Von Werner H. Schmidt und Gerhard Delling
Der Mensch fürchtet sich vor wilden Tieren (Hi 5,21 f; Am 3,8) oder vor der Wüste (5 Mose 1,19), weil in ihr »feurige Schlangen und Skorpione, lauter Dürre und kein Wasser« ist (8,15). Ebenso vor einzelnen Menschen, wie Goliath (1 Sam 17,11), Jehu (2 Kö 10,4), oder vor ganzen Völkern, wie den Ägyptern (2 Mose 14,10) oder den Israeliten (5 Mose 11,25). Entsprechend kann die Angst verschiedene Ursachen haben. Man fürchtet einen mächtigen Gegner (2 Kö 25,26; Jer 41,18), an den man die Freiheit verlieren könnte (1 Mose 41,18). Eine Mutter fürchtet den Verlust ihres Sohnes (2 Sam 14,15 f), Jakob den seiner Frauen (1 Mose 31,31); Isch-Boscheth glaubt, das Königtum verlieren zu müssen (2 Sam 3,11). Das unberechenbare Verhalten eines Mächtigen kann Furcht hervorrufen (1 Sam 21,13 1 2 Sam 12,18; Neh 2,2), aber auch das schlechte Gewissen wegen eines früheren Vergehens (1 Mose 32,8; 2 Mose 2,14). Die Hausfrau fürchtet das schlechte Wetter (Spr 31,21) und der Greis die Anhöhe, die er nur mit Mühe überwinden kann (Pr 12,5).
Hinter einer Reihe vordergründiger Anlässe kann die Todesfurcht als letzte Ursache stehen, wie bei der Angst vor wilden Tieren, fremden Völkern usw. Todesfurcht liegt unmittelbar vor, wenn Jakob befürchtet, daß er und seine ganze Familie von Esau erschlagen werden könnten (1 Mose 32,12; vgl. 26,7; Jer 26,21; Dan 1,10; Neh 6,13). Wegen der Todesfurcht hat die Todesstrafe eine abschreckende Funktion (5 Mose 13,12; 17,13; 19,20; 21,21) und werden die Furchtsamen aus dem Heerbann ausgesondert (20,8; Ri 7,3).
Mit Furcht begegnet der Mensch dem Unheimlichen (1 Mose 19,30), sowohl Begebenheiten (42,35) wie Orten (5 Mose 1,19) und Zeiten (Ps 91,5 f). Allerdings fürchtet man sich auch vor unvorhergesehenen Schrecknissen (Spr 3,25) oder der Ansteckung durch das Unglück (Hi 6,21).
Furcht ist aber auch Ehrfurcht, so der Kinder vor den Eltern (3 Mose 19,3) oder des jungen Mannes vor dem Alter (Hi 32,6).
2 Mose 19,3 Ein jeder fürchte seine Mutter und seinen Vater.
5 Mose 5,29 Ach daß sie ein solches Herz hätten, mich zu fürchten und zu halten alle meine Gebote ihr Leben lang, auf daß es ihnen und ihren Kindern wohlginge ewiglich!
5 Mose 20,8 Wer sich fürchtet und ein verzagtes Herz hat, der mache sich auf und kehre heim, auf daß er nicht auch das Herz seiner Brüder feige mache, wie sein Herz ist.
Jos 24,14 So fürchtet nun den Herrn und dient ihm treulich.
1 Sam 17,11 Als Saul und ganz Israel diese Rede des Philisters (Goliath) hörten, entsetzten sie sich und fürchteten sich sehr.
Hi 1,9 Der Satan antwortete dem Herrn und sprach: Meinst du, daß Hiob Gott umsonst fürchtet?
Hi 3,25 Denn was ich gefürchtet habe, ist über mich gekommen, und wovor mir graute, hat mich getroffen.
Hi 4,6 Ist nicht deine Gottesfurcht dein Trost, und die Unsträflichkeit deiner Wege deine Hoffnung?
Hi 32,6 Ich bin jung an Jahren, ihr aber seid alt; darum hab ich mich gescheut und gefürchtet, mein Wissen euch kundzutun.
