Nutzen haben oder wir ihre Sünde entgelten), so bleiben wir doch nichtsdestoweniger schuldig, Gott zu ehren und zu glau­ben, der uns befiehlt, unseres Berufes zu warten und das Unsrige dazuzutun, und er befiehlt auch und lehrt zu beten, wenn er spricht Matth.7,7: »Bittet, so werdet ihr empfangen, sucht, so werdet ihr finden, klopft an, so wird euch aufgetan.« Und Joh.14,14: »Wahrlich, wahrlich sage ich euch, was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun«, und Ps.50,15: »Rufe mich an in der Not, so will ich dir helfen, so sollst du mir danken und mich preisen.«

Es ist wohl wahr, daß wir nicht Josua sind, der die Sonne am Himmel durch sein Gebet stillstehen hieß, auch nicht Mose, der durch sein herzliches Gebet das Rote Meer zertrennte. Auch nicht Elia, der durch sein Gebet Feuer aus dem Himmel herab streute. Wir sind aber gleichwohl ebendenselben Leuten zugehörig, denen Gott sein Wort befohlen hat, und er läßt uns durch seinen Geist predigen. Ja, wir sind ebensowohl solche Leute wie Mose, Josua, Elia und alle anderen Heiligen; denn wir haben des selben Gottes Wort und Geist, den sie gehabt haben, und wir sind des selben Gottes Prediger, Diener und Amt­leute, dessen sie es gewesen sind. Obwohl sie herrlicher waren als wir, haben sie doch keinen höheren, besseren Gott gehabt als wir, auch nicht besseres Fleisch und Blut gehabt als wir; denn sie sind Menschen gewesen wie wir und eben des Gottes Kreatur, dessen wir auch sind. Ich rede jetzt von uns armen Sündern, die dennoch Christus lieb haben und sein Reich suchen, nicht von den Papisten und falschen Christen.

Und Gott muß (daß ich einmal so rede) ebensowohl unser Gebet erhören wie jener Gebet; denn wir sind Glied seiner Kirche, das ist seines lieben Sohnes Braut, die er nicht verachten kann, wenn sie ernstlich schreit. Darum ist es für Gott kein großes Ding, ebenso große oder größere Werke durch uns zu tun, als er durch sie getan hat; wie wir es ja bisher schon gesehen und erfahren haben, daß er uns gegen den Teufel des Papstes, der etwas größer ist als des Türken Teufel, gewaltig und wunderbar geholfen hat. Wenn wir es bedenken oder glauben könn­ten! Denn so spricht er Joh.14,12: »Wahrlich, wahrlich sage ich euch, wer an mich glaubt, der wird die Werke tun, die ich tue, und wird noch größere tun, denn ich gehe zum Vater.«

Demnach laßt uns Prediger, wie wir zu tun schuldig sind, erstens das Volk mit Fleiß zur Buße vermahnen als die (wenn der Türke fortfahren sollte), die gewiß des Todes sind und alles jämmerlich verlieren müssen, Leib, Gut, Ehre, Weib, Kind und (was wohl ärger ist) die Seele dazu. Denn es ist schrecklich, in unbußfertigem Leben zu sterben, das heißt: ewig verdammt zu sein. Deshalb sollen wir von der Kanzel herab getrost die Laster und Sünde schelten und strafen, wie Jes.58,1 sagt: »Predige getrost, schone nicht, erhebe deine Stimme wie eine Posaune und verkündige meinem Volk seine Bosheit und dem Haus Jakob seine Sünde.« Und St.Paulus 2.Tim.4,2 f.: »Predige das Wort, halte an, es sei zur Unzeit oder zur rechten Zeit, strafe, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre; denn es wird eine Zeit sein, wo sie die heilsame Lehre nicht dulden werden.«

Wenn nun etliche sind, die solche Strafe nicht ertragen wollen in Gottes Namen, die mögen aus der Kirche bleiben oder herausgehen in Teufels Namen. Wer hält hier den anderen? Sie, die Gottes Wort nicht hören wol­len, werden uns doch keinen Nutzen oder Hilfe, sondern vielmehr Schaden tun in solchen Nöten. Wir aber können nicht von Gottes Wort still schweigen um ihretwillen. Laß sie zum Teufel fahren und sterben wie die Säue und Hunde, ohne Sakrament und Gnade, immer hin auf den Schindanger begraben. Denn wenn wir einen gnädigen Gott haben wollen, müssen wir wahrlich von ihm ertra­gen, daß er uns als Sünder und böse Buben straft und schilt, dazu auch bekennen, daß er recht tut, wenn er uns Sünder und böse Buben schilt, wie David sagt: »Dir habe ich gesündigt, auf daß du gerecht bist in deinen Worten.« (Ps.51,6) Rechte Christen zwar hören es gern, daß man sie schilt und straft mit Gottes Wort. Aber diese, die unge­straft sein wollen, bekennen damit frei, daß sie die rech­ten, heillosen Buben sind, die hiermit auch gegen den heiligen Geist sündigen als die, die nicht ertragen wollen, daß er sie durch sein Predigtamt strafe. Oder sie sind soweit gefallen, daß sie unsere Predigt und unser Wort für unser, das heißt: für Menschenwort halten und deswegen nicht leiden wollen. So sind sie längst vom christlichen Glauben abgefallen, wohl wert und verdient, daß sie Mohammed, den Türken, den Papst, den Teufel und seine Mutter an Gottes Statt hören. Amen, Amen, wenn sie es ja so haben wollen! Aber lasse sie ja nicht in unserem Heer sein oder, wenn sie schon drin sein müssen, daß man sich in nichts auf ihre Hilfe verlasse, sondern dafür sorge und bitte, daß uns Gott nicht ihre Bosheit entgelten lassen wolle, weil wir es nicht gern haben, daß sie als Gottes Feinde sein Wort verachten, von dem wir doch Hilfe begehren.

