Zur Schlacht bei Leipheim 1525. Aus dem Tagebuch des Herolds Hans Lutz
Hans Lutz begleitete Jörg Truchsess von Waldburg vom Beginn des Feldzuges des Schwäbischen Bundes Ende Februar bis nach Franken im Juni 1525 und schrieb wohl jeweils unter dem unmittelbaren Eindruck die Ereignisse in seinem Tagebuch nieder:
Am andern Tag [27. März] kamen wir gen Ulm und blieben da ungefähr bis an den vierten Tag. Da brach man auf, und schlugen das Lager anderthalb Meile Weg von Ulm bei Ehingen. In dem Dorf waren zwei Schlösser, und heißt das Dorf mit Namen Erbach. Und da wir das Lager geschlagen hatten, dieselbe Nacht hörten wir ein Lärmen und standen in Ordnung mehr als eine Stunde und zogen darnach wieder ab, wieder in das Lager.
Am andern Tag [28. März], da fing man mit ihnen an zu scharmützeln, mit den Baltringischen Bauern, die da lagen im Ried, und taten unsre Büchsenmeister unter die Bauern schießen. Es waren beim Scharmützeln von unsern Knechten ein guter Teil gefangen, die wurden mit weißen Stäblein zu uns in das Lager geschickt als gefangene Leute.
Und am Mittwoch [29. März] nahm mich der wohlgeborene Herr Jörg Truchsess an als Herold, und dieselbe Nacht musste ich ausrufen: wenn man das erste Mal blies, so solle man füttern, satteln und essen; und wenn man zum andern Male blies, so solle man auf sein. Und in derselben Nacht war man auf um 2 in der Nacht [29. März]. Und an demselben Abend nachmittags, verbrannte man 4 Dörfer, die nicht klein waren. Und als man auf war in der Nacht und die Herren der Absicht waren, an demselben Tag mit den Bauern zu schlagen, da waren die Bauern auf und zogen auf Zwiefalten und nahmen dies Kloster ein, und der wohlgeborene Herr Jörg Truchsess zog ihnen auf dem Fuß nach mit dem ganzen Haufen. Da das vernahmen die Bauern, dass man ihnen nachzog, da gingen sie auf die Alb. Da wandte sich Herr Jörg Truchsess wieder und schlug das Lager diese Nacht in einem Städtlein [Munderkingen], das gehört den Truchsessen. Und vor demselben Städtlein waren auch die Bauern gewesen und hatten’s auch aufgefordert, aber sie haben getan als fromme Leute und sie nicht eingelassen. Und da die Bauern Zwiefalten eingenommen haben, da haben sie’s geplündert und nichts ganz gelassen und alles zerschlagen, was in dem Kloster ist gewesen. Und daselbst haben sie das Sakrament ausgeschüttet auf die Erden und dem Abt genommen mehr denn 7000 Gulden wert, was mir sein Kanzler selbst gesagt hat. Und ich lass jetzt der Bauern Händel stehen und sage weiter von meinem gnädigen Herrn, wo er hinzog aus dem Städtlein, das dem Truchsessen ist. Er zog dem Kloster zu, das da liegt oben an der Iller, mit Namen heißt es Wiblingen. In diesem Kloster schlug Herr Jörg Truchsess sein Lager mit dem Reisigen Zug, und die Fußknecht waren oberhalb in einem Dorf gelagert, auch an der Iller. Und an einem Aftermontag [4. April], da brach der wohlgeborene Herr auf mit dem ganzen Haufen und zog oberhalb Ulm über die Donau auf Leipheim zu, mit den Bauern zu schlagen. Und rückte seine Gnaden vor mit seinem Leibfähnlein und mit dem Rennfähnlein und mit dem verlorenen Haufen, darin waren 3 Fähnlein: das Augsburgische, und ein gelbes Fähnlein und ein weißes Fähnlein. Und hatten die Bauern ihr Lager geschlagen vor Leipheim, gen Ulm zu, und hatten ein Gehölz hinten an sich und einen tiefen Weg an der Seite und auch die Donau an der Seite und hatten etliche Wägen und 4 Falkonettlein. Und sobald der wohlgeborene Herr Jörg der Feind ansichtig ward, da ließ er ein Lärmen schlagen und seinen Trompeter Lärmen blasen. Da machte man die Ordnung zu Ross und zu Fuß, und fiel Herr Jörg über die Bauern mit seinem Leibfähnlein und mit dem Rennfähnlein. Und Herr Jörg jagte den Bauern das steinerne Kreuz ab und schrie mit lauter Stimme: „All mir nach!