Weißenhorner Historie über den Bauernkrieg 1525
Von Nikolaus Thoman
Nikolaus Thoman (* wohl um 1457; † 1545?) hatte seit 1479 als Kaplan die Leonhard-Pfründe in Weißenhorn inne. Von ihm stammt die sogenannte Weißenhorner Historie, die über den Bauernkrieg 1525 mit regionalem Bezug chronologisch berichtet. In gedruckter Form ist Thomans Weißenhorner Historie erstmals von Franz Ludwig Baumann in dem Band Quellen zur Geschichte des Bauernkrieges in Oberschwaben (Tübingen 1876, S. 1-240) veröffentlicht worden. Otto H. Brandt hat in Der große Bauernkrieg. Zeitgenössische Berichte, Aussagen und Aktenstücke (Jena, Eugen Diederichs, 1925, S. 82-123) den Text orthographisch bearbeitet.
Luther
Anno domini 1524, da nahm Martini Luthers ketzerischer Sam, den er allenthalben säte und aussprengte, sehr zu an allen Orten mit Fleisch essen und Eiern in der Fasten ohne alles Entsetzen. Etlich beichteten nur einmal, etlich gar nit, etlich wollten das hochwürdig Sakrament unter beiderlei Gestalt haben und empfahen.
Vom Pfarrer von Leipheim
Der Pfarrer zu Leipheim mit seinen Anhängern hielt sich zumal übel von Leipheim und frevlig: Sie nahmen das Bildnis Unsrer lieben Frauen von dem Altar. Das hängten sie unten an den Predigtstuhl. Die Bildnisse der 12 Boten trugen sie aus der Kirche, traten sie in den Kot. An sant Marxtag [25. April] taten sie keinen Kreuzgang.
Pfaffen, Mönch, Nonnen
In diesem Jahr nahmen viel Pfaffen und Mönch Weiber, desgleichen die Klosterfrauen Männer, lernten Handwerk, gaben Pfarren und Pfründen auf, verzichteten auf ihr Amt. Dagegen unterstanden sich etlich grob Laien und Bauern geistlicher und christlicher Ordnung, als predigen, taufen und anderes.
Leipheim
Dieses Jahr an unsres Herren Fronleichnamstag [26. Mai 1524] verkündete der Pfarrer zu Leipheim [Jakob Wehe] öffentlich auf der Kanzel, er wolle hinfür sein Leben lang keine ketzerische Meß mehr halten, wie er vormals getan hätt, und wenn es nit wider brüderliche Liebe wäre, möchte er gern, er hätte soviel Menschen umbracht, als er Messen gehalten hätte. Als er von dem Predigtstuhl ging, fingen seine Anhänger den Lobgesang te deum laudamus an zu singen. Darnach legte er viel Partikel auf und konsekrierte die ohne alle christliche Ordnung und der Kirche Brauch und sagte zu dem gemeinen Volk: wer das Sakrament unter beiderlei Gestalt empfahen wolle, der gehe her zu dem Altar. Also empfingen’s viel Menschen. Darnach nahm ein Scherge Eschay, mit Namen Thurenbeck, einen Partikel in seine Hand und gab denselben dem Pfarrer. Das sind die Frücht, die aus des Luthers Samen kommen und wachsen. Es was die Sag um Bartholomäi [24. August 1524], die von Ulm hätten den Pfarrer daselbst ausgewiesen, aber mir sagte ein frummer Priester, er wäre nie aus der Stadt kommen, was ein Spiegelfechten. Es waren sonst frumm, redlich, christlich Priester da zu Leipheim, mußten groß Leiden und Geduld tragen.
Merk auf, du Leser!
Die Leser und Zuhörer möchten sich wundern oder sagen: „Wie kommt es, daß du viel schreibst von andern Leuten, wie sie sich halten im Glauben und christlicher Ordnung, und meldest nichts von Weißenhorn, ob der Sam, den Martinus Luther allenthalben ausgestreut hat, nit zu euch kommen sei oder so wie so gute, frumme, feste Christenmenschen da sind.“ Antwort, es ist nit eine unziemliche Verwunderung von mir, möchtest auch denken, ich wäre ein Gänslein, ein Suppenesser oder Liebkoser. Damit ich aber aus solchem Argwohn komme, bedünkt mich, wir seien nit ganz glaslauter und schön, angesehen, daß vor dieser Ketzerei und bösem Samen so ein gehorsam, christlich Volk hie gewesen ist und noch viel ist, insonderheit bei der Obrigkeit. Es sind aber viel leichtfertige Menschen, die mehr zu dem Bösen, denn zu dem Guten geneigt sind. Des Luthers Sam hat sich mehrmals gezeigt, wäre gern aufgewachsen zu vollkommner Frucht, hat nit können sein aus zeitlicher Furcht und Straf wegen der Obrigkeit. Wo das nit gewesen wäre, so hätte der Sam des Luther überhand genommen. Es unterstanden sich etlich gottlose Leut, wie sie nur konnten und mochten, die Priesterschaft zu schmähen und zu schänden, schändliche Lieder zu singen auf der Gasse vor den Häusern, sich mit solchem nit zu begnügen, sondern Gott den Allmächtigen auch zu schmähen. Desgleichen als nach Ordnung der heiligen, christlichen Kirche zu Weihenachten man das neugeborne Kindlein ehrte mit besondrem Gesang lateinisch und deutsch, dasselbe verkehrten sie in das allerschändlichste, trieben ihren Spott damit, so mit dem „puer natus resonet omnis mundus“ und andren Lobgelängen. Desgleichen haben sie den Papst, Kardinäl, Bischöf, Priester, Mönch, Nonnen auf das allergröbste geschändet. Da dieselben ihren Mutwillen wohl vollbrachten, Schand und Schmach wohl an Tg kam, da verbot man’s, nit mehr zu singen. Also lieber Leser und Zuhörer, vernimm meine Antwort zum Besten. Du kannst selbst wohl rechnen, was Gutes dahinter ist. Sag’s aber nit von mir, die von Weißenhorn könnten mir ungünstig werden, wenn es besser oder böser wird, will ich dies auch hinzu schreiben.
Wie das Wetter in den Kirchturm schlug
Anno domini 1524 an sant Peters und Pauls Tag [29. Juni] nach Mittag um 4 Uhr schlug das Wetter in den Kirchturm oben durch die Helmstange hinab. Der Strahl kam an zweien Orten bei dem Fronaltar heraus, ging auch durch die Behältnisse, darin das Heiltum und Kleinod stehen, und versengte die große Monstranz und eine kleine, desgleichen das große Kreuz. Geschah aber dem Heiltum nichts, als daß es versengte einen Flügel an der Tafel.
Lutherisch
Es nahm auch das lutherisch und ketzerisch Wesen zu Ulm und anderswo sehr zu mit mehr anhängenden Artikeln. Davon zum ersten, das heilig Sakrament wollten etlich in beiderlei Gestalt haben und empfahen. Es wollten auch viel nit mehr beichten denn einmal, etlich gar nit, sagten, sie hätten Gott, ihrem Schöpfer, gebeichtet, wären keinem Pfaffen schuldig zu beichten.
Der Schelmen Garten
Da man zu Ulm ihnen das Sakrament nach ihrem Begehr nit wollt geben, starben sie dahin ungesalzen und geschmalzet. Wollt man dieselben nit auf dem Kirchhof begraben, da verordnete man einen Garten. Darin begrub man sie, mächtig viel Bürger und Pfaffen, ein große Menge ohne Zahl.
Anfang und Aufruhr der Bauern
Anno domini 1525 erhob sich wunderbar Ding in deutschen Landen unter dem gemeinen Volk, nit allein im Glauben, sondern in Ungehorsam und Widerwärtigkeit, jeder gegen seine Obrigkeit und Herrschaft. Und wiewohl vor etlichen Jahren Doktor Vergenhans von Tübingen in seiner Chronik anzeigt dergleichen Empörung und Aufruhr an etlichen Orten von dem gemeinen Mann, nämlich um Bruchsal und Speyer, die sich unterstanden hatten mit etlichen Artikeln wider ihre Obrigkeit, so was doch dieser Irrtum bald abgetan.
Auch in dem vorhergehenden Jahr anno 1524 hatten im Schwarzwald und im Klettgau die Bauern auch wider ihre Herren Aufruhr gemacht, doch alles hingelegt.
