Jakob Fussenegger, Mohren-Taufe / Das ist: Christliche Taufe-Predigt. Bei der Taufe eines bekehrten Mohren / welcher vom Herrn Joß Kramer aus dem Königreich Guinea in Afrika / in die Stadt Lindau im Heiligen Römischen Reich am Bodensee gebracht wurde / und dort in der Pfarrkirche St. Stephan / am Abend des Pfingstfestes 1657 getauft wurde: „Wie Johannes der Täufer und die heiligen Apostel immer wieder den Hörern vorangingen und anschließend taufen ließen, so wird auch jetzt in besonderer Weise und durch die besondere Vorsehung Gottes (der da will, dass allen Menschen geholfen werde und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen sollen) ein Knabe, genannt Real, von heidnischen Eltern, geboren und im Heidentum aufgezogen, aus dem Königreich Guinea in Afrika zu uns gebracht. Nachdem er hier in der christlichen Religion ausreichend unterrichtet wurde und selbst den Wunsch äußerte, getauft zu werden, um durch die heilige Taufe in den Gnadenbund Gottes aufgenommen zu werden und in die Gemeinschaft der christlichen Kirche einzutreten, wird diesem christlichen Wunsch nun entsprochen. Dieser arme Heide, der wie wir in Sünde empfangen und im Heidentum aufgewachsen ist, würde ohne das Eingreifen des eingeborenen Sohnes Gottes, Jesus Christus, in Ewigkeit verdammt und verloren sein. Doch durch Christus, der ihn aus der Dunkelheit des Heidentums herausführt, wird er nun getauft.“

„MohrenTaufe / Das ist: Christliche Taufe-Predigt / Aus der ordentlichen und gewöhnlichen Fest-Epistel / des Heiligen Pfingsttags, Akt 2, 1–13. Bei der Taufe eines bekehrten Mohren / welcher vom Herrn Joß Kramer aus dem Königreich Guinea in Afrika / in die Stadt Lindau im Heiligen Römischen Reich am Bodensee gebracht wurde / und dort in der Pfarrkirche St. Stephan / am Abend des Pfingstfestes getauft wurde. Mit beigefügtem Bericht / wie der Taufakt vollzogen wurde. Gehalten am 17. Mai des Jahres 1657 / in einer sehr zahlreichen Versammlung / und auf Wunsch in Druck gegeben durch M. Jacobus Fussenegger / evangelischen Prediger dort. Nürnberg / Bei Wolfgang Endtern, dem älteren Buchhändler. Im Jahr Christi 1658.

An den edlen, tapferen und ehrenwerten Herrn Joß Kramer
Mein besonders wohlwollender, hochgeehrter Herr und geschätzter Freund.
Gottes Gnade, Gesundheit und alles erdenklich Gute wünsche ich Ihnen.

Es ist aus der Heiligen Schrift bekannt, dass der mächtige König Salomo den größten Teil seines Reichtums aus dem Goldland Ophir bezogen hat. In der Bibel (1. Könige 9,27–28 und 2. Chronik 8,18) wird berichtet, dass er Schiffe hatte, die gemeinsam mit denen des Königs Hiram nach Ophir segelten und von dort alle drei Jahre Gold, Silber, Edelsteine, Sandelholz, Elfenbein sowie Affen und Pfauen nach Israel brachten.

Bis heute ist es unter Gelehrten umstritten, wo dieses Goldland Ophir tatsächlich lag. Manche vermuten, dass es sich um das berühmte Spanien handelt, da dort große Mengen wertvollen Goldes gefunden wurden. Andere glauben, es liege in Afrika, in der Gegend von Sofala im heutigen Mosambik, da es Berichte gibt, dass von dort Gold nach Israel gelangte. Eine dritte Gruppe hält Indien für das wahre Ophir, da es dem Heiligen Land am nächsten liegt und für seinen Reichtum an Schätzen bekannt ist.

Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass Spanien Ophir war, denn sonst müsste jeder Ort mit viel Gold als Ophir gelten. Auch Afrika erscheint zweifelhaft, da dort kein Silber oder Pfauen vorkommen, die jedoch ausdrücklich in der Bibel erwähnt werden. Vielmehr deutet alles darauf hin, dass Ophir in Indien lag.

Mose berichtet in Genesis 10, dass Ophir ein Nachkomme Noahs war, und viele glauben, dass das Land, in dem er lebte, nach ihm benannt wurde. Zudem beschreibt der jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus, dass Salomos Schiffe nach Indien fuhren, um dort Gold zu holen. Auch Kirchenlehrer Hieronymus und andere Gelehrte stimmen dieser Auffassung zu.

Aus diesen Gründen halte ich dafür, dass das biblische Ophir im heutigen Indien lag, von wo aus Salomo seinen immensen Reichtum bezog.

Da in Ostindien alle Waren, die Salomos Schiffe einst herbrachten, in großer Menge zu finden sind – denn, wie es in den historischen Berichten heißt, ist dieses Land in Reichtum und Fruchtbarkeit allen anderen Ländern der Welt überlegen – gibt es dort auch eine große Menge an kostbarem Gold. Daher wurde Indien von den Heiden als das „Goldland“ bezeichnet. Ebenso gibt es dort einen Überfluss an Silber, Edelsteinen, Elefanten, Affen, Pfauen und wertvollem Holz, das bei uns zu den edelsten und besten Dingen verarbeitet wird, genauso wie es zu Salomos Zeiten geschah.

Wenn man den Aussagen der dortigen Einwohner Glauben schenken kann, so mangelt es uns an nichts. Denn die Inder, die in diesem Königreich leben, behaupten, sie hätten von ihren Vorfahren gehört, dass sie von den Juden abstammen, die einst von Salomo in jene Gegend gesandt wurden, um Gold aus Ophir zu holen. Demnach muss dieses Ophir, in das Salomo seine Schiffe entsandte, in Ostindien liegen, vielleicht dort, wo sich heute die goldreichen Inseln und Länder befinden. Es wäre auch naheliegender, dass seine Schiffe in jene Gewässer fuhren, da die Seeroute sicherer war und sie fast immer in Sichtweite von Land oder Inseln reisen konnten – denn das ostindische Meer ist voller Inseln, von denen einige über tausend an der Zahl sind.

Wenn wir nun, hochgeschätzter Herr Kaufmann, die alte Suche nach Ophir beiseitelassen und stattdessen ein „deutsches“ Goldland näher betrachten, dorthin, wo heute die Deutschen mit ihren Schiffen fahren und ihre Goldschätze nach Deutschland bringen, dann finden wir kaum einen besseren und näheren Ort als die Goldküste, wohin mein ehrenwerter Herr im Jahr 1652 reiste und bis 1658 verweilte. Denn was für ein überaus reiches Goldland, mit Elefanten, Affen, Pfauen, Papageien, Meeresschildkröten, Palmwein, Baumwolle, Pfeffer und vielen anderen wertvollen Waren es ist, das wissen die Württemberger und Augsburger Kaufleute ebenso gut wie die Spanier, Portugiesen und Holländer, die am häufigsten dorthin reisen. Mein geschätzter Herr hat es mit eigenen Augen gesehen, und daher kennt er dieses „deutsche Ophir“ besser, als ich es aus Büchern und Berichten beschreiben könnte.

Es ist höchst ehrenhaft, dass mein geschätzter Herr eine so weite und gefährliche Reise unternahm, die sich kaum einer von Hunderten oder gar Tausenden zutraut. Und noch ehrenhafter ist es, dass er nicht nur dem Beispiel von Salomos Schiffen folgte und Gold nach Hause brachte, sondern sich weiser verhielt als jene, die in fremde Länder reisen und neben Gold auch Affen und Pfauen mitbringen – wobei ich unter „Affen“ abenteuerliche Sitten, Gebärden und fremde Kleidung verstehe, in denen oft nur das alte Laster verborgen ist, das vorher schon vorhanden war. Und „Pfauen“ stehen für einen hochmütigen Sinn, der weder Gott, noch der ehrenwerten Welt, noch einem selbst nützt.

Mein Herr aber hat – entgegen dem alten Sprichwort „Aus Afrika kommt stets etwas Neues“ – nichts Unnützes mitgebracht, sondern vielmehr eine Tat vollbracht, die weitaus lobenswerter ist: Nachdem ihn der gütige Gott sicher an das Goldland brachte und ihm Glück, Segen sowie eine ehrenvolle Stellung verlieh, erhielt er sich während der ganzen Zeit gesund und lebendig. Im Gegensatz dazu verloren vierzig seiner Reisegefährten ihr Leben. Doch er tat eine gute Tat, indem er vier arme Seelen aus dem Heidentum befreite, sie in die Christenheit brachte und sie Christus als ein Dankopfer darbrachte. Dies ist weitaus besser, als Affen und Pfauen zu sammeln.

Um Gott auch in seiner Heimat Lindau ein Opfer darzubringen, führte er einen dieser vier Männer dorthin und beauftragte mich, ihn im christlichen Glauben zu unterweisen. Nachdem dieser Mensch von einer ehrwürdigen Prüfungskommission als würdig befunden wurde, ließ mein Herr ihn am Pfingstfest taufen.

Da meine Predigt an jenem Tag stattfand, nahm ich mir vor, sie auf dieses Ereignis auszurichten, um den Neubekehrten in seinem Glauben zu stärken. Nun hat mich mein geschätzter Herr bei seiner jüngsten Abreise nach Holland gebeten, diese Predigt drucken zu lassen. Dieser Bitte komme ich hiermit nach und widme die Schrift Eurer edlen Person – als Erinnerung an unsere alte Freundschaft, die wir im Jahr 1608 in Augsburg pflegten, wo mein geschätzter Herr eifrig als Zuhörer des göttlichen Wortes anwesend war, und als Zeichen meiner Dankbarkeit für die mir erwiesene Wohltat.

Möge Gott Euch weiterhin in Leib und Seele erhalten, Euch stets wohl ergehen lassen und Euch glücklich wieder hierher zurückbringen. Und möge er Euch für das Meer, das Ihr überquert habt, mit dem Schiff Salomos vergelten, das Nahrung von fern brachte. Amen.

Gegeben in Lindau am Bodensee, im Monat November des Jahres Christi.

Euer ehrerbietiger Diener,
Jacob Fussenegger, evangelischer Prediger daselbst.

Taufpredigt

Der ordentliche und gewohnheitsmäßige Heilige Pfingsttag
(Apostelgeschichte 2)

„Und als der Tag der Pfingsten erfüllt war…“

Einleitung

Geliebte und auserwählte Freunde in Christus Jesus, unserem Herrn!

Der wunderwirkende und grundgütige Gott hat das erste Pfingstfest des Neuen Testaments durch fünf bemerkenswerte Ereignisse besonders herrlich und berühmt gemacht.

  1. Die Ausgießung des Heiligen Geistes:
    Als Christus in den Himmel auffuhr, versprach er seinen Jüngern die Kraft und die Gabe des Heiligen Geistes mit den Worten:
    „Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden – nicht lange nach diesen Tagen.“
    Diese Verheißung erfüllte sich am Pfingsttag, als der Heilige Geist in sichtbarer Gestalt feuriger Zungen über die Jünger ausgegossen wurde.
  2. Die Gabe der Sprachen:
    Kaum war der Heilige Geist ausgegossen, da begannen die Apostel, in fremden Sprachen zu sprechen, die sie vorher nicht kannten. Sie priesen darin die großen Taten Gottes. Dieses Wunder war so außergewöhnlich, dass alle, die es hörten, erstaunt und verwundert waren. Die Heilige Schrift berichtet, dass die Jünger an diesem Tag in siebzehn verschiedenen Sprachen redeten, sodass jeder sie in seiner eigenen Muttersprache verstehen konnte.
  3. Die erste Pfingstpredigt des Apostels Petrus:
    Vor einer großen Menschenmenge von etwa 3.000 Zuhörern hielt Petrus eine eindrückliche Predigt. Er verteidigte das Wunder der Ausgießung des Heiligen Geistes gegen Spötter, erklärte die Prophezeiung Joels über den Geist Gottes, der über alles Fleisch ausgegossen wird, und bekannte mutig Christus als den Gekreuzigten und Auferstandenen. Schließlich rief er seine Zuhörer zur Buße und Taufe auf.
  4. Die Bekehrung von 3.000 Menschen:
    Die Predigt traf die Zuhörer mitten ins Herz, sodass sie fragten: „Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun?“ Petrus antwortete ihnen: „Tut Buße und lasst euch taufen!“ Daraufhin bekehrten sich 3.000 Menschen, die vom Judentum oder Heidentum zum Christentum übertraten. Dies war ein gewaltiges Werk des Heiligen Geistes, über das sich alle Engel im Himmel freuten.
  5. Die große Taufe der Bekehrten:
    Noch am selben Pfingsttag ließen sich diese Menschen mit Wasser und dem Heiligen Geist taufen. Das war eine einzigartige Taufhandlung, wie sie in dieser Form nicht wiederholt wurde. Zwar haben die Apostel viele Heiden und ganze Hausgemeinschaften getauft, doch niemals an einem einzigen Tag und in so großer Zahl. Daher darf man diesen Pfingsttag wohl mit Recht einen „Tauftag“ oder ein „Tauffest“ nennen.

Gott hat also durch diese fünf außergewöhnlichen Ereignisse das erste Pfingstfest des Neuen Testaments zu einem herrlichen und denkwürdigen Tag gemacht.

Pfingsten in unserer Zeit

Wenn wir nun den heutigen Pfingsttag betrachten, müssen wir bekennen, dass Gott ihn ebenfalls in seiner Art mit großen Pfingstwundern geschmückt hat.

  1. Die unsichtbare Ausgießung des Heiligen Geistes:
    Zwar können wir diese nicht mehr mit eigenen Augen sehen, wie es damals geschah, doch Gott lässt sie uns durch sein Wort verkünden, damit wir sie mit den Ohren hören und im Herzen aufnehmen. Wo immer sein Wort verkündet, die Taufe vollzogen oder das Gebet gesprochen wird, da gibt Gott seinen Heiligen Geist.
  2. Die Predigt am Pfingsttag:
    Auch heute gibt Gott seinen Dienern das Wort, damit sie es predigen. Schon die fünfte Predigt wird heute in unserem Kreis gehalten. Wenn auch nicht ein Apostel Petrus vor uns steht, so ist es doch derselbe Geist, der damals durch ihn sprach, denn es gibt nur einen Geist, der alles in allen wirkt.

Eine besondere Pfingstfeier durch die Taufe eines bekehrten Heiden

Nicht nur hat der wunderwirkende Gott unser Pfingstfest durch eine neue, fremde Sprache und eine außergewöhnliche Bekehrung verherrlicht, sondern auch durch die Taufe eines ungläubigen Heiden. Durch eine christliche Person aus diesem Ort wurde ein ungläubiger, barbarischer Knabe aus dem berühmten Königreich Guinea (Westafrika) zu uns nach Lindau gebracht.

  1. Die Herkunft des Knaben:
    • Herr Joß Kramer aus Lindau reiste im Jahr 1651 von Holland nach Afrika.
    • Der Knabe ist 14 Jahre alt und wurde von den Holländern „König“ genannt, da sein Vater als König galt.
    • Die Bewohner des Königreichs Luine in Guinea nennen sich selbst nicht „Mohren“, sondern „Luiner“, nach dem Fluss Luine, der ihr Land durchfließt. Doch aufgrund ihrer dunklen Hautfarbe werden sie als Mohren bezeichnet, weshalb auch dieser Knabe eine „Mohrentaufe“ empfangen soll.
  2. Sein früherer Glaube:
    • Der Junge wurde in einem heidnischen Glauben erzogen und war durch heidnische Künste geblendet.
    • Er kannte weder den wahren dreieinigen Gott noch Jesus Christus, den Heiland der Welt.
    • Stattdessen fürchtete er den Teufel und glaubte, dass dieser ihm Gnade, Ruhe und Sicherheit geben könne.
    • Die Luiner beten einen Götzen namens „Keetto“ an, der in der Gestalt eines schwarzen Hundes oder eines kleinen schwarzen Mannes erscheint – in Wirklichkeit aber der Teufel selbst ist.
  3. Seine Bekehrung und Taufe:
    • Durch Gottes Gnade und die Erleuchtung des Heiligen Geistes hat sich der Junge nun vom Dunkel zum Licht, vom Unglauben zum Glauben und vom Heidentum zum Christentum bekehrt.
    • Nach der Predigt wird er seinen Glauben öffentlich bezeugen und mit seiner eigenen Stimme Christus und das christliche Bekenntnis aussprechen.
    • Dann wird er gemäß der Einsetzung Christi getauft werden.

Gebet für den Täufling:
Möge Christus Jesus, der unser heutiges Pfingstfest durch dieses besondere Wunder verherrlicht hat, auch seinen Heiligen Geist über diesen Knaben ausgießen. So wie einst die ersten Christen den Geist empfingen, möge auch ihm ein neues Herz und ein neuer Geist gegeben werden. Möge er nach der Taufe als wahrer Christ wachsen, den Glauben stärken und in seinem Leben stets Gott loben und ehren.

