Jörg Truchsess an den Schwäbischen Bund in Ulm zur Schlacht bei Leipheim
4. April 1525
Liebe Herren und Freunde,
Heute berichte ich euch, wie sich die Bauern bis auf eine Stärke von 3000 Mann zwischen Fahlheim (Ober- und Unterfahlheim) und Bühl gesammelt und in ihrer Stellung behauptet haben. Doch als sie sahen, dass die feindlichen Truppen vorrückten, zogen sie sich zurück und wandten sich in Richtung Leipheim. Dabei gerieten sie jedoch in Unordnung und ihre Bewegung wurde zu einer panischen Flucht.
Da ich das Gelände zuvor erkundet hatte, griff ich mit meinen Reitern und den Truppen aus Metz, die an diesem Tag den Vortritt hatten, an. Als wir in Richtung Leipheim auf das Feld vorrückten, trafen wir auf zwei Fähnlein, die von Günzburg zur Unterstützung der Bauern entsandt worden waren. Zusammen mit diesen sowie den fliehenden Bauern lieferten wir uns ein Gefecht, töteten einige Hundert von ihnen, indem wir sie ertränkten oder erstachen, und trieben weitere in die Auen, wohin unsere Reiter ihnen nicht folgen konnten. Deshalb warteten wir auf die Fußsoldaten, die sie später ebenfalls töteten und dann an das Wasser trieben.
Insgesamt haben wir an diesem Tag über 1000 Bauern niedergemacht. Ich will die Zahl nicht unnötig aufbauschen – andere mögen darüber sprechen.
Nachdem ich mich um Leipheim postiert hatte und die Bewohner sahen, was geschehen war, baten sie mich inständig um Gnade – auch weil einige Flüchtlinge aus Günzburg in die Stadt geflohen waren. Ich gewährte ihnen diese und überließ es der allgemeinen Entscheidung, ob man sie gnädig oder ungnädig behandeln sollte. So wurde beschlossen, dass ihr Leben und Besitz nach Gnade oder Ungnade behandelt werden sollte und dass sie sich mit den Soldaten über eine mögliche Zahlung zur Rettung ihres Eigentums einigen müssten.
Die Truppen, die in Leipheim stationiert waren, nahm ich gefangen, da ich nicht wusste, wer genau ihre Anführer waren. Ich konnte sie nicht alle sofort verhören und ließ deshalb die Stadt Ulm darüber informieren, damit sie mir bis morgen mitteilen, wer die Hauptverantwortlichen sind. Die Gefangenen sind weiterhin in Gewahrsam.
Mit den Bürgern von Günzburg habe ich ebenso verhandelt, jedoch ist die Angelegenheit dort noch nicht abgeschlossen. Ich habe sie ebenfalls gefangen genommen, damit sie heute Nacht beisammenbleiben. Sollte einer von ihnen fliehen, werde ich die Stadt plündern, ihre Bewohner töten und sie dem Erdboden gleichmachen.
Der Prediger von Leipheim ist entkommen und über die Stadtmauer geflohen. Der Prediger von Günzburg hingegen wurde gefangen genommen. Deshalb schickt mir morgen bitte einen Henker, damit er rechtzeitig hier ist, denn ich habe keinen zur Verfügung. Ich werde dann die notwendigen Maßnahmen ergreifen.
Da die Reiter erschöpft sind und ich bis tief in die Nacht mit Verhandlungen beschäftigt war, wäre mein Vorschlag, morgen erst einmal stillzuhalten. Ich bitte euch, mir mitzuteilen, wie ihr weiter vorgehen wollt. Dabei sollten wir aber auch die Lage unserer eigenen Bauern bedenken.
Dies alles wollte ich euch in Eile nicht vorenthalten.
Gegeben in Eile, am Samstag nach Judica, um 12 Uhr nachmittags, im Jahr 1525.
Hier im Original:
Lieben hern und frendt. auf heut hab ich euch bericht, wie sich die baurn bis in IIIm starck zwischen Falchen [Ober- und Unterfahlheim] und Buchel [Bühl] in irn vortayl gethan und darin gestanden, aber als sy die haufen hernach haben ziehen sechen, haben sy sich gewent und auf Leiphaim [Leipheim] zichen weln, aber aus irm wenden ist ain feldtflucht worden. und demnach ich daforn den blatz zu besichtigen gewest, hab ich mit den reutern und Mentzischen haufen so den Vorzug auf den tag gehapt darin gehauen. und als wir gen Leiphaim wertz in das felt komen, haben wir zway fendlin so von Guntzburg inen zu retung gezogen gefunden, mit denselbigen und den feltfluchtigen haben wir darin gehauen und etlich hundert erdrenkt und erstochen, och etlich in die auen gejagt darin wir mit den raysigen nit haben komen megen, sonder auf die fusknecht gewart die sy darnach erstochen und darnach aber an das wasser gejagt. und in summa so haben wir ob den dauseten auf disen tag hingebracht, ich wills nit gross machen sonder ander darvon lassen reden. und als ich dermas um Leiphaim gehalten und die von Leiphaim sollchs gesechen, och erfarn, dan etlich so von Guntzburg kamen warn uns in die stat entrunen, haben sy von lauterlichen um gotzwillen um sprach gebeten die ich inen vergunt und nach aller handlung sy in gemainer stendt gnadt und ungnadt aufgenomen, also das man mit inen irm laib leben hab und gut nach gnaden und Ungnaden handlen meg und das sy sich mit dem kriegsfolck um irn blinderschatz vertragen soln, darzu hab ich die so zu Leipheim bis in diser stärck ligen fenklichen angenommen, dieweil ich aber nit gewusst, was sonderer redlinfierer sendt, hab ich nit iber fler aus inen nemen megen, deshalb von neten sich bey den von Ulm zu erkundigen wie die hauptleit und redlinfurer hayssen und euch das auf morgen zeytlichen zu verstendigen, dan sy noch all gefangen ligen. derglichen hab ich ach mit den von Guntzburg gehandelt, aber mit Guntzburg noch nit alles vollzogen, sonder sy in gfangknus genomen, das sy heyt all bey einander solln beleibn. und ob ainer von inen kem, so will ich die stat blindern lassen, sy erwürgen und in grundt verderben. Der brediger zu Leiphaim was entrunen und iber die maur ausgefaln, aber der zu Guntzburg ist gefangen, dan schickt mir morgen ain hencker das der bey guter zeyt bey mir sey, dan ich kain hab, will ich rihten wie sich gebirt. und demnach die ruter etwas mudt und mir bis in die nacht gehandelt, wer mein rat morgen stil ze ligen und was darnach euch gefelig weiter ze handlen, doch das mir aber leider mit unsern bauern ach bedacht werden, das alles hab ich euch in eil nit weln verhalten.
Datum in eil samstags nach judica in der XII. stundt nachmitag a° XXV. Original.
Quelle: Die Correspondenz des schwäbischen Bundeshauptmanns Ulrich Artzt von Augsburg a. d. J. 1524 und 1525. Ein Beitrag zur Geschichte des Bauernkrieges in Schwaben, hrsg. v. Wihelm Vogt, II. Abtheilung, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben und Neuburg, 7. Jg., Augsburg, 1880, S. 246f.