Aber in unsrer Gegend ist solch großer Aufruhr um diese Zeit nach Weihenachten angefangen worden.
Der Anfänger dieses Aufruhrs
Der Anfänger dieses Aufruhrs soll ein Schmied von Sulmingen sein gewesen; und zu Baltringen angefangen, haben sich die Bauern zusammengetan, von Tag zu Tag gemehret (zu Zeiten 50, 60, 100) und gesagt, sie wollten eine gute Gesellschaft miteinander haben.
Versammlung der Bauern
Darnach versammelten sich die Bauern auch zu Illertissen, im Allgäu, zu Krumbach, zu Jettingen, zu Leipheim, zu Langenau. Also taten sie in allen Gegenden und Landen.
Roggenburg
Item, am 18. Tag Februarii versammelten sich etlich Bauern und Hintersassen, so dem Gotteshaus Roggenburg zugehörig waren, hie zu Weißenhorn in einem Wirtshaus, hatten ein Gespräch miteinander, als ob sie miteinander tränken. Da machten sie einen Anfang ihres Unglücks. Es suchte ein Hauf bei dem andern Rat: welche nit mit ihnen wollten sein, denen wollten sie die Gemeind verbieten, Pfähl vor die Häuser schlagen und verbrennen. Und wer in ihre Bruderschaft wollt, der mußte 2 Kr. geben, sich einzuschreiben.
Klag und Vornehmen
Zum ersten was ihre Klag und Vornehmen gegen ihre Herren und Obrigkeiten, sie wären beschwert mit Diensten und der Leibeigenschaft. Davon fielen sie ab ganz und gar, kam in sie der Geist (ich mein, des Teufels Geist), wollten das Evangelium und Gotteswort aufrichten, das lang unter der Bank gelegen. Das wollten sie hervorziehen.
Die Bauern an viel Orten gingen zu ihren Pfarrern, sagten, es wäre ihrer Obrer Meinung und Befehl, daß sie das Gotteswort lauter und klar im Geist sagten ohne alles menschliches Zutun, lauter und klar nach dem Text. Sie sagten zu ihnen, wollten sie nit zu ihnen halten, zögen sie dann von den Pfarren und Pfründen. Sie wollten auch an viel Orten die Kelch aus den Kirchen nehmen, taten’s auch, rüsteten sich mit dem Geld. Wo die Kirchen Geld hatten, nahmen sie’s; wo sie in Dörfern gute Gemeinden hatten, die versetzten sie, nahmen Geld darauf, waren gewaltig. Sie wählten in ihren Hausen Hauptleut, Rät, artikelierten, wie sie ihr Regiment wollten halten, schickten ihre Rät gen Ulm vor die Rät des Schwäbischen Bunds, hielten ihnen ihren Vorwand vor. Die bündischen Rät zogen die Sach hinaus, solang sie mochten und konnten, rüsteten sich mittlerweil auch mit der Gegenwehr, denn die Bauern waren sehr stark an allen Orten versammelt. Es was auch nötig. Fürsten, Grafen, Prälaten, der gemein Adel verhandelten mit ihren Untertanen, willigten ein, ihnen Brief und Siegel zu geben, daß sie still säßen und daheim blieben. Was die andern Bauern zuwege brächten bei dem Schwäbischen Bund, dasselbe würden sie ihnen willig auch nachlassen. Etlich Bauern um uns nahmen’s an, fielen gleich wiederum davon, wollten kurzweg eigne Herren sein. Aus solches zogen die Edelleut — so nit guten festen Sitz hatten — davon in einen sicheren Ort. Desgleichen die Prälaten aus den Klöstern, die Priester, jeder an seinen sicheren Ort. Es waren feine Buben. Die Bauern versammelten sich oft in ihren Lägern; wenn sie etlich Tag bei einander waren, schickten sie die einen heim, und mußten andre wiederkommen. Es waren etlich hie und nit die schlechtesten, die hatten ein Wohlgefallen an den Bauern, rotteten sich und gingen oft zu ihnen in ihr Lager.
Während dieses Aufruhrs was großer Krieg in Welschland zwischen Kaiser Karolo und dem König von Frankreich. Derselbe hatte die Stadt Pavia belagert mit großer Heereskraft lange Zeit. Dagegen lag ein Heer des Kaisers. Darüber waren Hauptleut Herr Jörg von Frundsberg, Herr Marx Sittich von Ems, Jakob von Wernau, das sind Hauptleut über Fußzeug gewesen, die vornehmsten.
Niederlegung des Königs zu Frankreich
Anno domini 1525, am Tag Mathie [24. Februar] früh überfielen die Kaiserlichen den Franzosen in seinem Lager und taten eine merkliche große Schlacht mit einander. Der König von Frankreich ward persönlich gefangen, das tat Herr Graf Niklaus von Salm mit seiner Hand. Es wurden sonst junge Könige auch gefangen, die bei dem Franzosen im Heer waren, und sonst viel merkliche und mächtige Herren, auch Fürsten, von denen waren viel gefangen.
Andre Könige und Fürsten und Herren
Es wurden auch einer oder zween König, ein Herzog von Lothringen, andre Fürsten und Herren erschlagen, etwa um 5000 Landsknecht und viel mehr Schweizer auch erschlagen, ohne andre aus fremden Nationen und Franzosen. Es ist nie gehört worden, daß in einer Schlacht so viel König, Fürsten und Herren gefangen und totgeschlagen sind worden als da von wenig Volk, so bei 30000 Mannen gewesen.
Nach etlicher Zeit ward der Kaiser und der König einig, ließ ihn ledig, setzte ihm der Franzose seine zween Söhn und andre zur Geisel. Er hielt aber die Vereinbarung nit, zog wiederum in das Welschland vor Mailand und andre Städt, zog auch in das Königreich Neapolis wider den Kaiser.
Item, am 18. Tag Februarii versammelten sich die Bauern aus allen Flecken, so zu Roggenburg gehören, hie zu Weißenhorn in einem Wirtshaus, machten einen Anschlag und Konspiration.
Es was die gemeine Sag und Geschrei, daß der Bauern allenthalben wohl dreimalhunderttausend wären. Versammelten sich an viel Orten, doch die allererste Versammlung was zu Baltringen in einem Ried. Darnach versammelten sich etlich zu Illertissen, Babenhausen, Leipheim, Langenau, Krumbach, Pfaffenhausen.
Item, ihre Artikel zeigen an, was sie im Sinn und Vorhaben gehabt haben und auch etlich gezeigt an ihren eignen Herren, ihre Pflicht und Eid vergessen, denselben ihre Schlösser und Behausungen, auch die Klöster, geplündert, verbrannt, zerstört und verderbt.
Die grundlichen und rechten Hauptartikel aller Bauernschaft und Hintersaßen der geistlichen und weltlichen Oberkeiten, von welchen sie sich beschwert vermainen.
[Hier folgen die Zwölf Artikel der Bauernschaft in Schwaben vom März 1525, die in Memmingen abgefasst worden sind]
Item, es was das gemeine Sagen, daß in diesem aufrührischen Handel wohl anderthalbhunderttausend Bauern umkommen wären an allen Orten, die Köpf abgeschlagen und an die Bäume gehängt.
Bastei
Anno domini 1525 um den Auffahrttag [25. Mai] ward die Wehr oder Bastei bei dem Schloß gemacht in großer Besorgnis vor den Bauern. Wir waren keine Stund sicher, sie könnten täglich kommen. Sie ward in 14 Tagen gemacht, der Abt von Roggenburg lieh etlich Stein dazu.
