Gershom Scholem, Ein Lied zu Sabbatausgang (Nachdichtung zu Juda Halevi): „Ich rufe dich • Gott • zu meiner Hilfe an / Den Weg des Lebens mache mir bekannt / Erhebe mich aus dürftigem Stand / Vom Tage bis zur Nacht.“

Ein Lied zu Sabbatausgang. Nachdichtung zu Juda Halevi

Von Gershom Scholem

Der scheidet zwischen Heiligem und Profanem
Er möge unserer Sünden sich erbarmen
Er mehre wie den Sand unser Vermögen • unsern Samen
Und wie die Sterne in der Nacht.

Der Tag hat sich gewandt wie Palmenschatten
Ich rufe zu Gott • der es für mich bedacht
Er spricht • der stehet auf der Wacht
Es kommt Morgen und auch Nacht.

Deine Gerechtigkeit wie der Tabor steht
Ja • über meine Sünden gehe hinweg
Wie über ein Gestern • das vergeht
Und eine Wache in der Nacht.

Entschwunden ist die Zeit meiner Gebete
Ach daß ich Ruhe hätte
In meinem Stöhnen bin ich müde worden
Ich weine jede Nacht.

Meine Stimme werde nicht verworfen
O laß mir die erhabene Pforte offen
Denn mein Haupt ist voll von Tropfen
Meine Locken vom Tau der Nacht.

Erhabner • Furchtbarer • sei geneigt
Ich flehe • gib Erlösung noch heut
Am Abend • in der Dunkelheit
In der Finsternis der Nacht.

Ich rufe dich • Gott • zu meiner Hilfe an
Den Weg des Lebens mache mir bekannt
Erhebe mich aus dürftigem Stand
Vom Tage bis zur Nacht.

Reinige meiner Taten Schmutz
Daß man nicht spreche • mir zum Trotz
Wo denn der Gott sei • der mich schuf
Der Hymnen schenkt bei Nacht.

Wir sind ja in deiner Hand wie Lehm
Vergib denn leichten und schweren Fehl
So wird von Tag zu Tag eine Kunde gehen
Und von Nacht zu Nacht.

Quelle: Gershom Scholem, Zwei Übersetzungen, Der Jude 7 (1923), Nr. 7-8, 453f.

Hier das Gedicht als pdf.

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