Lobgesang und Segensbitte:
Heiliger Geist, süßer Trost, hilf ihm standhaft und mutig zu bleiben,
damit er in deinem Dienst treu bleibt und nicht von Anfechtungen abgehalten wird.
Herr, stärke ihn mit deiner Kraft,
damit er in festem Glauben bis zum Lebensende dir folgt.

Zum Abschluss dieses festlichen Tages wollen wir die Pfingstgeschichte betrachten und daraus für uns lernen, was uns zur Taufe dienen kann. Lasst uns gemeinsam Christus Jesus darum bitten.

Amen.

Erklärung des Textes

Der Abschnitt, den wir gelesen haben, ist ein Teil der Ereignisse, die sich am Heiligen Pfingsttag zugetragen haben. Er beschreibt insbesondere die Ausgießung des Heiligen Geistes und die darauffolgenden Geschehnisse. Da wir diese Geschichte bereits mehrfach besprochen und erklärt haben, wollen wir sie diesmal nur zusammenfassend betrachten und uns dann der Lehre zur Taufe zuwenden.

1. Zeit der Ausgießung des Heiligen Geistes

Der Evangelist, der die Pfingstgeschichte beschreibt, berichtet über den Zeitpunkt, den Ort, die beteiligten Personen und die Art und Weise, wie der Heilige Geist ausgegossen wurde.

Die Zeit der Ausgießung war der Pfingsttag, also der fünfzigste Tag nach Ostern. Das Wort „Pfingsten“ stammt aus dem Griechischen „Pentēkostē“ und bedeutet „der Fünfzigste“. Dieser Tag war eines der drei großen Feste, die Gott dem Volk Israel geboten hatte, um an die Übergabe der Zehn Gebote auf dem Berg Sinai zu erinnern. Deshalb versammelte sich zu Pfingsten eine große Menge aus vielen Ländern in Jerusalem – einige, um im Tempel zu beten oder Opfer darzubringen, andere, um Handel zu treiben.

Gott hat bewusst diesen Tag für die Ausgießung des Heiligen Geistes gewählt, damit die vielen anwesenden Menschen Zeugen dieses Wunders wurden. So konnten die großen Taten Gottes in vielen Sprachen verkündet und in die ganze Welt getragen werden.

2. Ort der Ausgießung des Heiligen Geistes

Die Ausgießung geschah in Jerusalem, genau dort, wo Christus seinen Jüngern aufgetragen hatte, auf die Verheißung des Vaters zu warten. Doch sie fand nicht im Tempel oder im Palast eines Hohepriesters statt, sondern in einem Haus, vermutlich einem Obergemach oder Saal, in dem die Jünger gemeinsam im Gebet verweilten. Es könnte das Haus des Evangelisten Johannes oder das Gasthaus sein, in dem sie das Passahmahl gefeiert hatten – doch das bleibt ungewiss.

3. Personen, die den Heiligen Geist empfingen

Der Heilige Geist wurde vor allem auf die zwölf Apostel ausgegossen, denn ihnen galt die Verheißung Christi. Doch es waren auch viele andere Jünger anwesend, darunter Frauen – unter ihnen Maria, die Mutter Jesu – sowie seine Brüder. Einige Theologen meinen, dass auch die 500 Brüder, von denen im 1. Korintherbrief (15,6) die Rede ist, dabei gewesen sein könnten. Falls dem so war, wäre es eine sehr große Gruppe gewesen, die den Heiligen Geist empfing.

4. Wie die Ausgießung des Heiligen Geistes geschah

Die Jünger saßen still und einmütig beieinander, wie sie es nach der Himmelfahrt Christi gewohnt waren. Sie beteten, als plötzlich ein starker Wind vom Himmel herabfuhr – laut brausend und tosend.

Dieser Wind war ein echtes, hörbares Naturphänomen, aber gleichzeitig ein Zeichen für die Ankunft des Heiligen Geistes. Der Wind kam unerwartet und mit großer Kraft – ein Zeichen, dass der Heilige Geist nun vom Himmel herabkam, so wie Christus es verheißen hatte. Die Jünger hatten sicherlich auf eine Erfüllung der Verheißung gewartet, aber sie hätten eher Engel oder eine andere Form göttlicher Hilfe erwartet – doch stattdessen kam dieser mächtige Wind.

Wichtig ist, dass dieser Wind nicht einfach ein gewöhnlicher Sturm war, der durch die Luft oder aus der Erde kam, sondern er kam direkt vom Himmel. Denn der Heilige Geist ist Gott selbst, der im Himmel wohnt und nun mit himmlischen Gaben zu den Menschen kam.

Dieser Wind erfüllte das gesamte Haus, in dem die Jünger saßen – aber nicht die ganze Stadt. Hätte der Wind ganz Jerusalem betroffen, hätte man denken können, es sei nur ein gewöhnlicher Sturm. Doch da nur das Haus betroffen war, in dem sich die Jünger aufhielten, war es eindeutig ein göttliches Zeichen.

5. Das Feuer des Heiligen Geistes

Nachdem der brausende Wind verklungen war, erschien der Heilige Geist in sichtbarer Form – jedoch nicht in seinem göttlichen Wesen, denn Gott selbst bleibt unsichtbar. Vielmehr zeigte er sich in der Gestalt von Feuerzungen, die sich auf jeden der Anwesenden niederließen. Diese feurigen Zungen waren ein Zeichen der göttlichen Inspiration und Kraft.

Über die feurigen Zungen am Pfingsttag

Ob die Jünger an Pfingsten tatsächlich feurige, gespaltene Zungen in ihrem Mund hatten oder ob lediglich Flammen in Form von Zungen über ihren Köpfen schwebten – wie es in Darstellungen der Pfingstgeschichte oft zu sehen ist – darauf wollen wir uns hier nicht allzu sehr konzentrieren. Beides könnte geschehen sein. Denn die Jünger wurden in außergewöhnlichem Maß mit dem Heiligen Geist getauft, ja geradezu übergossen und vollständig in ihn eingetaucht.

Daher ist es möglich, dass sowohl ihre Zungen im Mund ein feuriges Aussehen annahmen als auch über ihren Köpfen Flammen erschienen. Ein Kirchenlehrer aus der frühen Kirche verglich diese feurigen Zungen mit einer schönen Krone, die Gott den Aposteln aufgesetzt hatte – gleichsam als eine Pfingstkrone und ein Ehrenzeichen. So wie man in der frühen Kirche frisch Getaufte in weiße Gewänder kleidete, so wurden auch die Jünger Christi, als sie mit dem Heiligen Geist getauft wurden, mit einer „feurigen Krone und Zunge“ geschmückt.

Dieses Feuer war jedoch kein gewöhnliches, natürliches Feuer, sondern das „Pfingstfeuer“ – das Feuer des Heiligen Geistes, in dem er sichtbar erschien. Gott benutzt äußere Zeichen, um sich uns Menschen zu offenbaren, weil wir in unserer Schwachheit auf solche Zeichen angewiesen sind. Der Heilige Geist wählte das Feuer als sein Offenbarungszeichen, so wie er bei der Taufe Christi in Gestalt einer Taube erschien. Allerdings war es kein Feuer wie in der Geschichte des Mose mit dem brennenden Dornbusch oder wie die Feuersäule, die das Volk Israel durch die Wüste führte. Auch war es kein rauchendes Feuer, wie es am Berg Sinai erschien.

Vielmehr hatte dieses Feuer die Form von gespaltenen Zungen – das bedeutet: Die Flammen waren klein, geformt wie eine menschliche Zunge, aber nicht in einem Stück, sondern gespalten und flammend. In dieser Gestalt setzte sich der Heilige Geist auf jeden der Jünger und schwebte über ihnen – ähnlich wie er bei der Taufe Jesu in Gestalt einer Taube über ihm erschien.

Diese feurigen Zungen bedeuteten nichts anderes, als dass der Heilige Geist mit seinen wunderbaren, außergewöhnlichen Gaben in den Jüngern Wohnung genommen hatte. Er stattete sie nicht nur mit geistlichen Gaben aus, sondern auch mit Wundergaben in höchstem Maße – so hoch, wie ein sterblicher Mensch sie nur empfangen konnte.

Die Auswirkungen der Ausgießung des Heiligen Geistes

Die erste Folge für die Jünger war, dass sie alle mit dem Heiligen Geist erfüllt wurden. Der Geist blieb nicht nur äußerlich über ihnen schweben, sondern drang in ihr Herz ein und erfüllte sie mit allen geistlichen Gaben. Besonders wichtig waren dabei außergewöhnliche, übernatürliche Gaben wie:

  • Erkenntnis der göttlichen Geheimnisse,
  • die Fähigkeit, in verschiedenen Sprachen zu sprechen,
  • Weisheit im Reden und Predigen,
  • die Gabe der Geisterunterscheidung,
  • die Kraft, Wunder und Zeichen zu wirken,
  • ein starker, heldenhafter Glaube,
  • Mut und Unerschrockenheit im Angesicht von Gefahren und Verfolgung.

Zwar hatten die Jünger einige dieser Gaben bereits vor Pfingsten, doch nicht in dieser vollkommenen Fülle. An Pfingsten empfingen sie sie in ihrer höchsten Form.

Neben diesen besonderen Gaben besaßen die Jünger bereits die grundlegenden Gaben des Heiligen Geistes wie Glaube, Liebe, Hoffnung und Vertrauen auf Gott. Diese hatten sie bereits bei ihrer Taufe empfangen – so wie jeder Mensch, der getauft wird, den Heiligen Geist und seine geistlichen Gaben erhält. Denn während der Priester mit Wasser tauft, tauft Christus zugleich mit dem Heiligen Geist, wie es Johannes der Täufer verkündete: „Ich taufe euch mit Wasser, aber der, der nach mir kommt, wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.“

Nach der Erfüllung mit dem Heiligen Geist wurden die Jünger mit einer besonderen Gabe ausgestattet: Sie konnten alle Sprachen der Welt sprechen. Es gab keine Sprache unter dem Himmel, die sie nicht verstehen und sprechen konnten. Sie konnten sich mit Griechen auf Griechisch unterhalten, mit Römern auf Latein, mit Deutschen auf Deutsch, mit Chaldäern auf Chaldäisch, mit Persern auf Persisch, mit Arabern auf Arabisch und so weiter.

Dies bewiesen sie sogleich in der Praxis. Unter der großen Menge, die sich wegen des Wunders versammelt hatte, waren Menschen aus vielen verschiedenen Nationen, darunter Parther, Meder, Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa, Kappadokien, Pontus, Asien, Phrygien, Pamphylien, Ägypten und viele andere. Zu all diesen sprachen die Jünger in der jeweiligen Muttersprache der Zuhörer – eine direkte Bestätigung für die außergewöhnliche Gabe, die sie vom Heiligen Geist empfangen hatten.

Es ist jedoch alles wahrhaftig geschehen, und in der Tat war es so, nicht wie manche behaupten und sich einreden, als hätten die Apostel nur ihre Muttersprache, das Galiläische, gesprochen, und die Fremden hätten es einfach verstanden, als ob sie ihre eigene Sprache hörten. Der Text sagt jedoch ausdrücklich, dass sie begannen, in anderen Sprachen zu predigen, nicht nur in ihrem galiläischen Dialekt. Die Zuhörer hörten also nicht nur ihre eigene Sprache, sondern die Apostel sprachen tatsächlich und in der Tat in anderen Sprachen als zuvor. Das Wunder bestand darin, dass die Apostel in verschiedenen Sprachen redeten, nicht dass die Zuhörer plötzlich in ihrer eigenen Sprache hörten, denn dann hätte der Heilige Geist ein größeres Wunder unter den Zuhörern bewirken müssen als unter den Jüngern, auf die er ausgegossen wurde.

Das Werk und die Ausgießung des Heiligen Geistes haben das bestätigt, denn die Apostel, die die verschiedenen Sprachen der Völker verstanden, die sie in ihrem apostolischen Amt erreichen sollten, redeten sogleich in den Sprachen dieser Völker. So redeten sie mit den Leuten in Indien auf Indisch, mit denen in Rom auf Latein, und so weiter, überall, wo sie hinkamen, sprachen sie in der jeweiligen Landessprache des Volkes, mit dem sie redeten. Das zeigt, dass die Apostel tatsächlich in verschiedenen Sprachen sprachen.

Das war ein Wunder über Wunder: Die Jünger waren einfache Menschen und konnten nichts anderes sprechen als ihre Muttersprache, das Galiläische, das mit dem Hebräischen und Aramäischen verwandt war. Aber in einem Augenblick wurden sie zu Meistern vieler Sprachen und konnten sprechen, nicht nur am Pfingsttag, sondern auch für den Rest ihres Lebens. Dies war notwendig, da sie nach Christi Auftrag alle Völker lehren und das Evangelium allen Geschöpfen verkünden sollten. Dafür mussten sie auch in allen möglichen Sprachen reden können, um das Evangelium in allen Teilen der Welt zu verbreiten und die Gläubigen in die Einheit des Glaubens an Jesus Christus zu sammeln.

Drittens, sie wurden mit einer höheren Erkenntnis erfüllt, sodass sie nicht nur die hohen göttlichen Geheimnisse verstanden, sondern auch öffentlich über die großen Taten Gottes sprachen, was bei den Zuhörern Erstaunen und Staunen hervorrief. Die Leute wunderten sich: „Wie können diese einfachen Leute, die Galiläer, in so vielen verschiedenen Sprachen reden?“ Sie waren erstaunt und verwirrt über dieses Wunder, weil sie hörten, wie die Jünger Gottes große Taten verkündeten. Das sind die wundersamen Dinge, die sie predigten, die große Weisheit Gottes über das Schöpfen, die Erlösung und die Heiligung – alles, was die großen Taten Gottes umfasste.

Das war das Wunder: Sie hörten die Jünger, wie sie in verschiedenen Sprachen redeten, und erkannten, dass es nicht um unnützes Geschwätz ging, sondern um bedeutende Worte und Botschaften über die göttlichen Geheimnisse und die großen Taten Gottes. Diese Verkündigung erregte bei den Zuhörern großes Staunen und führte dazu, dass viele von ihnen ihren Glauben bekehrten, Buße taten und sich taufen ließen.

Auf der anderen Seite gab es auch Spötter unter den Zuhörern, die das Pfingstwunder verachteten und spotteten: „Sie sind voll süßen Weins!“ Diese Leute wollten die Predigt und das Werk des Heiligen Geistes durch die Jünger lächerlich machen und sagten, sie redeten nur, weil sie betrunken waren. Sie verglichen die Jünger mit Leuten, die in ihrer Jugend ein wenig Wein getrunken hatten und dann komische Dinge von sich gaben.

Doch die Zuhörer, die das Wunder miterlebten, waren überwältigt und verwirrt von dem, was sie sahen und hörten. Sie hörten das Rauschen des Windes, spürten, dass der Wind nur das Haus erfüllte, in dem die Jünger saßen, sahen die feurigen Zungen und hörten diese einfachen Leute in vielen verschiedenen Sprachen reden. Sie wunderten sich, was das alles bedeuten könnte: Was ist das für ein Rauschen? Was bedeuten diese feurigen Zungen? Was bedeuten diese vielen Sprachen?

All dies löste großes Staunen und Bestürzung bei ihnen aus, bis die Pfingstpredigt begann. Nach der Predigt wurden sie gläubig, taten Buße und ließen sich taufen.

Hauptlehre

Die verschiedenen wunderbaren Pfingstereignisse sind in der Geschichte aufgezeichnet, aber wir konzentrieren uns diesmal auf das Wesentliche. Christus, der Herr, hat die Ausgießung des Heiligen Geistes festgesetzt. Dies hören wir zum ersten Mal bei seiner Himmelfahrt, als er zu seinen Jüngern sagt: „Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden.“ Nicht lange nach diesen Worten, als jemand getauft wird, geschieht es sowohl mit Wasser als auch mit dem Heiligen Geist. Johannes, der Prediger, hat mit Wasser getauft, aber Christus tauft mit dem Heiligen Geist und gibt dem Getauften die nötigen Gaben des Heiligen Geistes, die für den Glauben und das Christentum erforderlich sind. Aus dieser Geschichte können wir lernen, sowohl den Heiden als auch den Mohren, die heute nach der Predigt mit Wasser und Geist getauft werden sollen, zu verstehen. Dies wird uns auch als wertvolle Lehre dienen.