Ein seltsamer Handel
Anno domini 1525 am Freitag in den Feiertagen [10. März], als ein ehrsamer Bürgermeister und Rat zu Weißenhorn alle Jahr erneuert, ihrer Pflicht ledjg gesprochen nach altem Herkommen und wiederum von neuem von der Herrschaft gesetzt, nach Ausweis ihrer Freiheit und Herkommen, so wählen dann die neugesetzten Bürgermeister und Rat noch andre 12 aus der Gemeind zu sich. An diesem Tag unterstand sich fast der größere Teil der ganzen Gemeind, solche Wahl aus der Gemeind einem Rat nit zuzugeben, sondern sie wollten solche Wahl des äußern Rats selbst tun mit großem Geschrei. Etlich wollten sich dessen enthalten, nit wider einen Rat handeln. Da ward ein groß Geschrei wider diese: man solle sie über die Lehden hinabwerfen. Da redete Herrschaft und Rat mit der Gemeind, daß sie von solchem Vorhaben abstünden, denn sie hätten zu solchem Vorhaben weder Gewalt, Recht, noch Fug, sollten beachten der Stadt Freiheit und altes Herkommen und besiegelte Ordnung halten. Mit viel glimpflichen Worten so sie mahnten [was auch nötig]. Auf solches Ermahnen und Vorhalten begehrten die von der Gemeind von Herrschaft und Rat, der Stadt Ordnung ihnen zu verlesen und hören zu lassen. Das tat man, verlas ihnen ein videmus. Diesem videmus wollten sie keinen Glauben schenken, sondern besiegelte Stadtordnung hören, wollten auch zween aus sich wählen, darbei zuzusitzen und aufzumerken, ob ihnen diese Stadtordnung recht verlesen würd. Sie wollten gar keinen Glauben noch Vertrauen weder auf Herrschaft noch Rat setzen, und weiter viel ungeschickte Worte. Nach vieler Red gaben die von der Gemeind einem Rat Bewilligung. 12 aus ihnen zu wählen in den äußern Rat. Darauf ward von Herrschaft und Rat ihnen zugesagt, auf Sonntag Reminiscere [12. März] sollten sie die besiegelte Stadtordnung hören, was geschah. Da wählten sie zween aus ihnen. Den zweien ward die besiegelte vorgelegt aufzumerken, ob das videmus und besiegelte Ordnung gleichförmig zu einander stünden. Sie wollten keine Einred noch einen Auszug weiter haben. An oben angezeigtem Freitag wählten sie aus der Gemeind 16 Mann, die sollten mit Herrschaft und Rat handeln ihres Anliegens und Begehrs halber. Am Sonntag [19. März] nach Anhören der Stadtordnung begehrten die erwählten 16 von Herrschaft und Rat untertänig (nit, wie vormals) ihnen zu geben und erlauben, noch 4 Mann zu wählen. Das ward ihnen auch zugeben. Darnach am Donnerstag [23. März] saßen diese 20 Erwählten in ihren Räten, verhörten alle, die da meinten, beschwert zu sein. An demselben Tag hörte ihre Gewalt auf, verhandelten nichts weiter, in Anbetracht, daß andre große Geschäfte kamen, wie hernach folget.
Es waren dann und wann viel großer Hansen hie. Die rotteten sich und gingen zu den Bauern, wo sie versammelt waren, wie zu Illertissen, zu Ingstetten, im Sumpf zu Leipheim, hatten groß Wohlgefallen an dem trefflichen, redlichen Vorhaben der Bauern. Laß ich jetzt bleiben. Ich will wohl weiter die Wahrheit anzeigen, wie man sich in diesem Aufruhr gehalten hat. Ich könnte aber etliche verdächtig machen im Handeln, die so oft zu den Bauern wandelten. Ehrsame, weise, günstige Herren Bürgermeister und ganzer Rat, vermerkt und betrachtet diese Handlung, die an diesem Freitag vorgangen ist, ob nit eigne Kinder, Tochtermänner, Vettern, Schwäger irgend ein freundliches Vorhaben zu euch gehabt haben. Da spürst du der Bauern Evangelium und ihre liederliche Liebe in Christo. Es könnte jemand argwöhnen, man hätte die Bauern hergeladen, daß sie herkämen. Ich hab dies mit roter Tinte geschrieben, damit daß mans nit lesen könnt. Ich fürcht mich darum vor den redlichen Bauerngesellen, daß sie mir etwas tun. Zwar sie haben nit viel Geschrei daraus gemacht, der Handel ist an ihnen selbst nit sehr redlich und ehrlich gewesen. Günstige, liebe Herren, seid vorsichtig in euren Händeln, damit ihr nit von den Euren Schaden und Schmach erlangt, straft die Euren beizeiten, übersehet ihnen nit so viel. Ihr habt Gefängnisse genug, laßt die darin abkühlen.
In dieser Zeit und Aufruhr der Bauern ward eine große Versammlung des Schwäbischen Bunds zu Ulm wider die unziemliche Versammlung, Bündnis und Bruderschaft der vorangezeigten Bauern.
Da kam Walther von Hürnheim, Pfleger zu Kirchberg und Weißenhorn, auch Hauptmann des Bunds, brachte vor einen ehrsamen Rat das Begehren -es Schwäbischen Bunds. Und was das Begehren, man solle einen reisigen Zug hie einlassen, ihren Pfennig zu zehren eine Zeit lang. Solch Begehren, das was ganz widerwärtig denen in der Gemeind, wollten’s mit nichten zugeben, wollten eher groß tun. Item, Sonntag Lätare [26. März] was Walther von Arnheim wieder hie und begehrte die Meinung, ward ihm aber versagt, also daß er gleich mit Unwillen hinritt, zeigte mit Worten an, was gemeiner Stadt Gefahr darauf erstehen könnte, was auch wahr. Das geschah frühmorgens. Unter dem Amt mühte sich ein Rat sehr mit der Gemeind, daß sie solches nit abschlügen, dem Begehren und Anbringen Folg täten. Also bewilligte der größre Teil der Gemeind, den Zug einzulassen.
Ich mein, daß Gott der Allmächtige besondre göttliche Gnad einer Obrigkeit hie zu Weißenhorn mitgeteilt hat, daß sie solche unziemliche Widerwärtigkeit des gemeinen Volks niedergedrückt hat und zu Frieden gebracht, denn wenn etlicher Vorhaben Folg geschehen wäre, möchte daraus gemeiner Stadt großer, merklicher Schaden erstanden sein, vielleicht ganz zerstört oder verderbt, Leib und Gut verloren. Also daß solche Büberei niedergedrückt ist worden und nit Fortgang gehabt hat, so ist gemeiner Stadt groß Lob und Ehr gegeben worden von allen Ständen des Schwäbischen Bunds.
Reißiger Zug
Darnach am Aftermontag, der da was der 28. Tag des Monats Marci, kam ein reisiger Zug her. 330 Pferde Pfalzgraf Ludwigs des Kurfürsten, Herzog Friedrichs seines Bruders, Herzog Ottheinrichs und Herzog Philipps, seines Bruders Sohn. Derselbe Zug blieb hie bis auf Freitag darnach. Da kam ihnen Botschaft, sie sollten eilends dem bündischen Haufen zuziehen. Denn der Bund was mit Heereskraft zuhanden, zog auf Ehingen zu. Die Bauern hatten ein Lager gemacht bei Dellmensingen, da ist ein großes weites Moos. Darin hielten sie sich, wollten da das Evangelium und den neuen Glauben aufrichten. Es ward zu den Bauern in ihr Lager mit Schlangenbüchsen geschossen, aber nichts Endliches geschafft. Wurden Bauern allenthalben erstochen. Wo sie einen Bündischen trafen, erstachen sie ihn auch.
In dieser Zeit was auch eine Versammlung der Bauern zu Illertissen, bei sechstausend. Die schickten einen Brief her gen Weißenhorn, gleichlautend von Wort zu Wort, wie hernach folget:
Da merk!
„Den Zettel fügen wir euch zu, einem ehrsamen Rat, Bürgermeister und ehrwürdigen Rat und ehrbare Gemeind zu Weißenhorn.
Einem ehrsamen Bürgermeister! Wo eure Meinung wäre, daß ihr wolltet in diese christliche Vereinigung dieser Landschaft, so findet ihr uns bis auf morgen versammelt zu Illertissen. Das fügen wir euch zu in brüderlicher Lieb und gutem Vertrauen, daß ihr mit uns wollet teilen wie gute Brüder, nit anders; denn Gott sei mit uns allen.“
Du Leser, bei dieser Schrift mag bedacht werden und geargwöhnt: wie etlich von Weißenhorn bei ihnen vormals gewesen sind, so haben vielleicht die Bauern vermeint, wenn sie Bürgermeister und Rat so freundlich schreiben und ihnen so gnädig seien, sie aufzunehmen in ihre löbliche Bruderschaft, so würden sie froh sein, mit ihnen gleich sein an Ehr und Gut. Wenn die Bauern so geschickt in ihren Räten gewesen sind, wie in ihrem Schreiben, so sind sie feine Buben gewesen; sie haben großen Fleiß angewendet, bis sie den Brief ordentlich gemacht haben.
