
Im Himmel gibt es keine Harfen
Auch in der neuen Luther-Bibel 2017 findet sich immer noch die Fehlübersetzung bezüglich der himmlischen Saiteninstrumente, wenn es im fünften Kapitel der Offenbarung heißt: „Und als es das Buch nahm, da fielen die vier Wesen und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem Lamm, und ein jeder hatte eine Harfe und goldene Schalen voll Räucherwerk, das sind die Gebete der Heiligen, und sie sangen ein neues Lied: Du bist würdig, zu nehmen das Buch und aufzutun seine Siegel; denn du bist geschlachtet und hast mit deinem Blut Menschen für Gott erkauft aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen und hast sie unserm Gott zu einem Königreich und zu Priestern gemacht, und sie werden herrschen auf Erden.“ (Offb 5,8-10; vgl. 14,2; 15,2) Ja, „Harfe“ heißt Luther-Treue: „Da fielen die vier Thier / vnd die vier vnd zwenzig Eltesten fur das Lamb / vnd hatten ein jglicher Harffen vnd gülden schalen vol Reuchwergs“ (Offb 5,8 Luther-Bibel 1545). Mit Luther sind sich alle einig, auch die Einheitsübersetzung, die Zürcher, selbst die Elberfelder und auch die englischsprachigen wie King James und die NRSV.
„Himmel hilf!“ möchte man da rufen: 28 Harfen, die andächtig gezupft werden, wie soll das zusammenklingen, sicherlich nicht besser als das erste deutsche Harfenorchester 1993 mit „Yesterday“.
Man müsste es besser wissen, schließlich heißt das griechische Wort, das fälschlicherweise mit „Harfe“ übersetzt „kithara„, in der lateinischen Vulgata mit „cithara“ wiedergegeben. Im dritten Band des Kleinen Pauly wird dann klargestellt, was sich hinter der Kithara verbirgt:
„Neben der durch Form und Verwendung abgesonderten Lyra wichtigstes griechisches, sowie dann auch etruskisches und römisches Saiteninstrument. Grundbestandteil der Kithara war, wie zahlreiche, etwa von der archaischen Zeit an vorliegende bildliche Darstellungen lehren, ein großer, kastenförmiger Schallkörper aus Holz, der einen ebenen Boden aufwies, vorne flach, hinten ausgebaucht war und sich auch noch in die beiden zunächst einwärts gebogenen, dann parallel nach oben verlaufenden Jocharme fortsetzte. An deren Verbindung, dem außen mit Schraubgriffen versehenen Joch, waren die 7, unten am Schallkörper fest in einen Saitenhalter eingespannten Saiten des Instrumentes durch Wirbel aus Rinderschwarte festgedreht und grob gestimmt; zur Feinstimmung dienten besondere Stimmschlüssel.“ (Sp. 1581)

Im Unterschied zur Harfe bzw. zur Lyra, wo die freigestellten Saiten senkrecht in den Resonanzkörper gespannt sind, verlaufen die sieben Saiten der Kithara parallel zur Decke des Schallkörpers. Sie gehört damit zu den Lauteninstrumenten, wie eben die Laute, die Geige oder aber die Gitarre. Und damit sind wir dann beim richtigen Instrument. „Gitarre“ bzw. „Guitar“ verweist etymologisch auf die Kithara. Wenn man dann noch weiß, dass der Kitharistes (κιθαριστής), also der Kithara-Spieler, meistens stehend das Instrument senkrecht vor sich, mit der rechten Hand die Saiten mit einem Plektron aus Metall oder Elfenbein zupfte und mit der linken Hand die Saite dämpfte bzw. verkürzte, sind wir tatsächlich beim Gitarrenspielen. Bei manchen (späteren) Formen wurde sogar das Instrument mit einem über die Schulter laufenden Tragegurt gehalten.

Sorry, Harfenspielerinnen. Solo mag ich euch gerne zuhören, aber mit dem gemeinschaftlichen Himmelsspiel wird es nichts. Vor dem, der auf dem Thron sitzt, hat Metallica die bessere Karten.
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