“ Er gewann den Bauern den tiefen Weg ab, und gab ihm Gott das Glück, dass er die Bauern schlug (Gott sei Lob und Ehr gesagt), und nahm den Bauern 4 Falkonettlein, und ist mir recht, auch 4 Fähnlein. Und schlug tot mehr denn 2000 Bauern, und ertranken der Bauern selber in der Donau bei 1500. Und was gen Langenau kam, die Bauern mussten auch standhalten, denn die Hessen hielten auch auf sie und erschlugen mehr denn 300 Bauern und nahmen Langenau wieder ein. Darinnen hat man 2 Männern die Köpfe abgeschlagen. Da das also geschah, da rückte hernach der gewaltige Hauf und der Reisige Zug vor die Stadt, und wurden viele Bauern gefangen.
Und dieweil man also vor der Stadt lag und die Knechte der Meinung waren, die Stadt zu stürmen, da noch viele Bauern in der Stadt lagen, die entronnen waren, da erboten sich die Bauern, jedem Knecht einen Monatssold zu geben. So ward Frieden gemacht, und nahmen die Knechte den Monatssold an, und wurden der Bauern gefangen gegen 400 und in die Kirche gesperrt, bis man sie loskaufte, was einer geben konnte. Das waren in Summa 3200 Gulden. Und da ward gefangen der Pfarrer von Leipheim und der Pfarrer von Günzburg und ein Reisiger Knecht, mit Namen Hans von Jettingen, den die vom Stein erzogen haben. Denselben fing Peter Aichelin von Ulm. Dieselben Gefangenen wurden geführt gen Bubenhofen, wo damals der Jörg Truchsess sein Lager gehabt hat. Und daselbst hat er still gelegen, bis alle Sachen auf die Art zum Frieden gebracht ward, und auch die mit denen von Günzburg. Dieselben mussten dem Bund geben 800 Gulden, und ein Bürger von Ulm, der mit Wohnung dort ist, 100 Gulden. Und da die von Günzburg befriedet waren, da nahm man etliche Leute von Günzburg gefangen, die den Aufruhr in der Stadt gemacht haben, nämlich einen Schuster und den Mangmeister und noch etliche aus der Stadt. Davon schlug man 5 die Köpfe ab und dem Pfarrer von Leipheim zwischen den zwei Städten auf einem Acker und führte den Pfarrer von Günzburg und den Reisigen Knecht von Jettingen dem Profossen zu. Und ward der Reisige Knecht kaum errettet vorm Schwert.
Darnach [11. April] brach Herr Iörg Truchsess auf und zog hinauf in das Oberland, das man nennt das Allgäu, und kam gen Baltringen. Zwischen Ulm und Baltringen waren bei 200 Bauern in einer Kirche; und alsbald sie sahen den Reisigen Zug, da flohen sie nach dem Holz; da wurden von ihnen mehr denn 100 erstochen. Dieselbe Nacht schlug Herr Jörg sein Lager bei Baltringen; und als Herr Jörg zu Nacht aß, da begann das Haus zu brennen mitten im Mahl. Und er hatte auch viel Gäste geladen. Da retteten sie das Haus, dass es nicht verbrannte.
Quelle: Der große Bauernkrieg. Zeitgenössische Berichte, Aussagen und Aktenstücke, übertra-gen und eingeleitet von Otto H. Brandt, Jena: Eugen Diederichs, 1925, S. 132-134.
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