AIs die Pfalzgräfischen am Freitag, am letzten Tag Marci, früh hinwegzogen, sobald sie aus der Stadt kamen und noch im Eschach hielten, da ward ein Lärmen und Aufruhr in der Stadt, ward gesagt, wie die Bauern über den Galgenberg herabzögen, ward Sturm geschlagen, ward eine große Furcht bei männiglich, angesehen, daß wir mit niemand Arges zu tun hatten, noch mit den Nachbarn andres zu handeln, denn Gutes. Es was auch nichts an der Sach, was niemand vorhanden. Das was sehr nötig, denn keine Ordnung was gemacht in der Stadt, waren die Büchsen nit gerüstet, weder Pulver, Stein, noch Wehr versorgt. Wo da Lärmen nit geschehen wäre, hätte man noch sobald keine Fürsorge geordnet. Aber da der reisige Zug angeschlagnen Sturm hörte, schickten sie etlich Pferd hinter sich herein, fragten, was solch Sturm und Aufruhr wäre: wenn etwa Not vorhanden wäre, wollten sie wieder zu uns herein zu Hülf kommen, wiewohl sie Befehl hätten, zu dem Bund und Haufen zu reiten. Die Obrigkeit gab ihnen Bericht, wie ein vergebner Aufruhr geschehen wär, mit Erbieten, alle Untertänigkeit gegen sie zu erfüllen.
Früher und bei ihrem Abscheiden sagten diese Hauptleut und Adel denen von Weißenhorn großen Dank, wollten sich dessen bei ihren gnädigen Herren rühmen und ansagen, wie sie zu Weißenhorn so ehrlich und schön gehalten worden wären.
Am Donnerstag [30. März], dieweil der reisige Zug noch hie was, kam ein Missiv oder Brief von Leipheim an den Rat, wie hiernach folget von Wort zu Wort:
Ein Brief
„Des Haufens Hauptleut und Oberste zu Leipheim dem ehrsamen, weisen Bürgermeister, Rat und Gemeind zu Weißenhorn, unsern lieben Freunden.
Gnad und Fried von Jesu Christo. Ehrsame, weise, besonders Liebe! Uns läuft zu, wie ihr unsre Feind in eurer Stadt, die uns schon angriffen und einen Boten niedergelegt, ausgenommen, deshalb ist unsre freundlich Bitt an euch, wollet solches eurer Gemeind anzeigen und sie nit länger aufnehmen; wo aber nit, werden wir geursacht, von Stund an uns dermaßen gegen euch zu schicken, daß eure Gemeind erfahren soll, daß es uns zuwider sei. Denn wir hören, wie ihr es wider Wissen und Willen des gemeinen Manns getan hattet. Und laßt uns wieder Antwort wissen, uns darnach zu richten.
Datum Leipheim, Donnerstag nach Lätare anno 25.“
Nach verlesenem Missiv ist mit dem Boten geredet worden, daß er sich flugs hinweg mache, ward ihnen auch keine Antwort geben.
Wie die Bauern auszogen
Samstag darnach, am ersten Tag Aprilis, zogen die Bauern mit einem großen gewaltigen Haufen gen Leipheim aus, zogen Wilhelm Rietter vor sein Schloß Bühl. Das plünderten sie, nahmen Büchsen, Pulver, alles, das da was, zerrissen und zerschlugen, was sie konnten.
Das erst Begehren
Etlich Bauern zogen in das Biberachtal, der große Hauf zog gen Pfaffenhofen, schickten etlich, drei oder vier, aus ihnen her gen Weißenhorn vor das untere Tor, begehrten von der Obrigkeit, sie einzulassen, Essen und Trinken um ihren Pfennig zu geben, mit viel andren Worten. Das ward ihnen abgeschlagen und versagt.
Das ander Begehren
Zum andern Mal schickten sie andere von sich vor das untre Tor, begehrten, man solle ihnen hinausgeben, was der Abt von Roggenburg, auch alle Priester und Fremde, in die Stadt geflüchtet hätten, das wäre ihr Begehren und Meinung. Das Begehren ward ihnen abgeschlagen und zurückgewiesen.
Nach dem Anbringen und Begehren, das sie getan hatten, erhoben sie sich, zerschlugen dem Wirt zu Pfaffenhofen die Fenster, Ofen, was sie konnten. Darnach zogen sie gen Attenhofen. Der Pfarrer zu Leipheim ging persönlich in des Pfarrers Haus, mußte ihm ein geschmalztes Brot machen. Darnach ließ er alles, was im Haus was, hinwegtragen, das andre alles zerschlagen und verderben; wollt auch das Pfarrhaus niedergeworfen haben, bat ihn ein Weib, daß er’s ließ stehn. Darnach kamen etlich gen Hegelhofen in das Pfarrhaus, zerschlugen die Fenster und Ofen, nahmen auch, was sie wollten; sonst taten sie niemand Schaden.
Item, die Bauern, die im Biberachtal waren, die kehrten ein zu Berg im Pfarrhof, tranken Wein aus, taten auch sonst Schaden. Darnach gen Wallenhausen, zerschlugen Fenster, Ofen, Türen, Truhen, Bettstätten. Alles, das sie konnten verderben, zerreißen und hinwegbringen, das taten sie, denn sie waren dem Pfarrer besonders feind. Zu Oberhausen taten sie dem Pfarrer keinen Schaden, denn daß sie ihm sechs oder sieben Maß Wein austranken und bohrten in zwo Ofenkacheln zwei Löcher. Zu Zell fanden sie Wein im Stadel, tranken denselben aus, nahmen Kapaunen, Hennen und andres. Desgleichen dem Pfarrer zu Reichenbach auch ward eine Kuh oder zwo genommen. Ob dieselben Bauern nach ihrer Tat auch zu dem großen Haufen kommen sind, ist mir nit wissend worden.
Nachmittags zogen die Bauern aus dem Dorf Attenhofen auf Weißenhorn zwischen dem Aunsang und der Stadt durch die Äcker. Da das erst und andre Glied hie hinter den Gärten waren, da was der Zug noch nit ganz aus dem Dorf Attenhofen; sie hatten auch etwa bei sechszig Wägen.
Nach etlichen Tagen gingen etlich hinaus auf die Brachäcker. Da sah man die Fußpfad, daß allweg in einem Glied 41 Mann waren gewesen. Da kam der ganze Zug hinter der obern Vorstadt zusammen, da hielten sie sich einige Zeit.
Das dritt Begehren
Da kamen etwa bei zehn Personen aus dem Haufen, begehrten mit Bürgermeister und Obern eine Red zu halten, — (was mit Namen einer von Ingstetten, Jorg Ebner, der ward genannt und geheißen der Baier) — sagten auch, es wäre der Pfarrer von Leipheim auch einer, begehrten abermals sie einzulassen, Essen und Trinken um ihren Pfennig zu geben, sie hätten doch die Reiter eingelassen, man gäb Juden und anderen solches um Geld. Das taten sie mit vielen Worten. Begehrten auch von der Obrigkeit, daß sie sich zu ihnen in ihre Bruderschaft verpflichteten und das Heilige Evangelium hülfen schirmen und das Gotteswort, mit viel glatten Worten.
Antwort
Antwortete ihnen Diebold Schwartz, Bürgermeister: Sie hätten bisher keinen Mangel an dem Gottesdienst, Prediget, und andrem gehabt, hätten auch keine Klag noch Beschwernis über ihre Obrigkeit bisher gehabt. Auf solche Red, Anbringen und Begehren bat die Obrigkeit hie die Gesandten der Bauern, daß sie gute Nachbarn wären, sie unbekümmert und ungeschädigt ließen. Das geschah mit viel freundlichen und lächelnden Worten. Auf solches hat Herrschaft und Rat verordnet eine Flasche mit Wein und Brot, standen zwischen den zween Toren, gaben ihnen einen freundlichen Trunk, boten ihnen das Brot. Das nahmen sie in freundlicher Meinung an. Der Baier, der hatte ein Fläschlein in seiner Zand, das füllte er voll Wein, trug’s mit sich hinweg. Die Obrigkeit hie bat sie, das Beste zu handeln. Das sagte der Baier zu, er wolle es an gemeinen Haufen bringen, wolle das Beste dabei handeln. Also schieden sie ab, daß sich niemand Arges auf diesmal von ihnen versah.