Und besonders sollen die Heerprediger das Kriegsvolk, auch den wilden, wüsten, rohen Bruder Veit, der viel vom Fluchen bei den Martern, Wunden, Franzosen, Pe­stilenzen, St.Velten, St.Antonius, St.Quirinus versteht, hart vermahnen, bitten, anflehen, bedrohen, verheißen, daß sie von solchem Lästern ablassen und dafür das Vater­unser und den Glauben beten. Denn sie sollen wissen, daß wir nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Teufel in der Hölle streiten, und der Türke bleibt im Fluchen und Lästern wohl ungeschlagen. Wie jener Hauptmann zu einem Krieger sagt, der dem Feind sehr fluchen konnte: Hörst du, ich habe dich nicht im Heer, damit du dem Alexander fluchen, sondern damit du ge­gen Alexander streiten sollst. Vielleicht werden sich etli­che vermahnen lassen und folgen, vor allem die, die dennoch auch gedenken, selig zu werden. An den anderen ist nichts gelegen, sie werden besser oder ärger. Denn um ihretwillen ist und wird nichts angefangen in solchen Nöten und großen Sachen, und Gott wird auch nicht auf sie, sondern auf die anderen sehen, wie Ps.33,18 sagt: »Die Augen des Herrn sehen auf die, die ihn fürchten und die auf seine Güte warten.«

So liest man in der Römer Geschichte, daß ein Kaiser unter anderen Heiden einen christlichen Haufen hatte; die knieten im Feld nieder und beteten (wie den Christen gebührt) vor der Schlacht. Da kommt ein Wetter und schlägt die Feinde vom Himmel herab. Das war dem Kaiser (wiewohl selbst Heide) ein liebes Kriegsvolk, und er nannte sie Keraunobulos, das heißt: Donnerschläger, weil sie mit Donnerschlägen kriegen konnten. Ebenso könnten wir wohl auch noch tun, wenn wir uns mit Ernst bessern und herzlich beten wollten. Denn das, was Gott tut und gibt der ganzen Welt, Heiden und Türken, Bösen und Guten, das tut er doch alles durch seine lieben Kinder und um ihretwillen, das ist um der Christen willen, die ihn fürchten, sich für Sünder erkennen, gerne strafen lassen und doch herzlich ihm vertrauen, zu ihm beten und ihn anrufen in allen Nöten, das ist ja gewiß wahr.

Das sei von dem ersten Werk unseres Predigtamtes gesagt. »Wer Ohren hat zu hören, der höre.« (Matth.11,15) Wer nicht, der bleibe dahinten ohne Ohr, ohrlos, hörlos und taub, so lange er will oder kann; wir müssen weiter. Das zweite Werk ist, daß wir uns danach zu Gott kehren mit rechtem Gebet. Denn das sind die zwei priesterlichen Ämter, zum Volk sich kehren und sie lehren, was recht und gut ist, und danach sich zu Gott kehren und bitten, daß wir dieses tun und auch Glück und Sieg erlangen mögen, wie Samuel 1.Sam.12,23 f. spricht: »Das sei ferne von mir, mich so am Herrn zu versündigen, daß ich ablassen sollte, für euch zu beten und euch den guten und richtigen Weg zu lehren. Fürchtet nur den Herrn und dient ihm treulich von ganzem Herzen.« Hier hören wir, daß es Sünde gegen Gott ist, wenn wir Predi­ger das Volk nicht recht lehren und für sie beten, daß es auch Sünde ist, wenn das Volk nicht gehorcht, auch nicht Gott furchtet, der sie durch unser Predigtamt lehrt.

