Konrad Grebel im Brief an Thomas Müntzer wider die Kindertaufe (5. September 1524): „Da du das alles ziemlich klar in deinen Protestschriften gegen die Kindertaufe bekannt hast, hoffen wir, du handelst nicht gegen das ewige Wort, Weisheit und Gebot Gottes, nach denen man allein Gläubige taufen soll, und dass du keine Kinder taufst. Solltest du oder Karlstadt nicht genug über die Kindertaufe geschrieben haben mit allem Notwendigen – wie und warum man taufen soll –, so will ich, Konrad Grebel, mein Heil daran versuchen und das, was ich begonnen habe, zu Ende schreiben gegen alle, die bisher (außer dir) über die Taufe verführerisch und wissentlich geschrieben und die unsinnige, gotteslästerliche Form der Kindertaufe verteidigt haben – wie Luther, Löw, Osiander und die Straßburger, und einige, die es noch schändlicher gemacht haben. Wenn Gott es nicht wendet, so bin ich – und sind wir alle – gewiss der Verfolgung sicher, vor allem durch die Gelehrten.“

Konrad Grebel im Brief an Thomas Müntzer wider die Kindertaufe (5. September 1524)

Der frühe Schweizer Täufer Konrad Grebel (ca. 1498-1526) und einige andere „Schweizer Brüder“ schrieben den folgenden Brief an Thomas Müntzer:

Dem wahrhaftigen und getreuen Verkünder des Evangeliums, Thomas Müntzer zu Allstedt am Harz, unserem getreuen und lieben Mitbruder in Christus etc.
Friede, Gnade und Barmherzigkeit von Gott, unserem Vater, und Jesus Christus, unserem Herrn, sei mit uns allen, Amen.

Lieber Bruder Thomas, lass dich um Gottes willen nicht wundern, dass wir dich ohne Titel ansprechen und wie einen Bruder aus eigener Ursache mit dir schriftlich umgehen, und dass wir ohne Aufforderung und dir unbekannt es gewagt haben, ein gemeinsames, künftig öffentliches Gespräch zu eröffnen. Gottes Sohn Jesus Christus, der sich allen, die selig werden sollen, als einziger Meister und Haupt anbietet und uns Brüder nennt durch das eine gemeinsame Wort für alle Brüder und Gläubigen, hat uns getrieben und gezwungen, Freundschaft und Bruderschaft zu schließen und die folgenden Artikel vorzulegen. Dazu hat uns auch dein Schreiben zweier Büchlein über den erdichteten Glauben veranlasst. Deshalb – so wollen wir es im besten Verständnis um Christi, unseres Heilands willen – soll es, so Gott will, zu unserem Nutzen und zum Guten wirken, Amen.

Wie nach unserer Vorfahren von dem wahren Gott, der Erkenntnis Jesu Christi und dem rechtmäßigen Glauben abgewichen sind – in sich und vom wahren, einigen göttlichen Wort, von den göttlichen Geboten, der christlichen Liebe und dem Wesen – und ohne Gott, Gesetz und Evangelium in menschlichen, unnützen, unchristlichen Gebräuchen und Zeremonien gelebt haben, darin sie meinten, das Heil zu erlangen, und doch weit gefehlt haben, wie die evangelischen Prediger teils angezeigt haben und noch anzeigen: so wollen auch jetzt viele in ähnlichem Glauben selig werden – ohne Frucht des Glaubens, ohne Prüfung durch Taufe, ohne Liebe und Hoffnung, ohne rechte christliche Bräuche – und bleiben in allem alten Wesen, eigenen Lastern und allgemeinen zeremoniellen antichristlichen Bräuchen, Taufe und Abendmahl Christi, in Verachtung des göttlichen Wortes, in Beachtung des päpstlichen sowie der Worte der widerpäpstlichen Prediger, die auch nicht göttlich gleich oder angemessen sind; mit Ansehen der Person und allerlei Verführungen wird schwerer und schädlicher geirrt als je seit Anbeginn der Welt.

In solcher Irre waren auch wir, da wir nur Hörer und Leser der evangelischen Prediger waren, die an allem schuld sind – aus Verdienst unserer Sünden. Nachdem wir jedoch auch selbst die Schrift zur Hand genommen und über allerlei Artikel nachgeforscht haben, sind wir etwas besser belehrt worden und haben den großen und schädlichen Mangel der Hirten – auch bei uns – festgestellt, nämlich dass wir Gott nicht täglich ernstlich mit stetigem Seufzen bitten, dass wir aus der Zerstörung allen göttlichen Wesens und aus menschlichem Gräuel herausgeführt werden, um in rechten Glauben und göttliche Bräuche zu gelangen.

In all dem bewirkt die falsche Schonung, das Verschweigen und Vermischen des göttlichen mit menschlichem Wort allen Schaden und hindert alle göttlichen Dinge, benötigt weder Unterscheidung noch Aufzählung.

Da wir dies bemerken und beklagen, wurde uns dein Schreiben gegen den falschen Glauben und die Taufe zugänglich gemacht, wodurch wir noch besser belehrt und gestärkt wurden, und uns wunderbar gefreut haben, dass wir einen gefunden haben, der einen allgemeinen christlichen Verstand mit uns teilt und den evangelischen Predigern ihren Mangel aufzeigen darf – wie sie in allen Hauptartikeln falsch schonend handeln und eigenmächtig urteilen, ja sogar den Antichrist über Gott und gegen Gott setzen, nicht wie Gesandte Gottes handeln und predigen.

Darum bitten und ermahnen wir dich als Bruder im Namen, in der Kraft, im Wort, Geist und Heil, das allen Christen durch Jesus Christus, unseren Meister und Erlöser, widerfahren ist: du mögest dich ernstlich bemühen, allein Gottes Wort unerschrocken zu predigen, allein göttliche Bräuche einzuführen und zu bewahren, allein Gutes und Gerechtes zu achten, dass es in klarer Schrift zu finden ist – alle Ratschläge, Worte, Bräuche und Meinungen der Menschen, auch deine eigenen, zu verwerfen, zu hassen und zu verfluchen.