Jettinger Hauf
Da zogen die von Jettingen mit ihrem Haufen und Fähnlein durch die Samen und Äcker hinauf gegen den Galgenberg, dem Weg zu gen Biberach, hielten also eine Weil still, taten sich nah zusammen, als hielten sie eine Gemeind. Darnach zog abermals ein Hauf denen von Jettingen nach, aber nit ganz zu ihnen. Da ritten etlich denen nach und wieder von ihnen. Das trieben sie eine Weil, hielten Red und Widerred, bis sie der Sach eins wurden.
Dritt Hauf
Der dritt Hauf entfernte sich nie von den Gärten auf Äcker, schickte zu den zween Haufen Reitende — das ich und andre auf dem Torturm sahen — und was die Meinung des dritten Haufens, gegenüber den andern zween Haufen, daß sie sich wenden sollten, mit ihnen vor die Stadt zu ziehen; wo sie das nit tun wollten, müßten sie ihnen eben so lieb sein als die von Weißenhorn. Item, in dem Abschied derer, die da das Gespräch getan hatten mit der Obrigkeit, was zugesagt, sie wollten wieder Antwort des Haufens bringen. Also wendeten sich die zween Haufen zurück und eilends der Stadt zu, machten zwo Reihen; eine in der Vorstadt, hinab bis zu dem Brunnen bei der Renzen Häusern, mit vielen Spießen, auch ein Wagen mit Leitern. Die andre Reihe, hinter den Gärten ganz herab bis zu dem Stadel und Steinkreuz, führte Büchsen, soviel sie hatten, in die Vorstadt herein gegen das Tor, stellten die an Großhansens Haus, auch etlich Böck für die Hakenbüchsen. Das geschah alles, eh sie wieder Antwort gaben. Es geschah den ganzen Tag und beim Vorrücken nie kein Schuß zu ihnen, damit sie keinen Zuspruch haben sollten. Es was streng verboten zu schießen. Da sie sich also frevlig und gewalttätig zeigten, zur Wehr sich rüsteten, schrie der Kastner zu einer Zinne hinaus: warum sie so gewaltsam sich unterstünden, Herrschaft, Bürgermeister, Rat überzögen. Mit andern Worten schrie einer herwider: Ihre Rät kämen bald, würden Antwort geben. Das geschah noch zum andern Mal. Darnach kam der Baier wieder auf den Graben, sagte der Bürgermeister zu ihm, was man sich von ihnen versehen solle. Bei solchem freundlichen Erbieten und Abschied, da sagte der Baier: Man hätte sie nit wollen einlassen, ihren Pfennig lassen zehren, darum wollten sie, wenn Gott wolle, diese Nacht die Stadt erobern. Da schrie der Bürgermeister: „So hüt jeglicher Fuchs seinen Balg, das walt Gott und der Ritter Sant Jorg.“ Da ging der Sturm an. Da fing man erst an zu schießen. Der erste Schuß traf einen auf dem Graben bei dem Torhäuslein, daß er kopfüber hinabfiel; ward durch den Leib und Krebs geschossen, starb nit, ward am Morgen hereingeführt. Da hieben sie die Nägel an dem äußern Tor ab, zerhieben Schranken, taten 6 Schuß durch das äußere Tor in die zween Brusttürme, öffneten das Tor, wollten aber nit herzu. Da was ein solch großes Schießen, desgleichen kaum erhört ist worden, von lützel Volk. Das eine Viertel der Stadt wehrte sich nit, denn es was nit not, man konnt ihnen nit beikommen. Sobald man unter sie schoß, fielen sie übereinander wie die Schwein, flohen in die Häuser. Etlich Büchsenschützen unter ihnen hatten sich versteckt in die Häuser und Winkel; wo sie konnten, schossen sie nach den Zinnen und Schußlöchern. Ich, Nicolaus, was in dem einen Turm der Brustwehr vor dem obern Tor und bei mir Meister Endris Schlays, Pfarrer zu Oberhausen, Pfarrer von Hegelhofen, Attenhofen, Gannertshofen. Da schoß einer bei mir in den Turm, daß mir die Kugel gleich an dem Antlitz vorbeiging, daß ich den Dunst empfand und sprach: „Das walt Gott“ und wandte mich mit dem Haupt an die Mauer. Da stand Herr Baltus Weber, Pfarrer zu Hegelbofen, neben mir und hörte, was ich geredet hatte, meinte, ich wäre geschossen, sprach: „Was ist Euch geschehen?“ Der hatte eine Art auf der Achsel; so er sie herabtat, da sah er und ich, daß ihm die Kugel den Stiel beinahe halb abgeschossen hatte. Das empfand er nit, die Kugel ging in die Mauer. Es ging sonst auch ein Schuß auf mich, sprang ein kleines Mörtelknöllchen mir an einen Backen und Meister Endrisssen eins auf einen Finger. In dem andern Turm was Magister Johannes, Pfarrer zu Wallenhausen, Magister Cunradus Schilling, Pfarrer zu Biberachzell, Herr Valentin, Pfarrer zu Biberachberg, und sonst zween Laien. Diese Brustwehr haben wir Priester gehalten, uns mutig daraus gewehrt mit Schießen. Um dieselbe Zeit waren ob 20 Priester hie, zehrten ihren Pfennig, waren allenthalben auf die Mauern verteilt. Es geschah keinem Menschen in der Stadt kein Leid; alle Menschen waren fröhlich und unverzagt. Das Schießen ging fast um fünf Uhr an, währte etwas länger denn eine Stund. Es kam ein solcher Schreck in sie, wie’s etlich Frauen in der Vorstadt gesehen und gehört hatten; wenn etwa viele hinter sie gekommen wären, die hätten viel können erstechen. Sie ließen eine gute Hakenbüchs zurück, Schuh, Barett, kam eine ganze Flucht in sie. Sie schrien um Frieden, der ward ihnen geben. Es was ganz dunkel worden; konnten ihnen mit dem Geschütz nit mehr zukommen, hörten also auf zu schießen. Wir waren die ganze Nacht in großer Still und Wacht, meinten nit anders, denn sie wären allenthalben in der Vorstadt; wenn es dem Tag zugehe, würden sie den Sturm gen uns antreten. Aber sobald es Nacht ward, sind sie all zusammen hinweggezogen; und was auf der Flucht hatten lassen liegen, das sammelten sie zusammen, nahmen es hinweg mit sich, zogen dieselbe Nacht gen Roggenburg, nahmen das Kloster ein, wie hernach folgen wird.
Eignes Bekenntnis
Item, aus eigner Bekenntnis etlicher, so vor der Stadt gelegen waren, [kann ich berichten, diese] sagten, daß dieser Hauf und Zug 12000 gewesen sei, und sollten noch 6000 Mann von Illertissen zu ihnen kommen. [Doch es] ward zu spät, blieben zu Bubenhausen über Nacht.
Sonntag
Am Morgen früh dominica passionis [2. April] zogen dieselben gen Roggenburg, wie hernach folgen wird.
Du Leser, vernimm eben ein Missiv oder Sendbrief, so denen von Weißenhorn, nachdem die Bauern die Stadt belagert hatten, zugeschickt ist worden:
„Ferdinand, von Gottes Gnaden Prinz und Infant in Hispanien, Erzherzog zu Österreich, Herzog zu Burgund etc.
Getreue, Liebe, wir sind glaublich berichtet, daß ihr euch jetzo, als die aufrührischen Bauern mit ihrem unbilligen Vorhaben bis zu 12000 stark vor euch gezogen sind, die Stadt belagert, beschossen, dieselbe mit ihrem mutwilligen leichtfertigen Wesen, so sie führen, zu gewinnen und erobern und euch zu sich in Ungehorsam zu bringen und zu nötigen, ernstlich unterstanden, gegen sie ehrlich, redlich und dermaßen gehalten und in tapfere Gegenwehr geschickt und sie mit Schießen und auf andere weis von dannen geschossen und wieder abgetrieben haben sollt, dessen wir besonderes Wohlgefallen haben. Und [wir] sagen euch deshalb besondern gnädigen Dank, begehren mit besonderm ernstlichen Eifer, ihr wollet in solchem eurem aufrichtigen redlichen Gemüt verharren, euch hinfürder, nit weniger denn wie bisher, ehrlich und redlich halten und ihr, die von der Gemeind, der Obrigkeit und eurem Rate billigen Gehorsam leisten und vor Aufruhr, Nachteil und Schaden, so euch daraus erstehen wird, selbst hüten, wie uns von euch gar nit zweifelt. Das würde nit allein euch, sondern euern Kindeskindern fürder auf ewige Zeiten beim Haus Österreich und andern, euern Nachbarn, zu Lob, Ehre aufnehmen, zu Wohlfahrt kommen und gereichen. Wir sind auch des gnädigen Anerbietens, wo euch weiter etwa Not oder Anliegen zukäme und ihr uns es anzeigen würdet, daß wir gnädig dazu sehen und euch und gemeine Stadt allzeit mit Gnaden bedenken, schützen und instand halten und auf andere Weis gnädig befohlen haben wollen, daß ihr euch bei uns gänzlich trösten möget.
