
Das Gebot der Mission – zehn Thesen für die Kirche
Wer gegenwärtig christliche Mission befürwortet und praktiziert, stößt häufig auch in den Kirchen auf Widerspruch. Die folgende Thesenreihe will darlegen, warum Mission für die Kirche Jesu Christi geboten ist.
1. Mission geschieht im Auftrag Jesu
Christliche Mission entspringt nicht aus einem menschlichen Bedürfnis heraus, andere Menschen für eigene religiöse Überzeugungen in Beschlag zu nehmen. Vielmehr geschieht Mission im Gehorsam gegenüber dem Auftrag des auferstanden Herrn Jesus Christus. Ihr Ziel ist es, Menschen aus allen Völkern durch deren Bekehrung zu Jesus Christus in eine heilvolle Beziehung zum dreieinigen Gott zu bringen. Mit dieser Ausrichtung partizipiert Mission an der göttlichen Heilsökonomie, will doch dieser, „dass alles zusammengefasst würde in Christus, was im Himmel und auf Erden ist.“ (Eph 1,10)
2. Mission vollzieht sich als Namenszeugnis
Christliche Mission stellt weder eine religiöse Ideologie noch eine allgemeine Gottesidee vor, wie sie menschenmöglich gedacht werden können. Vielmehr bezeugt sie den ganz besonderen Namen des Herrn als den einen Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, und der sich den Völkern allein durch Jesus Christus erschließt.
3. Mission und Israel
Christen aus den Völkern („Heidenchristen“) sind von Jesus Christus nicht zum Namenszeugnis gegenüber Israel gesandt. Dennoch bezeugen sie Jesus als den Messias und Heiland der Welt auch gegenüber Juden. Weiterhin unterstützt die Kirche messianische Juden in deren Christuszeugnis gegenüber ihren Schwestern und Brüdern.
4. Mission bekehrt nicht, sondern evangelisiert
Das missionarische Zeugnis zielt auf die Bekehrung von Menschen, wenn diese dem Evangelium Gehör schenken und sich mit ihrem Leben Jesus Christus als Herrn und Heiland anvertrauen. Da es die Empfänger und Hörer des Evangeliums sind, die sich Jesus Christus im Glauben zuwenden, bekehrt Mission keine Menschen. Das Missverständnis einer operativen Heidenbekehrung findet keinen Anhalt in der Heiligen Schrift, entstammt es doch einer fragwürdigen kollektiven Christianisierungspraxis in Europa, wo Menschen in Gefolgschaft ihres Stammesfürsten in passiver Weise „bekehrt“ worden sind.
5. Mission bedingt Toleranz
Christen, die die Botschaft von Jesus Christus anderen Menschen gegenüber bezeugen, haben andere religiöse Praktiken oder weltanschauliche Überzeugungen zu tolerieren. Toleranz bedeutet dem Wortsinn nach das Ertragen von etwas Fremden, das einem selbst zu schaffen macht. In diesem Sinne kann christliche Toleranz weder Gleichgültigkeit gegenüber Namensfremden Anschauungen und Praktiken noch deren Akzeptanz beinhalten.
6. Mission ignoriert Religion
Das christliche Namenszeugnis steht gegen eine Religionsideologie (Religionismus), der zufolge verschiedene Religionen sich letztendlich auf einen gemeinsamen Ursprung bzw. auf ein gemeinsames Ziel ausrichten. Eine solche bürgerliche bzw. antikirchliche Ideologie verdankt sich einem neuzeitlichen Platonismus in Europa und findet sich weder in der Heiligen Schrift noch in außereuropäischen Kulturen.
7. Mission führt zur Sammlung in der Kirche
Mission zielt nicht auf individuellen Heilsbesitz, sondern auf eine gemeinschaftliche Lebensform als Schwestern und Brüder in der Kirche Jesu Christi, wie sie in Gottesdienst (leiturgia), Lebenszeugnis (martyria) und Liebesdienst (diakonia) sichtbar wird.
8. Mission ist Dienst an anderen Menschen
Da die christliche Botschaft anderen Menschen nicht auferlegt werden kann, muss sie ihnen angedient werden. Mission ist nur dann glaubwürdig, wenn man in der Nachfolge Christi anderen Menschen in selbstentäußernder und damit statusloser Weise dient, ohne ihnen damit jedoch willfährig zu sein. Der genuine Dienst des Evangeliums beinhaltet das, was Nichtchristen weder sich selbst verschaffen noch von anderen anfordern können.
9. Mission geschieht auf die Wiederkunft Christi hin
Christliche Mission geschieht im Vertrauen auf die anstehende Wiederkunft Christi. Sie sucht nicht etwas Menschenmögliches zu verwirklichen, sondern bezeugt, was in Jesus Christus bereits in Geltung gesetzt ist und in seiner Parusie vollendet werden wird. Letztlich richtet sich Mission auf die zukünftige, allererfüllende Präsenz Christi aus, die niemanden – ob in heil- oder unheilvoller Weise – unerreicht lässt.
10. Mission ist unverzichtbares Erkennungszeichen der Kirche
Wer das missionarische Namenszeugnis gegenüber Nichtchristen grundsätzlich ablehnt, missversteht das Evangelium als religiöse Weltanschauung, die im eigenen Belieben steht. Er findet sich damit nicht in der Kirche Jesu Christi wieder und kann daher auch nicht seine persönliche Überzeugung als eine christliche geltend machen.