Von Gregor von Narek
Eine besondere Poesie zeigen die hymnischen Dichtungen aus der Armenischen Apostolischen Kirche, allen voran das Buch der Klagelieder (Narek) von Gregor von Narek (951-1003), so beispielsweise im 12. Gebet:
Mehr als die Hoffnung ist es die Liebe, die mich zu Gott hinzieht.
So sehne ich mich auf ewig nicht so sehr nach den Gaben,
als nach dem, der sie gibt.
Auch wünsche ich mir nicht die Herrlichkeit,
sondern möchte den Herrlichen selbst umarmen.
So brennt in mir nicht die stete Sehnsucht nach Leben,
sondern der Gedanke an den, der das Leben spendet.
Ich lechze nicht danach, Freuden zu genießen,
sondern weine Tränen aus meinem tiefsten Inneren,
weil ich dem begegnen möchte, der mir die Freuden bereitet.
Nicht nach Ruhe suche ich,
sondern ich flehe zu dem, der mir die Ruhe gewährt.
Mich verzehrt nicht die Sehnsucht nach dem Brautgemach,
sondern nach dem Bräutigam.
Trotz der Last meiner Verfehlungen, von der ich schon sprach, glaube ich durch seine Kraft, mit Zuversicht und unerschütterlicher Hoffnung. Ich flüchte mich in die Hand des Mächtigen, nicht nur um Verzeihung zu erlangen, sondern um ihn selbst zu sehen.
Übersetzt von Karl Pinggéra.