Geben zu Innsbruck am neunten Tag des Monats aprilis, anno etc. vicesimo quinto.
Ferdinand. Ad mandatum serenissimi domini principis archiducis.
Unserm getreuen lieben Bürgermeister, Rat und Gemeind der Stadt Weißenhorn.“
Eine Erklärung
Zu besserer Erklärung des unbilligen, verräterischen, unehrlichen Vorhabens, so die evangelischen Brüder und Beschirmer des christlichen Glaubens nach Lehr des Pfarrers von Leipheim und andrer lutherischen Prediger [haben], haben [sie] uns zu Weißenhorn auch wollen denselben Glauben lehren und ihre brüderliche Treu mitteilen, um Seel, Leib, Ehr und Gut bringen, treulos, meineidig an unserem Herrn machen, sich selbst wider Gott, Ehr und alles Recht und alle Billigkeit zu Herren hie machen. Desgleichen an andern Orten auch getan ohn alles Recht, von Herrschaft und Rat nit bewogen weder mit Worten noch Werken, sondern mit vorbedachter Bosheit, vergessen aller nachbarlichen Treu, so ihnen von altersher erzeigt ist worden von denen von Weißenhorn, und am allermeisten von ihren Nachbarn überzogen.
Ein Beistand zu dem Unrechten
Doch so muß ich den Bauern in einem beistehen. Sie hätten die von Weißenhorn gern ohne bar Geld bezahlt, denn sie vormals und noch immer viel schuldig sind. Es ist fast in allen Dörfern, Kuh, Schaf, Immen und andres etlicher von Weißenhorn. Das hätten die frummen Bauern gern quitt, ledig gemacht.
Kirchberg
Item, in der ganzen Herrschaft Kirchberg der größere Teil, desgleichen in Pfaffenhofen sind die Bauern aufrührisch gewesen, in der Herrschaft Weißenhorn die von Hegelhofen, die ganze Gemeind, niemand ausgenommen, etlich von Grafertshofen, nit all, desgleichen die von Reichenbach auch nit all. Aber die ganze Gemeind von Bubenhausen was bäurisch [blieben nur die Gockelhähne daheim, daß sie den Tag ankrähten], die von Gannertshofen all bis auf drei Mann. Die von Buch sind alle gerecht blieben. Ritzisried ist auch abgefallen.
Gutes wider Übles
Nach oben angezeigter, verräterischer, falscher Handlung fand man zween Bauern in der Vorstadt, die waren geschossen worden. Die führte herein, ließ sie heilen. Der eine starb nach 14 Tagen, der andre genas, was von Stoffenried. Ihr Büchsenmeister ward erschossen, den fand man zu Grafertshofen, den begrub man hie. Etlich sagten, es wären viel Leut umkommen und zu Schaden gebracht worden; man hätte auf Wägen Tote und Wunde hinweggeführt, wie ich wohl glaub; denn ich hab’s wohl länger als über ein Jahr gehört von etlichen. Einem was ein Bruder erst daheim gestorben. Es ist auch kein Wunder gewesen, wenn viel Leut umkommen wären, dem Schießen nach, das unter sie geschah.
Gen Roggenburg
Item, dieselbe Nacht, sobald es dunkel ward, daß man sie nit mehr kund sehen, zogen sie all zusammen hinweg gen Roggenburg. Da hatten sie gut Kriegen mit den guten Fischen und Wein, fraßen auch dieselbe Nacht Fleisch, hatten keinen Widerstand, zerschlugen ein schönes Werklein einer Orgel mit hölzernen Pfeifen [kostete 250 Gulden], nahmen drei Kelch, Meßgewand, Fahnen und machten daraus Bänder um die Füß, desgleichen aus den Stolen, zerrissen die Gesangbücher, die Liberi, und grade die besten [Bücher haben sie] hinweggeführt oder zerrissen.
Eine unchristliche Handlung
Sie haben das Sakramentgehäus zerstoßen, das heilige Sakrament herausgenommen mitsamt dem Krisam und Öle. Alles [haben sie] hinweggetan, har niemand gehört, noch erfahren, wo sie das Sakrament hingetan haben, aber die Kapsel, darin der Krisam und Öl ist gewesen, ist wieder gefunden worden. Zerschlugen Kasten, Emporen, Truhen, Bettstätten, alle Schlösser, die Gläser, führten merklich viel Korn und Haber hinweg [der Abt sagte, es wären wohl 1500 Malter gewesen], alle Kessel, Pfannen, Schüsseln, Löffel, große eherne Häfen, Betten, Tischtücher, Roß, Kühe, Schaf, Säu, Hennen, Kapaunen, Wägen, Pflüg. Alles ist hinweggeführt und verderbt.
Ein neuer Abt zu Roggenburg
Einer, Jorg Ebner von Ingstetten, genannt Baier, der machte und setzte sich selbst zu einem Abt zu Roggenburg, währte nit lang, setzte ihn der Henker ab zu Bubesheim, ward die Abtei wieder ledig, wie hernach folget.
Abzug
Am Sonntag früh [2. April] zogen sie wieder hinweg, der größere Teil gen Leipheim, mit dem Raub.
Der ander Hauf von Illertissen
Sobald sie fort waren, da kam der Hauf von Illertissen; meinten, sie wollten erst mit den andern plündern und teilen, was nichts eigentlich mehr vorhanden. Dieselben, da sie nichts fanden, zerschlugen und verderbten noch, was übrig geblieben was. Da merk, daß die Bauern eine brüderliche Liebe zusammen gehabt haben und wie sie ein evangelisches und christliches Wesen geführt!
Wie Herr Jorg Truchseß uns zu Hilf wollt kommen
Darnach, am Aftermontag [4. April] früh, kam Herr Jorg Truchseß, oberster Hauptmann des Bunds, mit Heereskraft, wollt uns zu Weißenhorn zu Hilf kommen. Als er vernahm, daß es nit mehr nötig was und die Bauern abzogen waren, kehrte er sich auf Leipheim zu. waren [dort] die Bauern stark versammelt, etlich Bauern waren heraus auf dem Steig gen Fahlheim zu. Da ließen sich ziemlich viel bündische Reiter sehen. Vor denselben haben sich die Bauern nit sehr entsetzt; sobald aber der verlorene Hauf sich sehen ließ, von Stund an haben sich die Bauern in die Flucht geben. Da ist ein andrer Hauf oder Schwadron Reiter kommen und in sie gesprengt, sie auf der Flucht erstochen, gefangen. An der Donau ist ein Hölzlein, heißt das Jungholz, darin wurden gar viel erstochen; fielen auch viele in die Donau, ertranken sehr viel. Etlich schwammen über, kamen davon. Ihrer viel flohen der Stadt zu, wurden allenthalben erstochen. Es was auch die Sag, wie der Pfarrer auch dagewesen wäre und geflohen in die Stadt, und durch ein kleines Türlein an der Stadtmauer im Pfarrhaus ist er herauskommen und sich verborgen. Etlich sagten, er wäre auf der Donau unter einem Rasen gesessen, hätte ihn ein Bauer gesehen, der hätte es den Reitern gesagt, er wäre sonst davon kommen, hätte bei sich 200 Gulden gehabt, auch weiter angezeigt 600, die fanden sie in seinem Tisch, sollten ihn ledig lassen. Es sei, wie’s will, er ward gefangen, an ein Halfter gelegt und gen Bubesheim geführt.
Darin, so er soll 800 Gulden gehabt haben, muß man seine Frömmigkeit spüren, wie er so treulich mit der Bauern Schatz umgangen ist, angesehen, daß nit ein Jahr zuvor er gar nichts hat gehabt, nur große Schulden gemacht. Der hat rechte brüderliche Lieb gehabt.