In der beschriebenen Geschichte wird uns erklärt, von wem die Taufe eingeführt wurde und wie sie eingerichtet wurde. Es war nicht ein Engel oder irgendein Mensch, sondern ebenso wie der Pfingstwind, in dem der Heilige Geist hörbar vom Himmel herabkam, wurde die Taufe von Christus eingesetzt. Er sagte zu seinen Jüngern: „Geht hin und lehrt alle Völker und tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Nicht nur Christus, sondern die ganze heilige Dreifaltigkeit ist in der Taufe gegenwärtig, da sie durch Gottes Befehl durchgeführt wird. Gott selbst ist es, der durch die Hand des Dieners tauft, und wenn der Diener tauft, geschieht es zusammen mit dem Heiligen Geist.

Was gehört zur Heiligen Taufe?

Zur Taufe gehört Wasser, der Heilige Geist und auch der Glaube des Getauften, der in das Wort Gottes vertraut. In der Pfingstgeschichte wird zwar nicht das Wasser erwähnt, weil die Apostel schon vorher mit Wasser getauft worden waren, aber der Heilige Geist und das Wort Gottes, das die Apostel gepredigt haben, kommen in der Taufe ebenso zum Tragen. Diese drei Elemente gehören zur Taufe und müssen notwendig vorhanden sein.

Das Wasser ist das äußere sichtbare Zeichen, das für die Taufe bestimmt ist. Nicht Bier, Milch oder irgendeine andere Flüssigkeit, sondern Wasser wurde von Christus allein für die Taufe bestimmt. Johannes, der den Menschen befohlen wurde, mit Wasser zu taufen, sagte: „Ich taufe mit Wasser.“ Als er jedoch auch die Heiden taufen wollte, sprach er: „Wenn jemand in das Reich Gottes kommen möchte, muss er durch Wasser und Geist geboren werden.“ Das Wasser und der Heilige Geist gehören also zusammen zur Taufe.

Des Weiteren gehört zur Taufe auch das Wort Gottes. Wenn das Wort Gottes mit dem äußeren Element des Wassers zusammenkommt, wird es ein Sakrament. Und dieses Wort ist das wunderbare, unsichtbare himmlische Element der Taufe. Es ist das Wort Gottes, das er befohlen hat, dass man taufen soll, und dabei hat er die Verheißung gegeben, dass er selbst in der Taufe gegenwärtig sein möchte. Er wird durch das Wasser den Getauften von seinen Sünden abwaschen und ihn heiligen. Das Wort lautet: „Tauft im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Wer glaubt und getauft wird, wird gerettet.

Der Glaube zur Taufe

Der Glaube gehört zur Taufe, aber nicht im Sinne eines bloßen Verstandes. Der Glaube ist ein wesentliches Element der Taufe, genau wie Wasser und Wort. Ohne den Glauben wäre die Taufe keine Gottesordnung, sondern eine menschliche Erfindung. Der Glaube, der zur Taufe gehört, ist der Glaube an das Wort Gottes, das uns in der Taufe die Verheißung der Gnade gibt. Der Glaube ist notwendig, damit die Taufe ihre heilende Wirkung entfalten kann. Wenn ein Heide oder Mohr nach Gottes Ordnung getauft wird, bleibt die Taufe dennoch richtig, auch wenn sein Glaube schwach oder unklar ist.

Wie und in welcher Form die Taufe durchgeführt werden soll

Als die Jünger Christi mit dem Heiligen Geist erfüllt wurden, geschah dies nicht unsichtbar oder still, sondern es war eine sichtbare, laute Handlung. Der Heilige Geist ließ sich in Form von feurigen Zungen sehen und setzte sich auf die Jünger, sodass jeder es sehen konnte. Danach begann er, durch die Jünger zu sprechen und zu predigen. Ebenso ist auch die Heilige Taufe eine sichtbare Handlung, die nicht unsichtbar und stumm ist, sondern mit Wasser und lauten Worten durchgeführt werden muss.

Sichtbar, da Christus befohlen hat, dass man die Taufe mit Wasser vollziehen soll, was ein äußeres sichtbares Zeichen ist, sodass jeder, der die Taufe sieht, es mit seinen Augen wahrnehmen kann. Doch wie soll der Täufling getauft werden? Sollen sie vollständig untergetaucht werden oder nur mit Wasser besprengt oder übergossen? Auch hier gibt es keine strikte Vorschrift in der Heiligen Schrift, was verboten oder geboten ist, sondern es wird der christlichen Freiheit überlassen. Früher tauften in den wärmeren Ländern die Gläubigen vollständig unter Wasser, während in den kälteren und nördlicheren Gegenden nur das Besprengen mit Wasser üblich war.

Gemäß dem Beispiel der Apostel, die oft ganze Häuser und viele Menschen taufen mussten, wurden diese, wenn es nicht anders möglich war, nur mit Wasser besprengt, da es bei den großen Menschenmengen an Pfingsten nicht möglich gewesen wäre, sie alle unterzutauchen. Nach dieser alten christlichen Tradition tauft auch die Evangelische Kirche in der Regel mit Wasser, indem sie den Täufling nicht vollständig untertaucht, sondern nur das Haupt und das Gesicht besprengt, wobei die Taufe drei Mal durchgeführt wird, um das Geheimnis der Dreifaltigkeit zu bekennen.

Es soll laut gesagt werden: „Ich taufe dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Wenn dies geschieht, und der Täufling mit Wasser getauft wird, während die Worte der Einsetzung gesprochen werden, dann ist die Taufe nach Christi Ordnung richtig vollzogen.

Zu wem und auf welche Weise die Taufe vollzogen werden soll: In der Pfingstgeschichte erfahren wir, dass alle Menschen, die die Predigt gehört und den Glauben angenommen haben, getauft wurden – Männer, Frauen, Juden, Heiden, Gläubige und Ungläubige. Ebenso soll jeder, der zur Heiligen Taufe kommt, getauft werden, unabhängig von Geschlecht, Volk oder Alter. Die Heilige Taufe ist für alle Völker und vernünftigen Geschöpfe gegeben.

Doch für Ungläubige, Juden, Heiden und Erwachsene gibt es eine gewisse Ordnung. Wer sich zur Taufe bekennt und Christ werden möchte, muss vorher im christlichen Glauben unterwiesen werden, wie es auch die Apostel taten. Sie unterwiesen die gläubigen Leute vor der Taufe. Dies entspricht dem Befehl Christi, der sagte: „Lehret alle Völker und tauft sie“. Der Unterschied zwischen den Erwachsenen und den Kindern ist, dass Erwachsene zuerst den Glauben verstehen und sich bekennen müssen, bevor sie getauft werden, während Kinder, die von christlichen Eltern geboren werden, frühzeitig getauft werden, da ihnen die Verheißung des Reiches Gottes gegeben ist. Wie die jüdischen Kinder im Alten Testament am achten Tag beschnitten wurden, so sollen auch christliche Kinder nach der Geburt schnell getauft werden.

  1. Wie notwendig und unerlässlich ist die Taufe?

Die Jünger des Herrn Christi mussten unbedingt mit dem Heiligen Geist getauft werden und mit besonderen Gaben des Heiligen Geistes ausgestattet werden, damit sie ihr ihnen anvertrautes apostolisches Amt ordnungsgemäß ausführen können, mit allen Völkern in verschiedenen Sprachen sprechen, die göttlichen Geheimnisse kennen, Christus im Reich Gottes predigen und den Ungläubigen mit Wundern bezeugen können. Ebenso ist die heilige Taufe von höchster Notwendigkeit.

Teilweise dient die Taufe als Salbung und Einweihung, durch die der Mensch zu einem Christen gemacht wird, in die christliche Kirche eingeführt wird und zu einem wahren Glied des Leibes Christi wird. Der Glaube und die Taufe machen einen Menschen zum Christen, wie es zum Beispiel bei einem Christen gefragt wird: „Warum bist du ein Christ?“ Die Antwort lautet: „Weil ich an Christus glaube und in seinem Namen getauft wurde.“ Wer jedoch nicht getauft ist, kann und darf kein Christ genannt werden, sondern ist ein Heide und Ungläubiger, ebenso wie ein ungetaufter Heide oder ein ungetaufter Moor, der noch immer ein Heide ist, bis er getauft wird. Auch wir, die wir von getauften christlichen Eltern geboren wurden, waren noch nicht Christen durch unsere leibliche Geburt, sondern erst durch die Taufe.

Die leibliche Geburt, auch wenn man von christlichen Eltern geboren wurde, macht noch nicht zu einem Christen, sondern die geistliche Wiedergeburt, wie es in der Schrift heißt: „Der Mensch wird durch die Taufe zu einem Christen gemacht, nicht von seinen Eltern, sondern durch die Taufe.“ Daher ist die Taufe notwendig, um in das Reich Gottes zu kommen und um Christ zu werden.

Teilweise ist die Taufe auch für das Heil notwendig. Denn die Taufe ist ein heilbringendes Mittel, durch das wir von unseren Sünden gereinigt und zum ewigen geistlichen Leben geführt werden, wie Christus in Johannes 3:5 sagt: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes kommen.“ Hierdurch wird deutlich, dass kein Mensch nach der gewöhnlichen Ordnung Gottes gerettet werden kann, es sei denn, er ist getauft. Daher ist die Taufe für das Heil unerlässlich.

Ich sage, dass nach der gewöhnlichen Ordnung Gottes niemand ohne die Taufe in das Reich Gottes kommen kann, da die göttliche Ordnung es vorschreibt, dass wir getauft werden müssen, um in das Reich Gottes zu gelangen. Wer diese göttliche Ordnung der Taufe verachtet oder freiwillig unterlässt, kann nicht ins Reich Gottes kommen.

Es ist zu verstehen, dass die Taufe für das Heil notwendig ist, auch wenn jemand in Not oder auf andere Weise die Taufe nicht empfangen kann. Solche Menschen werden nicht verdammt, wenn sie aufgrund besonderer Umstände nicht getauft wurden, sondern Gott hat für solche Fälle eine außerordentliche Lösung, um sie zu retten, wie es auch bei ungetauften Kindern im Alten Testament der Fall war, die ohne die Beschneidung gestorben sind und dennoch selig wurden.

Zur Frage, wann und wo man taufen soll: Die Jünger wurden am Pfingsttag mit dem Heiligen Geist getauft. Daher war es in der frühen Kirche üblich, dass man Heiden nur zu bestimmten Zeiten, wie an Ostern oder am Pfingstfest, taufte. Dies hatte mit der Bedeutung der heiligen Tage zu tun und mit den Gaben des Heiligen Geistes, die an Pfingsten ausgegossen wurden. Einige glaubten auch, dass es besser sei, sich erst in der letzten Stunde des Lebens taufen zu lassen, um nach der Taufe nicht wieder zu sündigen.

Doch das Neue Testament legt keine bestimmte Zeit oder Stunde für die Taufe fest, wie es im Alten Testament bei den Juden der Fall war, die ihre Söhne am achten Tag nach der Geburt beschneiden mussten. Auch wir Christen können an jedem Tag, zu jeder Stunde und zu jeder Zeit getauft werden. Es ist keine Gefahr, wenn man an einem Feiertag, einem Sonntag oder zu einer anderen Zeit taufen lässt. Besonders gesegnet ist es, wenn die Taufe morgens früh durchgeführt wird, damit sie aus einem aufrichtigen Herzen und Mund kommt, ohne dass Aberglaube oder Notwendigkeit damit verbunden sind.

Christliche Eltern sollten ihre Kinder nach der Geburt taufen lassen, sobald es möglich ist, damit sie die Taufe nicht versäumen und ihr eigenes Gewissen nicht mit der Verantwortung belasten. Heiden und Ungläubige sollen getauft werden, wenn sie hinreichend unterwiesen worden sind, unabhängig davon, ob es Ostern, Pfingsten, ein Sonntag oder ein anderer Zeitpunkt ist.

Wir haben aus christlicher Freiheit den Pfingsttag gewählt, um die Heiden und Mohren zu taufen, um dem Beispiel der ersten apostolischen Kirche zu folgen und den Täuflingen an diesem besonderen Tag ein gutes Gedächtnis zu hinterlassen, sodass sie den Herrn fleißig um die Gaben des Heiligen Geistes bitten.

Dass aber einige, wie erst angezeigt worden ist, die letzte Todesstunde zur Taufe-Einweihung bestimmen, das ist unrecht und sehr gefährlich. Denn solche Leute verleugnen die Kraft der Heiligen Taufe und meinen, wenn sie nach Empfang derselben wieder sündigen, so sei die Tauf-Vergebung verloren und unsicher, obwohl ihre Kraft sich durch das ganze Leben erstreckt und am Ende desselben genauso gültig und kraftvoll ist, als wenn sie gerade im Augenblick vollzogen worden wäre, wie wir bald hören werden.

Hernach ist es auch sehr gefährlich, die Taufe bis dahin aufzuschieben, denn der Tod ist gewiss, aber Zeit und Stunde sind ungewiss. Nun könnte der Mensch plötzlich mit der Sterbestunde überfallen werden, ehe er getauft würde; alsdann könnte er nach Christi Aussage nicht in das Reich Gottes kommen, sondern wird durch göttliche Ordnung verdammt werden. In diese Verdammnis und Gefahr sollte sich kein Mensch mit Aufschiebung der Heiligen Taufe stürzen. Ebenso wie uns aber keine bestimmte Zeit zur Taufe von Gott bestimmt ist, so auch kein bestimmter Ort, wo man die Taufe verrichten soll. Die Jünger Christi sind in einem Haus mit dem Heiligen Geist getauft worden; demnach mag man auch in einem Haus taufen oder an einem anderen Ort. Die bekehrten Heiden und Pfingstschüler wurden unter dem freien Himmel getauft, ebenso der Kämmerer aus dem Mohrenland auf dem Weg, im Haus der Kerkermeister im Gefängnis, Christus und viele andere im Jordan. Ein solcher Ort ist uns für die Taufe erlaubt.

Da jedoch alles ehrlich und ordentlich zugelassen sein soll, so ist es lobenswert und gut, wenn die Heilige Taufe, abgesehen von einem Notfall, an einem öffentlichen Ort, der Taufeort ist, in der Gemeinde und also in der Kirche vollzogen wird. Ein Ort könnte der Taufstein sein, wo diese noch üblich und im Gebrauch ist, oder am Altar, und auch in anderen Kirchenorten, die für die Handlungen der Heiligen Taufe ordnungsgemäß und geeignet sind. Denn darüber haben wir kein göttliches Gebot noch Verbot. Daher behalte jede Kirche ihren gewohnten Ort. Der Ort macht die Taufe nicht kraftlos noch unkräftig.

Lass nun hören, was die Taufe bewirkt und welchen Nutzen der Mensch daraus hat. Die Jünger Christi haben sehr große Nutzen davon gehabt, da sie mit dem Heiligen Geist getauft wurden; sie wurden alle voll des Heiligen Geistes, und begannen mit neuen Zungen und Sprachen zu reden, erhielten hohe göttliche Weisheit und besondere Gaben, die sie für das Apostelamt benötigten, wie oben angezeigt worden ist. So empfängt auch ein Mensch wunderbaren Nutzen, wenn er getauft wird, nicht zwar solche außergewöhnlichen Gaben wie die Apostel, jedoch die allgemeinen geistlichen Gaben, die zum wahren Christentum und zur Erlangung des Reiches Gottes gehören.