Jer 26,21 Als aber der König Jojakim und alle seine Gewaltigen und die Oberen seine (des Propheten Uria) Worte hörten, wollte ihn der König töten lassen. Und Uria erfuhr das, fürchtete sich und floh und kam nach Ägypten.
Am 3,8 Der Löwe brüllt, wer sollte sich nicht fürchten? Gott der Herr redet, wer sollte nicht Prophet werden?
Mit Furcht reagiert der Mensch vor allem gegenüber der Erscheinung Gottes. Der Mensch fürchtet das Heiligtum (3 Mose 19,30; 26,2), die Stätte von Gottes Offenbarung und Gegenwart (1 Mose 28,17; 5 Mose 5,5; 1 Sam 4,7); er fürchtet sich, Gott zu sehen (2 Mose 3,6) oder seine Stimme zu hören (20,18 ff). Nicht nur Gottes Taten, sondern auch sein Name (15,11; Neh 1,5) und er selbst können furchtbar sein (4,8; Ps 68,36), und zwar für Israel wie für seine Feinde (5 Mose 4,34; 26,8; Jer 32,21; vgl. 2 Mose 34,10; Ps 66,3). Furchtbar ist Gott in seiner Erhabenheit und Heiligkeit (99,3; 111,9; Heilig), in der er über allen Göttern steht (5 Mose 10,17; 2 Sam 7,23. Ps 96,4; 145,6). Auch der Tag Gottes (Jo 2,11; 3,4; Mal 3,23) oder Gottes Beauftragte können Gegenstand der Furcht werden. So Mose, als er von der Gottesbegegnung zurückkehrt (2 Mose 34,30), oder Josua, weil Gott ihn groß gemacht hat (Jos 4,14; vgl. 1 Sam 12,18; 1 Kö 3,28).
Die Furcht vor Menschen kann das Vertrauen zu Gott beeinträchtigen. So übertritt Saul den göttlichen Befehl, weil er sich vor dem Volk fürchtet (1 Sam 15,24; vgl. Ri 7,10; Jes 51,12; 57,11). In diesem Sinn kann die Weisheit feststellen, daß die Menschenfurcht nur Fallstricke legt, »wer aber auf den Herrn vertraut, ist wohl geborgen« (Spr 29,25).
Das Gegenstück zur Menschenfurcht ist die Gottesfurcht. Sie bedeutet Ehrfurcht und Anerkennung des göttlichen Willens. Abraham ist in der Prüfung dem Willen Gottes gehorsam und bereit, seinen einzigen Sohn zu opfern (1 Mose 22,12). Überhaupt betont das sog. elohistische Geschichtswerk stark das Moment der Gottesfurcht (1 Mose 20,11; 22,12; 42,18; 2 Mose 1,17. 21; 3,6; 8,21; 20,20) und damit die Bewährung des Glaubensgehorsams in wechselnden Situationen. Gottesfurcht kann sich auch darin zeigen, daß jemand unter Lebensgefahr einen verfolgten Propheten versteckt (1 Kö 18,3). Weil die Amalekiter nicht gottesfürchtig sind, überfallen sie Israel aus einem Hinterhalt (5 Mose 25,18; vgl. 1 Mose 20,11). Gott fürchten heißt also ihm gehorchen, seinen Willen tun, selbst gegen menschliche Autorität (2 Mose 1,17. 21), aber auch in Wort und Tat verläßlich sein (1 Mose 42,18; 2 Mose 18,21), Gottesfurcht kann erworben oder erlernt werden durch das Hören auf das Gotteswort (5 Mose 4,10), Beobachtung der Gebote (8,6), denn Gottesfurcht bedeutet auf Gottes Stimme hören (13,5), ihm dienen (6,13 ff; 10,12. 20; 13,5; vgl. 28,58 ff). Wie Gott lieben bedeutet es das Befolgen der göttlichen Forderung.
1 Mose 20,11 Ich dachte, gewiß ist keine Gottesfurcht an diesem Orte.
2 Mose 1,17 Aber die Hebammen fürchteten Gott und taten nicht, wie der König von Ägypten ihnen gesagt hatte, sondern ließen die Kinder leben.