Darüber hinaus soll das Volk vermahnt werden, daß sie auch beten. Denn das Vaterunser und alle Gebete sind allen Christen gemeinsam, ob sie Prediger oder Hörer sind, vornehmlich aber den Predigern als denen, die das Wort fuhren und an der Spitze stehen und gehen sollen. Wie man aber beten soll, ist durch viele Bücher nun reichlich gelehrt, nämlich, daß man nicht im Gebet zweif­le. Denn wer zweifeln will, ob er von Gott erhört wird, der lasse es anstehen und sei mit Gott und Gebet unbehel­ligt. Denn Gott kann und will es nicht dulden, daß man zweifle, das heißt, er kann und will es nicht haben, daß er von uns für einen Lügner und Untreuen gehalten und gescholten wird. Wer aber zweifelt, der tut ebenso viel, als wenn er spräche: Herr Gott, ich glaube es nicht, weiß auch nicht, ob es wahr ist, wo du in der Schrift sagst: »Wahrlich, wahrlich ich sage euch, was ihr bitten werdet, das will ich tun« (Joh.14,14), und dergleichen viel mehr Sprüche.

Darum denke so, daß, wenn du beten willst, du kühn und ohne Scheu daher kniest oder trittst (sofern du dich als einen Sünder erkannt hast und dich bessern willst, wie droben gesagt) und mit Gott so redest: Herr Gott, himm­lischer Vater, ich bitte und will es nicht abgeschlagen haben, daß es soll und muß Ja und Amen sein, das und kein anderes; sonst will ich nicht beten oder gebeten haben. Nicht, daß ich darin recht habe oder würdig bin; ich weiß wohl und bekenne, daß ich es nicht verdient, ja das höllische Feuer und deinen ewigen Zorn mit vielen großen Sünden verdient habe, aber daß ich doch hierin ein wenig gehorsam bin, weil du mich heißt und zwingst, zu beten im Namen deines heben Sohnes, unseres Herrn Jesu Christi. Auf diesen Trotz und Trost deiner grundlo­sen Güte, nicht auf meine Gerechtigkeit knie oder trete ich vor dich und bete um N.N., usw.

Zum zweiten: Es ist auch genügend gelehrt, daß man Gott im Gebet nicht versuchen soll, daß heißt: ihm nicht Zeit, Maße, Ziel, Weise oder Person aufstelle, wie, wann, wo und durch welches Mittel er uns erhören müsse, sondern daß man alles ihm demütig anheimstelle, der es alles nach seiner göttlichen, unbegreiflichen Weisheit wohl recht treffen wird; doch ja nicht indes (wenn es auch anders erscheint) zweifeln, das Gebet sei gewiß erhört, wie der Engel Gabriel Dan.9,23 sagt: »Da du anfingst zu beten, ging der Befehl aus«, und es wurde weit höher und mehr erhört, als Daniel gebeten hatte. Das, sage ich, ist alles früher genügend gelehrt im Katechismus und sonst in vielen Schriften. Darum soll man es hier auch in der gegenwärtigen Not gegen den Türken so halten und jedermann bei sich selbst beten.

Damit aber das Volk zur Andacht und zum Ernst gereizt wird durch öffentliches Gebet in der Kirche, ließe ich es mir gefallen, wenn es den Pfarrherren und Kirchen auch gefällt, daß man am Feiertag nach der Predigt (es sei morgens oder abends oder abwechselnd) den 79. Psalm sänge, ein Chor um den anderen, wie gewohnt.

Danach trete ein Knabe mit guter Stimme vor das Pult in ihrem Chor und singe die Antiphon oder den Tractus: »Domine, non secundum«. Danach singe ein anderer Knabe den anderen Tractus: »Domine, ne memineris«, und darauf der ganze Chor, knieend: »Adiuva nos, Deus«. Alles so, wie man es in der Fastenzeit im Papst­tum gesungen hat, denn es lautet und sieht sehr andächtig aus. Und die Worte reimen sich gut zur Sache gegen den Türken, wenn man sie mit dem Herzen dahin lenkt.

Darauf (wenn man will) kann der Laie singen: »Verleih uns Frieden« oder das deutsche Vaterunser. Den 79. Psalm könnte man abwechseln mit dem 20. Psalm, der für die Obrigkeit betet und für die, die sich im Streit abmühen.

Wenn aber solcher Gesang nach der Predigt zu lang sein sollte, könnte man alles anstatt des Introitus oder auch wohl innerhalb der Kommunion singen. Das wäre zum öffentlichen Gebet (neben der Litanei) an Zeremonien auf diese Not genug. So aber jemand bei sich selbst in der Kirche oder daheim besonders beten will und weiß nicht bessere Worte oder Weise, der nehme vor sich das Vater­unser und, wenn es ihm gefällt, reize er mit diesen oder dergleichen Worten seine Andacht:

Himmlischer Vater, wir haben es ja wohl verdient, daß du uns strafst. Aber strafe du uns selbst nach deiner Gnade und nicht nach deinem Grimm. Es ist uns besser, uns in deiner Hände Züchtigung zu geben, als in der Menschen oder des Feindes Hände. Wie David auch bat: »Denn groß ist deine Barmherzigkeit, wir haben dir gesündigt und deine Gebote nicht gehalten« usw. (Ps.51,3.6) Aber du weißt, allmächtiger Gott Vater, daß wir gegen den Teu­fel, Papst, Türken nichts gesündigt haben, sie auch kein Recht noch Macht haben, uns zu strafen, sondern du kannst und magst sie gebrauchen als deine grimmige Rute gegen uns, die wir an dir gesündigt und alles Un­glück verdient haben. Ja, lieber Gott, himmlischer Vater, wir haben keine Sünde gegen sie getan, weshalb sie Recht hätten, uns zu strafen; sondern viel lieber wollten sie, daß wir mit ihnen zusammen aufs greulichste gegen dich sündigen. Denn sie fragen nicht danach, ob wir dir unge­horsam wären, dich lästerten, allerlei Abgötterei trieben (wie sie es tun), mit falscher Lehre, falschem Glauben und Lügen umgingen, Ehebruch, Unzucht, Mord, Diebstahl, Räuberei, Zauberei und alles Übel gegen dich täten. Da fragten sie nicht nach.