Wir haben verstanden und gesehen, dass du die Messe abgeschafft und neuen deutschen Gesang eingeführt hast. Das kann nicht gut sein, denn wir finden im Neuen Testament keine Lehre vom Singen, kein Beispiel. Paulus tadelt die gelehrten Korinther mehr, als dass er sie lobt, weil sie in der Gemeinde murmelten – als ob sie sängen – wie die Juden und Italiener ihre Dinge im Gesangsstil vortragen. Zum anderen ist der Gesang in lateinischer Sprache ohne göttliche Lehre und apostolisches Beispiel und Brauch entstanden und hat nichts Gutes gebracht, sondern eher geschadet; wird er ins Deutsche übertragen, wird er noch weniger nützen und nur äußeren Schein eines Glaubens schaffen.

Drittens verbietet Paulus klar den Gesang in Epheser 5 und Kolosser 3, denn er sagt und lehrt, man solle sich gegenseitig unterweisen mit Psalmen und geistlichen Liedern, und wenn man singen wolle, solle man im Herzen singen und Gott danken.
Viertens: Was wir nicht durch klare Sprüche und Beispiele gelehrt bekommen, soll uns ebenso verboten sein, als stünde geschrieben: „Tue es nicht“, „sing nicht“.
Fünftens: Christus befiehlt seinen Boten nur, das Wort zu predigen – im Alten wie im Neuen Testament. Paulus ebenso, dass das Wort Christi, nicht der Gesang, unter uns wohnen solle. Der schlecht singt, ärgert sich, der gut singt, wird stolz.
Sechstens: Man soll nichts tun, was einem gut dünkt, zum Wort hinzufügen oder davon wegnehmen.
Siebtens: Willst du die Messe abschaffen, darf das nicht durch deutschen Gesang geschehen, was vielleicht dein Rat oder der von Luther war.
Achtens: Sie muss durch das Wort und die Einsetzung Christi ausgerottet werden.
Neuntens: Denn sie ist nicht von Gott gepflanzt.
Zehntens: Das Abendmahl der Offenbarung hat Christus eingesetzt und gepflanzt.
Elftens: Die Worte, wie sie bei Matthäus 26, Markus 14, Lukas 22 und 1. Korinther 11 stehen, sollen allein gebraucht werden, weder mehr noch weniger.
Zwölftens: Der Diener aus der Gemeinde soll sie vortragen – aus einem der Evangelien oder von Paulus.
Dreizehntens: Es sind die Worte der eingesetzten Mahlzeit der Offenbarung, nicht der Wandlung.
Vierzehntens: Es soll ein einfaches Brot sein, ohne Götzenbild und Zusatz.
Fünfzehntens: Wenn es zu einer äußerlichen Andacht und Anbetung des Brotes führt und von dem innerlichen abzieht. Es soll auch ein einfaches Trinkgefäß sein.
Sechzehntens: Das würde die Anbetung beenden und zum rechten Verständnis des Abendmahls führen – dass das Brot nichts anderes ist als Brot, im Glauben der Leib Christi und eine Vereinigung mit Christus und den Brüdern; denn im Geist und in Liebe muss man essen und trinken, wie Johannes 6 und andere Stellen lehren, und wie Paulus in 1. Korinther 10 und 11 sowie Apostelgeschichte 2 deutlich machen.
Siebzehntens: Wenn es nun Brot ist, soll es im Glauben und brüderlicher Liebe entgegengenommen werden. Wenn es in der Gemeinde gebraucht wird, soll es uns anzeigen, dass wir wirklich ein Leib und echte Brüder miteinander sind.
Achtzehntens: Wenn aber einer sich nicht brüderlich verhalten kann, isst er zu seinem Verderben, denn er isst ohne Unterscheidung, wie bei jeder anderen Mahlzeit, und schändet die Liebe – das innere Band – und das Brot, das äußere Zeichen.
Neunzehntens: Es erinnert uns auch nicht an den Leib und das Blut Christi, an das Testament am Kreuz, dass man um Christi und der Brüder, des Hauptes und der Glieder willen leben und leiden soll.
Zwanzigst: Es soll auch nicht von dir allein verwaltet werden. Damit ginge die Messe dahin, dass man allein isst; denn das Abendmahl ist eine Anzeige der Vereinigung, keine Messe oder Sakrament im Einzelnen. Daher soll es niemand allein empfangen, weder im Sterbebett noch sonst; das Brot soll auch nicht aufbewahrt werden etc., für eine einzige Person. Niemand soll das Brot der Vereinigung allein für sich nehmen, es sei denn, er sei mit sich selbst uneins – das ist niemand.
Einundzwanzigst: Es soll auch nicht in Tempeln gebraucht werden nach aller Schrift und Geschichte, da es eine falsche Andacht hervorbringt.
Zweiundzwanzigst: Es soll oft und viel gebraucht werden.
Dreiundzwanzigst: Es soll nicht ohne die Regel Christi nach Matthäus 18 gebraucht werden. Und wenn es doch nicht das Herrenmahl ist, wenn es ohne diese Regel verwendet wird – da jeder auf das Äußere läuft, das Innere, die Liebe, lässt man fahren – kommen Brüder und falsche Brüder zusammen und essen.
Vierundzwanzigst: Wenn du es dennoch verwalten willst, wollen wir, dass es ohne priesterliche Kleidung und Messgewand, ohne Gesang und Zusatz geschehe.
Fünfundzwanzigst: Was die Zeit betrifft, wissen wir, dass Christus den Aposteln das Abendmahl gab, und die Korinther es ebenso gebrauchten. Es gibt bei uns keine bestimmte festgelegte Zeit.