2 Mose 3,6 Mose fürchtete sich, Gott anzuschauen.
2 Mose 20,20 Fürchtet euch nicht, denn Gott ist gekommen, euch zu versuchen, damit ihr’s vor Augen habt, wie er zu fürchten sei, und ihr nicht sündigt.
3 Mose 26,2 Haltet meine Sabbate und habt Ehrfurcht vor meinem Heiligtum. Ich bin der Herr!
5 Mose 4,10 Versammle mir das Volk, daß sie meine Worte hören und so mich fürchten lernen alle Tage ihres Lebens auf Erden und ihre Kinder lehren.
5 Mose 13,5 Dem Herrn, eurem Gott, sollt ihr folgen und ihn fürchten und seine Gebote halten und seiner Stimme gehorchen und ihm dienen und ihm anhangen.
1 Sam 4,6 f Und als sie erfuhren, daß die Lade des Herrn ins Lager gekommen sei, fürchteten sie sich und sprachen: Gott ist ins Lager gekommen, und riefen: Wehe uns, denn solches ist bisher noch nicht geschehen!
1 Kö 3,28 Und ganz Israel hörte von dem Urteil, das der König gefällt hatte, und sie fürchteten den König; denn sie sahen, daß die Weisheit Gottes in ihm war, Gericht zu halten.
Jes 8,13 f Verschwört euch mit dem Herrn Zebaoth; den laßt eure Furcht und euren Schrecken sein. Er wird ein Fallstrick sein und ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses für die beiden Häuser Israel, ein Fallstrick und eine Schlinge für die Bürger Jerusalems.
Jes 57,11 Wen hast du gescheut und gefürchtet, daß du treulos wurdest und nicht an mich dachtest und es nicht zu Herzen nahmst? Ist es nicht so: Weil ich schwieg und mich verbarg, hast du mich nicht gefürchtet?
Jer 32,40 Ich will ihnen Furcht vor mir ins Herz geben, daß sie nicht von mir weichen.
Gottesfurcht ist ein wichtiger Begriff der israelitischen Weisheit. Ja, die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang (Spr 9,10; vgl. 1,7; 15,33; Ps 111,10). Beide, Gottesfurcht und Weisheit, werden durch den Weisen vermittelt (Spr 2,1-5) und können nahezu synonyme Begriffe sein (13,14; 14,27; 1,29; Hi 28,28). Wer Gott fürchtet, meidet das Böse (Spr 3,7; 8,13; 16,6), die Sünde (23,17). Wie die Weisheit, so mehrt auch die Gottesfurcht die Tage, während die Jahre der Toren kurz sind (10,14. 27). Gottesfurcht ist der Born des Lebens, sie führt zu Reichtum, Ehre und Leben (22,4; 19,23) und hilft, dem Tod zu entgehen (14,27).
Anders als die Weisheitsliteratur bestimmen die Psalmen das Verhalten der Gottesfürchtigen mehr theologisch: Sie preisen Gott (Ps 22,23 f); Gottes Auge ruht auf ihnen (33,18), er erbarmt sich ihrer (103,13). Die Gottesfürchtigen repräsentieren die Gemeinde (60,6; 85,10), die sich zum Kult einfindet (22,24; 61,6). Sie können du Gemeindeglieder sein, die sich zu Gott halten (25,14; 34,8; 103,11). In der späten Zeit sind die Gottesfürchtigen die Gesetzestreuen (112,1; 119,33-38; s. NT).
Pr 12,13 Laßt uns die Hauptsumme aller Lehre hören: Fürchte Gott und halte seine Gebote; denn das gilt für alle Menschen.
Ps 2,11 Dienet dem Herrn mit Furcht!
Ps 23,4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.
Ps 27,1 Vor wem sollte ich mich fürchten?
Ps 34,8 Der Engel des Herrn lagert sich um die her, die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus.
Ps 46,2 f Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den grollen Nöten, die uns getroffen haben. Darum fürchten wir uns nicht, wenn gleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken.
Ps 61,6 Denn du, Gott, hörst mein Gelübde und gibst mir teil am Erbe derer, die deinen Namen fürchten.
