Du bist ja der Erste, dem unsere Nöte am Herzen liegen
Lieber Vater im Himmel,
Wir danken dir für das ewige, lebendige, rettende Wort,
das du in Jesus zu uns Menschen gesagt hast und noch sagst.
Erlaube es uns doch nicht, es flüchtig zu hören
und zu faul zu sein, ihm zu gehorchen.
Laß uns nicht fallen,
sondern bleibe mit deinem Trost bei einem jeden von uns
und mit deinem Frieden zwischen einem jeden von uns und seinen Mitmenschen.
Laß es doch immer wieder ein wenig hell werden in unsern Herzen,
in dieser Anstalt, daheim bei den Unsrigen,
in dieser Stadt, in unserem Land, auf der ganzen Erde.
Du kennst die Irrtümer und Bosheiten,
die die heutige Lage wieder einmal von allen Seiten so dunkel und gefährlich machen.
Laß doch einen frischen Wind hineinfahren,
der wenigstens die dicksten Nebel in den Köpfen derer, die die Welt regieren,
aber auch der Völker, die sich von ihnen regieren lassen
und vor allem in den Köpfen der Leute, die die öffentliche Meinung machen,
zu zerstreuen vermöchte.
Und erbarme dich aller am Leib und in der Seele Kranken,
der vielen, die am Leben leiden,
die durch eigene und fremde Schuld verirrt und verwirrt sind
und derer besonders, die dabei keine menschlichen Freunde und Helfer haben.
Zeige auch unserer Jugend, was echte Freiheit und rechte Freude ist,
und laß die Alten, die Sterbenden nicht ohne die Hoffnung
der Auferstehung und des ewigen Lebens.
Aber du bist ja der Erste, dem unsere Nöte am Herzen liegen,
und bist der Einzige, der sie wenden kann.
So können und wollen wir unsere Augen nur eben zu dir erheben:
Unsere Hilfe kommt von dir,
der Himmel und Erde geschaffen hat.
Amen.
Quelle: Karl Barth, Gebete, München: Chr. Kaiser, 1963, S. 11f.