Sondern das ist unsere Sünde gegen sie, daß wir dich, Gott Vater, den rechten, einzigen Gott, und deinen lieben Sohn, unseren Herrn Jesus Christus, und den heiligen Geist, den einen ewigen Gott, predigen, glauben und bekennen. Ja, das ist die Sünde, die wir gegen sie tun. Aber wenn wir dich verleugneten, würden uns Teufel, Welt, Papst und Türke wohl zufrieden lassen, wie dein lieber Sohn spricht: »Wäret ihr nicht von der Welt, so hätte die Welt das Ihre lieb.« (Joh.15,19)

Hier sieh nun drein, du barmherziger Vater über uns und ernster Richter über unsere Feinde; denn sie sind deine Feinde, mehr als unsere Feinde. Und wenn sie uns verfolgen und schlagen, so verfolgen und schlagen sie dich selber. Denn das Wort, das wir predigen, glauben und be­kennen, ist deines und nicht unseres, alles deines heiligen Geistes Werk in uns. Der Teufel will das nicht leiden, sondern an deiner Statt unser Gott sein, an deines Wortes Statt Lügen in uns stiften. Der Türke will seinen Mohammed an deines lieben Sohnes Jesu Christi Statt setzen; denn er lästert ihn und spricht, er sei kein rechter Gott. Sein Mohammed sei höher und besser, als er es ist. Ist es nun Sünde, daß wir dich, den Vater, und deinen Sohn und den heiligen Geist für den rechten, einzigen Gott halten, bekennen und rühmen, so bist du selbst der Sünder, der du das in uns wirkst, gebietest und haben willst. Darum hassen, schlagen und strafen sie dich selbst, wenn sie uns um solcher Sachen willen hassen, schlagen und strafen.

Darum wache auf, lieber Herr Gott, und heilige deinen Namen, den sie schänden. Stärke dein Reich, das sie in uns zerstören, und schaffe deinen Willen, den sie in uns dämp­fen wollen, und lasse dich nicht um unserer Sünde willen so mit Füßen treten von denen, die nicht unsere Sün­de in uns strafen, sondern dein heiliges Wort, Namen und Werk in uns tilgen wollen, daß du kein Gott sein sollst und kein Volk haben, das dich predigt, glaubt und be­kennt.

Sieh, solche Gedanken geben dir die Worte im Vater­unser, wenn du sie recht ansiehst: »Geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe.« Darum sollst du auch solche Gedanken in dein Vaterunser fassen, wie wir ja sehen, daß alle Propheten beten, daß Gott ihre Sünde verschonen wolle um seines Namens willen, damit die Heiden (die des rechten Gottes Namen und nicht ihre Sünde tilgen wollen) nicht rühmen: »Wo ist ihr Gott?« (Ps.79,10) Die Propheten sorgen viel mehr für den Na­men Gottes und dafür, daß die Feinde ja Gottes Wort nicht verheeren (was ja der höchste Zorn ist), als dafür, daß sie für ihre Sünde gestraft werden. Darum bekennen sie ihre Sünde und beten um Gnade, damit um ihretwillen nicht Gott und sein Name vertilgt werde. Sie wenden und weisen damit Gottes Zorn von sich auf die Feinde, die seinem Volk feind sind, nicht um ihrer Sünde willen, sondern um Gottes willen, der seinen Namen, sein Wort und Reich in ihnen hat.

Dieses und dieser Art Gebet ist, wie gesagt, aller Pro­pheten Art, wie du siehst in Jesaja, Jeremia und dem Psalter, die immerdar ihre Sünde Gott bekennen, aber sich doch gegen ihre Feinde als unschuldig, ja fromm, gerecht und heilig rühmen, nicht ihrer Werke oder Sünde wegen, sondern weil sie den rechten Gott haben, anbeten, anrufen und bekennen. Das wirkt Gott in ihnen, und so muß er selbst für Teufel, Türken, Papst, Welt, Fleisch ein Sünder sein, Unrecht haben, sich verdammen, lästern und strafen lassen, was er ja um unserer Sünde willen leiden muß (oder vielmehr ungern leidet), wie St.Paulus Röm.2,24 sagt: »Gottes Name wird gelästert euretwillen unter den Heiden.« Darum sollen wir, wenn wir Gottes Volk sein wollen, heilig und fromm sein, daß Gott nicht um unsretwillen leiden muß, oder er wird uns schrecklich strafen und uns selbst leiden lassen. Und ebenso wie wir ihn nicht für einen Gott halten wollen, dem wir gehor­chen, so wird umgekehrt auch er uns nicht für sein Volk halten, das er retten und dem er helfen will.