Damit, nachdem du über das Abendmahl des Herrn viel besser unterrichtet bist und wir nur unseren Verstand anzeigen: sind wir nicht im Recht, so lehre uns das Bessere. Und wenn du den Gesang und die Messe aufgeben und alles allein nach dem Wort handeln und den Brauch der Apostel mit dem Wort hervorbringen und aufrichten willst, so ist das recht. Wenn das aber nicht möglich ist, wäre es besser, man ließe alle Dinge lateinisch bleiben, unverändert und vermischt. Kann das Rechte nicht aufgerichtet werden, so diene wenigstens nicht nach deinem oder dem papistischen Brauch und der Lehre des Antichristen, sondern lehre, wie es sein soll – wie Christus in Johannes 6 tut und lehrt, wie man sein Fleisch und Blut essen und trinken muss – und richte deinen Blick nicht auf den Abfall oder das antichristliche Schonen, so wie es die gelehrtesten ersten evangelischen Prediger getan haben, die einen Götzen errichtet und in alle Welt gepflanzt haben. Es ist viel besser, dass wenige recht unterrichtet werden durch das Wort Gottes, im rechten Glauben und Wandel in Tugenden und Bräuchen leben, als dass viele durch vermischte Lehre falsch und hinterlistig glauben.

Obwohl wir dich mahnend und bittend ansprechen, hoffen wir doch, dass du es selbst tust. Und wir mahnen dich auch deshalb in aller Liebe, da du unserem Bruder so freundlich geantwortet und bekannt hast, dass du dich auch etwas zu viel hast nachgeben lassen. Und da du zusammen mit Carolostadius unter uns für die reinsten Verkünder und Prediger des göttlichen reinen Wortes geachtet wirst, bitten wir euch beide, wenn ihr andere Menschen zurechtweist, die göttliches mit menschlichem Wort und Brauch vermischen, dass ihr euch auch selbst reinigt von Priestertum, Pfründen und allerlei neuen und alten Bräuchen, eigenen und alten Meinungen und Einrichtungen. Sind eure Pfründen gestiftet auf Zins und Zehnten – beides war bei uns Wucher – und wird nicht eine ganze Gemeinde euch dazu erziehen, dann wollt ihr euch der Pfründen entziehen. Ihr wisst wohl, wie ein Hirt ernährt werden soll.

Wir halten viel Gutes von Jacob Strauß und anderen, die von den nachlässigen Schriftgelehrten und Doktoren in Wittenberg gering geachtet werden. Auch sind wir ebenso verworfen gegenüber und von unseren gelehrten Hirten – es hängt allen Menschen an, dass sie einen sündigen, süßen Christus predigen, und es fehlt ihnen an gutem Unterschied, wie du in deinen Büchlein zeigst, die uns geistlich Armen weit über Maß gelehrt und gestärkt haben. Und wir sind daher in allen Dingen gleich, außer dass wir mit Leid vernommen haben, wie du Tafeln errichtet hast, wozu wir in der Schrift kein Beispiel im Neuen Testament finden. Im Alten mag das äußerlich geschrieben worden sein, jetzt aber im Neuen soll es in die fleischernen Tafeln des Herzens geschrieben sein, wie der Vergleich beider Testamente zeigt, wie wir durch Paulus in 2. Kor. 3, durch Jeremia Kap. 31, Hebräer Kap. 8, und Ezechiel Kap. 36 unterrichtet werden. Wenn wir uns nicht irren – und wir meinen und glauben, dass wir uns nicht irren – dann willst du die Tafeln wieder neu aufrichten. Es ist aus eigener Meinung erwachsen, ein unnötiger Aufwand, der entzündet wird und ganz abgöttisch werden kann, sich in alle Welt einpflanzend, wie es mit den Götzen geschehen ist. Es erweckt auch den Verdacht, als ob äußerlich anstelle der Götzen etwas aufgerichtet werden müsste, woran die Ungelehrten ihre Lehre erkennen könnten – obwohl doch allein das äußere Wort gebraucht werden soll, nach aller Schrift, Beispiel und Gebot, wie vor allem 1. Kor. 14 und Kol. 3 uns anzeigen.

Solche Unterweisung aus dem einen Wort mag mit der Zeit etwas verzögert werden. Und selbst wenn es keinen Schaden bringen würde, so wollte ich doch nichts Neues erfinden oder aufrichten, und den nachlässigen, falsch schonenden, verführerischen Gelehrten nicht folgen oder gleich sein, und aus eigener Meinung kein einziges Stück erfinden, lehren oder aufrichten.

Zieh mit dem Wort und gründe eine christliche Gemeinde mit Hilfe Christi und seiner Ordnung, wie wir sie eingesetzt finden in Matthäus 18 und gebraucht in den Briefen. Nimm das gemeinsame Gebet und den Gemeindebund nach Glauben und Liebe ernst – ohne Gebot und ohne Zwang – so wird Gott dir und deinen Schäflein zu aller Lauterkeit helfen, wird der Gesang und die Tafeln fallen. Es ist Weisheit und Rat genug in der Schrift, wie man alle Stände, alle Menschen lehren, regieren, weisen und fromm machen soll.

Wer sich nicht bessern, nicht glauben will und dem Wort und Handeln Gottes widerstrebt und so verhärtet bleibt – den soll man, nachdem ihm Christus und sein Wort, seine Ordnung gepredigt und er mit den drei Zügen und der Gemeinde ermahnt wurde – so sagen wir aus Gottes Wort heraus: den soll man nicht töten, sondern ihn für einen Heiden und Zöllner halten und ihn lassen.

