Martin Luther über die guten Werke und den ausbleibenden Dank (Predigt über Matthäus 6,1–4, 1530): „Wer ein Christ sein will, muss sich also so verhalten, dass er kein gutes Werk tut oder unterlässt um der Leute willen, sondern allein deshalb, weil er in seinem Amt, Stand, mit seinem Geld, Gut oder was er hat, Gott dienen und ihm zu Ehren tun will, was er vermag – auch wenn er damit auf Erden niemals irgendeinen Dank verdient. Denn es ist auch unmöglich, dass einem frommen Menschen auch das geringste Werk, das er hier tut, jemals angemessen belohnt werden könnte – selbst wenn man ihn mit Gold krönen und ihm ein ganzes Königreich geben wollte.“

Über die guten Werke und den ausbleibenden Dank (Predigt über Matthäus 6,1–4, 1530)

Von Martin Luther

Wer ein Christ sein will, muss sich also so verhalten, dass er kein gutes Werk tut oder unterlässt um der Leute willen, sondern allein deshalb, weil er in seinem Amt, Stand, mit seinem Geld, Gut oder was er hat, Gott dienen und ihm zu Ehren tun will, was er vermag – auch wenn er damit auf Erden niemals irgendeinen Dank verdient. Denn es ist auch unmöglich, dass einem frommen Menschen auch das geringste Werk, das er hier tut, jemals angemessen belohnt werden könnte – selbst wenn man ihn mit Gold krönen und ihm ein ganzes Königreich geben wollte.

Darum soll er nicht weiter denken, als dass er davon esse und trinke und keinen Lohn von der Welt erwarte. Denn die Welt ist es nicht wert, ein gutes Werk zu bezahlen oder zu vergelten – ja, nicht einmal, dass sie einen rechten Christen erkennen und ehren sollte. Und selbst wenn sie ihn erkennt, so ist sie doch nicht so gerecht, dass sie ihm danken wollte.

Weil das gute Werk also nicht um der Menschen willen angefangen wird, so soll es auch um der Menschen willen nicht unterlassen werden, sondern es sei Gott anheimgestellt, der es überreich vergelten will – nicht im Verborgenen, sondern öffentlich vor aller Welt und allen Engeln.

Wo nun solches Verständnis und solcher Sinn nicht vorhanden sind, da kann man kein rechtes gutes Werk tun. Man wird ungeduldig, bringt sich selbst in Unfrieden und lässt sich vom schändlichen Undank der Welt überwinden – wodurch das gute Werk verdorben und verloren geht. Da zeigt sich dann, dass man es nicht um Gottes willen, sondern um der Menschen willen getan hat.

Ich selbst hätte, wenn ich das nicht wüsste, der Welt schon längst den Abschied gegeben und sie zum Teufel fahren lassen, ehe sie auch nur ein Wort von mir hätte hören sollen. Aber es gilt nicht der Welt, sondern unserem lieben Vater im Himmel. Ihm zuliebe, zu Lob und zu Ehren wollen wir predigen und Gutes tun – denn die ganze Welt ist ihm doch feind, verachtet und lästert ihn aufs Allerschändlichste und tut ihm, so viel sie kann, zuwider und zu Verdruss. Und wir trösten uns damit, dass er lebt, auch wenn die ganze Welt vergeht. Und weil er es gesagt und verheißen hat, dass er es reichlich belohnen und vergelten will, so wird er uns nicht belügen. Suche es dort – so wirst du es finden, und es wird dir nicht fehlen.

Quelle: Martin Luther, Wochenpredigten über Matthäus 5-7 von 1530 (Druck 1532), WA 32, 412,19–418,8.

Hier der Text als pdf.

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