
Da scheint Jürgen Moltmann in Sache „öffentliche Theologie“ nicht an allem Gefallen zu finden, was Heinrich Bedford-Strohm unter dieser Signatur kundtut. So hat Moltmann jüngst in der Zeitschrift Evangelische Theologie Folgendes geschrieben:
Heinrich Bedford-Strohm hat »sechs Leitlinien für ein verantwortliches Reden der Kirche« aufgestellt. Wir werden über öffentliche Kommunikation aufgeklärt, bloß: Wo bleibt die Theologie? Außer der Begründung in ihrer »Tradition« in These 1 kommt das Reich Gottes nur in These 5 vor: »Das Reden der Kirche muss prophetisch sein – die Bedeutung der Grundsatzkritik«. Im »Fazit« von Thomas Wabel kommt gar keine Theologie vor.
»Öffentliche Theologie« kann nicht die Kirche zum Zentrum haben, sondern nur das universale Reich und die Herrlichkeit Gottes, denn im Zentrum der Kirche steht das Gebet: »Dein Name werde geheiligt, Dein Reich komme, Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden«. Im Zentrum der Kirche steht der Gekreuzigte – draußen. Er lädt zum Abendmahl ein. Die Kirche Christi versteht sich selbst mit Israel als vorläufig zum messianischen Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit. Die Kirche ist ein geschichtlicher Vorläufer und eine partikulare Antizipation der universalen göttlichen Zukunft der Menschheit und der Erde. Gott hat zuerst den Kosmos »versöhnt«, bevor er zum Dienst der Versöhnung unter Menschen beruft (2 Kor 5,19f). Ohne eine Eschatologie des Reiches Gottes keine »öffentliche Theologie« der Kirche!
Evangelische Theologie, 79. Jg., Heft 4, S. 289f.