Das sei davon gesagt, was wir, die im geistlichen Amt sind, tun sollen und können; denn obwohl es mich selbst oft anficht, daß unsere Sünde und Bosheit zu groß, der Papisten unbußfertiges Toben und auf unserer Seite die Undankbarkeit übermächtig sind, so daß ich an unserem Gebet zweifeln möchte, so bewegt mich auch das Exem­pel hart, da Gott dem Propheten Jeremia verbot, er solle nicht für sein Volk beten oder klagen: »Denn ich will dich nicht erhören (spricht der Herr)«, Jer.7,16. Und noch einmal Jer.15,1: »Wenn schon Mose und Samuel vor mir stünden, so habe ich doch kein Herz zu diesem Volk. Treibe sie weg von mir.« Und Hes.14,14: »Wenn auch die drei Männer Noah, Daniel, Hiob unter diesem Volk wären, so würden sie nichts als ihre eigene Seele erretten.« Denn fürwahr, es ist zuviel Greuliches, was wir Deut­schen noch über das frühere greuliche Leben unter den päpstlichen Abgöttereien hinaus dazugebracht haben. Nun auch noch, daß wir, wenn uns Gott gnädig mit dem Licht seiner unaussprechlichen Gnade heimsucht, dasselbe lästern und schänden, dazu allen Mutwillen üben gegen seine Diener und unseren Nächsten.

Doch weil ich den neuen Befehl nicht habe, den Jere­mia hatte, daß ich nicht beten soll, weil ja auch etliche sehr fromme Herzen da sind, wenn auch wenige, aber ohne Zweifel viel mehr als ein Mose oder ein Samuel oder ein Noah, Daniel, Hiob, will es sich nicht mit gutem Gewis­sen tun lassen, daß wir verzagen und zu beten ablassen sollten aus eigenem Wagnis und Vornehmen, sondern wir müssen uns zum allgemeinen und alten Befehl halten: »Betet, sucht, klopft an« (Matth.7,7), damit wir nicht gescholten werden, wie Gott die Propheten schilt, Hes.13,4: »O Israel, deine Propheten sind wie die Füchse in der Wüste. Sie treten nicht vor die Lücken und machen sich nicht zu Hürden um das Haus Israel und stehen nicht im Streit am Tage des Herrn.« Und Hes.22,30 f.: »Ihr sucht unter ihnen, ob jemand da wäre und dem Zorn vor mir steuern wollte, damit ich das Land nicht verderbe. Aber ich fand keinen. Darum schüttete ich meinen Zorn über sie, und mit dem Feuer meines Grimms verzehrte ich sie und gab ihnen so ihren Verdienst auf ihren Kopf, spricht der Herr.« Ebenso klagt auch Jes.64,7: »Niemand ruft deinen Namen an.«

Darum müssen wir beten. Es gehe und geschehe dar­auf, was Gott will. Werden wir es zeitlich und, was wir gern jetzt hätten, dieses Mal nicht erlangen, so ist doch gleichwohl unser Gebet gewiß erhört und angenehm (das wissen wir), und es muß etwas viel Größeres und Besse­res folgen, als wir gebeten haben, wie St. Paulus sagt Eph.3,20: »Der überschwenglich und übermächtig tut über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen.« Und o selig wären wir, wenn uns dies Gebet dieses Mal gegen den Türken fehlschlüge und wir doch statt dessen damit den Jüngsten Tag bald danach erworben hätten, der ja doch nicht fern sein kann. Und der Türke muß auch (wie der Papst) an seinem Ende sein, daran zweifle ich nicht.

Und hüte dich vor dem türkischen, epikureischen Glauben, den etliche vorschützen: Was soll ich tun? Was ist Beten nütze? Was hilft es, viel zu sorgen? Ist es vorher­bestimmt, so muß es geschehen. Denn so glauben und sagen die Türken: Es kann niemand sterben, es sei denn, sein Stündlein sei gekommen. Daher sind sie so toll und frech und meinen, sie tun wohl und verfahren recht. Ja, wahr ist es, was vorbestimmt ist, das geschieht. Aber mir ist es nicht befohlen, sondern vielmehr verboten, zu wis­sen, was vorbestimmt ist. Weil ich es nun nicht weiß, was vorbestimmt ist, so heißt es Gott versuchen, wer auf solches sein Unwissen hineinfährt und verdirbt. Mir ist geboten, daß ich wissen soll, was zu tun ist. Und darum ist sein Wort uns gegeben, damit wir wissen sollen, was wir tun sollen, und nicht damit wir tun, was wir nicht wissen, sondern das sollen wir Gott anheimstellen und uns an unseren Befehl, Beruf, Amt halten. Gott wird es wohl und will es allein wissen, was vorherbestimmt ist; du sollst es nicht wissen. Joab, der Feldhauptmann Davids, als er hinten und vorne Feinde hatte, sprach er nicht zu seinem Bruder Abisai: Lieber, halt, laß sehen, was vorherbe­stimmt ist, danach wollen wir dann tun. Sondern er sprach so: »Streite du gegen Ammon. Ich will gegen die Syrer streiten. Werden mir die Syrer zu stark sein, so komm mir zu Hilfe. Wird dir Ammon zu stark sein, will ich dir zu Hilfe kommen. Sei getrost und laß uns stark sein für unser Volk und für die Städte unseres Gottes. Der Herr aber tue, was ihm gefällt.« (2.Sam.10,11 f.)

