Gunda Schneider-Flume, Meditation zu Römer 8,38f: „Die Ewigkeit ragt in das Jetzt und schenkt erfüllte Zeit, / das Fest der Freude. – / Doch später das Gericht, / das aufdeckt alle Taten, / die Täter und die Opfer. / Gott hebt sie alle auf. / Er fügt die Splitter und die Scherben, / die Bruchstücke vergangener Geschichte / und schafft daraus ein ganzes Bild, / um zu bewahren, wie er selbst gedenkt.“

Meditation zu Römer 8,38f

Von Gunda Schneider-Flume

Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.

Letzte Dinge sind erste.
A und O, Anfang und Ende.
Geborgen bei Gott, in seiner Hand.

Es wird erzählt,
aus nichts als Liebe und Erbarmen
schuf Gott die Welt
und schaffte Raum dem Menschen
und mit ihm aller Kreatur.
Doch bald hob Kain die Hand,
den Bruder zu erschlagen.
Gewalt und Mord, Zerstörung und Verderben
stehn gegen Liebe und Erbarmen.
Wer wagt zu sagen: „Weder Tod noch Leben
kann trennen uns von Gottes Liebe“?

Viel näher liegen die Visionen
vom Feuerball, von Hölle und Verdammnis,
vom schwarzen Loch, vom Nichts und ewger Qual.
Doch diese Bilder haben Ostern nicht erfahren
Gott selbst in Tod, Verlassenheit und Leiden,
in Schuld und Sünde,
alles auf sich nehmend
hat überwunden er
Tod, Sünde, Schuld und Nichts.
Der Auferstandene am Ostermorgen tut es kund.
Das ist der Anfang und die Mitte und das Ende.

Die Ewigkeit ragt in das Jetzt und schenkt erfüllte Zeit,
das Fest der Freude. –
Doch später das Gericht,
das aufdeckt alle Taten,
die Täter und die Opfer.
Gott hebt sie alle auf.
Er fügt die Splitter und die Scherben,
die Bruchstücke vergangener Geschichte
und schafft daraus ein ganzes Bild,
um zu bewahren, wie er selbst gedenkt.
Er wird die Tränen trocknen,
und er bewahrt in seiner Hand
Welt, Menschen, Zeit und Ende.
Das ist die Zukunft Gottes auch für uns.

Quelle: Gunda Schneider–Flume, Grundkurs Dogmatik. Nachdenken über Gottes Geschichte, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2. A., 2008, S. 366f.

Hier der Text als pdf.

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