Die Stadt Leipheim ward den Fußknechten übergeben, die haben sie ohn alles Schießen und Not eingenommen, sehr viel Bauern gefangen.
Günzburg
Auf gemeldeten Tag hat Herr Jorg Truchseß die Stadt Günzburg auch eingenommen ohn alle Not, etlich daselbst gefangen, besonders den Prediger, desgleichen etlich zu Leipheim auch gefangen.
Auf Mittwoch Nachmittag [5. April] spät hat Herr Jorg Truchseß etwa bei 14 oder 15 Mann gefordert von Leipheim und Günzburg auf das Feld zwischen Bubesheim und Leipheim, mit ihnen verhandelt ihres Wesens und Aufruhrs halber. Einen aus den Gefangenen gab er den Reisigen, einen den Landsknechten, zween junge Bauernknecht den Bauern.
Jorg Ebner
Unter den Hergebrachten ist Jorg Ebner, genannt Baier, von Ingstetten, der sich selbst zu einem Abt zu Roggenburg gemacht hatte. Als Herr Jorg besonders mit ihm redete Weißenhorns wegen, wie er sich verhalten hätte, auch andrer Händel halber, hat er arg geleugnet, sich entschuldigt: hab sein Leben lang keine böse Sach nit tan. Zu derselben Stund war Diebold Schwartz, Bürgermeister zu Weißenhorn, gegenwärtig auf dem Feld. Den berief Herr Jorg, sagte zu ihm: „Der Baier sagt, er hab sein Leben lang keine böse Sach nie tan, ist dem also? Sagt an, wie hat er sich zu Weißenhorn verhalten?“ Bürgermeister Diebold Schwartz hielt dem Baier ein Stück nach dem andern vor, wie er hie gehandelt hätte: „Ist dem also, wie ich gesagt hab?“ Bekannte der Baier alle Handlung und Stück, widersprach nie keinem. Auf solches Verhör und Bekenntnis hat Herr Jorg gesprochen zu dem Baier: „Du bist ein Galliläischer“, und befahl dem Nachrichter, ihm das Haupt abzuschlagen.
Kopf ab
Zu dem Pfarrer von Leipheim sagte Herr Jorg Truchseß, ob er beichten wolle. Antwortete ihm darauf dieser, es solle sich niemand darob ärgern, er hab seinem Gott und Schöpfer gebeichtet und seine Seel dem empfohlen, der ihm sie gegeben hab. Darnach hat man ihm das Haupt abgeschlagen. Er ist da nit so kühn gewesen, als da er gepredigt hatte und die Leut verführt. Darnach [wurden] noch vieren die Köpfe abgeschlagen, allen in einem Samenacker. Es ward spät; die andern Gefangenen führte man wieder hinweg, ward darnach nichts am Leben mit ihnen verhandelt.
Der Prediger von Günzburg ward hinweggeführt mit Herrn Jorgen Truchsessen, im Heer hin- und hergezogen. Lies ausführlicher auf dem folgenden Zettel von dem Prediger.
Merk weiter des Predigers von Günzburg halber! Der ist lang gefänglich mit Herrn Jorg Truchseß im Heer hin- und hergeführt worden, ist gestraft worden um 70 Gulden und durfte keine Predigt sein Leben lang nit mehr tun im Augsburger, Konstanzer und Speyrer Bistum, dazu beraubt seiner Pfarre Wagenhofen, liegt bei Diemingen, ist Lehen von einem von Hürnheim, desgleichen auch der Prädikatur zu Günzburg. Das ist seine Straf zu der Zeit gewesen.
Die gefangenen Bauern sind geschätzt worden nach ihrem Vermögen mitsamt der Stadt Leipheim, wurden alle gefangen in die Kirche zu Leipheim gefordert, ihnen daselbst vorgehalten die Schatzung und Summ, wieviel man für die Knechte mußte haben, damit jedem ein Monat Sold würde. Denn Leipheim was den Knechten übergeben und was der Preis. Herr Jorg Truchseß sagte ihnen die Summ, so er und andre überschlagen hatten, belief sich auf 34000 Gulden. Besorgte, sie vermöchten solche Summen nit zu geben, würden ihre Bürgen und Fürsprecher auf die Fleischbank geben.
Leipheim
Die von Leipheim mußten 1500 Gulden geben. Merk weiter, wie die von Leipheim am Aftermontag nach sant Alexistag [18. Juli] von ihren Herrn von Ulm gestraft sind worden von wegen ihrer guten Taten, so sie an ihren Herrn getan haben und von ihrem frommen Pfarrer gelernet! Anfänglich [wurden] die Tor der Stadt ausgehoben, damit sie die Stadt nit mehr verschließen können, auch zwei Löcher in die Stadtmauer gebrochen. [Sie wurden] aller Ehren entsetzt, also daß sie hinfür kein Stadtgericht nit mehr haben, sondern an das Gericht gen Langenau gehen, das suchen und brauchen. Lutzen Diettenheimer und Bläsin Thurenbecken [wurde] die Herrschaft derer von Ulm und vier Meilen dahinter verboten. Etlichen [wurden] die Wirtshäuser und die Wehr verboten, etlichen, daß sie auf keine Kirchweih dürfen gehen, desgleichen nit auf Hochzeiten, etlichen Frauen, wo zwo beieinander stünden, daß die dritt davon gehe, etlichen, daß sie nit dürfen beim Heierleis sitzen, auch in keine Schänke gehen. Etliche [wurden] in die Gefangenschaft gen Albeck gelegt, auch all ihre Freiheit, alle geistlichen Lehen, wie Pfründen und andres, genommen. Das alles folget aus ihrem lutherischen, ketzerischen Glauben. Trotz aller Straf, die angezeigt ist, haben sie sich wenig gebessert, der größere Teil. Item, der Stadtmauer halber, daß sie zwei Löcher sollten gemacht haben, ist nit geschehen; sind auch ihren Herren mit der Straf, so sie ihnen aufgelegt haben, nit nachkommen.
Item, denen von Riedheim hat man das Gericht auch genommen. Das mußten sie auch zu Langenau suchen und brauchen. Etlichen [wurde] die Herrschaft derer von Ulm auch verboten. Auch an mehreren Orten in derer von Ulm Herrschaft [wurden] die Gerichte aufgehoben und genommen.
Unter andern Worten hat Herr Jorg ein Scherzwort getan. Hat gesagt: „Wer hätte gemeint, daß ich ein Prediger zu Leipheim sollt werden?“
Darnach brandsteuerte man die Bauern um Weißenhorn. Die von Ingstetten gaben 160 Gulden, Biberach 101 Gulden, Bubenhausen 42 Gulden, Gannertshofen 20 Gulden. Wieviel jegliches Dorf hat geben, ist mir nit alles wissend. Das ist die Brandsteuer, ausgenommen die Bundesstraf, für jegliches Haus 6 Gulden. Auch die Straf jedes Herren mit den Seinen. Das was eine große merkliche Summ, wurden auch viele am Leben gestraft.
An demselben Aftermontag [4. April], wie Herr Jorg gen Leipheim ist zogen, da ist auch ein reisiger Zug von Ulm auf Langenau zogen. Das sind Hessen gewesen unter derer von Ulm Hauptmann, Sigmund Berger. Als sie kamen an den Gererforst bei Jettingen, machten sie einen Halt; kam zu ihnen ein Mann und Frau. Die fragten sie, wie sich die Bauern zu Langenau hielten. Sie sagten ihnen, es wären ziemlich viel Bauern gen Elchingen in das Kloster zogen.
Elchingen
Indessen ratschlagten sie miteinander, ob sie wollten in das Kloster unter die Bauern fallen. Dieweil sie also ratschlagten, da zogen die Bauern aus dem Kloster mit dem Raub, wollten wieder auf Langenau zu. Da sie der reisige Zug ansprengte, gaben die Bauern von Stund an sich in Flucht, wurden etwa bei 50 erstochen, mehr denn 100 gefangen. Die schickte man also blutig gen Ulm.
Langenau
Item, Herr Jorg Truchseß ritt selbst von Leipheim gen Langenau, ließ ihrer zween die Köpf abschlagen. Der ganze Hauf zu Roß und Fuß blieb etwa um acht Tag zu Leipheim, Günzburg und Bubesheim.