So sollen wir uns auch einrichten in unseren Ämtern; nicht nach der Vorherbestimmung, von der wir kein Wort, Licht noch Kenntnis haben, sondern sie sollen wir aus den Augen, Herzen und allen Sinnen tun, im Finstern und heimlich verborgen bleiben lassen und tun, was wir wissen und uns befohlen ist durch sein Wort und sein vor Augen gestelltes Licht. Da wird sich die Vorherbestim­mung von selbst und ungesucht einfinden, die sich sonst nicht finden läßt, und darüber werden Epikureer, Tür­ken, Freche, Dumme, Narren oder verzagte und ver­zweifelte, elende Leute werden. Der Teufel reitet solche Leute, daß sie sich klug und weise dünken lassen sollen, und sie sehen nicht, daß es der Apfel ist, an dem Adam und Eva sich samt allen Nachkommen den ewigen Tod gefressen haben. Die wollten über das hinaus, was ihnen geboten war, auch Gottes heimlichen Rat und Vorse­hung wissen, versuchten damit Gott und übertraten sein heiliges Gebot.

Nach diesem unserem, der Geistlichen, Werk denkt ihr weltlichen Stände auch an euer Werk. Laßt euch sagen und raten: Hört Gottes Wort und betet mit uns; schafft Recht im Lande, straft Wucher und andere Laster mehr. Mäßigt das häßliche, schändliche Saufen, Spielen und Verschwenden. Kehrt euch auch zum Sakrament und stellt euch nicht dagegen, wie etliche, als wäre es Gift oder als wäre es ihrem Stand eine Schande, sich darin zu de­mütigen. Wollen wir das Wort bekennen, so müssen wir auch wahrlich das Sakrament empfangen, das zum Be­kenntnis eingesetzt ist oder (wie Christus selbst spricht) zum Gedächtnis. Sonst wird solche Verachtung, daß etli­che wohl in vielen Jahren nicht dahin gehen, Gott nicht gefallen können, und es wird gewiß kein gutes Gewissen noch Ernst zu Gottes Wort da sein.

Und wenn ihr nun gegen den Türken zieht, so seid ja gewiß und zweifelt nicht daran, daß ihr nicht gegen Fleisch und Blut, das heißt: gegen Menschen, streitet. Sonst will ich euer Prophet sein, daß ein Türke viele Christen schlagen wird. Sondern seid gewiß, daß ihr gegen ein großes Heer Teufel streitet; denn des Türken Heer ist eigentlich der Teufel Heer. Darum verlaßt euch nicht auf eure Spieße, Schwerter, Büchsen, Macht oder Menge; denn danach fragen die Teufel nicht, wie wir bisher an Erfahrung wohl gewitzt sind, daß der Türke eitel Sieg und Glück gegen uns gehabt hat und künftig haben wird, wenn wir als Menschen gegen Menschen kriegen werden. So ja auch der Papst und seine Teufel nicht geschlagen werden ohne Gottes Wort, so doch die Kaiser Friedriche, Heinriche usw. mächtig genug waren, sondern er trat sie alle mit Füßen unter sich; denn der Teufel war bei ihm. Wir müssen mit dem 44. Psalm singen lernen: »Ich verlasse mich nicht auf meinen Bogen, und mein Schwert kann mir nicht helfen.« (Ps.44,7) Wir müssen gegen die Teufel die Engel bei uns haben. Das wird geschehen, wenn wir uns demütigen, beten und Gott in seinem Wort vertrauen.

Wenn wir also das Unsrige getan haben, mit Beten uns zu rüsten oder zu wehren, so laßt uns dann mit Joab sagen: Laß frisch hergehen. Es geschehe Gottes Wille, wie er es vorherbestimmt hat und wie es ihm gefällt, zum Leben oder Tod. Will er uns strafen und schlagen lassen, so sterben und leiden wir in unserem Beruf und nach seinem Befehl, dazu um seines Namens willen, und werden so seine Märtyrer. Wir haben überdies den Vorteil, daß wir doch am Jüngsten Tag ewig des Türken, des Papstes, der Welt und aller Teufel Richter und Herren sein werden mit Christus und allen Engeln. Und was können denn uns Christen der Türke und alle Teufel tun? Und wie böse kann er es denn machen? Er kann uns ja das Leben weder geben noch nehmen. Denn das Leben ist uns schon vorher längst genommen im Anfang der Welt, im Paradies, durch Adams Sünde; in ihr sind wir schon alle gestorben und tot, die wir von ihm geboren werden, Röm.5,12 (der Türke ebenso wie wir). Dagegen hat es uns Christus, unser Heiland, längst wiedergebracht und durch seine Auferstehung allen gegeben, die es glauben und ihn anru­fen und seiner begehren; aber nicht den Türken und Ungläubigen oder den Teufeln, denn die bleiben im Tod.

