
„Wer nur den lieben Gott lässt walten“ lässt sich getrost singen, ohne dass man damit diesen Gott auf (oder in) den Arm nimmt. Wo jedoch göttlicher Zorn einem nichts mehr zu sagen hat, setzt die Reinfantilisierung des Glaubens ein. Der längst verstorbene Zeichner Hans-Georg Rauch (1939-1993) hat dazu das passende Gottesbild geliefert: Der liebe Gott als Kuscheltier betfaltig in den eigenen Schlaf genommen. Wenn die persönliche Katastrophe dann tatsächlich eintritt, zerreisst das Gottvertrauen und es herrscht totenähnliche Funkstille. Mit dem garantiert zornfreien „lieben Gott“ kann es auf Dauer keine Glaubensgeschichte und auch keinen wirklichen Vertrauensweg geben. Ähnlich hat dies auch Friedrich-Wilhelm Graf in seinem Text „Wir beten an den Kuschelgott“ zur Sprache gebracht.