Denn das Wasser der Heiligen Taufe ist kein schlechtes, gewöhnliches Wasser, sondern solches Wasser, durch welches die Heilige Dreifaltigkeit im getauften Menschen zum ewigen Leben wirkt. Unser Katechismus fasst es kurz zusammen und sagt: „Die Taufe wirkt die Vergebung der Sünden, erlöst vom Tod und Teufel, und gibt das ewige Leben allen, die es glauben.“

Wir wollen diesen Nutzen den Einfältigen, wie auch unserem Täufling, dem Mohren, etwas deutlicher erklären, damit er erkennt, was für einen unermesslich großen Nutzen und wertvolle Gabe er durch die Taufe empfängt. Was sind diese Nutzen und Gaben? Merke fleißig darauf, wenn du nach Christi Ordnung und Befehl getauft wirst:

  1. So wirst du aus einem Heiden ein Christ und abgesondert von allen ungläubigen Völkern, die unter dem Himmel wohnen. Das ist eine große Herrlichkeit und ein unermesslicher Trost, denn ein Christ ist nicht mehr ein gewöhnlicher Mensch, wie die Juden, Türken, Heiden und Lasterhaften, sondern ein göttlicher Mensch, der Christus in der Taufe angezogen hat, sodass Christus nun in ihm wohnt und er in Christus. Daher haben die heiligen Märtyrer ihr Gut und Blut, ihren Leib und Leben über diesen Namen gesetzt und lieber alles verloren als diesen Namen Christi verleugnet. Es war auch ihr größter Trost unter aller Marter und Pein, dass sie Christen geworden waren, wie besonders von der Heiligen Agatha berichtet wird, die sich beim Gang zur Märtyrertod von den Worten: „Ich bin eine Christin“ trösten ließ.
  2. Du wirst der wahren christlichen Kirche eingegliedert und ein Glied des Leibes Christi. Dies ist ein großer Nutzen, den du von der Heiligen Taufe hast, denn ohne die Taufe bist du, wie Paulus sagt, „ein Fremder und außerhalb des Bundes“ und ohne Hoffnung auf Seligkeit.
  3. Du wirst in die Gemeinschaft der Heiligen aufgenommen und hast mit ihnen gleichen Anteil an allen geistlichen und himmlischen Gütern, an Christus, seinem teuren blutigen Verdienst, der Gnade Gottes, dem Heiligen Geist und seinen Gaben, dem Wort Gottes, den Heiligen Sakramenten, der Absolution und Vergebung der Sünden, dem Schutz und der Wacht der Heiligen Engel, sowie an allen geistlichen Segnungen, die Gott seinen Heiligen gegeben hat. Besonders wirst du Teil des Himmelreiches und des zukünftigen ewigen Lebens.
  4. Du wirst in den Gnadenbund Gottes aufgenommen, in welchem dir Gott verspricht, dein gnädiger Gott und Vater zu sein, dir alle deine Sünden zu vergeben, dich zu einem Erben der Seligkeit zu machen und dich vor allem Bösen zu bewahren, solange du versprichst, dem Teufel und seinen Werken, dem Heidentum und allen Sünden abzuschwören, Gottes gehorsames Kind zu sein, an Christus zu glauben und in Heiligkeit zu leben.“

6. Du wirst von Sünden befreit und gewaschen.

Von Natur aus und wie du von deinen Eltern geboren wurdest, bist du ein unreiner, sündiger Mensch, belastet mit der Erbsünde an Leib und Seele, und kannst aufgrund dieser Sünde und Unreinheit nicht in das Reich Gottes kommen (vgl. Matthäus 21,26). Aber durch die Heilige Taufe, als ein göttliches Wasser und verordnetes Mittel, werden dir alle deine Sünden abgewaschen (vgl. 1. Johannes 2,1) und vergeben (vgl. Kolosser 1,13). Das betrifft nicht nur die Erbsünde, sondern auch die tatsächlich begangenen Sünden, ganz gleich, wie sie heißen und welche Form sie annehmen. Denn die Heilige Taufe nimmt alle Sünden hinweg.

Die Taufe ist wie eine gewaltige Flut, die mit Christi Blut gefärbt ist und allen Schaden heilt, den wir von Adam her geerbt haben, ebenso wie den Schaden, den wir selbst begangen haben.

Allerdings muss man hier verstehen, dass es nicht die Vorstellung gibt, dass nach Empfang der Taufe keine Sünde mehr in dir existiert oder dass du schon in einem vollkommen reinen Zustand leben kannst, wie die Engel und Auserwählten im ewigen Leben. Nein, denn die Wurzeln der Sünde, die Erbsünde und böse Begierden, bleiben im Fleisch verankert und regen sich ständig, um gegen den Geist zu kämpfen. Das wird jeder getaufte Christ bei sich selbst finden und deswegen mit Paulus klagen: „In meinem Fleisch wohnt nichts Gutes“ (Römer 7,19). Aber diese Sünden können dich nicht mehr verdammen, sondern wenn du der Sünde und den bösen Begierden widerstehst oder nach einem Sündenfall bald wieder aufstehst, dann vergibt dir Gott dieselben und vergisst sie, so sicher und wahrhaftig, als ob du nie etwas Böses getan hättest und keine Sünde mehr an dir wäre. Deshalb wird gesagt, dass die Taufe die Sünde abwascht, auslöscht, wegnimmt, vergibt und bedeckt. Der heilige Kirchenlehrer Augustinus spricht darüber so: „Die Sünde wird in der Taufe nicht ausgelöscht, sondern ihr wird nicht zugerechnet“ – so auch nach Luther: „Die Sünde bleibt wohl bis zum Tod in unserem Fleisch, sie regt sich auch unaufhörlich, aber da wir uns nicht darin verstricken oder in ihr verharren, ist es durch die Taufe so geordnet, dass sie nicht mehr verdammt oder schädlich ist, sondern immer mehr bis zum Tod ausgelöscht wird.“ Ist das nicht ein unschätzbarer Trost, den man wissen und im Herzen bewahren sollte? Der Gläubige darf nicht erschrecken, wenn er böse Begierden in sich spürt, und er darf nicht verzagen, wenn er sündigt und fällt. Vielmehr soll er an seine Taufe denken und sich ihrer trösten, mutig und frei an ihr festhalten und sagen: „Ich weiß wohl, dass ich ein Sünder bin und viel gesündigt habe, aber ich bin getauft, dadurch hat sich Gott mit mir verbunden, dass er meine Sünden nicht zurechnen, sondern vertilgen will.“

7. Du wirst aus dem Tod, dem Teufel und der Hölle erlöst.

Durch die Sünden bist du dem Reich und der Gewalt des Todes, des Teufels und der Hölle unterworfen, denn der Lohn der Sünde ist der Tod (vgl. Römer 6,23). Aber durch die Taufe wirst du von allen Sünden befreit und gewaschen. Der Tod als Lohn der Sünde hört auf, wo keine Sünde mehr ist, und auch der Teufel hat keine Macht mehr über dich. Dies bedeutet, dass du durch die Taufe aus all diesen Mächten des Todes und der Hölle befreit wirst.

Zwar musst du den physischen Tod erleben, aber der Tod wird dir nicht mehr furchterregend erscheinen, sondern wird zu einem Übergang, einem Gewinn und einem Eingang ins ewige Leben. Dein vergänglicher, sterblicher Körper wird in diesem Tod ausgetauscht, und du wirst mit Christus im unsterblichen Leib auferstehen und ins Reich Gottes eintreten. Der Tod hat keine Macht mehr über dich, um dich ewig zu fesseln, sondern muss dich wieder freigeben, weil Christus durch seine Auferstehung den Tod besiegt hat. Der „zweite Tod“, der ewige Tod und die Höllenstrafe, hat keinen Anspruch mehr auf dich, denn Christus, in den du durch die Taufe eingetreten bist, hat den Tod verschlungen und seinen Stachel zerbrochen (vgl. 1. Korinther 15,54-55).

Aus der Gewalt des Teufels und der Hölle erlöst.

Obwohl der Teufel durch Gottes Wille auch die getauften Christen versucht, wie er auch Christus nach seiner Taufe in der Wüste versucht hat (vgl. Matthäus 4), wird er dich nicht überwältigen und unter seine Gewalt bringen, wenn du dich an den Bund der Taufe hältst und ihm im Glauben widerstehst. Der Teufel muss mit Schande abziehen und fliehen! Es ist ihm verboten, einen getauften Christen, der im guten Bund mit Gott lebt, zu schädigen und in seine Gewalt zu bringen. Seine Macht erstreckt sich nur über diejenigen, die nicht im Glauben stehen und nicht durch die Taufe gekennzeichnet sind. Er hat keine Macht über die Schafe, die Christus in der Taufe gezeichnet hat.

Viele ungetaufte Heiden wissen dies auch, und einige schließen sich den Christen an, lassen sich taufen und nehmen den Namen Jesu an, um von der Plage und der Gewalt des Teufels frei oder zumindest ein wenig vor ihm geschützt zu sein.

Aus der Gewalt der Hölle.

Die Taufe ist göttlich und mit Christi Blut vermischtes Wasser, das die Glut der Hölle auslöscht, damit sie keine Macht mehr über die getauften Christen haben kann, die im Bund der Taufe stehen. Es heißt, dass die Taufe die getauften Christen von der Hölle befreit. Sie erlöst sie aus der Macht der Hölle, aber nicht alle, die nach der Taufe glauben und leben, wie sie es dem Herrn in der Taufe versprochen haben. Einige, die getauft wurden, kehren willentlich in die Hölle zurück, in die sie durch die Taufe erlöst wurden. Leider gibt es eine große Zahl von getauften Christen, die sich wieder in die Hölle stürzen. Doch die getauften Christen, die den Taufsbund treu halten und ihn nicht brechen, werden von der Hölle erlöst, selbst wenn sie in die Sünde gefallen sind, solange sie durch wahre Buße zurückkehren und den Bund erneuern.

Du wirst Erbe des ewigen Lebens und der Seligkeit.

Wie Christus und seine Apostel sagen, wird der, der glaubt und getauft wird, gerettet werden (vgl. Markus 16). Der Apostel Paulus spricht von der Heiligen Taufe als einem Mittel, das uns rettet und uns gerecht macht, damit wir Erben des ewigen Lebens werden (vgl. Titus 3,5). Wir dürfen daran niemals zweifeln. Ja, es ist gewiss: Die Heilige Taufe macht uns selig und führt uns ins Reich Gottes, genauso wie die Israeliten durch den Jordan in das gelobte Land Kanaan eintraten. Die Taufe ist wie ein geistlicher Jordanfluss, durch den wir in das himmlische Kanaan und die ewige Seligkeit eingehen. Deshalb wurde die Taufe von den Alten „Clavis Coeli“ genannt, das Himmels-Schlüssel, durch den uns das Himmelreich geöffnet wird, damit wir hineingehen können. Luther nannte sie eine „Geburt ins Himmelreich“, weil wir durch die Heilige Taufe wiedergeboren werden, um das Himmelreich zu erfahren.

Die großen und unermesslichen Gaben der Taufe.

Betrachte nun, was für große, unermessliche Gaben und Wohltaten du durch die Heilige Taufe empfangen hast. Wenn du gemäß Christi Ordnung und Gebot getauft wurdest, bist du von einem Heiden zu einem Christen geworden, wurdest in die Gemeinschaft der Kirche Gottes aufgenommen, bist ein Glied am Leib Christi, in den Bund Gottes aufgenommen, mit dem Heiligen Geist begabt, von den Sünden befreit und gewaschen, aus der Macht des Todes, des Teufels und der Hölle erlöst und wirst Erbe des ewigen Lebens und der Seligkeit.

All das und noch viel mehr bewirkt die Taufe. Sie ist nicht nur ein bloßes Zeichen (wie einige behaupten), durch das nur symbolisch diese Gaben und Wohltaten angezeigt werden, sondern ein kraftvolles Mittel und Werkzeug, durch das diese Gaben wirklich gewährt, geschenkt und wirksam werden. Die Heilige Schrift sagt nicht, dass die Taufe nur die Gaben des Heiligen Geistes bedeutet, sondern dass der Heilige Geist tatsächlich durch die Taufe empfangen wird (vgl. 1. Korinther 1,5). Ebenso sagt die Schrift nicht, dass die Taufe nur die Abwaschung der Sünden bedeutet, sondern dass sie tatsächlich die Sünden abwäscht, reinigt und uns selig macht (vgl. 1. Petrus 3,21; Titus 3,5). Deshalb bleibt die Taufe ein kraftvolles Mittel, das all diese Gaben und Wohltaten wirklich wirkt und gibt.

Die Bedeutung und Wirkung der Heiligen Taufe

Ein einfacher Mensch könnte sich fragen: Wie kann das wahr sein, dass Gott uns die Sünden aus Gnade vergibt und Christus uns durch sein heiliges, blutiges Opfer von Sünden, Tod, Teufel und Hölle erlöst hat, und uns von allem erlöst und heilig gemacht hat, wenn gleichzeitig gesagt wird, dass die Taufe dies bewirkt? Es ist wahr, dass Christus uns die Erlösung und Seligkeit durch sein Opfer verdient hat. Aus diesem Grund vergibt uns Gott die Sünden und macht uns selig. Aber es gibt einen Unterschied: Christus hat uns durch sein heiliges blutiges Verdienst erlöst, aber Gott will uns die Erlösung und Seligkeit nicht direkt, sondern durch bestimmte Mittel und Werkzeuge geben. Deshalb hat Gott die Heilige Taufe festgelegt und verheißen, dass er uns durch die Taufe zu Christen macht, in die Gemeinschaft der Heiligen aufnimmt, in seinen Gnadenbund bringt, mit dem Heiligen Geist begabt, von Sünden abwäscht und uns vor dem Tod, Teufel und der Hölle erlöst.

Die Heilige Taufe ist daher ein kraftvolles Mittel und Werkzeug, durch das alles, was Christus verdient hat, an uns weitergegeben wird. So heißt es in der alten Theologie: „Alles, was Christus im Körper des Fleisches verdient hat, ist in die Taufe gelegt und eingeschlossen.“ Wer nun die Heilige Taufe empfängt, der empfängt durch die Taufe auch alle Gaben und Wohltaten, die Christus in die Heilige Taufe gelegt hat, wie zum Beispiel die Vergebung der Sünden, Erlösung von Tod und Teufel und die ewige Seligkeit.

Die Dauer und Kraft der Heiligen Taufe

Die Kraft der Heiligen Taufe und ihre Wirkung sind nicht nur einmalig, sondern erstrecken sich über das ganze Leben eines Christen, bis hin zum Tod. Die Jünger Christi empfingen am Pfingsttag den Heiligen Geist durch die Taufe. Diese Kraft des Heiligen Geistes begleitete sie ihr ganzes Leben lang, und sie wurden von ihm erfüllt, predigten und taten große Werke Gottes. So gilt dies auch für den getauften Christen: Die Taufe wirkt immer und in jeder Zeit. Auch wenn ein Christ durch Sünde den Taufsbund bricht, kann er durch wahre Buße wieder in den Gnadenbund zurückkehren, den Gott mit ihm in der Taufe geschlossen hat, und die Wohltaten und Gaben, die er durch die Taufe verloren hat, wiederempfangen.

Der Taufsbund, den Gott durch die Heilige Taufe mit uns schließt, ist ein ewiger Gnadenbund. Dieser bleibt auf Gottes Seite immer fest und unerschütterlich. Auch wenn unser Glaube schwankt, bleibt Gottes Glaube treu, wie es in der Bibel heißt: „Der Glaube der Menschen hebt Gottes Glaube nicht auf.“ Deshalb bleibt der Taufsbund, den Gott mit uns geschlossen hat, immer bestehen, und die Wohltaten und Gaben der Taufe bleiben immer gültig und wirksam.

Die unerschütterliche Wirkung der Heiligen Taufe

Die Heilige Taufe wirkt nicht nur im Moment der Taufe, sondern sie wirkt während des gesamten Lebens eines Christen. Auch wenn ein Christ in Sünde fällt oder den Taufsbund bricht, kann er durch wahre Buße und Umkehr wieder in den Gnadenbund zurückkehren und die Wohltaten der Taufe wieder empfangen. Diese Gaben und die Kraft der Taufe sind nicht nur für den Moment der Taufe gültig, sondern bleiben auch in allen schwierigen Zeiten des Lebens wirksam.

Die Heilige Schrift bezeugt dies klar. Sie spricht von der Wirkung der Taufe und dass sie immer wirksam ist. Die Taufe macht uns selig, sie wäscht uns von den Sünden und sie erlöst uns von der Macht des Todes, des Teufels und der Hölle. Diese Wirkung erstreckt sich nicht nur über den Moment der Taufe, sondern auch über die ganze Lebenszeit des Gläubigen. Die Taufe wirkt uns die Vergebung der Sünden und gibt uns die Kraft, gegen alle geistlichen Feinde zu kämpfen.

Der Glaube an die Taufe schützt vor dem Teufel

Es gibt zahlreiche Beispiele von gläubigen Christen, die sich immer wieder auf die Kraft ihrer Taufe berufen und in schwierigen Zeiten Trost und Schutz darin finden. Ein Beispiel: Ein Mann, der das Kind bei der Taufe beobachtete, sprach mit großer Freude und Glauben davon, dass er genauso wie dieses Kind getauft wurde und deshalb keine Angst mehr vor dem Teufel haben musste. Dies zeigt die starke Kraft der Taufe, die einem Christen hilft, auch in den größten geistlichen Kämpfen standhaft zu bleiben.

Ein weiteres Beispiel zeigt, wie ein Mann nach seiner Sünde durch Buße und Rückkehr zu Gott wieder die Vergebung der Sünden und die Gnade der Taufe empfing. Dies bezeugt, dass die Taufe immer noch ihre Kraft behält, auch wenn wir in Sünde gefallen sind, solange wir uns wahrhaftig zu Gott bekehren und uns wieder in den Gnadenbund aufnehmen lassen.

Die Kraft der Taufe schützt den Gläubigen also in jedem Moment seines Lebens, sogar in den letzten Stunden des Lebens, wenn der Christ die größte Gefahr von allen geistlichen Feinden erlebt. In solchen Momenten, wenn der Glaube an die Taufe lebendig bleibt, ist der Teufel machtlos.

Die Heilige Taufe zeigt ihre Kraft und Wirkung besonders deutlich in einem gläubigen Christen. Sie schützt ihn gewissermaßen vor allen geistlichen Feinden. Und so sollte ein Mensch, der die Taufe empfangen hat, stets daran denken, was ihm durch die Taufe gegeben wurde. Er sollte sich erinnern, dass Gott ihm durch die Taufe Vergebung der Sünden, Erlösung von Tod, Teufel und Hölle und das Erbe der ewigen Seligkeit geschenkt hat. Er kann sich in Zeiten der Not und in geistlichen Kämpfen trösten mit der Tatsache, dass er getauft ist und zu Christus gehört. So darf er sich sicher fühlen, dass ihm, trotz aller Feinde und Angriffe, der Himmel verwehrt bleibt.