Das kann er wohl tun, daß er sterblich uns Sterblichen die Zeit verkürzen mag, daß wir desto eher begraben werden, verfaulen und zur Auferstehung bereitet wer­den. Mehr vermag er uns nicht zu tun, wie Christus selbst uns tröstet Matth.10,28: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten und danach nichts mehr haben, was sie euch tun können. Sieh dir, wenn es dir gefällt, meine Annotationes dazu an! Und 1.Petr.3,13-15: »Und wer ist es, der euch Schaden tun könnte, wenn ihr dem, das gut ist, nachkommt? Und wenn ihr auch leidet um der Ge­rechtigkeit willen, so seid ihr doch selig, fürchtet euch vor ihrem Trotzen nicht und erschreckt nicht; heiligt aber Gott, den Herrn, in euren Herzen.« Denn wir streiten nicht darum, daß wir Land und Leute, Gut und Ehre gewinnen oder Abgötterei stiften und ausbreiten, sondern damit wir Gottes Wort und seine Kirche erhalten wollen, besonders für unsere liebe Jugend und unsere Nachkommen, und wir gedenken dem Türken zu weh­ren, daß er seinen Teufelsdreck und lästerlichen Moham­med nicht an unseres heben Herrn Jesu Christi Statt setzt. Das ist ja die Grundursache und ernstliche Meinung un­seres Streites um Sterben und Leben in diesem Fall, das ist gewiß wahr. Darum führen wir einen gottseligen Krieg gegen den Türken und sind heilige Christen und sterben selig.

So könnte es auch wohl an dem sein, daß der Türke, ebenso wie der Papst, in Zerfall kommen würde. Denn die zwei Reiche des Papstes und des Türken sind die letzten zwei Greuel und »Gottes Zorn« (Off.15,1), wie sie die Apokalypse nennt, der »falsche Prophet« und »das Tier«, und sie müssen miteinander ergriffen und »in den feurigen Pfuhl geworfen werden« (Off.19,20). Denn das ist von keinem Königreich von Anfang an je gehört worden, daß sie den Ehestand so schändlich vernichteten, wie es der Papst und der Türke tun. Der Papst hat ihn unter dem Schein der Keuschheit verboten und als unrein verdammt. Der Türke reißt Mann und Weib voneinan­der und gibt und verkauft die Frauen, als wären es Kühe und Kälber. Davon und von anderem mehr habe ich jenes Mal in der Heerpredigt geschrieben. Insgesamt, da ist nichts anderes als: Haus, Stadt und Kirchenregiment zer­stören, bei beiden, im Papsttum und in der Türkei.

Zuletzt: Daß man die Kinder ja den Katechismus wohl lernen lasse, daß sie, wenn sie im Streit weggeführt wür­den, doch etwas vom christlichen Glauben wissen. Wer weiß, was Gott durch sie wirken möchte. Joseph war auch im siebzehnten Jahr nach Ägypten verkauft; aber er hatte Gottes Wort und kannte seinen Glauben und bekehrte hernach ganz Ägypten. So taten Daniel und seine Gesel­len zu Babylon auch. Desgleichen, daß die Ehefrauen, wenn sie, weggeführt, bei anderen Männern in der Türkei zu Bett und zu Tisch leben müßten, sich in Geduld fügen und es um Christi willen leiden, dennoch nicht darüber verzweifeln, als wären sie verdammt. Die Seele kann nichts dazu, was der Feind am Leib tut. Wer gefan­gen ist, der ist gefangen; Gottes Wort und der Glaube bleiben ungefangen, so wie Christus auch ungefangen bleibt. Solches werden die Prediger wohl weiter lehren und erklären können. Es heißt: »Wunderbar, unerforschlich sind seine Wege.« (Röm.11,33) Und wie er zu Mose sagt: »Mein Angesicht kannst du nicht sehen, sondern mir hinterher sollst du sehen.« (2.Mose 33,20 u. 23)

Ich will aber diesen Trost nicht geschrieben haben, damit sich Meinz, Heinz und wer sie mehr sind, die heillosen Meuchler, Verräter, Mordbrenner und Böse­wichter, damit trösten sollen. Von denen meine ich und weiß es gewiß: Ehe sie unsere Lehre, das göttliche Wort – von dem sie doch selbst wissen und erkennen und bekennen müssen, daß es nicht unser, sondern wahrhaftig Gottes Wort ist – annehmen, würden sie viel eher gegen uns selbst zu Türken oder, wenn sie könnten, wohl selbst gern zu Teufeln, geschweige denn, daß sie dem Türken gar herzlich gern gönnen, dienen, raten und helfen woll­ten, wie sie nur können, nach dem Spruch Virgils: Kann ich die Höchsten nicht beugen, werd’ ich des Abgrunds Mächte bewegen.16 Will uns Gott vom Himmel nicht helfen, so helfen uns alle die Teufel in der Hölle, das sind Meinzen und Heinzen samt ihren Gedanken; das weiß ich fürwahr.

