Von Karl Barth
Lieber Vater im Himmel!
Wir danken dir, daß du uns erlaubt und geboten hast,
uns in dieser Stunde zu versammeln,
um dich anzubeten,
dein Wort zu verkündigen,
zu hören und zu Herzen zu nehmen.
Aber wir sind nicht die Leute, das so zu tun,
daß es dir gefallen kann und für uns selbst heilsam ist.
So bitten wir dich herzlich und demütig:
Sei du unter uns
und nimm deine Sache auch hier in deine eigene Hand!
Reinige du unser Reden und Hören!
Öffne und erleuchte du unsere Herzen und unsern Verstand!
Erwecke und kräftige du unsern Willen, dich zu erkennen
und unsere Bereitschaft, dir recht zu geben!
Laß du uns Atem schöpfen in der frischen Luft deines Geistes,
damit wir morgen in neuer Bescheidenheit, Liebe und Freude
an unsere Arbeit zurückkehren dürfen!
Deiner Gegenwart und Leitung
empfehlen wir aber mit uns selbst
auch alle die andern Menschen in unserer Umgebung,
in dieser Stadt, in unserem Lande, überall.
Du hast Mittel und Wege, mit ihnen allen zu reden,
sie alle zu trösten und zu mahnen.
Laß sie und uns nicht allein,
damit es heiter werde, wo es jetzt dunkel ist –
daß Friede werde, wo jetzt gestritten wird –
Mut und Zuversicht erwachse,
wo jetzt Sorge und Angst herrschen!
Erhöre uns – nicht weil wir es verdient hätten,
aber um Jesu Christi willen,
in welchem du uns in deiner unbegreiflichen Gnade
von Ewigkeit her gewürdigt hast, deine Kinder zu sein!
Amen.
Quelle: Karl Barth, Gebete, München: Chr. Kaiser, 1963, S. 58.