Die Taufe ist nicht nur ein einmaliges Ereignis, sondern ihre Wirkung erstreckt sich über das gesamte Leben eines Christen, bis zum letzten Moment. Auch wenn ein Christ sündigt, kann er durch wahre Buße wieder Zugang zum Gnadenbund und zu den Segnungen der Taufe finden. Die Taufe bleibt auch in Momenten der Schwäche und des Versagens eine kraftvolle Quelle der Vergebung und des Trostes.

In der Schrift wird deutlich, dass die Taufe ein unvergänglicher Gnadenbund ist. Auch wenn der Mensch in Sünde fällt, bleibt die Taufe eine sichere Grundlage für die Wiederherstellung, wenn der Mensch sich zu Gott bekehrt und Buße tut. Die Taufe ist eine fortwährende Quelle von Gnade und Segen, die niemals erlischt.

Die Jünger Christi mussten sich nach der Taufe in der Gemeinschaft der Gläubigen versammeln und in Gehorsam gegenüber Gottes Wort leben. Sie sollten die Botschaft des Evangeliums in die Welt tragen und in allem den Willen Gottes tun. Ebenso muss ein getaufter Christ sein Leben nach Gottes Geboten ausrichten und nicht wie die Heiden in Sünde leben. Die Taufe ruft zu einem heiligen Leben, das sich von den weltlichen Versuchungen unterscheidet.

Christen sollen durch die Taufe nicht nur Vergebung erhalten, sondern auch dazu berufen werden, ein heiliges Leben zu führen. Wenn jemand nach der Taufe in seinem Leben nicht den Geboten Gottes folgt, verachtet er die Gnade der Taufe und lebt in einer Weise, die den christlichen Glauben entwürdigt.

Ein getaufter Christ sollte auch regelmäßig in der Gemeinschaft der Kirche bleiben, Gottes Wort hören und in den Lehren des Glaubens wachsen. Der christliche Glaube verlangt, dass der getaufte Mensch ein Leben der Liebe, des Friedens und der Einmütigkeit lebt, so wie es Christus von seinen Nachfolgern verlangt hat. Der Glaube und die Taufe verbinden alle Christen miteinander in einem gemeinsamen Ziel und einem gemeinsamen Erbe, dem Himmel.

Insgesamt ruft die Taufe den Gläubigen dazu auf, in Eintracht zu leben, einander in Liebe zu achten und als wahre Nachfolger Christi zu handeln. Wenn ein Christ in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes lebt und sich in der Gemeinschaft der Gläubigen engagiert, dann lebt er wahrhaftig im Einklang mit der Taufe und dem christlichen Glauben.

Die Jünger beteten immer wieder zusammen und verharrten im Gebet, bis sie die Verheißung des Vaters empfingen, nämlich die Ausgießung des Heiligen Geistes. Sie beteten fortan ununterbrochen, und alles, was sie taten – sei es in Worten oder Taten – geschah im Namen des Herrn Jesus, den sie anriefen. So sollte auch ein getaufter Christ beten und ein fleißiger Betender sein, damit Gott die empfangenen Gaben des Heiligen Geistes in ihm vermehrt, seinen Glauben stärkt, die Liebe entzündet, das Erkennen öffnet und sein Herz zu guten Taten und wohltuendem Handeln bewegt. Auch soll er beständig wider die Welt, den Teufel und alle Anfechtungen bis zum Ende standhalten. Denn sobald jemand getauft ist und ein Christ wird, bekommt er sofort die Welt und den Teufel zum Feind, der ihm den Taufpfennig rauben will und ihn entgegen Leib und Seele in die Hölle ziehen möchte. Doch das Christsein führt dazu, dass der Gläubige sich in der Heiligen Taufe verpflichtet fühlt, und das macht den christlichen Lebenswandel manchmal schwer und trübe. Es kommen auch heftige Anfechtungen, die einen getauften Christen mit Christi Hilfe durch die empfangene Taufe in Versuchung führen können, sodass er geprüft und angefochten wird.

Wenn solche Feinde und Anfechtungen bestehen und der Gläubige seine empfangene Taufe bewahren will, muss er sich des Gebets bedienen, als wäre es sein silberner Panzer und sein goldenes Schwert, mit dem er gegen die Welt, den Teufel, die Bitterkeit des Kreuzes und alle Anfechtungen kämpfen und sie überwinden kann. Die Heilige Taufe beginnt mit dem Gebet, wird mit dem Gebet vollzogen und endet mit dem Gebet. Wenn der Getaufte von der Taufe weggetragen wird oder selbst weggeht, so steht der Teufel samt seinem höllischen Reich gegen ihn bereit, um ihn zu verschlingen. Doch der Getaufte muss stets in Gebet verharren und beten:

„Ich liege im Streit und Widerstand, hilf mir, Herr Christus, den Schwachen! An deiner Gnade allein halte ich fest; du kannst mich stärker machen. Kommt nun die Anfechtung, so wehre, dass sie mich nicht zu Fall bringt, du kannst verhindern, dass sie mir schadet. Ich weiß, du wirst nicht versagen.“

Die Jünger wurden alle voll des Heiligen Geistes und blieben auch weiterhin von denselben Gaben erfüllt. So muss auch ein getaufter Christ stets voll des Geistes sein, und die Früchte des Heiligen Geistes müssen in ihm gepflanzt sein – Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Glaube, Sanftmut, Keuschheit und dergleichen. Diese Früchte sollen immer in ihm sein und sichtbar werden.

Ein getaufter Christ wird in seinem Leben und Wandel nach Gottes Wort leben und kontinuierlich um die Vermehrung der Gaben des Heiligen Geistes beten. Die Jünger rühmten Gottes große Taten und Wunder und priesen sie, sodass jeder, der es hörte, sich erstaunt darüber zeigte. Ebenso muss auch ein getaufter Christ Gottes Merkwürdigkeiten und Wunder rühmen, die er durch die Heilige Taufe erfahren hat, und dafür dankbar sein, solange er lebt. Denn was für große Taten und Wunder Gottes sind das nicht – dass er das Heilige Wasser der Taufe gestiftet hat, in dem der Vater selbst, mit seinem Licht und seiner Majestät, der Sohn mit seinem Blut und der Heilige Geist mit seinem Feuer gegenwärtig ist! Dass Gott uns alle, auch die Heiden, zum Christentum führt, uns in die Gemeinschaft der Heiligen aufnimmt, uns in seinen Gnadenbund einführt, uns den Heiligen Geist und seine Gaben schenkt und uns von allen Sünden, dem Tod und der Höllenmacht erlöst, während er uns das ewige Leben gibt. Dies sind gewaltige und wunderbare Taten Gottes, über die wir uns wirklich entsetzen sollten, wenn wir daran denken. Unser eigenes Herz erinnert uns daran, dass wir diese großen Taten rühmen und mit Christus Lob und Dank anstimmen sollten:

„Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilands, denn er hat mich, den Elenden, angesehen, mich getauft und dadurch große Dinge an mir getan. Dafür will ich ihn immer loben; sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein. Meine Seele soll sich rühmen des Herrn, dass die Elenden hören und sich freuen.“

Die Jünger haben das Spott und die Verfolgung von gottlosen Hörern geduldig ertragen. Um Christi willen haben sie Verfolgung, Marter, Qualen und Tod erlitten, so willig und fröhlich, dass auch der Heilige Andreas, als er auf seinem Kreuz, an dem er geschlagen und getötet wurde, blickte, mit freudigem Mut sagte: „Willkommen, du liebes Kreuz!“ Ebenso muss ein getaufter Christ, der die Welt hinter sich lässt und ihre Versuchungen meidet, das geliebte Kreuz und alles Unglück, das ihm begegnet, geduldig annehmen und ertragen. Denn bei der heiligen Taufe schworen wir gewissermaßen unter den blutigen Fahnen des Herrn, dass wir um seines Willen alles ertragen, uns im guten Kampf beweisen und für ihn leben und sterben wollen. Solchen Versprechungen müssen wir nachkommen und dürfen das geliebte Kreuz weder fliehen noch uns von weltlichem Hass und Bosheit betrüben lassen. Wir müssen es als einen Teil unserer Bestimmung annehmen, weil wir getauft wurden, und dürfen nicht ohne Kreuz und ohne den Hass der Welt bleiben. Wir müssen auch den Kelch des Kreuzes trinken, den Christus getrunken hat, und uns mit der Taufe von Kreuz und Blut reinigen.

Es ist dann auch unsere Pflicht, in jeder Weise geduldig zu bleiben, auch wenn die Zeit und das Leiden nicht den Glanz der Herrlichkeit widerspiegeln, die uns in der Heiligen Schrift verheißen wurde und die eines Tages offenbar werden wird. So müssen wir fest und stark im Gnadenbund Gottes bleiben, sodass uns kein Kreuz, keine Welt, kein Unglück oder Widerstand von diesem Weg abbringen kann. Wenn wir jedoch den guten Kampf kämpfen und im Glauben bleiben, wird Christus uns die Krone der Gerechtigkeit verleihen, die er uns und allen Christen in der Taufe verheißen hat.

Die Jünger blieben beständig in dem, was sie durch die Geist-Taufe empfangen und begonnen hatten. Sie blieben Christen und führten das ihnen aufgetragene Predigen weiter, behielten die Gaben des Heiligen Geistes und ließen sich nicht von der Welt, ihren Eltern, Geschwistern, Freunden oder sogar von ihren ehemaligen Berufen ablenken, nachdem sie einmal die Hand an den Pflug gelegt hatten (Lukas 9,62). Ebenso muss ein getaufter Christ beständig in dem bleiben, was er in der heiligen Taufe empfangen hat. Er muss beständig Christ bleiben, beständig in der Gemeinschaft der Heiligen verweilen und in dem göttlichen Gnadenbund verharren, erfüllt mit den Gaben des Heiligen Geistes, in einem reinen und heiligen Zustand, wie er in der Taufe gereinigt wurde.

Er darf nicht zurückkehren zu den heidnischen und gottlosen Wegen der Welt, und er darf nicht Vater, Mutter, Freund oder Bekannte mehr lieben als seinen Glauben und das Christentum. Wer jedoch wie ein Mameluke zum Christentum übertritt, den christlichen Glauben verneint und das heidnische Leben wieder annimmt, begeht eine schreckliche Tat. Ein solches Beispiel finden wir in der Geschichte des Mamelucken-Kaisers Julianus, der als Jugendlicher getauft wurde und sich später, nur zum Schein ein Christ zu sein, gegen den christlichen Glauben wandte und das heidnische Leben wieder annahm. Seine Rückkehr zu den heidnischen Bräuchen und die Verfolgung von Christen führte zu seinem schändlichen Tod.

Gott beschütze uns und besonders unseren Mohren, dass er nicht in die gleichen Fehler des Julianus verfällt, der den christlichen Glauben ablegte. Er soll nicht abfallen und sich von Christus abwenden, sondern als Christ beständig bleiben, ohne zum Abtrünnigen und Mamelucken zu werden. Andernfalls wäre es für ihn wegen Gottes Gericht und Strafe besser gewesen, wenn er nie den Glauben an Christus erkannt und nie getauft worden wäre. Denn dann würde er mit den anderen Heiden, die nichts von Christus wissen, die gleiche Verdammnis und die schrecklichen Höllenqualen erleiden. Aber weil er nun Christus anerkannt hat, sich hat taufen lassen und ein Christ geworden ist, würde er in die tiefste Hölle und die grausamsten Qualen hinabgestoßen werden, und auch drei seiner Gefährten würden in das Feuer geworfen, das siebenmal heißer gemacht wird (vgl. Daniel 3). Wenn er sich nun von Gott abwendet und wieder zum Heidentum zurückkehrt und den christlichen Namen aufgibt, wer Ohren hat zu hören, der höre!

In der frühen christlichen Kirche wurde die Bedeutung und Kraft der Heiligen Taufe, ebenso wie die Verantwortung und Pflicht eines getauften Menschen, sehr schön durch das weiße Taufkleid und Hemd dargestellt, das den Getauften angelegt wurde. Diese Kleider wurden mit Recht als Symbol für die Reinheit und Unschuld des Menschen verstanden, wie es in der Apostelgeschichte beschrieben ist. In den ersten Jahrhunderten war es Brauch, dass Erwachsene, die getauft wurden, weiße Kleider und Hemden trugen, die sie in den ersten acht Tagen nach Ostern anbehielten, um die Reinheit zu symbolisieren, die sie durch die Taufe empfangen hatten. Diese weißen Kleider wurden dann am nächsten Sonntag wieder abgelegt. Sie symbolisierten die verlorene Unschuld, die Adam und Eva im Paradies von Gott empfangen hatten, aber durch den Betrug des Teufels verloren, der Eva verführte, und damit die Sünde und unreine „Sündenkleider“ in die Welt brachte, in denen wir alle geboren werden.

Das weiße Kleid war ein Zeichen der Heiligkeit und Gerechtigkeit, die uns durch Jesus Christus geschenkt wurde. Durch seine bitteren Leiden und seinen Tod hat Christus uns dieses heilige Kleid, den „gnädigen Rock“, gegeben, der uns zur Gerechtigkeit führt. Das weiße Kleid symbolisierte auch die Tugend eines reinen und heiligen Lebens, das jeder getaufte Christ nach der Taufe beständig tragen sollte, als Zeichen für Gott und die Welt, dass er im Glauben lebt. Es war ein Zeichen der Unschuld und Reinheit des Lebens, das der Christ durch die Taufe empfangen hatte.

Das weiße Kleid war also ein Bild für ein reines und unschuldiges Leben, das durch die Taufe und das Taufkleid symbolisiert wurde. Es zeigte, dass der getaufte Christ dazu berufen ist, ein Leben der Reinheit und Heiligkeit zu führen, um in das Reich Gottes einzugehen. Ebenso stellte das Kleid die Unsterblichkeit und Seligkeit dar, die den Gläubigen im Reich Gottes erwartet, die an Christus glauben und getauft wurden.

Wenn die lieben Alten bei der Heiligen Taufe den Täuflingen weiße Hemden anlegten und sie darin wickelten oder sie in weißen Kleidern und Hemden zur Heiligen Taufe führten, wollten sie damit Folgendes sagen: „Höre, lieber Mensch, dein weißes Kleid soll dich daran erinnern, dass uns Gott anfangs ganz rein, heilig und gerecht erschaffen hat, ohne jegliche Sünde. Doch die höllische Schlange, der teuflische Feind, hat uns von der heiligen und gerechten Schöpfung Gottes abgebracht, sodass wir von Natur aus nichts anderes als Sünder und ungerechte Menschen sind. Statt des Kleides der Unschuld tragen wir Sünden- und Lügenkleider. Erst wenn wir getauft werden, dann sind wir mit dem Kleid Christi, seiner Gerechtigkeit, bekleidet und werden durch diese Gerechtigkeit von allen Sünden befreit.

Darum sollst du, weil du in der Taufe Christus und sein Kleid der Gerechtigkeit angezogen hast, dich nicht mehr mit groben Sünden und Lasten besudeln, sondern in rechtschaffener Heiligkeit und Gerechtigkeit leben, die Gott gefällt. Wenn du aber aufgrund menschlicher Schwäche oder durch die Betrügereien des Teufels wieder in Sünden verfallen solltest, so eile und tue Buße, ziehe die Sündenkleider aus, wirf sie von dir und ergreife mit den Händen des Glaubens die Gerechtigkeit Christi und wickele dich neu in dieses Kleid, damit du rein wirst. Achte darauf, dass du mit Hilfe und Beistand des Heiligen Geistes nicht mehr so grob sündigst. Dann wirst du dort im ewigen Leben mit Ehre und Schmuck gekrönt und wirst das verlorene Kleid der Unschuld wieder vollständig anlegen und darin ewig für Gott wandeln.

Diese schöne Bedeutung und die christliche Gewohnheit wollen wir auch in unserem gegenwärtigen Leben beibehalten, dass wir in weißen Kleidern gekleidet sind, wenn wir zur Heiligen Taufe geführt werden. Und in solchem weißen Kleid, bis heute, lieben und achten wir das christliche Leben. Nicht, dass wir, wie es vielleicht grobe und unverständige Menschen tun würden, uns über neue Erklärungen oder die Erscheinung des Herrn lustig machen, wie es Herodes tat, der versuchte, den Herrn Christus in ein weißes Kleid zu kleiden. Nein, dieses weiße Kleid – ebenso wie die weißen Schuhe, Strümpfe, Bänder, Hosen, Wamses, Kragen, Hut und Handschuhe, die er trug – soll uns an unser Taufkleid erinnern und an das verlorene Kleid der Unschuld, das uns Gott anfangs gegeben hat.