Ps 76,8 Furchtbar bist du! Wer kann vor dir bestehen, wenn du zürnest?
Ps 85,10 Doch ist ja seine Hilfe nahe denen, die ihn fürchten.
Ps 90,11 Wer glaubt’s aber, daß du so sehr zürnest, und wer fürchtet sich vor dir in deinem Grimm?
Ps 103,13 Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten.
Ps 128,1 Wohl dem, der den Herrn fürchtet (vgl. 112,1)!
Ps 130,4 Bei dir ist die Vergebung, daß man dich fürchte.
Die Formel »fürchte dich nicht« dient dazu, dem Menschen Angst zu nehmen und ihm Beistand zuzusprechen. Wie Joseph zu seinen Brüdern (1 Mose 43,23) sagt Mose zu den Israeliten (2 Mose 14,13; 20,20; vgl. 5 Mose 1,29; 1 Sam 12,20; 2 Ch 32,7): Fürchtet euch nicht! Häufig ergeht die Formel im Gotteswort, das etwa bei »Deutern Jesaja«, dem namentlich unbekannten Verfasser von Jes 40-55, dem verzagten Volk im Exil Mut zuspricht. Die Verbannten sollen nicht verzagt sein, weil Gott dem Volk helfen (Jes 41,13), es erlösen wild (43,1), so daß es nicht zuschanden wird (54,4; vgl. 41,14; 44,2). Es ist vermutet worden, daß die Formel bei Klagefeiern des Volkes von einem beamteten Priester oder Propheten gesprochen wurde. So weist der Beter in einem Klagelied daraufhin, daß Gott gesprochen hat: Fürchte dich nicht (Klg 3,57), d.h., er beruft sich vielleicht auf ein solches Heilsorakel. Da sich aber in keinem Psalm ein derartiges Heilsorakel findet, bleibt man darauf angewiesen, es in den Klageliedern des Psalters allein aus dem Stimmungsumschwung zu erschließen, der manchmal zu beobachten ist (z.B. Ps 6,1-7.8-11).
1 Mose 15,1 f Fürchte dich nicht, Abram! Ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn.
1 Mose 26,24 Ich bin der Gott deines Vaters Abraham. Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir und will dich segnen und deine Nachkommen mehren um meines Knechtes Abraham willen.
Jes 41,14 Fürchte dich nicht, du Würmlein Jakob, du armer Haufe Israel. Ich helfe dir, spricht der Herr, und dein Erlöser ist der Heilige Israels.
Jes 43,1 Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!
Jer 1,8 Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin bei dir und will dich erretten, spricht der Herr.
Klg 3.57 Liu nahtest dich zu mir, als ich dich anrief, und sprachst: Fürchte dich nicht!
Im NT wird der alttestamentliche Sprachgebrauch zunächst aufgenommen mit dem Ausdruck Furcht Gottes (2 Ko 7,1, insbesondere auf den Willen Gottes bezogen; in Rö 3,18 wird Ps 36,2 angeführt) bzw. Furcht des Herrn. Nach dem sonstigen Sprachgebrauch des Paulus ist bei dem letzten Ausdruck in 2 Ko 5,11 an den Herrn der Kirche zu denken (»weil wir wissen, was das heißt: den Willen des Herrn ernstnehmen«); in Apg 9,31 könnte auch Gott gemeint lein; in Eph 5,21 ist von der Furcht Christi die Rede. Auch das absolute »Furcht« in 1 Pt 1,17; 3,2 und wahrscheinlich in 2,18; 3,16 meint die Furcht Gottes, die Unterstellung unter seinen Willen. In sie ist die Anerkennung der Hoheit Gottes eingeschlossen, der zu lagen hat.
1 Ko 7,1 Lasset uns … die Heiligung vollenden in der Furcht Gottes.
Eph 5,21 Seid einander untertan in der Furcht Christi.