Und eben das ist mir ein nicht geringer Trost, daß Gott unsere klägliche Bitte, Rufen und Seufzen, dazu so große verräterische Bosheit und teuflische Anschläge der Hein­zen und Meinzen, die wir erleiden und noch erleiden müssen, ansehen wird, und daß er uns über unser Ver­dienst hinaus, ja ohne auf unsere Sünde zu sehen, dennoch gegen alle beide helfen und zuletzt, wenn wir gedemütigt sind, ihnen ihren verdienten Lohn auf ihren Kopf geben wird. Denn er läßt von sich singen: »Er schafft Gerechtig­keit denen, die Unrecht leiden«, und: »Der Herr ist ge­recht.« Und ebenso wie sie jetzt singen: »Wo ist nun euer Gott?« (Ps.42,4), wollen wir unsererseits einmal singen: Wo sind nun Meinz, Heinz, Georg und ihre Gesellen?

Ebenso will und kann ich auch nicht unsere Gewaltigen (1.Mose 6,4), die Tyrannen, Wuche­rer und Schelme un­ter dem Adel getröstet haben, die sich dünken lassen, Gott habe uns das Evangelium darum gegeben und vom päpst­lichen Gefängnis erlöst, daß sie geizen, schinden und allen Mutwillen treiben mögen, gegen ihre Fürsten auf­treten, Land und Leute bedrücken und alles in allem etwas sein wollen, was ihnen nicht befohlen, sondern verboten ist. Die sind es, die dazu helfen, daß Gottes Zorn den Türken zum Drescher über uns, über sie selbst auch, schickt, wenn sie nicht Buße tun werden. Denn es ist unmöglich, daß Deutschland sollte bestehen bleiben, es wäre auch unerträglich und unleidlich, wenn solche Ty­rannei, Wucher, Geiz, Mutwille des Adels, des Bürgers, des Bauern und aller Stände so bleiben und zunehmen sollte. Es behielte zuletzt der arme Mann keine Kruste Brot im Hause und möchte lieber oder ebenso gern unter diesen Umständen unter dem Türken sitzen als unter solchen Christen. Es ist doch gar zu weit getrieben, und es ist kein Bessern da, sie verspotten auch noch Gottes Wort und plagen seine Diener.

Vielmehr steht der Trost darauf, daß uns Gott, der Vater aller Barmherzigkeit, ein gerechter Richter, dazu ein zorniger Strafer über alle Teufel, Türken, Moham­med, Papst, Meinz, Heinz und alle Übeltäter, aus herzli­chen Gnaden sein heiliges, teures Wort gegeben hat, seinen lieben Sohn zu erkennen, und daß solches Wort dennoch unter so vielen Lästerern, Verfolgern, Veräch­tern, heillosen Teufelskindern von vielen gutherzigen, auserwählten Menschen angenommen, geehrt und gelobt wird, so herrlich, daß darüber nicht wenige ihr Leib und Leben, Gut und Ehre gewagt haben und noch wagen. Dieser Leute Glauben und Beten werden und sollen dem Faß den Boden ausstoßen und dem Spiel ein Ende ma­chen, wie Christus spricht Luk.18,7 f.: »Meint ihr, Gott werde nicht seine Auserwählten retten, die Tag und Nacht zu ihm schrien? Ich sage euch, er wird sie retten in Kürze.«

Summa: Wir Christen haben uns nichts anzumaßen wegen unserer Klugheit oder Macht (wie der Türke, Papst, Meinz und die Welt tut); umgekehrt aber auch nichts zu verzagen noch zu fürchten, wie es Judas tat und Türke, Papst, Meinz und die Welt zuletzt auch tun müs­sen. Unser Trost, Trotz, hoher Mut, Vermessenheit, Stolz, Pochen, Sicherheit, Sieg, Leben, Freude, Ruhm und Ehre sitzen droben zur Rechten Gottes, des allmäch­tigen Vaters. Trotz Teufel, krümme ihm ein Haar; er heißt und bleibt Scheblimini. Dem sei es alles befohlen. Er wird es und soll es wohl machen, wie er es von Anfang bis hierher gemacht, fortan bis in Ewigkeit machen wird. Amen.

WA 51, 585-625.

Bearbeitet von Manfred Jacobs.

Quelle: Martin Luther, Ausgewählte Schriften, hrsg. v. Karin Bornkamm und Gerhard Ebe­ling, Bd. 4: Christsein und weltliches Regiment, Frankfurt a. Main: Insel, 21983, 274-300.

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