Man soll auch das Evangelium und seine Anhänger nicht mit dem Schwert beschützen, noch sollen sie sich selbst beschützen – wie wir durch unseren Bruder vernommen haben, dass du es so meinst und hältst. Rechte gläubige Christen sind Schafe mitten unter den Wölfen, Schafe zur Schlachtung, müssen in Angst und Not, Trübsal, Verfolgung, Leiden und Sterben getauft werden – darin werden sie erprobt. Und das Vaterland der ewigen Ruhe wird nicht durch Tötung des leiblichen Menschen gefunden, sondern geistlich erlangt. Sie gebrauchen auch weder weltliches Schwert noch Krieg, denn bei ihnen ist das Töten ganz abgeschafft. Wir jedoch leben noch nach dem alten Gesetz, in dem (sofern wir uns besinnen) der Krieg, nachdem sie das gelobte Land erobert hatten, eine Plage geworden ist. Davon nun genug.

Was die Taufe betrifft, hat uns dein Schreiben wohlgefallen, und wir begehren auch weiter von dir unterrichtet zu werden. Wir sind überzeugt, dass man ohne die Ordnung Christi vom Binden und Lösen auch einen Erwachsenen nicht taufen sollte. Die Taufe beschreibt uns die Schrift, dass sie bedeutet: durch den Glauben und das Blut Christi (dem Getauften das Gemüt verändernd und dem Glaubenden vorher und nachher) werden die Sünden abgewaschen; dass sie bedeutet, dass man gestorben ist und der Sünde absterben und im neuen Leben und Geist wandeln soll; und dass man gewiss selig wird, wenn man nach dem inneren Taufbild im Glauben lebt. So befestigt das Wasser den Glauben nicht und gibt auch nicht mehr – wie die Gelehrten in Wittenberg sagen – und wie es stark tröstet und die letzte Zuflucht auf dem Totenbett sein soll. Ebenso macht sie nicht selig, wie Augustinus, Tertullian, Theophylactus und Cyprian zum Schaden des Glaubens und des Leidens Christi an den alten Erwachsenen und zum Schaden des Leidens Christi an den ungetauften Kindern gelehrt haben.

Wir halten uns an die oben genannten Schriften: Gen. 8, Deut. 1, 30, 31, 1. Kor. 14, Sapientiae 12, 1. Petrus 2, Röm. 1, 2, 7, 10, Matth. 18, 19, Markus 9, 10, Lukas 18 usw.: dass alle Kinder, die noch nicht zum Unterscheiden von Gut und Böse gekommen sind und vom Baum der Erkenntnis noch nicht gegessen haben, dass sie gewiss selig werden durch das Leiden Christi, des neuen Adam, der ihnen das verlorene Leben zurückgebracht hat – sie wären nämlich dem Tod und der Verdammnis unterworfen gewesen, wenn Christus nicht gelitten hätte – da sie noch nicht herangewachsen sind zur Verantwortung für die zerbrochene Natur. Es sei denn, man könnte uns beweisen, dass Christus nicht für die Kinder gelitten hat.

Dass man aber einwendet, der Glaube werde von allen gefordert, die selig werden sollen – daraus schließen wir, dass die Kinder ausgenommen sind, und halten, dass sie ohne Glauben selig werden und nicht glauben müssen – aus den oben genannten Sprüchen, und schließen aus der Beschreibung der Taufe und aus den Geschichten (in denen kein Kind getauft wurde), auch aus den oben genannten Sprüchen (die nur von Kindern handeln und alle anderen Schriften die Kinder nicht betreffen), dass die Kindertaufe ein unsinniger, gotteslästerlicher Greuel ist – wider alle Schrift, auch wider das Papsttum, da wir finden, dass viele Jahre nach der Zeit der Apostel durch Cyprian und Augustinus Gläubige und Ungläubige gemeinsam getauft worden sind.

Da du das alles ziemlich klar in deinen Protestschriften gegen die Kindertaufe bekannt hast, hoffen wir, du handelst nicht gegen das ewige Wort, Weisheit und Gebot Gottes, nach denen man allein Gläubige taufen soll, und dass du keine Kinder taufst. Solltest du oder Carolostadius[1] nicht genug über die Kindertaufe geschrieben haben mit allem Notwendigen – wie und warum man taufen soll –, so will ich, Konrad Grebel, mein Heil daran versuchen und das, was ich begonnen habe, zu Ende schreiben gegen alle, die bisher (außer dir) über die Taufe verführerisch und wissentlich geschrieben und die unsinnige, gotteslästerliche Form der Kindertaufe verteidigt haben – wie Luther, Löw, Osiander und die Straßburger, und einige, die es noch schändlicher gemacht haben. Wenn Gott es nicht wendet, so bin ich – und sind wir alle – gewiss der Verfolgung sicher, vor allem durch die Gelehrten.

Wir bitten dich, du möchtest alle Bräuche des Antichristen nicht gebrauchen und auch nicht annehmen – wie Sakramente, Messe, Zeichen etc. – sondern dich allein ans Wort halten, wie alle Gesandten, und vor allem du und Carolostadius – ihr handelt besser als alle Prediger aller Nationen.

Halte uns für deine Brüder und verstehe dieses unser Schreiben als Zeichen großer Freude und Hoffnung, die wir durch Gott von euch empfangen haben, und ermahne, tröste und stärke uns, wie du es wohl kannst. Bitte Gott, den Herrn, für uns, dass er unserem Glauben zu Hilfe komme – denn wir wollen gerne glauben. Und wenn Gott uns auch zum Gebet erleuchtet, so wollen wir auch für dich und alle bitten, dass wir alle nach unserem Beruf und Stand wandeln. Das verleihe uns Gott durch Jesus Christus, unseren Heiland. Amen.

Grüße alle unsere Brüder, die Hirten und Schafe, die das Wort des Glaubens und Heils mit Begierde und Hunger annehmen etc.

