Brauner DC-Messianismus in Württemberg – Fritz Veigel, Die braune Kirche (1934): „Uns ist Hitler der deutsche Gottesmann, der in unbegreiflich großer Bruder­liebe Gebete lebt und seinen Willen an Gottes wunderbare Allmacht heftete. Wie Luther einer zerfaserten, vielstimmig lärmenden Zeit durch seinen Glauben und seine Tat den großen Akzent, das einheitliche Gesicht gab, so ist Hitler für uns die Norm der Gegenwart und der Garant der Zukunft, und darum nehmen auch alle unsre frommen Erkenntnisse, Pläne und Hoffnungen von diesem Namen ihren Ausgang.“

Die braune Kirche

Von Fritz Veigel (1908-1942)

Fragt man uns aber: Ist Hitler Christ? so sagen wir getrost: Ja! Denn weder macht das Herr-Herr-Sagen den Christen aus, noch haben die Sprecher der christlichen Kirchen außerhalb ihrer berufsmäßigen Predigten eine frömmere Sprache geführt als er. Aber überdies ist es ein Unfug, so zu fragen. Hat man uns nicht lang genug mit solchen Spielereien oder Frömmeleien geplagt wie: ist Goethe ein Christ, ist Kaiser Wilhelm ein Christ? Wenn schon so gefragt sein muß, war denn dann Christus ein Christ? Wir sind nicht a) Menschen, b) Christen, und nicht das Christsein macht uns gerecht, sondern wie wir Mensch sind, wird gemessen — wenn überhaupt nach menschlichen Begriffen gemessen wird. Wahrhaftig, Christus kam nicht als eine fremde Zutat zur Welt, sondern ‚er kam in sein Eigentum‘, und seine Herrschaft und Herrlichkeit macht nicht an den Kirchengrenzen halt!

Uns ist Hitler der deutsche Gottesmann, der in unbegreiflich großer Bruder­liebe Gebete lebt und seinen Willen an Gottes wunderbare Allmacht heftete. Wie Luther einst in seiner Brust die Kämpfe und Siege einer ganzen Zeit aus­focht, so ist uns Hitler der Aufgang eines neuen Jahrtausends — der deutschen Geschichte und der Kirchengeschichte. Wie Luther einer zerfaserten, vielstim­mig lärmenden Zeit durch seinen Glauben und seine Tat den großen Akzent, das einheitliche Gesicht gab, so ist Hitler für uns die Norm der Gegenwart und der Garant der Zukunft, und darum nehmen auch alle unsre frommen Erkenntnisse, Pläne und Hoffnungen von diesem Namen ihren Ausgang.

Luther hat den Sprung gewagt heraus aus der tiefsten, betontesten Frömmigkeit seiner Zeit, ist aus dem Kloster gläubig in die Welt hinausgegangen, weil er Gott nicht mehr mit seiner eitlen und eigenmächtigen Frömmigkeit die Ohren volllärmen wollte, — und hat geglaubt.

Hitler hat in der nacktesten Wirklichkeit und Weltlichkeit der Welt ausgehalten, obwohl und weil sie ganz von Gott verlassen schien, und hat nicht leiden wollen, daß der göttliche Segen diese Welt verlasse, — und hat geglaubt.

Und beidesmal hat mit ihrer Tat der Glaube eines neuen Jahrhunderts begonnen. Und beidesmal sind dadurch wie mit einem Schlag Heere von bösen Geistern weggefegt worden. Mammonismus, Pazifismus, Materialismus — das Sinai die Götzen der jüngsten Vergangenheit. Vor dem neuen Glauben werden sie zu kleinen Erbärmlichkeiten.

Fritz Veigel, geboren am 4. Mai 1908 in Heilbronn, legte im Frühjahr 1931 in Tübingen die erste theologische Dienstprüfung ab. Als Stadtvikar in Blaubeuren engagierte er sich für die Deutsche Christen auch mit Propagandaschriften. 1935 wechselte Veigel nach Thüringen. Eine Rückkehr in den württembergischer Pfarrerdienst wurde ihm aufgrund seiner Glaubens­überzeugungen verweigert. Er starb als Soldat am 7. März 1942 an der Ostfront.

Quelle: Fritz Veigel, Die Braune Kirche, Stuttgart-Berlin: W. Kohlhammer, o.J. (1934).

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