
Erstaunen bei den landeskirchlichen Missionswerken: Jesu Missionsbefehl in der neuen Luther-Bibel 2017 kennt keine Jünger mehr. Stattdessen ist doppelte Belehrung angesagt, wenn es heißt: „Jesus trat herzu, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. 19 Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes 20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“
Dass mathēteuō nur noch „lehren“ heißen soll, will nicht einleuchten, sprechen doch die einschlägigen Wörterbücher und Kommentare eine andere Sprache. In der Luther-Bibel 1984 bzw. im Luther-NT von 1956 heißt es zu Recht: „Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker“. Ebenso ist in den Standardübersetzungen der Gegenwart wie Einheitsübersetzung, Elberfelder, Zürcher, Basis-Bibel sowie Gute Nachricht von einem „Jünger-machen“. Warum nun die Änderung?
Die Antwort findet sich bei Luther selbst. In der Luther-Bibel von 1545 heißt es: 18Vnd Jhesus trat zu jnen / redet mit jnen / vnd sprach Mir ist gegeben alle Gewalt im Himel vnd Erden. 19Darumb gehet hin / vnd leret alle Völcker / vnd teuffet sie / im Namen des Vaters / vnd des Sons / vnd des heiligen Geists / 20Vnd leret sie halten alles was ich euch befolhen habe. Vnd sihe / Jch bin bey euch alle tage / bis an der Welt ende. Und auch in der revidierten Luther-Bibel von 1912 steht in Vers 19 „Darum gehet hin und lehret alle Völker“. Nun muss man aber wissen, dass sich Luther (wie im Übrigen auch die englische King James Version) bei seiner Übersetzung nicht an den griechischen Urtext gehalten hat, sondern der lateinischen Vulgata gefolgt ist: „euntes ergo docete omnes gentes“ (ebenso in Apg 14,21). Eine Fehlübersetzung, denn docere (= lehren) beinhaltet eben nicht die persönliche Bindung eines Schülers bzw. Jüngers an seinen Lehrer. Jüngerschaft hingegen bedeutet eine verbindliche Lebensform und ist damit weit mehr als informative Belehrung.
Dass bei der Revision des Neuen Testaments 1956 die „Jüngermachung“ in Vers 19 eingeführt worden ist, hat Luthers Fehlübersetzung korrigiert. Nun aber wird 2017 der Fehler wiederhergestellt. Man wird dafür wohl eine bessere Verständlichkeit geltend machen. Aber das kann nicht wirklich gelten, wenn damit Jesu Anweisung um die maßgebliche Existenzform der Christen in seiner Nachfolge (discipleship) gebracht wird. Sollte die Wendung „Jünger machen“ zu poietisch klingen, könnte man stattdessen auch anders übersetzen: „Darum gehet hin und weist alle Völker als Jünger ein“.
Der Tauf- und Missionsbefehl ist eindeutig eine Fälschung. Er widerspricht dem Selbstverständnis der Juden als (auserwähltem) Volk (Gottes). Daher ist den Juden, auch Jesu, jeder Missionsgedanke fremd. „Ich bin nicht gekommen als nur zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel!“
Die „Dreieinigkeit“ gibt es erst viel später, lange nach Matthäus, dessen Evangelium schon im ersten Jahrhundert entstand.
„Matthäi am Letzten“ heißt so, weil es erst im 3. Jhdt. an das Evangelium angehängt wurde, also bestimmt nicht von Matthäus stammt. Es sollte wohl eine von Paulus initiierte Praxis im Nachhinein rechtfertigen, die von Petrus und den anderen Aposteln strikt abgelehnt wurde: Acta: „Und sie gerierten hart aneinander.“