Noch eines: Wir begehren deine Gegenschrift – und wenn du etwas ausgehen lässt, sende es uns durch diesen Boten oder einen anderen. Wenn du und Carolostadius eines Sinnes seid, möchten wir auch darüber Bericht erhalten. Wir hoffen und glauben es. Dieser Bote, der auch unserem lieben Bruder Carolostadius einen Brief von uns gebracht hat, sei dir empfohlen. Und wenn du zu Carolostadius kommen kannst, dass ihr uns gemeinsam antwortet, wird uns das eine herzliche Freude sein. Der Bote soll wieder zu uns zurückkommen; was wir ihm nicht genug entlohnt haben, wird ihm auf seiner Rückreise ersetzt werden.

Gott sei mit uns.
Was wir nicht recht verstanden haben, berichte und lehre uns.

Datum zu Zürich, am fünften Tag des Herbstmonats im Jahre 1524.
Konrad Grebel, Andreas Castelberger, Felix Manz, Hans Ockenfuss, Bartli Pur, Heinrich Aberli und andere deine Brüder, so Gott will, in Christus, die dir gemeinsam geschrieben haben, wünschen dir und uns allen und deinen Schäflein allen, bis zur nächsten Botschaft, das wahre Wort Gottes, wahren Glauben, Liebe und Hoffnung mit allem Frieden und Gnade von Gott durch Jesus Christus. Amen.

Dem Luther wollte ich, Konrad Grebel, in unser aller Namen schreiben und ihn ermahnen, abzulassen vom Schonen, das er ohne Schrift gebraucht und in die Welt und andere nach ihm gepflanzt hat. Doch meine Trübsal und Zeit hat es nicht erlaubt. Ihr handelt nach eurer Pflicht etc.

Der Brief gehört auch Thomas Müntzer, in Altstetten am Harz.

Hier die frühneuhochdeutsche Originalfassung:

Dem warhaftigen und getrüwen verkündiger deß evangelii Tomae Müntzer zů Altstett am Hartz, unserem getrüwen und lieben mitbrůder in Christo etc.

Frid, gnad und barmhertzikeit von Gott unßerem vatter und Jesu Christo unserem herren sy mit unß allen, Amen. Lieber bruder Toman, lass dich umb Gotz willen nit wunderen, dass wir dich ansprechend on titel und wie ein brůder ursachend hinfür mit unß zehandlen durch gschrift, und daß wir ungeforderet und dir unbekant habend gedörfen ein gmein künftig gsprech ufrichten. Gottes sun Jesus Christus, der sich aller deren, die do selig werden söllend, einigen meister und houpt dar bütt und unß brüdere heißt sin durch daß einig gmein wort allen brüderen und gleubigen, hand unß getriben und betzwungen früntschaft und brůderschaft ze machen und nachgende artikel antzetzeigen. Zů dem hat unß ouch din schriben zweier büchlinen von dem erdichten glouben geursacht. Darumb so wellist eß im besten verstan umb Christi unsers heilands willen, sol unß, ob Got wil, zů gůtem dienen und würken werden, Amen.

Wie nach dem unßere altforderen von dem waren Got und erkantnuß Jesu Christi und deß rechtgschafnen gloubens in in und von dem waren einigen gmeinen götlichen wort, von den götlichen brüchen, christenlicher liebe und wäsen abgefallen sind, on Got, gsatz und evangelio in menschlichen unnützen unchristlichen brüchen und ceremonien gelebt und darinn selikeit ze erlangen vermeint habend und aber wit gefelt worden ist, wie daß die ewangelischen prediger antzeigt habend und noch antzeigend zum teil: also ouch jetzund wil iederman in glichsendem glauben selig werden, on frücht deß gloubens, on touff der versůchung und probierung, on liebe und hoffnung, on rechte christenliche brüch, und beliben in allem altem wäsen eigner lasteren und gmeinen ceremonischen endkristlichen brüchen touff und nachtmal Christi, in verachtung deß götlichen worts, in achtung deß bepstlichen und deß worteß der widerbepstlichen prediger, so ouch dem götlichen nit glich und gmeß ist; in ansechung der personen und allerley verfürung wirt schwarlicher und schädlicher geirret dann von anfang der welt ie geschechen sy. In semlicher irrung sind ouch wir gewäsen, die wil wir allein zůhörer und läser warend der evangelischen predigeren, welche an disem allem schuldig sind, uß verdienst unserer sünden. Nach dem wir aber die gschrift ouch zehand genommen habend und von allerley artiklen besechen, sind wir etwaß bericht worden und habend den großen und schädlichen mangel der hirten, ouch unseren erfunden, daß wir Got nit täglich ernstlich mit stettem sünftzen bittend, daß wir uß der zerstörung alleß götlichen wäsens und uß menschlichen grewlen gefürt werdind, in rechten glouben und brüch Gottes kummind. In semlichem allem bringt daß faltsch schonen, die verschwigung und vermischung deß götlichen wortes mit dem menschlichen. Ja, sprechend wir, eß bringt allen schaden und macht alle götliche ding hinderstellig, bedarf nit underscheidens und ertzellens.

In dem so wir semlichs merkend und beklagend, wirt zů unß heruß gebracht din schriben wider den falschen glouben und touff, sind wir nach baß bericht worden und befestet und unß wunderbarlich erfreuwt, daß wir einen funden habend, der einß gmeinen christenlichen verstands mit unß sy und den evangelischen predigeren iren mangel antzeigen dörfe, wie sy in allen houpt artiklen falsch schonind und handlind und eigens gůt dunken, ja ouch deß endkristen über Gott und wider Gott setzind, nit wie gesanten von Gott ze handlen und predigen zůstat. Darumb so bittend und ermanend wir dich alß ein brůder by dem namen, kraft, wort, geist und heil, so allen christen durch Jesum Christum unßeren meyster und seligmacher begegnet, wellist dich ernstlich flissen, allein götlichs wort unerschroken predigen, allein götliche brüch uffrichten und schirmen, allein gůtt und recht schetzen, daß in heiterer clarer gschrift erfunden mag werden, alle anschläg, wort, brüch und gůtdunken aller menschen, ouch din selbß, verwerfen, hassen und verflüchen.

