Hans Joachim Iwand, Gedanken zum Ostersonntag: „Solan­ge wir noch dieser Botschaft standzuhalten gedenken, wird sie uns nicht treffen. Sie kommt, wo sie kommt, nur zu den Demütigen, den zu Boden Geworfenen, sie kommt wie ein Licht von oben in die tiefste Nacht … Wer an den Rand aller Dinge tritt, an den Rand seiner eigenen Ver­nünftigkeit, seines sich irgendwie Behaupten-Wollens, al­lein der wird sie hören, wie die Frauen sie hörten.“

Gedanken zum Ostersonntag

Von Hans Joachim Iwand

Die Frauen fanden aber den Stein weggewälzt von dem Grab und gingen hinein und fanden den Leib des Herrn Jesus nicht. Und als sie darüber bekümmert waren, siehe, da traten zu ihnen zwei Männer mit glänzenden Kleidern. Sie aber erschraken und neigten ihr Angesicht zur Erde. Lukas 24,2-5

Wie ein großes Rätsel schaut sie diese Leere des Grabes an … Als ob sie ins Nichts hinein schauten, ins absolute Dunkel, bis plötzlich, wie ein Blitz von oben, die Wahrheit sie umleuchtet, bezeugt von »zweier Zeugen Mund«. Sie fallen nieder vor der Übermacht dieses Glanzes, es ist, als ob sie genau an der Stelle stünden, wo Gottes Welt und un­sere Welt zusammenstoßen. Sie bergen ihr Gesicht am Bo­den, wie Menschen, die Staub und Asche sind. Sie sind nichts als Hörende.

Vielleicht sollten wir das von ihnen lernen. Denn solan­ge wir noch dieser Botschaft standzuhalten gedenken, wird sie uns nicht treffen. Sie kommt, wo sie kommt, nur zu den Demütigen, den zu Boden Geworfenen, sie kommt wie ein Licht von oben in die tiefste Nacht … Wer an den Rand aller Dinge tritt, an den Rand seiner eigenen Ver­nünftigkeit, seines sich irgendwie Behaupten-Wollens, al­lein der wird sie hören, wie die Frauen sie hörten.

Quelle: Christa Charlotte Lauther (Hrsg.), Morgenröte der Verheißung. Texte zum Kirchenjahr von Hans Joachim Iwand, Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag, 1990, S. 56.

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