Aus dem Brief des Abtes Hieronymus Herzog an den Bischof von Augsburg Christoph von Stadion vom 22. April 1525 zur Plünderung des Klosters Elchingen durch die Bauern des Leipheimer Haufens: „Das Leiden wird gelindert, wenn man andere sieht, die mit einem mitleiden. Ich, verwirrt, verstreut und völlig zerrissen, ohne Anfang und Ende, habe dies geschrieben, und wohin ich mich auch wende, sehe ich nur Not und seufze. Ich würde lieber ein Schweinehirte sein als ein Prälat. Denn Not ist von allen Seiten um mich herum, und was zuerst getan oder gebaut werden soll, weiß ich überhaupt nicht.“

Aus dem Brief des Abtes Hieronymus Herzog an den Bischof von Augsburg Christoph von Stadion vom 22. April 1525 zur Plünderung des Klosters Elchingen durch die Bauern des Leipheimer Haufens

„Und so wurde das Kloster am Samstag vor dem Sonntag der Passion [1. April] und an den darauffolgenden Montag [3. April] und Dienstag [4. April] nach dem Sonntag der Passion wieder geplündert, wobei die letzten Eindringlinge schlimmer und härter waren als die vorherigen. Alles wurde entweder weggenommen, zerstört oder vernichtet. Im Vorratsraum wurden acht Wagenladungen Wein und tausendvierzig Metzen Getreide weggebracht, in der Kirche die Altäre beraubt, in der Sakristei [sacrarium] die Messbücher, Priestergewänder, Reliquien und dergleichen, sowie die Kästchen, auch wenn sie geöffnet und ohne Kelche waren, wurden dennoch zerstört. Das Behältnis [reservaculum], in dem das Siegel des Konvents aufbewahrt wird, die Schlösser, Fenster und so weiter wurden von nichts verschont, die Bücher aus der Bibliothek, das Grabmal mit dem Erlöser, das wir in der dreitägigen Feier verwenden, alles wurde zerstört.

In der Abtei, im Krankenzimmer, im Schlafsaal, in der Werkstatt, im Lager, in der Bäckerei, in der Küche und im Haus der Mägde wurde alles weggebracht oder vernichtet. Kein Ort blieb unberührt, der Wein, der übrigblieb und den sie nicht aufnehmen konnten, wurde nach Zerschlagen der Gefäße auf den Boden geschüttet. Fleisch, Schafe und Eier, Hühner, Pfauen, alle Werkzeuge, Bettgestelle, Tische, Becher, Löffel, Krüge, Flaschen, Kessel, Wagen, Karren, Säcke, die Glocke des Schlafsaals und des Chors, den Schlafsaal und die Zellen der Brüder haben sie mit solcher Grausamkeit überfallen und zerstört, dass man eher glauben könnte, es sei eine Räuberhöhle und nicht das Schlafquartier von Mönchen. Sie haben alle Öfen zerschlagen.

Wir besuchen den Chor in ungleicher Kleidung, der eine trägt ein Skapulier, der andere eine Kutte, der dritte nur eine Lumpen. Ebenso im Refektorium, der eine hat einen Tisch, der andere einen Becher, und so weiter. Nun sind wir wahre Mönche, weil wir in Armut leben. Ich schlafe auf Stroh, ebenso wie einige andere, und das zu Recht, weil wir von Armut bedrückt sind. Aber was hat diese gefährliche Zeit hervorgebracht, außer der lutherischen Partei und dem Glaubensstreit? Ich habe versiegelte Briefe erwirkt, um die uns geraubten Dinge wieder einzusammeln, aber nur wenige kommen ans Licht, und sie haben geringen Wert.

Dies hätte ich längst geschrieben, aber wegen der Nachlässigkeit der Boten und der vielen Gefahren auf den Wegen passiert es sehr oft, dass Briefe mit Erfolgsmeldungen nicht ankommen; aber nun habe ich diese Briefe, so ungeschliffen und unpassend sie auch sind, meinem hochverehrten und mitfühlenden Herrn übergeben. Denn das Leiden wird gelindert, wenn man andere sieht, die mit einem mitleiden. Ich, verwirrt, verstreut und völlig zerrissen, ohne Anfang und Ende, habe dies geschrieben, und wohin ich mich auch wende, sehe ich nur Not und seufze. Ich würde lieber ein Schweinehirte sein als ein Prälat. Denn Not ist von allen Seiten um mich herum, und was zuerst getan oder gebaut werden soll, weiß ich überhaupt nicht.