Wir verstand und hand gesehen, daß du die meß vertütschet hast und nüwe tütsche gsang uffgericht[2]. Mag nit gůt sin, wann wir findet in dem nüwen Testament kein ler von singen, kein bispil. Paulus schilt die Corinthischen gelerten me dann er sy rüme, darumb daß sy in der gmein murmletend, glich alß ob sy sungind, wie die Juden und Itali ire ding pronuncierend in gsangs wiß. Zum andren, die wil daß gsang in latinischer sprach on götliche ler und apostolisches bispil und bruch erwachsen ist und nüt gůtz gebracht nach gebuwen hat, wirt eß nach fil minder buwen in tütsch und ein usserlichen schinenden glouben machen. Zum dritten: so doch Paulus gar nach heiter daß gsang verbütt im 5. zun Ephesieren und im 3. zun Colosseren, die wil er sagt und lert, man söll sich bereden und ein andren underrichten mit psalmen und geistlichen liederen und, so man singen well, sol man im hertzen singen und danksagen. Zum 4., waß wir nit gelert werdend mit claren sprüchen und bispilen, sol unß alß wol verbotten sin, als stünd eß gschriben: daß tů nit, sing nit. Zum 5. Christus heißt sine botten allein daß wort uß predigen in altem gar nach und nüwem Testament, Pauluß ouch also, daß die red Christi, nit gsang under unß wone; der übel singt, hat ein verdruß, der eß wol kan, ein hoffart. Zum 6., sol man nit tůn, waß unß gůt dunkt, zů dem wort und darvon nüt setzen. Zum 7., wilt du die meß abtůn, můsz nit mit tütschen gsang geschechen, daß din ratschlag fillicht oder von dem Luther her ist. [8.] Sy můß mit dem wort und uffsatz Christi uß gerüttet werdend. 9. dann sy ist nit von Got gepflantzet.

10. Daß nachtmal der vereimbarung hat Christus uffgesetzt und pflantzet. 11. Die wort, so Mathei 26. Marci 14. Lucae 22. und 1. Cor. 11, sollend allein gebrucht werden, weder minder noch me. [12.] Der diener uß der gmein solte sy vorsprechen uß einem der evangelisten oder uß Paulo. 13. Sind wort deß uffgesetzten malß der vereimbarung, nit der consecrierung. 14. Eß sol ein gmein brot sin, on götzen und zůsatz. 15. Wann eß bringt ein glichsenden andacht und anbettung deß brotes und ein abtzug von dem innerlichen. Eß sol ouch ein gmein trinkgschirr sin. 16. Dießes wurd die anbettung abtün und recht erkantnuß und verstand deß nachtmalß bringen, die wil daß brott nüt anderß ist dann brot, im glouben der lib Christi und ein inlibung mit Christo und den brüderen; wann im geist und liebe můß man essen und trinken, wie Jo. im 6. ca. und in den andren antzeigt, Paulus im 10. und 11. zum Corinthieren, actuum 2. clar erlernet wirdt. 17. Ob eß wol nun brott ist, so gloub und brůderliche liebe vorgat, sol eß mit freud genommen werden, wann so manß bruchte in der gmein, solt eß unß antzeigen, daß wir warlich ein brott und lib und ware brüder mitteinander werind und sin weltind etc. 18. So einer aber sich funde nit brůderlichen mögen läben, ißt er zů der verdammnuß, wann er ißt on unterscheid wie ein ander mal, und schendt die liebe, daß inner band, und daß brott, daß usser. 19. Wann eß ermant in ouch nit an den lib und blůt Christi, deß testamentes an dem crütz, daß er umb Christi und der brüderen, deß houptes und glideren willen läben und liden well. 20. Eß solt ouch nit von dir ministriert werden. Darmit gieng die meß ab, daß einig essen; wann daß nachtmal ist ein antzeigung der vereimbarung, nit ein meß und sacrament; darumb sol eß nieman allein bruchen, weder im todbett nach sunst; daß brott soll ouch nit verschlossen werden etc., uff ein einige person, wann niemantz soll im selbß daß brott der vereinbarten nemmen allein, er sye dann mit sim selbß uneiß, daß ist keiner etc. 21. Eß sol ouch nit gebrucht werden in templen nach aller gschrift und gschicht, wann eß bringt ein falschen andacht. 22. Eß solt offt und fil gebrucht werden. 23. Solt nit on die regel Christi Mathei im xviij gebrucht werden, wol aber eß ist je nit deß Herren nachtmal, wann on die selb so loufft jederman nach dem usseren, daß inner, die liebe, laßt man faren, gand brüder und falschbrüder hinzů oder essends. 24. So du eß je zůdienen wilt, woltend wir, eß gschech on pfäffische kleidung und meßgwand, on gsang, on züsatz. 25. Der zitt halb wüssend wir, daß Christus den apostlen im nachtmal geben und die Corinthier ouch also gebrucht hand. Bestimmend by unß kein gewüsse tzit etc.

