Hans Joachim Iwand, Gedanken zu Gründonnerstag: „Hoffentlich hören wir aus diesem desiderio desideravi unser ganzes Heil, unseren ganzen Trost. Hoffentlich hören wir etwas von dem heraus, was die herausgehört haben, die in Gefängnissen, vor dem Tod in der Schlacht, in der großen Einsamkeit der Verfemten und Verfolgten hier Entscheidendes vernommen und geschmeckt haben!“

Gedanken zu Gründonnerstag

Von Hans Joachim Iwand

Und als die Stunde kam, setzte er sich nieder und die Apostel mit ihm. Und er sprach zu ihnen: Mich hat herzlich verlangt, dies Passalamm mit euch zu essen, ehe ich leide. Lukas 22,14.15

Desiderio desideravi [herzlich hat mich verlangt] – das ist das Ziel des ganzen Laufes, darum ist es dem Herrn in seinem ganzen Leben, in seinem Ringen und Mühen um seine Jünger gegangen, daß diese Stunde käme. Und so wie sie damals hören auch wir sein Wort, gegenwärtig, in dem vobiscum [mit euch] die communio [Gemeinschaft] bezeugend und setzend, die sein Leiden zwischen ihm und uns, zwischen uns untereinander bewirkt, diese einzigartige Gemeinschaft, die nur im Christus praesens [im gegenwärtigen Christus] ihren Schlüssel hat. Die Vollkommenheit der Liebe, wie es bei Johannes heißt, ist erreicht, die Erfüllung; es liegt ein triumphaler Ton in dem durch das Leiden bereits gezeichneten Wort des Herrn. Der Bund wird geschlossen, den die Hölle nicht zerbrechen wird, der Punkt ist gewonnen, den die Wasser der großen Flut nicht erreichen werden. Im Leiden des Herrn sind die Seinen geborgen und errettet …

Hoffentlich hören wir aus diesem desiderio desideravi unser ganzes Heil, unseren ganzen Trost, hoffentlich hören wir hier das heraus, was einen Menschen auf Erden, in Sünde und Schuld, das ganze große Erbarmen Gottes fassen und dessen froh werden läßt. Hoffentlich hören wir etwas von dem heraus, was die herausgehört haben, die in Gefängnissen, vor dem Tod in der Schlacht, in der großen Einsamkeit der Verfemten und Verfolgten hier Entscheidendes vernommen und geschmeckt haben! Eben diese Liebe Gottes, die mit uns einen Bund schließt, besiegelt durch den Tod, der uns gewiß macht, daß Gott uns zur Seite steht, untrennbar, in einer communio, die weder Tod noch Leben, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges zerbrechen können.

Quelle: Christa Charlotte Lauther (Hrsg.), Morgenröte der Verheißung. Texte zum Kirchenjahr von Hans Joachim Iwand, Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag, 1990, S. 53.

Hier der Text als pdf.

Hinterlasse einen Kommentar