Es erinnert uns auch an das erworbene Kleid der Gerechtigkeit Jesu Christi, das wir bei der Heiligen Taufe anziehen. Und es symbolisiert das reine Kleid eines heiligen, unbefleckten Lebens, das wir anlegen sollen. Schließlich erinnert uns dieses Kleid an das Ehrenkleid, das uns Gott geben wird, wenn wir in Christus glauben, leben und sterben.

In einer solchen Weise und Erinnerung soll er dieses weiße Kleid tragen, und nicht anders sollten auch wir es betrachten. Wenn unser Mohr (Täufling) nach der Taufe sein Kleid (das Taufkleid) behält, soll er stets darauf achten, dass er es nicht ablegt, sondern es immer trägt und sich daran erinnert, an die große Wohltat, die er in der heiligen Taufe empfangen hat. Denn in der Taufe wurde ihm das Kleid der Sünde (Adams Sündenkleider) abgenommen, und das Kleid Christi wurde ihm angelegt, und ihm wurde das Versprechen gegeben, in das zukünftige Kleid der Unsterblichkeit eingekleidet zu werden. Zudem soll er sich an seine Pflicht erinnern, ein heiliges Leben zu führen und die Sündenkleider nicht wieder anzulegen.

Falls ihn jedoch der Teufel zurück zur Sünde verführt und das Fleisch gegen den Geist arbeitet (wie es im Hohelied Kapitel 5 beschrieben wird: „Ich habe meinen Rock (das schwarze Kleid der Sünde) ausgezogen, wie soll ich ihn wieder anziehen? Ich habe meine Füße gewaschen, wie soll ich sie wieder beflecken?“), dann sollte er das Taufkleid nicht verwerfen. Sollte er jedoch in seinem sündigen Leben verbleiben, wird ihn das Gesicht der Heiligen Taufe beschämen und die Anklage vor Gott bringen. Ein gutes Beispiel für diesen Fall ist der fromme Priester, der nach der Taufe vom christlichen Glauben abgefallen ist, die Christen verfolgt und ein heidnisches, gottloses Leben geführt hat. Auch dieser Priester zeigte das Taufkleid und das Westerhemdlein dem Mamelucken.

Es wird auch gesagt, dass das Taufkleid am Jüngsten Tag den Täufling wegen seines Abfalls und gottlosen Lebens anklagen und verdammen wird, wenn er keine wahre Buße tut. Diese Lehre der Taufe zeigt uns, wie wichtig es ist, die Taufe bewusst und freudig zu empfangen und unser Leben entsprechend der Heiligen Taufe zu führen.

Nutzen und Gebrauch dieser Lehre

Was bisher gesagt wurde, soll uns allen als hilfreiche Anleitung dienen. Jeder kann es für sich selbst annehmen und daraus lernen. Wenn wir nur ein wenig darüber sprechen, soll uns diese Lehre der Taufe dazu dienen, ein wahres Verständnis von der heiligen Taufe zu erlangen. Wir sollen wissen, woher sie kommt – von Gott – und was dazu gehört: Wasser, Wort und der Glaube. Wie wird die Taufe durchgeführt? Es muss sichtbar und laut gesprochen werden: „Ich taufe dich im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Wer soll getauft werden? Erwachsene Menschen, aber mit einem Unterschied zwischen kleinen Kindern und älteren Erwachsenen. Warum ist die Taufe notwendig? Um Christ zu werden und das ewige Leben zu erlangen. Wann und wo muss man getauft werden? Immer und überall, wo es nötig ist. Was bewirkt die heilige Taufe? Sie macht den Menschen zu einem Christen, fügt ihn der Kirche Gottes hinzu, verbindet ihn mit der Gemeinschaft der Heiligen, bringt ihn in den Bund mit Gottes Gnade, verleiht ihm den Heiligen Geist und erlöst ihn von Sünden, Tod, Teufel und der Hölle. Wie lange bleibt dieser Zustand? Ewig, bis zum letzten Tag.

Wie muss ein getaufter Christ leben? Er muss ein neues, heiliges Leben führen, fleißig die Kirche besuchen, Gottes Wort eifrig betrachten, viel im Geist leben, Gottes Werk loben, das Kreuz geduldig tragen und standhaft bis zum Ende bleiben.

Solches Wissen müssen wir unbedingt haben, zum einen, damit wir uns der heiligen Taufe bewusst und freudig zuwenden können, um uns vor der Sünde, dem Tod, dem Teufel und der Hölle zu schützen. Wenn du, lieber Mensch, wirklich verstehst und in deinem Herzen begreifst, was die Taufe ist, was sie bewirkt und warum sie so wichtig ist, wirst du, vereint mit Christus, durch die Taufe ein neues Leben beginnen. Du wirst sprechen: „Ich bin getauft, ich glaube, daher werde ich nicht verdammt, sondern selig.“

Zum anderen dient dieses Wissen auch dazu, dass wir durch die Taufe zu einem größeren Verständnis und weiterem Wachstum im Glauben kommen können. Denn genauso wie die heilige Taufe der Anfang und Eingang zum Christentum und zum Reich Gottes ist, so ist auch das Verständnis der Taufe der Beginn eines weiteren Lernens, um zu wissen und zu glauben, was wir zur Erlösung wissen müssen. Aus dem Verständnis der heiligen Taufe folgt auch das Wissen über den wahren, dreieinigen Gott, dessen göttliches Wesen in der Taufe verborgen ist, und über seinen gnädigen Willen, den er durch die Taufe offenbart.

Darüber hinaus erkennen wir durch die Taufe auch uns selbst: Wer wir zu Beginn waren, was der Fall durch Adam war und wer wir nach unserer natürlichen Geburt sind – arme, verlorene und verdammte Sünder, die ohne den Glauben an Christus nicht in das Reich Gottes kommen können. Aber wenn wir an Christus glauben und durch Wasser und Geist von neuem geboren werden, sind wir gerettet.

Das ist das ewige Leben: zu erkennen, dass du der einzige wahre Gott bist und dass du, durch Jesus Christus, in uns wohnst. Dieses Wissen ist unsere gesamte geistliche Weisheit. Deshalb betete der heilige Augustinus täglich: „Gib mir, Herr, dass ich dich und auch mich selbst richtig erkenne.“

Wenn uns nun die heilige Taufe zu diesem Wissen führt, dann ist es für jedes Glied des Leibes Christi notwendig, zu wissen, was die Taufe bedeutet und was sie bewirkt.

2. Wir sollen die heilige Taufe als einen wertvollen und unersetzlichen Schatz betrachten, den Gott seiner Kirche und uns in seiner besonderen Gnade gegeben hat. Es gibt zwar auch viele wertvolle Wasserquellen und Bäder in der Welt – das jüdische Land hatte den Teich Bethesda (Johannes 5,2), Ägypten den Nilfluss, der Menschen, Vieh und das gesamte Land nährt und wertvoll macht. Deutschland ist ebenfalls mit vielen kostbaren Wasserquellen und Bädern gesegnet. Aber wo in der Geschichte gab es solch ein Wasser wie das heilige Taufwasser, das Wasserbad des Wortes, wie es auch in der Bibel genannt wird (Epheser 5,26)? Wo gibt es ein Wasser, das dem Menschen so wunderbare Gaben und Vorteile verschafft, das von Sünden reinigt, das aus der Macht des Teufels, des Todes und der Hölle erlöst und das selig macht und ins Reich Gottes führt, wie das heilige Taufwasser?

Wenn wir darüber nachdenken und die Würde der heiligen Taufe in Ehrfurcht und Respekt bedenken, sollten wir uns nicht wundern, wie die Zuhörer damals über die Wunderwerke der Pfingstprediger staunten und sagten: „Was soll das bedeuten, dass Gott solch ein Wasser gestiftet hat, solch einen Schatz darin gelegt hat und uns damit taufen lässt? Herr, wie groß sind deine Werke, die du an der heiligen Taufe vollbringst? Du hast sie wunderbar geordnet, und das Taufwasser ist voll deiner Güte!“

Wir können, meine Lieben, den Wert dieses Schatzes besser erkennen, wenn wir uns die ungetauften und ungläubigen Völker ansehen. Sie sind wie wir einst waren, bevor wir die heilige Taufe empfangen haben. Wenn wir uns mit ihnen vergleichen, erkennen wir, wie elend und verloren diese Menschen sind. Sie sind wie Menschen ohne den Glauben, wie sie in ihrer wilden, barbarischen Art leben, ihre unchristliche, sündige Weise zu leben. Sie haben nichts von der heiligen Taufe gehört, ohne die niemand in das Reich Gottes kommen kann, wie es in der Schrift heißt. Sie lassen sich nicht taufen und wissen nichts vom dreieinigen Gott, der die Taufe gestiftet hat, und können Ihn deshalb nicht ehren und anbeten. Sie wissen nichts von Jesus Christus, dem Heiland der Welt, der mit seinem heiligen Blut die Taufe geheiligt hat und an den wir glauben müssen, um gerettet zu werden. Sie wissen nichts von einem heiligen Leben, zu dem wir durch die Taufe berufen sind, und können keinen heiligen Gott anbeten. Sie kennen den wahren Weg zur Seeligkeit nicht, der uns durch die Taufe gezeigt wird, und suchen auch nicht nach diesem Weg. Sie wissen nichts vom Himmelreich, in das wir durch die Taufe eingehen und in dem wir Gottes Gnade empfangen. Sie streben nicht danach, dorthin zu gelangen, wie wir es tun.

All dies wissen sie nicht, und wenn man ihnen davon erzählt, würden sie wie die Spötter von Pfingsten sagen: „Die Christen sind voll süßen Weins und reden Unsinn, wissen nicht, was sie sagen.“ Sie ehren vielmehr die Schöpfung mehr als den Schöpfer und beten anstelle Gottes die Sonne, den Mond, die Erde, Bäume oder sogar den Teufel an. Und die wenigen unter ihnen, die etwas von Gott hören, achten ihn nicht als Gott und fürchten sich nicht vor Sünde und Bosheit, weil sie Gott nur als einen, der nach ihrem eigenen Maßstab gut und barmherzig ist, ansehen, ohne den Menschen zu strafen.

O elende, verlorene Leute! O Menschen, und doch keine Menschen! Was sind wir nun aber für Christen im Vergleich zu ihnen? Glückselig und die allerseeligsten, denn wir sind getauft, erkennen den wahren dreieinigen Gott und beten an, glauben an Christus Jesus, den Heiland der Welt, wissen, wie wir Gott wohlgefällig leben, welchen Weg wir gehen und durch was wir ins Himmelreich eingehen müssen. Sage nun, ist die Heilige Taufe nicht ein teurer Schatz, kostbarer und besser als alles weltliche Gut? Denn sie macht uns so herrlich und selig, während wir vor den ungetauften Heiden und Völkern bestehen.

Darum soll uns diese Taufe auch schließlich dazu dienen, dass wir Gott, dem Herrn, herzlich für den großen Schatz der Heiligen Taufe danken. Es ist wie bei den Römern, die ihr jährliches Fest feierten, bei dem sie die Brunnen mit Kränzen schmückten und um dieselben her tanzten. Wer Wasser aus diesem Brunnen schöpfte, legte zum Dank einen Kranz daran. Die Heilige Taufe ist wie ein freier, offener Brunnen, aus dem wir alle mit Freude schöpfen und von der Sünde und Unreinigkeit gereinigt werden. Darum soll auch jeder von uns einen Dankkranz daran legen und Gott, dem Meister des Brunnens, danken, dass er uns mit dem Heiligen Taufwasser besprengt und gereinigt hat.

Zu Beginn und an allen Orten sollte unser Leben dies anerkennen, wie auch der Kaufmann, der alles, was er hatte, verkaufte, um das köstliche Perlein zu kaufen. Wenn du über diesen Schatz alles weltliche Gut verlieren würdest, soll dir dieser Schatz der Heiligen Taufe lieber sein als das ganze weltliche Gut, auch wenn es noch so viel wäre. Wegen dieses Schatzes sollst du alles Zeitliche mit den Augen des Glaubens anschauen und nach empfangener Taufe in Freude sagen: „O Gott, meinem Schöpfer, Christus meinem Erlöser, dem Heiligen Geist, meinem Licht und Bekehrer, sei Lob und Ehre in Ewigkeit! Denn ich bin getauft worden. Nun bin ich ein Christ und kein Heide mehr. Ich habe genug, dass ich die Taufe und den christlichen Namen trage, und das ist mir lieber als alles, was ich weiß und habe.“

Es kann wohl sein, meine Liebsten, dass es weh tut, wenn unser gegenwärtiger Zustand, unser Fleisch und Blut, uns dazu anregen, dass wir schmerzhafte Gedanken und Erinnerungen empfinden, die uns den Dank bitter machen. Wenn wir daran denken, dass wir jetzt ein Sklave sind und doch ein Königssohn sein sollen, wie es uns gesagt wurde, dann mag es uns schmerzen, wenn wir daran denken, dass wir von unseren Eltern noch jung und sehr klein weggenommen und entführt wurden. Es kann uns weh tun, wenn wir daran denken, dass wir nichts von unseren Eltern wissen und sie auch nichts von uns wissen. Es kann uns weh tun, wenn wir daran denken, dass wir so oft verkauft wurden, bis zum letzten Mal, als wir unter die barbarischen Mauren, die Portugiesen, die Holländer verkauft wurden und schließlich diesem unseren heutigen Herrn und seinen Kammerdienern übergeben wurden. Es mag uns schmerzen, wenn wir daran denken, dass wir viele Jahre lang auf die Insel genannt Hom gekommen sind und dann noch weiter, über das Meer, aus unserem Land nach Europa zu uns geführt wurden. Es kann uns weh tun, denn das Vaterland ist lieb und süß, auch wenn es an anderen Orten besser gehen mag.

Aber wenn wir im Gegensatz dazu bedenken und gerecht in unserem Herzen betrachten, dass wir von den Heiden und Ungläubigen zu einem christlichen Herrn gekommen sind, dass uns unser Herr in die Christenheit gebracht hat, dass er uns im wahren Glauben und Christentum unterwiesen hat, dass er uns jetzt zur Heiligen Taufe führt, uns Christus vorstellt und für uns betet, damit Gott uns mit dem Heiligen Geist tauft, zu einem Kind aufnimmt, in die Gemeinschaft der Heiligen bringt, ins Buch des Lebens einschreibt und schließlich selig macht, dann soll unser Herz vor Freude weinen. Alles, was vorher weh tat, wird zur reinen Freude, und wir achten Gottes Führung.

Denn ebenso wie Joseph, der nach Ägypten verkauft und geführt wurde und dadurch zu einem großen Herrn wurde, so ist auch unser Heid und Maurer, den ein christlicher Herr erkauft und hierher geführt hat, nun dadurch in das auserwählte Geschlecht und das königliche Priestertum gekommen. Er kann sich wahrhaftig ein Königssohn nennen und mit uns aus der Offenbarung sagen: „Christus hat uns gewaschen von den Sünden mit seinem Blut und hat uns zu Königen und Priestern für Gott, seinen Vater, gemacht.“ Jetzt ist er als der verlorene und entführte Sohn wiedergefunden worden. Jetzt hat er Gott im Himmel als Vater und die heilige christliche Kirche als Mutter. Jetzt ist er von Christus erkauft, damit er in seinem Reich unter ihm lebt und ihm in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit dient. Jetzt lebt er unter den Christen, die getauft sind, und ist Mit-Erbe des ewigen Lebens. Das ist besser als das ganze Maurenland und Afrika, ja, besser als die ganze Welt.

Deswegen ist es nun gerecht, dass er seinen Mund mit Lob und Dank, mit Gebet und Anrufung öffnet und seine Seele anspricht: „O du meine liebe Seele! Das ist ein Tag, den der Herr gemacht hat, lass mich mich freuen und fröhlich darin sein! O Herr, hilf! O Herr, lass es wohl gelingen! Lobe den Herrn, meine Seele, denn heute am Pfingsttag habe ich Christus öffentlich bekannt! Lobe den Herrn, meine Seele, denn heute am Pfingsttag bin ich getauft worden! Lobe den Herrn, meine Seele, denn heute am Pfingsttag bin ich ein anderer Mensch geworden – aus einem Heiden ein Christ, aus einem verlorenen Sündenkind ein Kind Gottes! Lobe den Herrn, meine Seele, dass ich heute am Pfingsttag den Heiligen Geist empfangen habe!“

Darum lobe den Herrn, meine Seele, und alles, was in mir ist, seinen heiligen Namen! Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat, der dir alle deine Sünden vergibt und alle deine Gebrechen heilt, der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönt mit Gnade und Barmherzigkeit! Ich will dir danken, Herr, unter den Völkern; ich will dir lobsingen unter den Leuten und nie aufhören, so lange ich lebe.

