Von Gunda Schneider-Flume
„Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind. Denn die er ausersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dass sie gleich sein sollten dem Bild seines Sohnes, damit dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. Die er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen; die er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht; die er aber gerecht gemacht hat, die hat er auch verherrlicht.“
Gewählt, vorherbestimmt
zum Heil, zu allem Glück,
das nur erdenklich –
„Alle Dinge zum Besten dienen“,
gelingen, glücken auf dem Weg.
Ist das wahrhaftig Welt und Wirklichkeit?
Ist’s eher nicht nur Utopie und Nirgendwo?
Die Lehre denkt, Gott teile ein,
und zähle
die schwarzen Schafe hier,
die weißen dort,
und lehrend malen Menschen
Szenen vom horribile decretum,
das furchterregend
Menschen ewiglich verdammt.
Und Menschen helfen nach:
Sie stell’n sich auf die Seite der Erwählten
mit Eifer und mit Taten,
und wenn es Bomben sind,
verdammt sind stets die andern.
Zum Heil soll’s dienen und zum Besten,
zur Garantie für’s Paradies.
Doch Gott hat längst gewählt,
als er aus Liebe in den Tod sich gab.
Das Kreuz ist seine Wahl.
Dort steht er, an dem Ort,
wo Menschen alles Beste
zerstört
durch Lebensfeindschaft, Schuld und Tod.
Doch Gott hat längst gewählt,
und seine Liebe ist nicht überholbar.
Sie wirbt und bittet,
Menschen mögen sich
in dieser Liebe bergen
und Hass und Eifer
Zerstörung, Feindschaft, Zorn und Schuld
von Liebe überwinden lassen.
Das ist seine Wahl.
Quelle: Gunda Schneider-Flume, Grundkurs Dogmatik. Nachdenken über Gottes Geschichte, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2. A., 2008, S. 381f.