Der Ausdruck »die Gott fürchten« wird im NT anders bezogen als im AT. Die alttestamentliche Bedeutung »die Frommen« wirkt im NT in Zusammenhängen nach, wo alttestamentliche Texte aufgegriffen sind (Lk 1,50, s. Ps 103,17; Off 19,5, s. Ps 115,13; vgl. Off 11,18). In Apg 10,2. 22 (vgl. V. 35); 13,16. 26 ist ein in der jüdischen Diaspora gebräuchlicher Ausdruck verwendet, der Nichtjuden bezeichnet, die sich von der heidnischen Religion gelöst haben, an den Gott des AT glauben und bestimmte Forderungen des AT erfüllen, aber nicht beschnitten sind und dementsprechend nicht als Glieder der jüdischen Heilsgemeinde gelten.
Off 19,5 Lobet unsern Gott, alle seine Knechte, die ihn fürchten, beide, klein und groß!
Die heilige Scheu, das heilige Erschrecken ist mit dem Substantiv bezeichnet in Mk 4,41; Mt 28,8 (beachte das Nebeneinander von Furcht und Freude); Lk 1,65; 5,26; 7,16, s. für das Verb Mk 4,41 / Lk 8,25. 35 / Mk 5,15; 10,32; 16,8; Lk 2,9; Mt 17,6 (vielleicht auch 27,54), vgl. Jh 19,8. In diesen Zusammenhang gehört wohl insbesondere auch das »fürchte dich (fürchtet euch) nicht«, mit dem den Erschrockenen zugesichert wird, daß die Begegnung mit dem Heiligen sie nicht bedroht, daß ihnen in ihr vielmehr Heil widerfährt, Lk 1,13 (s. V. 12); 1,30; 2,10 (s. V. 9); 5,10; Mt 17,7 (s. V. 6); 28,5. 10; Off 1,17 (s. AT).
Mt 28,8 Sie gingen eilend vom Grabe mit Furcht und großer Freude Lk 7,16 Es kam sie alle eine Furcht an, und sie priesen Gott.
Lk 2,9 Die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr.
Anders begründet ist der Gedanke der Furcht im Gebrauch unserer Wendung in Mt 10,31 / Lk 12,7. 32; Jh 12,15; Apg 18,9; 27,24. Mitunter wird auch ausgesprochen, worauf bzw. auf wen die Furcht bezogen ist (Mt 10,26. 28 / Lk 12,4; Off 2,10). Der zu Jesus Gehörende, der Christ, braucht sich nicht vor Menschen zu fürchten.
Mt 10,31 Fürchtet euch nicht; ihr seid besser als viele Sperlinge.
Apg 18,9 Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht.
Mt 10,28 Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten.
Aber auch von der Angst vor Gott ist er befreit, Rö 8,15: Sohnsein und Angst – hier als kennzeichnend für den Sklaven verstanden schließen einander aus. In 1 Jh 4,18 wird in verwandtem Zusammenhang von der Liebe Gottes (vgl. dazu V. 9f) gesagt, daß sie die Furcht aufhebt. Die heilige Scheu vor dem richtenden Gott muß freilich in bestimmtem Zusammenhang eingeschärft werden (Mi 10,28 / Lk 12,5, s. auch 23,40, weiterhin Rö 11,20). Der Gedanke au die Scheu vor dem Gott, der Gehorsam fordert, an das Ernstmachen mit ihm, steht entsprechend hinter Lk 18,2. 4. Umfassender ist nach dem Zusammenhang 1 Pt 2,17 gemeint, nämlich im Sinn der Eli rung Gottes und des Gehorsams gegen ihn (zum letzten s. o. zum 1. Petrusbrief). Der Gehorsamsgedanke tritt sodann, nur auf den er höhten Herrn bezogen (s. o.), in Kol 3,22 hervor. – Den gebührenden Respekt vor übergeordneten Menschen bezeichnet die Wortgruppe in Rö 13,7; Eph 5,33.
Rö 8,15 Ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, daß ihr euch abermals fürchten müßtet.
1 Jh 4,18 Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die völlige Liebe treibt die Furcht aus; denn die Furcht muß vor der Strafe zittern.
Mt 10,28 Fürchtet euch … viel mehr vor dem, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle.
Lk 23,40 Fürchtest du dich auch nicht vor Gott?
Quelle: Werner H. Schmidt/Gerhard Delling, Wörterbuch zur Bibel, Hamburg: Furche, 1971, S. 158-164.