Kennst du mich? Wen kennst du dann?
Weißt du mehr über mich als ich?
Kennst du mich? Wer bin ich dann?
Weißt du mehr über mich als ich?
Augen, die durch die Sonne hindurchblicken,
auf der Suche nach dem Ort, wo ich wohne,
bist du –
ein Bild für jemanden,
der freundlich ist und unermesslich fern,
der nicht steht und nicht fällt und nicht fühlt
wie ich, nicht kalt und hochmütig.
Hier ist der Ort, wo ich wohne:
ein Stuhl auf dem Wasser, ein Fenster,
an dem das aufklarende Wetter
oder die hereinbrechende Dunkelheit vorbeizieht.
Hast du gerufen? Hier bin ich.
Ich möchte ein einziges Wort sagen,
eines Tages, das wahr ist und von mir,
das trägt, wer ich bin, das Bestand hat
und aufrecht steht
wie ein Mensch, der mich anschaut
und sagt:
Ich bin dein reinstes Selbst,
fürchte dich nicht, versteh mich, ich bin.
Bist du der Einzige, vor dessen Augen
meine Nacktheit nicht verborgen ist?
Kannst du es ertragen, wie kein anderer,
dass ich kein Licht gebe, nicht warm bin,
dass ich nicht schön bin, nicht viel,
dass keine Quelle entspringt
in meiner Tiefe,
dass ich nur dieses Gesicht habe,
kein anderes?
Bin ich durch dich, ohne Scham,
gesehen, angenommen,
von niemand Geringerem?
Wäre das nicht viel zu
wahr?
Kennst du mich? Wer bin ich dann?
Weißt du mehr über mich als ich?
Kennst du mich? Wer bin ich dann?
Weißt du mehr über mich als ich?
Quelle: Huub Oosterhuis, Jij die mij ik maakt, 2008.