Segregative Zweitbekehrungen in Asien
berall finden sie sich in Asien: Revivalists, Pentecostals, Youth With A Mission (YWAM) und andere Para-Churches. Nur die wirkliche Bekehrung zu Jesus Christus zählt. Sie sind nicht gerne gesehen in den verschiedenen Stammesgesellschaften, die durch europäische Missionen im 19. und 20. Jahrhundert „christianisiert“ worden sind, wie z.B. in Papua Neuguinea, bei den Toba-Bataks in Sumatra, den Chin, Kachin und Karen in Birma oder den Naga-Stämmen in Nordostindien. Das dahinter liegende Problem ist die kollektive Konversion eines Stammes, die die Kirche ins Zentrum des Dorfes brachte. Familien, Klans und Stamm sind mit der offiziellen Christengemeinde deckungsgleich. Man wird also bereits als Christ geboren, selbst dort wo die Kirchen baptistisch sind. Wie überall in Volkskirchen, die einer Stammes- und keiner Bürgergesellschaft entspringen, klaffen Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander. Und Kirchenzucht kann nicht auf Dauer nicht funktionieren, da sie in einer Schamkultur als diskriminierend empfunden wird. Oder aber sie wird zur Aufrechterhaltung von tribalen, exogamischen Ehegesetzen missbraucht, wie im Falle der Toba-Bataks, bei denen man nicht jemanden mit dem gleichen Klannamen heiraten darf.
Wo sich nun das Christentum als allgemeine religiöse Lebensressource nach einer jahrzehntelanger Volkskirchengeschichte aufgebraucht hat, gewinnen Buß- und Bekehrungsrufe von außenstehenden Predigern ihr eigenes Gewicht. Man muss ein wirklicher Christ gegen die eigene Stammesgesellschaft werden und sich einer Kirche anschließen, wo deren Gemeinschaftsverpflichtung den überkommenen Familienpflichten vor geht. In Abgrenzung von der Stammesgesellschaft gewinnt die Zweitbekehrung eine ganz eigene Dynamik in Bezug auf Heilungen, Berufungen und anderen Erfolgsgeschichten.
Das Phänomen einer segregativen Zweitbekehrung hat es in der Vergangenheit schon immer gegeben. Man denke an die Essener zur Zeit Jesu oder an die Mönchsbewegung in der Alten Kirche und im Mittelalter. Der grundlegende Unterschied einer protestantischen Zweitbekehrung ist jedoch die fehlende Virginitätsaskese. Man kann heiraten und Kinder kriegen. Damit wird das Muster einer euroamerikanischen Kleinfamilie mit deren „industriellen“ Familienwerten eingeführt.
Wo es hingegen auf dem Hintergrund einer Untertanengesellschaft – wie in China, Japan oder Korea – fast ausschließlich Individualbekehrungen sind, gibt es keine Volkskirchen und demzufolge auch keine grundlegende Trennung zwischen Revivalists und Mainline-Churches. Alle sind im Wesentlichen missionarisch orientiert.