
Schon mal jemanden bekehrt? Ich auch nicht. Ein aktiver bzw. transitiver Gebrauch des Wortes „bekehren“ (epistrephein) findet sich weder in der Bibel noch in der christlichen Lehre, ist doch „bekehren“ dem biblischen Ursprung nach ein reflexives Verb (sich bekehren). Demzufolge kann man keine anderen Menschen, sondern nur sich selbst bekehren. Nun ist seit dem Mittelalter in christlichem Schriftgut von einem aktiven „Bekehren der Heiden“ die Rede. Dies hat jedoch zu einem folgenschweren Missverständnis geführt, an dem christliche Mission bis heute leidet. Dass christliche Mission andere Menschen „bekehrt“ und damit „Seelen rettet“, bewirkte im 19. Jahrhundert eine beispiellose Aufbruchsstimmung in Europa und Nordamerika. Aber gerade die vermeintliche Effektivität von Mission in Sachen Bekehrung oder Seelenheil hat sich schließlich im 20. Jahrhundert gegen die Mission gewandt: Wo das betreffende „Heilsgut“ in der eigenen Gesellschaft eine allgemeine Akzeptanz verloren hat, werden Übertragungen in andere Kulturen als unzulässig empfunden: Wer „missioniert“ bzw. zu bekehren sucht, tut anderen Menschen etwas an, indem er ihnen etwas Kulturfremdes aufzwingt.
Mission ist ihrem Ursprung nach das Zeugnis des einen Namen, Jesus Christus, auf das hin sich andere Menschen zu IHM bekehren können. Ein solches Zeugnis ist von Christen anderen gegenüber geschuldet, ohne dass man damit jemandem etwas aufzwingt.
…sehr treffend! Bin jetzt kurz davor, dein Mohr-Siebeck-Buch zu kaufen. 😉 Vielleicht rezensieren wir es auch im „ichthys“ (http://ichthys.agorax.de)?!