Darmit, nach dem du deß nachtmalß deß Herren fil baß bericht bist und wir allein unseren verstand antzeigend: sind wir nit recht dran, ler unß daß besser, und wellist daß gsang und meß lassen fallen und alleß allein nach dem wort handlen und brüch der apostlen herfür tragen mit dem wort und uffrichten. Mag eß nit sin, so were eß besser, man ließe alle ding latin beliben und ungeendret und gemitlet. Mag daß recht nit uffgericht werden, so ministrier ouch nit nach dinem oder deß entchristen pfäffischen bruch und ler ze mintsten, wie eß sin solt, alß Christus Joannis im vj. tůt und lert, wie man sin fleisch und blůt essen und trinken můß, und sicht nit an den abfal oder daß widerkristlich schonen, so die aller glertisten erste evangelische prediger ein waren abgott uffgericht und in alle welt gepflantzet hand. Eß ist fil weger, daß wenig recht bericht werdind durch daß wort Gottes, recht gloubind und wandlind in tugenden und brüchen, denn daß fil uß vermischter ler falsch hinderlistig gloubind. Wie wol wir dich manend und bettend, hoffend wir doch, du tüest eß selbß, und manend ouch darumb aller liebist, daß du unserem brůder also früntlich geloset und bekent hast dich ouch etwas ze fil nachgelassen haben, und daß du mitsampt Carolostadio by unß für die reinisten ußkünder und prediger deß reinisten götlichen wortes geacht sind, und üch beden, so ir sy straffend und billich die menschen wort und brüch mit götlichen vermischend, sollend ir üch billich von der pfaffheit, pfründen und allerley nüwen und alten brüchen, eignen und alten gůtdunken von rissen und gar rein werden. Sind üwer pfründ gestifft uff zins und zehenden, bede warem wůcher, wie by unß, und so nit ein gantze gmein üch ertzücht, wellind ir üch der pfründen entzüchen. Ir wüssend wol, wie ein hirt ernert werden sol.

Wir versehend unß fil gůtz zů Jacobo Struß und anderen etlichen, die wenig geacht werdend by den hinlessigen gschriftgelerten und doctoren zů Wittemberg. Wir sind ouch also verworfen gegen und von unseren gelerten hirten, eß hangt inenn alle mentschen an, schaft, daß sy ein sündigen, süssen Christum[3] predigend, und inen gůtz underscheids gebrist, wie du in dinen bůchlinen antzeigst, die unß armgeistigen fast über die maß gelert und gesterkt hand. Und sind also aller dingen glich, on daß wir mit leid vernommen hand, wie du taflen uffgericht habist, so wir kein gschrift noch bispil in den nüwen Testament finden. In dem alten solt eß wol usserlich geschriben werden, jetz aber in dem nüwen sol eß in die fleischin taflen deß hertzen geschriben werden, wie die verglichung beder Testamenten ußwißt, wie wir durch Paulum 2. Cor. 3., Hieremiam im 31. capitel, im 8. zun Hebreieren, Ezechiels im 36. bericht werdend. So wir nit irrend, alß wir nit meinend und gloubend, wellist die tafflen wider zegrund richten. Es ist uß eignem gůtdunken erwachsen, ein vergeblicher kost, der do zünemmen wurd und gantz abgötist werden und sich in alle welt inpflantzen, wie mit den götzen geschehen ist. Eß machte ouch ein argwon, alß ob je ettwaß usserlichs an der statt der götzen, darab der unglert leren künde, stan und uffgricht werden müste, so allein daß usserlich wort gebrucht soll werden, nach aller gschrift bispil und gebott, wie fürnemlich 1. Cor. xiiij. und Col. 3. unß angetzeigt wird. Semliche erlernung uß dem einigen wort möcht mit der zitt ettwaß hinderstellig werden, und ob eß ie kein schaden bringen wurd, so welte ich ie nüt nüwes erfinden und uffrichten und den hinlessigen falsch schonenden verfürenden glerten nit nachfolgen oder glich sin, uß eignem gůtdunken nit ein einigs stuk erfinden, leren und uffrichten.

Züch mit dem wort und mach ein christenliche gmein mit hilf Christi und siner regel, wie wir sy ingesetzt findend Mathei im xviij. und gebrucht in den epistlen. Leg ernst ann und gmeinß gebett und abbruch nach dem glouben und der liebe one gebott und ungetzwungen, so wirdt Gott dir und dinen schäflinen zů aller luterkeit helfen, wirt daß gsang und taflen fallen. Eß ist wißheit und rates me dann gnůg in der gschrift, wie man all stend, alle menschen leren, regieren, wisen und fromm machen sol. Welcher sich nit besseren, nit glouben wil und dem wort und hendlen Gottes widerstrebt und also verhart, den sol man, nach dem im Christus und sin wort, sin regel geprediget, und er ermanet wirt mit den drien zügen und der gmein, den, sprechend wir uß gotteß wort bericht, sol man nit tötten, sunder ein heiden und zoller achten und sin lassen.

Man soll ouch daß evangelium und sine annemer nit schirmen mit dem schwert oder sy sich selbs, alß wir durch unseren brůder vernommen hand dich also meinen und halten. Rechte gleubige Christen sind schaff mitten under den wölfen, schaff der schlachtung, müssend in angst und nott, trübsal, ferfolgung, liden und sterben getoufft werden, in dem für probiert werden, und daß vatterland der ewigen růw nit mit erwürgung liplicher finden, sunder der geistlichen erlangen. Sy gebruchend ouch weder weltlichs schwert nach krieg, wann by inen ist daß tötten gar abgetan, wol aber wir werend noch deß alten gsatztes, in welchem ouch (so fer wir unß bedenkend) der krieg, nach dem sy daß gelobt land eroberet hattend, nun ein plag gewesen ist. Von dem nit me.