Es ist auch gerecht, dass er seine Danksagung mit einem rechten und heiligen Leben verbunden zeigt, wie es die Pflicht der Taufe verlangt und wie ihn seine Taufe daran erinnert, dass er kein Schandfleck und keine Ursache für Verwirrung unter den Christen sein soll, damit nicht der heilige Taufbund wieder verloren geht. Er hat wahrlich große Ursache, dass er fromm lebt und heilig vor anderen lebt. Ein Christ soll im Namen und in der Gnade Gottes leben, da ihn der gütige Gott ohne sein Verdienst und ohne seine eigenen Taten aus dem Heidentum herausgerufen, in seine Kirche geführt und ihm das Tor des Himmelreichs geöffnet hat. Da er nun in diesen Weg gehen soll, soll er vor vielen hundert und tausend anderen Frommen leben und ein heiliger und eifriger Christ sein.

Es ist auch gerecht, dass er in besonderer Weise den lieben Himmel und das ewige Leben preist, die ihm an jedem Tag seines Lebens geschenkt werden, und ihm mit dankbarem Herzen alles Gute zuschreibt, was ihm von Gott gegeben wurde: Gesundheit, Wohlstand, Glück und langes Leben. Er soll Gott täglich anrufen und auch bitten, dass Gott selbst der reiche Vergelter sei und ihm all das Gute, das ihm erwiesen wurde – sowohl in Körper und Seele als auch in seinen materiellen und geistlichen Gütern – vergelten möge.

Gott gebe ihm all dies, damit er es in seinem Leben erkennen kann, und der Heilige Geist möge sein Herz, seinen Sinn und seine Gedanken regieren. Verleihe ihm auch Gnade, dass er den wahren Stand des Christentums begreift und fortführt, damit er als ein guter, rechtschaffener Christ in diesem Leben Gott wohlgefällig dient, heilig lebt, christlich liebt, geduldig leidet, fröhlich stirbt und selig wird.

Deswegen müssen wir uns zum Schluss auch noch untereinander sagen: „Wir alle haben Wasser aus dem Taufbrunnen geschöpft, darum wollen wir auch alle Gott, dem Herrn, herzlich danken. Kommt, preiset mit mir den Herrn und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen! Wir danken Gott, dem Stifter der Heiligen Taufe, dass er solch ein gnadenreiches Wasser geordnet hat und so unermessliche Güter darein gelegt hat. Wir danken Gott, dass er uns in den Schoß der christlichen Kirche hat geboren und getauft werden lassen. Wir danken Gott, dass er auch diesen armen Heiden zu seiner Kirche und Taufe geführt hat. Und wir segnen im Namen des Herrn alle, die zu diesem Zeichen berufen wurden. Wir danken Gott, dass er auch heute noch Pfingsten hält und seinen Heiligen Geist über die Heiden ausgegossen hat. Wir danken Gott, dass er diesen heutigen Pfingsttag so herrlich gemacht hat. Denn ein solches Pfingsten und solch eine Mohren-Taufe wird Lindau kaum wieder erleben, und wer weiß, wann wir solch ein herrliches Pfingsten noch einmal feiern werden. Wir wollen auch Gott in unserem Werk danken und künftig würdig nach unserem Taufsbund leben, so viel wir durch des Heiligen Geistes Beistand vermögen, damit wir den Taufstein freudig annehmen können und nicht dafür beschämt werden, wie die gottlose Weltkinder und unbußfertige Sünder. Dabei wollen wir auch jederzeit mit dankbarem Herzen an die wunderbare Nutzbarkeit und die Gaben der Heiligen Taufe denken und uns stets daran erinnern, in allem Leiden zu leben und zu sterben. Wenn wir nicht mehr reden können, soll unser letzter Atemzug oder unser letzter Blick auf die Taufe gerichtet sein, wie jener fromme Christ, dem aufgrund einer Krankheit die Sprache versagte, aber das Bekenntnis zu seiner Taufe in Gedanken und im Herzen weiterführte und sich durch die Trostspendung des Heiligen Geistes darauf vorbereitete, zu sterben, im festen Vertrauen, dass er durch die Taufe und die Worte Christi selig werden würde.

Wir beten schließlich, dass der liebe Gott noch viele solche Heiden erleuchten und sie aus dem Reich der Finsternis ins Licht seines Reiches bringen möge. Besonders beten wir mit Mund und Herz für unseren gegenwärtigen Mohren, dass Gott ihm gnädig sei, sein Herz erleuchte, seinen Eintritt in die christliche Kirche segne, seinen Fortgang behüte und seinen Ausgang mit einem Segen versehen möge, damit er ein glücklicher Eintritt in die triumphierende Kirche, die im Himmel ist, werde. Wer also beten möchte, der möge jetzt still und andächtig, mit christlichen Augen, aufmerksamem Ohr, bekanntem Mund, heiligem Herzen und gottgefälligen Gedanken bei der Taufe dabei sein.

Wir schließen zwischenzeitlich mit David aus dem Psalm 117: „Lobet den Herrn, alle Völker, preist ihn, alle Nationen, denn seine Gnade und Wahrheit waltet über uns in Ewigkeit. Halleluja!“

Ende der Predigt.

Forma und Bericht

Wie es mit dem Taufakt des bekehrten Mohren und heidnischen Knabens ist gehalten worden

Nach der Predigt und dem Gebet wurde das Lied „Komm, Heiliger Geist, Herr Gott“ gesungen. Darauf auch figuraliter zu der Orgel musiziert. Danach nach begaben sich die Kuratoren zur Orgel, während der Prediger für den Altar betete. Die Namen der Taufpaten wurden bekanntgegeben, darunter der edle und weise Herr Amadeus Eckolt, Bürgermeister, sowie Herr Valentin Heider, fürstlich-württembergische Rat und Syndikus der Stadt Lindau. Der Mohr wurde ebenfalls dorthin gebracht, begleitet von Herrn Joß Kramer. Nachdem sie sich versammelt hatten, begann der Prediger mit dem Taufakt:

Liebe Freunde Christi, wir hören oft aus Gottes Wort, dass der Brauch der Taufe in der christlichen Kirche nicht von menschlichem Hochmut oder Eigenwille stammt, sondern von Christus, dem eingeborenen Sohn Gottes, selbst eingeführt und verordnet wurde. Daher soll die Taufe nicht verachtet, sondern mit gebührender Andacht vollzogen werden. Ebenso sollen die Heiligen mit einem Zeremoniell verteilt werden, ohne Unterschied des Geschlechts, Alters, Volkes oder Standes. Durch die Taufe wird der Gnadenbund Gottes allen zugänglich, sowohl Männern als auch Frauen, Heiden ebenso wie Juden, Alte ebenso wie Kinder.

Wie Johannes der Täufer und die heiligen Apostel immer wieder den Hörern vorangingen und anschließend taufen ließen, so wird auch jetzt in besonderer Weise und durch die besondere Vorsehung Gottes ein Junge, genannt Kal, von heidnischen Eltern, geboren und im Heidentum aufgezogen, aus dem Königreich Quizes in Afrika zu uns gebracht. Nachdem er hier in der christlichen Religion ausreichend unterrichtet wurde und selbst den Wunsch äußerte, getauft zu werden, um durch die heilige Taufe in den Gnadenbund Gottes aufgenommen zu werden und in die Gemeinschaft der christlichen Kirche einzutreten, wird diesem christlichen Wunsch nun entsprochen. Dieser arme Heide, der wie wir in Sünde empfangen und im Heidentum aufgewachsen ist, würde ohne das Eingreifen des eingeborenen Sohnes Gottes, Jesus Christus, in Ewigkeit verdammt und verloren sein. Doch durch Christus, der ihn aus der Dunkelheit des Heidentums herausführt, wird er nun getauft.

Vor dem Angesicht Gottes und der christlichen Kirche wird er im Namen der Heiligen Dreifaltigkeit getauft. Und der Segen, der mit dieser Taufe verbunden ist, wird ihm den Heiligen Geist verleihen, damit er die christliche Unterweisung annehmen und verstehen kann. Er soll in seinem Glauben gestärkt, gegründet und bis zum Ende seines Lebens treu im christlichen Glauben bleiben. Damit aber auch die christliche Liebe sichtbar wird und man erkennen kann, in welchem Glauben dieser Heid unterrichtet wurde, soll er als erstes öffentlich bekennen, dass er die christliche Religion angenommen hat und bis zum Ende daran glauben möchte. So soll dieser Bekenntnis Akt öffentlich bezeugt werden.

Da dieser Mohr eher ruhig ist und nicht von allen in der Kirche gehört wird, wird er gefragt, um sicherzustellen, dass alle verstehen, was er sagt. Der Prediger fragt ihn laut:

„Glaubst du an Gott?“

„Ja, ich glaube, dass es wahrhaftig einen Gott gibt.“

„Gibt es nur einen Gott oder viele Götter?“

„Es gibt nur einen einzigen Gott, aber in drei unterschiedlichen Personen.“

„Er heißt Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist. Glaubst du auch an diesen Gott?“

„Ja, ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn, der empfangen wurde vom Heiligen Geist, geboren von Maria, der Jungfrau, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen zu den Toten, am dritten Tag auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel, sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters, von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube auch an den Heiligen Geist, eine heilige christliche Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, die Vergebung der Sünden, die Auferstehung des Fleisches und das ewige Leben. Amen.“

„Was hat dir Gott Gutes getan, dass du an ihn glaubst?“

„Gott, der Vater, hat mich erschaffen; Gott, der Sohn, hat mich erlöst; Gott, der Heilige Geist, hat mich geheiligt.“

„Wie betest du diesen Gott an, der dich erschaffen, erlöst und geheiligt hat?“

Wie wird der Sohn Gottes, der dich erlöst hat, genannt?

„Jesus Christus.“

Wer ist Jesus Christus?

„Gottes Sohn und Maria’s Sohn. Ein wahrer Gott und ein wahrer Mensch in einer Person.“

Was warst du gewesen, dass dich der Sohn Gottes erlösen musste?

„Ein Heide und ein verdammter Mensch.“

Womit hat dich Christus, der Sohn Gottes, erlöst?

„Mit seinem heiligen Blut, Leiden und Sterben.“

Woraus hat er dich erlöst?

„Aus der Hölle.“

Warum und zu welchem Zweck hat er dich erlöst?

„Damit ich selig werde und in den Himmel komme.“

Was musst du tun, um durch Christi Erlösung selig zu werden?

„Ich muss mich taufen lassen, ein Christ werden, an Christus glauben und fromm leben.“

Was ist die heilige Taufe?

„Die Taufe ist nicht nur Wasser, sondern ein Wasser, das im Gebot Gottes eingesetzt und mit Gottes Wort verbunden ist.“

Wer hat die Taufe gestiftet und verordnet?

„Jesus Christus, unser Herr und Gott.“

Wie lauten seine Worte, in denen er die heilige Taufe gestiftet und befohlen hat?

In Matthäus und Markus steht: „Geht hin in alle Welt und lehrt alle Völker und tauft sie im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Wer glaubt und getauft wird, wird selig werden, wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.“

Was gehört zur heiligen Taufe?
Antwort: Wasser, Gottes Wort und der Glaube, dass Gottes Wort im Wasser wirkt.

Was gibt die Taufe oder was bewirkt die Taufe?
Antwort: Ich werde durch die Taufe von all meinen Sünden gereinigt, vom Tod und der Verdammnis erlöst, in den Gnadenbund Gottes aufgenommen und selig gemacht. Wer glaubt und getauft wird, der wird selig.

Was fordert Gott von dir, wenn du getauft wirst, und was musst du tun?
Antwort: Ich muss dem Heidentum absagen, wie auch dem Tod und allen falschen Werken. Ich muss beständig an Christus glauben und gottselig leben bis zum Ende.

Wie musst du gottselig leben?
Antwort: Nach den Heiligen Zehn Geboten.

Was sind die Heiligen Zehn Gebote?
Antwort:

  1. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
  2. Du sollst den Namen deines Gottes nicht vergeblich führen.
  3. Du sollst den Feiertag heiligen.
  4. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, damit du lange lebst im Land, das dir der Herr, dein Gott, gibt.
  5. Du sollst nicht töten.
  6. Du sollst nicht ehebrechen.
  7. Du sollst nicht stehlen.
  8. Du sollst kein falsches Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
  9. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.
  10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau, Knecht, Magd, Vieh oder alles, was ihm gehört.

Glaubst du von ganzem Herzen, was du bis hierhin gesagt hast?
Antwort: Ja, ich glaube es von ganzem Herzen.

Glaubst du auch von Herzen, dass man dich raustaufen und ein Christ werden kann?
Antwort: Ja, ich begehre es von Herzen.

Wenn du aber im Verlauf deines Lebens beständig ein Christ bleiben, fromm leben und Gott um Gnade bitten möchtest, dass er dir beisteht,

Antwort: Ja, ich werde mit Gottes Hilfe weiterhin ein Christ bleiben und mein Leben in Übereinstimmung mit seinem Willen führen.

Nachdem der Mohr vor dem Altar niedergekniet ist und solange dort kniete, bis er getauft wurde, ergriff der Priester seine rechte Hand und sagte:

Votum (Bekundung): „Gepriesen sei der Name Gottes, des Vaters, des Sohnes, Jesu Christi, durch den Heiligen Geist, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!“

Da dieser Heidenmann nun begehrt, dass er durch das Gebet der Christlichen Kirche aufgenommen wird und gemäß der christlichen Ordnung und Richtschnur zur Taufe geführt wird, so sollt ihr aus christlicher Liebe und Glauben, ernsthaft bitten, dass der Herr Jesus Christus ihm die Vergebung der Sünden schenkt, ihn aus dem Reich der Sünde in das Reich der Gnade und des ewigen Lebens aufnimmt.

Lasst uns daher miteinander beten:

„Allmächtiger, ewiger Gott, der du durch den Sündenschwund die ungläubige Welt nach deinem strengen Gericht verdammt hast und den gläubigen Noah gerettet hast, indem du ihm in der Arche Schutz gewährtest, ebenso wie du den Pharao und seine Soldaten im Meer ertränkt hast, und das Volk Israel trocken hindurch geführt hast, damit dieses Bad der Heiligen Taufe uns von unseren Sünden reinigt und wir durch das Wasser der Taufe das Geschenk des Lebens in deinem Sohn, Jesus Christus, erhalten. Wir bitten dich durch deine große Barmherzigkeit und Güte, dass du diesen Heiden gnädig annimmst und ihm den rechten Glauben gibst, dass er durch diese heilsame Taufe von allen seinen Sünden gereinigt wird und dass er in die Gemeinschaft der Gläubigen aufgenommen wird, sicher geführt durch die heilige Kirche und stets in der Hoffnung auf das ewige Leben in deinem Namen. Wir bitten dich dies durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen!“

Da wir jedoch wissen, dass auch viele Heiden und Erwachsene auf Befehl Christi getauft werden sollen, hören wir das Heilige Evangelium nach Matthäus 28,18: „Mir ist alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben. Darum geht hin und lehrt alle Völker und tauft sie im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Und lehrt sie, alles zu bewahren, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt.“ Und weiter im Evangelium: „Geht hin und predigt das Evangelium allen Kreaturen. Wer glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.“

Da uns jedoch der Herr Christus befohlen hat, im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes zu taufen, wollen wir miteinander bekennen, die Artikel unseres christlichen Glaubens, nach denen auch dieser Heide getauft werden soll. Sie lauten wie folgt:

„Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.“ Lasst uns auch miteinander beten:

Vater unser, der du bist im Himmel.

Damit du dich aber des hohen Gnadenwerks der Heiligen Taufe die ganze Zeit deines Lebens erinnern und getröstet werden kannst, wird dir auch in diesem Moment der Name eines Christen gegeben, mit dem du fortan bekannt sein wirst.

(Die Herren Paten wurden gefragt)
„Wie soll er genannt werden?“
Antwort: „Christianus.“

Hierauf reichten die beiden Herren Paten das Taufwasser in einem silbernen Taufbecken, aus dem der Mohr mit Wasser begossen wurde und im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft wurde.

Nach der Taufe legte der Prediger ihm die Hand auf das Haupt und sprach den üblichen Segen:

„Der Allmächtige, ewige Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der dich, Christian, durch Wasser und den Heiligen Geist von oben herab neu geboren hat und dir alle deine Sünden vergeben hat, der stärke und erhalte dich in empfangener Gnade zum ewigen Leben. Amen!“

Der Friede des Herrn sei mit dir.
Amen.