Ich wollte diesen Brief nicht schreiben, aber große Erregung ließ die Feder laufen. Möge Eure Ehrwürdigkeit im gesunden und glücklichen Alter bestehen bleiben und mich, euren armen Diener, nicht zögern, in die Arme der Barmherzigkeit aufzunehmen.

P.S. Alle Pferde und Kühe wurden nicht weggenommen, weil diese Tiere eine halbe Stunde zuvor nach Ulm gebracht worden waren.

Et sic sabbato ante dominicam passionis et secunda et tertia feriis iterum post dominicam passionis spoliatum fuit monasterium, et semper ultimi pejores et magis indurati prioribus. Omnia enim aut asportata aut destructa et annichillata sunt. In penu octo plaustra vini, mille et quadraginta metastra singulorum frumentorum, in ecclesia altaria denudata, in sacrario missalia, vestes sacerdotales, reliquias et id genus varia et cistulas quamvis apertas et sine calicibus nihilominus omnia destructa cernuntur. Reservaculum, ubi servatur sigillum conventus, seras, fenestras etc. nulli rei parcentes, libros de armario, sepulcbrum cum salvatore, quo utimur, in triduo omnia destructa. In abbatia, in firmario, dormitorio, officina, estuario, pistrino, in coquina, in domo ancillarum omnia asportata aut annichillata. Nullus locus intactus, vinum, quod superfuit et recipere non poterant, fractis vasis ad terram fluere fecerunt. Carnes, oves et ova, gallinas, pavones, omnia ferramenta, lectisternia, cantros, bicharios, coclearia, fusoria, ampullas, caldaria, currus, bigas, saccos, cimbalum dormitorii et chori, dormitorium et cellas fratrum tanta immanitate invaserunt et destruxerunt, ut non religiosorum dormitorium, sed spelunca latronum credatur. Fornaces omnes fregerunt. Visitamus chorum dispari habitu, unus utitur scapulari, alter cuculla, tertius vero flocco; similiter in refectorio unus habet cantrum, alter bicharium etc. Nunc veri monachi sumus, quia in paupertate vivimus. Dormito ego et aliqui alii in straminibus et merito, quia paupertate oppressi. Sed quid generavit illa periculosa tempora, nisi Lutherana factio et fidei dissensio? Impetravi literas sigillatas pro rebus nobis spoliatis recolligendis, sed pauca admodum veniunt ad lucem et panci et exigni valoris. Haec dudum scripsissem, sed ob nunciorum incuriam et negligentiam et viarum plurima pericula sepissime evenire solet, ut literas successuum notificaciones pertingere nequeant; at nunc opportuno se offerente nuntio has tradidi literas licet incultas et ineptas domino meo gratiosissimo et compassivo; per hoc enim alleviatur ille, qui patitur, cum alios sibi per­cipit compacientes. Ego perplexus, irrecollectus et omnino distractus et sine principio et fine debitis hec scripsi, et quorsum me verto, angustias con­sidero et gemitus emitto. Mallem esse bubulcus porcorum quam de numero praelatorum. Angustiae enim mihi sunt undique, et quod prius edificandum vel faciendum sit, penitus ignoro. Nolui epistolam inserere, sed affectus magnus calamum currere fecit. Valeat eadem Vestra Rma (= Reveren­dissima) Paternitas salva evo saluberrimo et me pauperem servitorem intra pietatis viscera commendatum habere non recuset.“ — — „P. S. Equos omnes et singulos, similiter et vaccas non abstulerunt, quia prius ad dimi­diam horam ad Ulmam minata fuerant hujusmodi animalia.“

Quelle: Max Radlkofer, Johann Eberlin von Günzburg und sein Vetter Hans Jakob Wehe von Leipheim, Nördlingen: C. H. Beck, 1887, S. 427.

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