Deß touffs halb gfalt unß din schriben wol, begerend ouch witer bericht werden von dir. Wir werden bericht, daß man on die regel Christi deß bindens und entbindens ouch ein erwachsner nit gtoufft solte werden. Den touff beschribt unß die gschrift, daß er bedütte durch den glouben und daß blůt Christi (dem getoufften daß gmüt enderendem und dem gloubenden vor und nach) die sünd abgewäschen sin; daß er bedütte, daß man abgstorben sie und sölle der sünd und wandlen in nüwe deß läbens und geist, und daß man gwüß selig werd, so man durch den inneren touff den glouben nach der bedütnuß läbe; also daß daß wasser den glouben nit befeste und mere, wie die glerten zů Wittemberg sagend, und wie er ser fast tröste und die letst zůflucht in dem todbett sye. Item daß eß ouch nit selig mache, wie Augustinus, Tertullianus, Theophylactus und Ciprianus zů schmach dem glouben und dem liden Christi an den alten erwachsnen, zů schmach dem liden Christi an den ungetoufften kindlinen, gelert habend. Wir haltend uß nach gemelten gschriften: Gene. 8., Deute. 1. 30. 31. und 1. Cor. 14. Sapientiae 12., item 1. Petri 2., Ro. 1. 2. 7. 10., Mathei 18. 19., Marci 9. 10., Lucae 18. etc.: daß alle kind, die noch nit zů underscheid deß wüssens gůtts und böß kummen sind und von dem baum deß wüssens nach nit geessen habend, daß sy gwüß selig werdind durch daß liden Christi, deß nüwen Adams, welcher inen daß verschimpft läben widergebracht hab, die wil sy allein dem tod und verdamnuß underworfen gsin werind, wo Christus nit gelitten hett, nach nit erwachsen zů dem prästen der zerbrochnen natur, man künne unß denn bewisen, daß Christus nit für die kind gelitten hab. Daß man aber fürwirft, der gloub werd von allen erforderet, so da selig werden söllind, schlüssend wir die kind uß und haltend sy on glouben selig werden und nit glouben uß obgemelten sprüchen, und beschlüssend uß beschribung deß touffs und uß den gschichten (nach welchen kein kind getoufft worden ist) ouch uß den obgmelten sprüchen (so allein von allem handel der kinden luttend und andere alle gschrift die kind nit betrift), daß der kindertouff ein unsinniger, gotzlesteriger grewel sy wider alle gschrift, ouch wider daß bapstumb; wan wir findend, daß fil jar nach der apostlen zitt durch Cipryanum und Augustinum sechßhundert jar lang gloubende und ungloubende mitteinandren getoufft sind worden etc. Die wil du semlichs alß zehen malen baß bekenst und wider den kindertouff dine protestationes heruß gelassen hast, verhoffend wir, du handlist nit wider daß ewig wort, wißheit und gebott Gottes, nach welchen man allein gloubende touffen soll und touffist keine kind. Ob du oder Carolostadius nit gnůgsam wider den kindertouff schriben werdend mit aller zůgehört, wie und warumb man touffen sölle etc., so wirde ich min heil versůchen (Cůnrat Grebel) und daß ich angehebt han follen uß schriben wider alle, so biß har (on dich) von dem touff verfürlich und wüssenlich schribend und die unsinnig gotzlesterig form deß kindertouffs tütscht hand, alß Luter, Löw[4], Osiander und die Straßburger, und ouch etliche noch schantlicher gehandlet hand. Ob eß von Gott nit gewendt wirt, so bin und wird ich mitsampt unß allen der verfolgung gwüsser sin von den glerten etc., dann anderen lütten. Wir bittend dich, wellist allte brüch der endchristy nit bruchen ouch nit nemmen, alß sacrament, meß, zeichen etc., allein an dem wort halten und schalten, wie allen gesanten, und dir und Carolostadio foruß, wol anstat, und ir mer tůnd, weder alle predicanten aller nationen.

Halt unß für dine brüder und verstand dises unser schriben von grosser freuden und hoffnung zů üch durch Gott wegen beschehen, und ermann, tröst und sterke unß, wie du wol kanst. Bitt Gott den Herren für unß, daß er unserem glouben ze hilf kumme, wann wir gern glouben weltind. Und so unß Gott ouch ze betten verlicht, wellend wir ouch für dich und alle bitten, daß wir alle nach unserem brůf und stand wandlind. Daß verlich unß Gott durch Jesum Christum unseren heiland. Amen. Grütz unß alle brüder, die hirten und schäfli, so daß wort deß gloubens und heilß mit begird und hunger annemmend etc.

Noch einß. Wir begerend din widerschriben, und so du etwaß ußgan lassist, unß durch disen botten und ander zůschikist. So du und Carolostadius eineß gemüteß sind, begerend wir ouch bericht werden. Wir hoffends und gloubends. Diser bott, so ouch dem lieben unserem brůder Carolostadio brief gebracht hat von unß, sye dir befolet. Und magst du zů Carolostadio kummen, daß ir unß mitt einandren antwurtind, wurd unß ein hertzliche freud sin. Der bott sol wider zů unß kummen; waß wir imm nit gnůgsam belonet habend, wirt in siner widerfart ersetzt werden.

Got sye mit unß.

Waß wir nit recht verstanden habend, berichte und lere unß. Datum zů Zürich uff den fünften tag herbstmonets im Mvc und xxiiij jar. Cůnrat Grebel, Andereß Kastelberg, Felix Mantz, Hanß Oggenfüß, Bartlime Pur, Heinrich Aberli und andere din brüder, ob Got wil, in Christo, die semlichs zů dir verschriben habend, wünschend dir und unß allen und dinen schäflinen allen, biß uff andere botschaft, daß war wort Gottes, waren glouben, liebe und hoffnung mit allem frid und gnad von gott durch Christum Jesum. Amen.

Dem Luter hab ich C. Grebel in unser aller namen schriben wellen und manen, abtzeston von dem schonen, so er on gschrift brucht und in die welt und ander nach im gepflantzet hand. So hat eß min trübsal und zit nit mögen zůgäben. Ir tůnd eß nach üwer pflicht etc.

Der brief gehört ouch Toman Müntzer zů. Zů Altstetten am Hartz.

Quelle: Quellen zur Geschichte der Täufer in der Schweiz, herausgegeben von Leonard von Muralt und Walter Schmid. Band 1. S. Hirzel Verlag: Zürich, 1952, S. 13-19.


[1] Andreas Karlstadt.

[2] Der Absender kannte also wohl die drei liturgischen Schriften Müntzers.

[3] Diesen Ausdruck übernehmen die Zürcher, wie sie selbst angeben, aus Müntzers Schriften.

[4] Leo Jud.

Hier der Text als pdf.

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