Vermahnung zur Dankbarkeit und zum Gebet nach der Taufe:

„Ihr Lieben in Christus Jesus, da der Allmächtige Gott diesem Menschen zur Taufe unseres lieben Herrn Jesus Christus gnädig berufen hat, sollen wir ihm Lob und Dank dafür sagen und bitten, dass er ihm diese Gnade in allen Aspekten seines Lebens gewähren möge.“
Sprecht also:

Allmächtiger, barmherziger Gott und Vater, wir preisen und danken dir, dass du deine Kirche gnädig erhältst und stärkst und diesem Menschen verliehen hast, dass er durch die Heilige Taufe wiedergeboren wurde und deinem lieben Sohn, unserem Herrn und einzigen Heiland, Jesus Christus, geglaubt hat. Er ist dein Erbe und hat Anteil an deinen himmlischen Gütern erhalten. Wir bitten dich von ganzem Herzen, du wollest diesen Menschen, der nunmehr dein Kind geworden ist, deine Gnade gnädig bewahren, damit er nach deinem Wohlgefallen zu Lob und Preis deines heiligen Namens treu und gottselig leben möge und endlich das versprochene Erbteil im Himmel mit allen Heiligen empfange, durch Jesus Christus, Amen!

Der Herr segne dich.
Nach diesem Segen stand der Mohr auf und wandte sich der Gemeinde zu.

Dankansprache an die Gemeinde:
„Liebe Gemeinde, der Getaufte möchte sich herzlich bei euch bedanken, ebenso bei seinen Paten und Herrschaften, für ihre geleistete Treue und Unterstützung. Möge der Allmächtige Gott euch mit väterlicher Belohnung für eure Mühen und Gebete segnen.“

Geht hin in Frieden.
Nach diesen Worten verließ der Prediger die Kirche, und der gesamte Gottesdienst wurde mit einem Gebet fortgesetzt. Die Herren Paten und die Gemeinde begleiteten den Täufling und wünschten ihm für seine Zukunft alles Gute im Namen des Herrn.

Sequuntur Amicorum Carmina

Sei gepriesen, du Allmächtiger und barmherziger Gott!

Die Sünde, die mich einst von dir trennte, machte mich schwarz wie Pech. Ich war in den Fängen des Teufels und seiner Hölle gefangen, doch der Leib, der in Sünde verharrte, hat mir nicht geschadet, weil durch den Glauben an Christus, der mein Herz reinigte, die Dunkelheit von mir abgefallen ist. Ich war verloren und verdammt, doch durch die Taufe habe ich das himmlische Bürgerrecht erhalten und bin nun nicht mehr ein Knecht der Sünde. Christus hat mich von meiner Sündenlast gereinigt und in mir das Licht des Glaubens entzündet, so dass meine Seele und mein Herz rein und weiß wurden.

O höchster Gott, ich bitte dich, gib mir Beständigkeit, im Glauben zu bleiben, dass ich treu lebe und sterbe als dein gehorsamer Christ.

Ich war ein Sklave der Sünde, doch durch die Taufe bin ich ein Erbe des Himmels und lebe im Licht deines Reiches. Ich danke dir für die Gnade der Taufe, die mich zu deinem Kind gemacht hat und mir den Weg zu dir öffnete. Durch diese Gnade und den Glauben an dich erlangte ich das ewige Leben, das uns durch deinen Sohn Jesus Christus verheißen wurde.

Lob sei Gott!

Preist ihn, ihr Völker, alle zusammen, denn der Gottvater hat uns seinen Sohn gesandt, der uns aus der Dunkelheit des Sündenlebens erlöst hat, und uns in sein göttliches Reich aufnimmt.

Durch die Taufe sind wir in das himmlische Reich eingetreten, und auch wenn wir in unserem irdischen Körper bleiben, ist unsere Seele in Christus neu geboren und von der Sünde befreit. Möge der Heilige Geist uns führen und uns den wahren Trost bringen, der uns hilft, im Glauben zu wachsen und treu bis zum Ende zu bleiben.

Lobet den Herrn, ihr Heiden, preist ihn, ihr Völker, alle zusammen!

IV.

Komm her, meine Geliebte, und höre,
Du treuester Apollo, der mir zur Seite steht.
Hier will ich ein Lob aussprechen für meinen Vater,
Der es mehr verdient als jeder andere.
Er, der nach den Gebräuchen die Blüte seiner Jahre erlebt hat,
Mit einem treuen Herzen, das vielen Ängsten und Gefahren standhielt,
Er wurde durch die Zeit geprüft, und auch die süße Frucht des Lebens
Hat ihm bitteren Schmerz und Schwierigkeiten gebracht.
Ich danke dir, mein Herr, für all das,
Da du mir immer beigestanden hast, auch wenn ich keinen Landsmann fand.
Durch deinen festen Glauben tratst du in den goldenen Hafen von Guincens
Und berührtest erstmals den Boden, von dem du nie geträumt hast.
Du tratst in den Hafen, als die Zeit reif war, und nahmst mich in deine Obhut.
Wer hätte gedacht, dass du einen armen Heiden, ein schwarzes Mohrenkind, retten würdest,
Das in den Augen gut, aber im Herzen blind war,
Vom dunklen Leben zu den christlichen Orten gebracht,
Wo du das Licht des Glaubens fandest und dich zum Christen wandeltest.

O höchster Herr, möge dein Licht und deine Gnade
Immer klar und hell leuchten und mich vor dem schwarzen Grab bewahren!

V.

An Pfingsten, als das Wunder des Heiligen Geistes erschien,
War die Welt erfüllt von Gottes Macht.
Die Gläubigen empfingen den Geist, der ihnen die Stärke gab,
In jeder Sprache Gottes Wunder zu verkünden.
An diesem Pfingstfest wird das Wunder nicht vergessen,
Der Höchste Geist, der das finstere Herz der Heiden erleuchtet,
So dass sie Christus erkennen und ihn mit Freude bekennen.
Durch die Taufe werden sie zu Christen, und sie preisen Gott,
Denn vor ihm werden alle ihre Sünden vergeben.
Der Heilige Geist wird sie führen und heiligen,
Und sie werden in Gottes Gnade und Frieden leben.

Möge Gott uns weiterhin segnen,
Die Seelen der Christen neu erwecken und mit Gnade pflegen,
Dass wir seine Liebe erkennen, dankbar annehmen
Und ihm geduldig folgen, bis wir ewig bei ihm sind.
Er sei die erste Frucht der göttlichen Saat,
Der Name Christi sei gepriesen in Ewigkeit.

VI.

Er, der sich in dieser Welt der Vergänglichkeit erhebt,
Und sich nicht von seinen schlechten Taten zurückhält,
Er schafft etwas, das höher ist, als man in diesem Leben erwarten kann,
Und wie man in diesem Werk des Herrn einen guten Weg findet.

Er kommt aus Afrika, bringt einen Mohr mit sich,
Ein dunkelbraun und schwarz Geborener, der im Mutterleib verflucht wurde,
Der in der Gemeinde höchsten Fleiß zeigte,
Aber nie wirklich rein wurde, obwohl er es versuchte.
Doch er hat sich verändert, und der schwarze Glaube
Wurde durch den weißen Glauben zu einer neuen Erkenntnis.

Der Herr lehrt den Weg, den wahren Glauben zu finden,
Der Glaube, der nicht nur Worte, sondern auch Taten umfasst,
Denn ein guter Glaube wird neu und reiner,
Und dieses Werk wird auf der Erde klingen und in den Himmel aufsteigen,
Solange man sich an die hohe Wahrheit der Sterne hält.

VII.

Man sollte die Zeit und Jugend gut nutzen,
Um das Richtige zu lernen und nach Tugend zu streben;
Man darf sich niemals dem bösen Einfluss ergeben,
Denn der Misserfolg wird nur Übel und Strafe bringen.
Er sollte sich nicht von den Genüssen der Welt ablenken lassen,
Sondern seinen Weg fest verfolgen und sich auf das Gute konzentrieren,
Denn nur durch Arbeit und Entschlossenheit wird er Erfolg haben.

Der Müller, der seine Arbeit gut tut,
Wird Respekt und Ehre erlangen.
Man muss immer bedenken, dass in einem fremden Land
Die Freude nicht immer einfach zu finden ist,
Und dass niemand in dieser Welt ohne Mühe etwas erreicht.
Wer Erfolg haben will, muss früh aufstehen und spät arbeiten.

VIII.

Der Mann, der lange darüber nachgedacht hat,
Entschloss sich, in ferne Länder zu reisen,
Um zu sehen und zu lernen, was die Welt zu bieten hat,
Und sich weiterzubilden, um sein Ziel zu erreichen.
Er reiste viele Tage und Nächte,
Über Nord, Ost, Süd und West, durch Regen, Hitze und Schnee,
Über Klippen, durch Sturm und Wellen,
Bis er schließlich den Ort erreichte, an dem die Sonne nur selten scheint und es oft schneit.

Dort lebten Menschen, die mit schwarzen Hautfarben und weißen Zähnen,
Erst noch ungebildet, aber dennoch aufgeschlossen für das Lernen,
Und es war der Ort, wo er hingeschickt wurde,
Um ihnen den christlichen Glauben zu bringen.
In Afrika, wo die Menschen von der Dunkelheit des Aberglaubens geprägt waren,
Und die Not sie dazu brachte, Götzen zu verehren.
Nach der Vollendung seiner Reise,
Und nachdem er über Gold und all dessen Wert nachgedacht hatte,
Erkennt er, dass all das hier vergänglich und wertlos ist,
Und dass auch die erlöstesten Seelen keinen Nutzen davon haben.
Mit guter Glückseligkeit kehrte er dann zurück nach Deutschland.

Damit Herr Kramer sich dankbar zeigt
Und was dem lieben Gott zu seiner Ehre dient,
Der in vielen Gefahren von der Zeit berührt wurde,
Wurde erhalten und sicher in sein Heimatland geführt.
Er brachte einen Araber mit nach Hause,
Einen Königssohn, dessen Name groß sein sollte,
Der in Barbarien als ein einfacher Mensch geboren wurde,
Doch durch Gottes Gnade kam er zu uns,
Aus dem wilden Geschlecht der Mohren.
Nun danken wir dem Herrn Kramer,
Dass er sich bemüht hat,
Diesen armen Menschen aus den Fängen des Teufels zu retten,
Und ihn von der Dunkelheit zu befreien,
Und uns allen den Weg zum Heil durch Gott zu zeigen.
Möge dieser Tag uns allen Erlösung bringen,
Dass wir eines Tages alle ins himmlische Land aufgenommen werden,
Das uns Christus, der ewige Sohn Gottes, durch sein Leiden und seine Qualen erlangt hat.

Von Matthia Hagem Evangelischer Prediger zu Lindau.

Unterschiedliche Händler.

Der eine handelt hier, der andere handelt dort.
Marktgeschäfte werden immer getrieben,
Der Kramhändler selbst lebt von dem, was er verkauft.
Doch wer Gottes reine Lehre verfolgt,
Wird von falschen Propheten und Lügen verschont.
Die falschen Verkäufer verlocken mit ihren verführerischen Worten,
Verführen mit falschem Glanz und schaden der Wahrheit.
Sie arbeiten mit einer falschen Absicht,
Zielen darauf ab, den Reichtum zu mehren und das Himmelreich zu betrügen.
Doch wer aufrichtig nach Gottes Wegen strebt,
Findet wahren Frieden und dauerhaften Segen.
Möge derjenige, der die Weisheit Gottes sucht,
Mit starken Glauben und festen Taten zu ihm finden.

In dem Moment, in dem man sich auf den rechten Weg begibt,
Verlässt man die dunklen Gassen der Welt und geht in das Licht des Himmels.
Herr Kramer, euch ist mehr als wohl bekannt,
Wie viel Mühe und Anstrengung ihr aufgebracht habt,
Um das Gold aus dem Land der Mohren zu holen,
Doch in Wahrheit ist es nicht das Gold, das zählt,
Sondern das wahre Wissen und das Licht des christlichen Glaubens.
Ihr habt durch eure Reise dem Herrn gedient und ihm einen Mohr gebracht,
Der durch das heilige Wasser neu geboren wurde
Und zu einem Erben Gottes und Mit-Erben Christi wurde.
Denn ihr habt einem Sünder den rechten Weg gezeigt
Und ihn vom Irrglauben zum wahren Gott geführt.
So habt ihr einer Seele geholfen, dem Tod zu entkommen
Und werdet selbst vom Gnadenreichtum Gottes empfangen.

Du Mohr, du bist nun durch die Hand des Herrn erkauft,
Und in die Gemeinschaft der Christen aufgenommen,
Durch das heilige Wasserbad bist du neu geboren
Und für den König der Könige auserwählt.
Du hast dich dem Herrn zugewandt
Und bleibst ein lebendiges Glied seiner Kirche.
Dank sei dem Herrn, der dich aus der Not befreit hat,
Und dich zum Leben in Christo geführt hat.
Lebe in Hoffnung, Glaube und Liebe
Und sei treu bis zum Ende,
Denn du wirst deinen Lohn empfangen
Aus der Gnade Christi,
Und eines Tages das himmlische Reich betreten.

Dieses ist die Pflicht eines ehrwürdigen Predigers.
Mit Glück und Segen für alle, die diesen Weg gehen.

Glückwunsch

Anlässlich der Afrikareise und der Taufe, sowie auch des übertragenen Amtes, von Herrn Kramere. Ihr seid weit gereist in fremde Länder,
wo ihr das Meer und die fremde Erde bereist habt,
und nun, ohne Nutzen, ohne Ehre und Ruhm,
habt ihr das afrikanische Land besucht.
Es war euch sicherlich nicht leicht, in der brennenden Sonne zu leben,
und das Meer, die Luft und der Regen haben euch viel abverlangt.
Aber nichtsdestotrotz seid ihr mit gutem Mut und Gottvertrauen
wieder zurückgekehrt, reich an Erfahrungen und Weisheit.

Zur Taufe am Pfingsttag
Mit Gottes Segen seid ihr nun wiedergekommen,
habt vier arme Heiden mitgebracht
und sie mit eigener Hand neu getauft.

Der erste Nachklang.
Dieser Nachklang ist wie der erste Schritt vor einem Feuer,
während ihr in Lindau angekommen seid.
Ihr seid jetzt in den Gnaden Gottes aufgenommen
und habt den christlichen Glauben angenommen.
Möge dies ein Zeugnis für die wahre Bekehrung sein.

Glück und Ehre, die durch Arbeit kommen.
Auch wenn ihr weit über das Meer gereist seid,
habt ihr durch harte Arbeit und guten Glauben
wahrhaftigen Reichtum und wahre Ehre gefunden.
Durch Faulheit und Betrug kommt niemand zu wahrem Wohlstand.
Nur durch Arbeit, Geduld und Gottes Segen
konnte ein guter Lohn und wahrer Reichtum erlangt werden.

Lindau und das Vaterland.
Euer Beitrag zur Verbreitung des christlichen Glaubens wird nie vergessen.
Ihr habt die Wahrheit des Evangeliums mit der Welt geteilt
und als ein Beispiel für den wahren christlichen Glauben gelebt.
Mit Gottes Hilfe habt ihr viel Gutes bewirkt,
und das wird sich auch in euren Taten und im Leben derer, denen ihr begegnet seid, widerspiegeln.

Das Leben eines guten Christen.
Ihr seid nun ein lebendiges Beispiel für den Glauben,
und der Weg, den ihr eingeschlagen habt, wird euch und den anderen
ein Licht auf dem Weg zu Gott sein.
Eure Taten und euer Leben sind ein Zeugnis
für die Wahrheit und das Licht des christlichen Glaubens.

Der Weg des Glaubens führt zum wahren Leben.
Möge Gott euch segnen und euch die Kraft geben,
weiterhin ein gutes Leben zu führen, das in Einklang mit seinem Willen steht.
Seid standhaft im Glauben, seid ein gutes Beispiel,
und möge eure Reise euch zu ewiger Freude und Frieden führen.

Verfasst von Jacob Fussenegger, Evangelischer Prediger.
Er war ein Führer, der aus einem heidnischen Land kam
und den Weg zum wahren christlichen Glauben fand,
der aus Dunkelheit ins ewige Licht trat,
wo weder Seele noch Körper Mangel leiden.
Ein solcher Führer wird hoch geehrt,
der sein Leben dem Dienst an anderen widmet und Gutes tut.

Gott muss vergelten sein, sein Name bleibt fest, bis der Lauf der Sonne die ganze Erde umspannt.

Vielmehr aber dir, du hast es durch Gottes Gnade geschafft,
dass du den wahren Gott bekannt hast mit dem christlichen Zeichen.
Ja, durch das Taufbad bist du zu Christus bekehrt
und glaubst an das, was hier Herr Flrfftitegger lehrt.

So bleibe nun getreu dem Gott, dem du geschworen hast,
lass Christi Blut und Gottes Werk an dir nicht vergebens sein.
Glaube richtig und fürchte Gott, und fürchte nichts, was irdisch ist,
so wirst du sicherlich ein rechter und wahrer Herrscher werden!

Hier der Text als pdf.

Und hier der Link zum digitalisierten Druckbild von Fusseneggers Schrift MohrenTauff / Das ist: Christliche Tauffpredigt (1658)

Hinterlasse einen Kommentar