Günzburg
Günzburg ward um 900 Gulden geschätzt, was die Sag darnach, es ihnen etwas nachgelassen worden, denn die Bauern hätten sie betrogen und übervorteilt, was nit jedermann eben lieb.
Item, als das Heer auf wollt sein, hinweg zu ziehen, was der Anschlag und Meinung auf Weißenhorn und das Rothtal hinauf.
Abzug von Leipheim
Indessen aus besondern Geschäften was Diepold Schwarz, Burgermeister, mit andern bei Herrn Jorgen Truchseß, und sie vernahmen den Anschlag des Zugs. Da baten sie Herrn Jorgen Truchseß dafür, sagten, es wäre ein enges Tal, könnten ohne merklichen Schaden nit hinaufziehen, würden die Frucht verderben. Das sagte ihnen Herr Jorg zu, wolle einen anderen Ort vornehmen.
Weißenhorn
Die von Weißenhorn waren in großen Gnaden bei dem Bund und allem Adel; ward ihnen groß Lob und Dank von männiglich geben, daß sie so tapfer, frumm und redlich gegen die Bauern gehandelt hätten. Denn wenn den Bauern der erste Satz geraten wäre, hätten sie ein groß stark Herz bekommen, hätten auch da gefunden, was zu solchem Scherz gehört. Gott der Allmächtige hat uns besondre Gnad mitgeteilt. Wenn du Bauern nit [ein]geladen [gewesen wären] und besondre heimliche Verständigung gehabt hätten, wären sie nit vor Weißenhorn zogen (dafür ich’s und andere, die mehr verstand haben, gehalten). Herr Jorg Truchseß hielt insbesondere Red mit denen von Weißenhorn: „Ich höre über euch so groß Lob und Ehr sprechen von denen, so bei euch gelegen sind, meiner allerdurchlauchtigsten Fürsten und Herrn, der Pfalzgrafen Diener, wie sie an keinem Ort so ehrlich, redlich um einen gleichen Pfennig gehalten [wurden], als bei euch; weiß nit, ob ihr ihnen die Zehrung geschenkt habt dem Lob nach oder nit.“ Auch für sich selbst und seiner Hauptmannschaft halber beim Bund und Adel sagte er ihnen großen fleißigen Dank, sie sollten nimmer, wo es not tun würde, verlassen werden; denn wenn Weißenhorn nit gewesen wäre, würde er diesmal gen den Haufen zu Leipheim nit gezogen sein, und sonst mit freundlichem, großem Erbieten. Wenn die von Weißenborn etwas Großes von dem Bund und Adel begehrt hätten, wäre’s ihnen (dafür ich’s gehalten hab) nit verweigert worden.
Darnach zog Herr Jorg mitsamt dem Haufen über die Iller zu Unterkirchberg auf Wurzach zu, das damals sein Eigentum was; und an dem heiligen Karfreitag [14. April] nach Mittag fing er an zu schießen wider die Bauern, daß wir zu Weißenhorn ob 100 Schüsse hörten. Wie er daselbst gehandelt hat, ist mir nit wissend gewesen.
Darnach ist er gen Weingarten zogen. Daselbst ist ein großer starker Hauf Bauern gelegen, die dem Kloster und Markt Altdorf großen Schaden getan hatten. Beim Dorf, Gaisbeuren genannt, nächst Weingarten gelegen, hatten sie, die Bauern, einen Graben, erwarteten da Herrn Jorgen. Am Montag nach dem Ostertag [17. April] fing Herr Jorg an zu schießen in ihr Lager gewaltig und ernsthaft, denn die Bauern stellten sich ganz trefflich zu der Wehr. Wie sie bezwungen worden sind, hab ich nit anders erfahren, als daß der Abt von Roggenburg (was zu Ulm) schrieb dem Bürgermeister gen Weißenhorn: die Bauern hätten sich auf Gnad, und nit auf Ungnad, ergeben, hätten alle Wehr von sich gelegt, wären auf den Knien zu Herrn Jorgen gegangen. [Es] wurden viel Bauern gefangen gen Ulm geschickt, desgleichen zehn Fähnlein. Darnach zog Herr Jorg mit seinem Volk in das württembergische Land, wie hernach folgen wird.
Nun in dieser Zeit, als in der Karwoche Herr Jorg von Leipheim zog, wie oben steht, zog Graf Ulrich von Helfenstein mit einem reisigen Zug durch das Kamlach- und Günztal hinauf, huldigten etlich Bauern, nahm auch Geld von ihnen für das Plündern, kam gen Ingstetten und Biberach. Da ward ein Bauer in der Kirche sehr krank, starb aber nit. [Sie] fingen einen Mönch von Roggenburg im Feld, hieß Herr Jorg Maler, brachten ihn und noch etlich Bauern gebunden und gefangen. Die Bauern ließen sie hie zu Weißenhorn ledig. Herrn Jorgen führten sie hinweg, wie einen Hund an einem Strick, haben ihn darnach lang bei sich gehabt, ward wieder ledig, nahm den Abt vor, verklagte ihn vor dem Regiment, vor dem Bund, ward darnach wiederum gefangen von dem Visitator, zu Ursberg in das Gefängnis gelegt, kam aus dem Gefängnis, entlief.
Weinsberg
Am heiligen Ostertag [16. April] geschah eine jammervolle Handlung von den Bauern zu Weinsberg. Das nahmen sie ein, darin was viel Adel, nämlich Graf Ludwig von Helfenstein, der was zu dieser Zeit ein Inhaber Weinsbergs, Dietrich von Weiler und sein Sohn, Hans Konrad, Schenk von Winterstetten, Vogt zu Vaihingen, Hans Dietrich von Westerstetten, Bernhard von Ehingen, Herr Rudolf, sein Sohn, Fritz von Neuhausen, Bernhart Sturmfeder, Jorg von Kaltental, der junge Hans Späth, Wolf Ruf von Helfenberg, Rudolf von Hürnheim, Rudolf von Altershausen, Burkhart und Wieprecht von Rieringen, Bastian von Au, Philipp und Jacob von Bernhausen. Die Genannten sind all um ihr Leben kommen elendiglich, und bei Einnahme der Stadt sind sie fast all erstochen worden, und etlich gefangen. Mit denselben sind die Bauern mörderisch umgangen. Und aus vorbedachter Bosheit, dem Adel zu Schmach und Verachtung, haben sie die nachfolgenden Herren und Edlen aus der Stadt geführt und durch die Spieß gejagt, nämlich Graf Ludwig von Helfenstein, der ist der fünft gewesen durch die Spieß, Hans Konrad, Hans Dietrich von Westerstetten, Bernhard von Ehingen und sein Sohn, Schenk von Winterstetten, Vogt zu Vaihingen, der ist der letzt gewesen. Dietrich von Weiler, der ist in der Kirche oder im Turm gefangen worden und in seinem Harnisch von dem Turm herabgeworfen; sein Sohn ist auch umkommen. Darnach haben sie das Schloß eingenommen und die Gräfin gefangen. Die trug einen jungen Herren und Grafen, nit ganz drei Jahr alt, auf ihrem Arm. Auf das unschuldige Blut tat ein Bauer einen Stich, verletzte dasselbe ein wenig an der Brust, daß Blut schweißte. [Sie] nahmen der Gräfin (die eine Tochter Kaiser Maximilians gewesen ist, doch ein unehelich Kind) alle ihre Kleider, Kleinod, ließen ihr nit mehr denn den Rock, den sie anhatte, auf diesmal. Sie trennten aber den Samt, damit der Rock verbrämt was, ab. Darnach haben sie die Gräfin herab in die Stadt geführt und das Schloß geplündert und verbrannt, darnach die Gräfin hinweggeschickt.
Betracht du, Leser und ein jeder, herzlich den großen Mord und die unbillige unchristliche Handlung, so die evangelischen Bauern getan haben! Wie würden sie regiert haben, wenn ihnen der Satz geraten wär!
Von dem Zinkenblaser
Als der Adel durch die Spieß gejagt worden ist, da ist ein Zinkenblaser dabei gewesen, der hat dazu geblasen und sein Gaukelspiel gemacht. Nack etlich Tag ist derselb gefangen worden und an einem Baum geschmiedet an eine Kette, daß er ringsum um den Baum hat können laufen, ein Feuer darum gemacht und verbrannt. Desgleichen ist auch der Bauern Hauptmann gefangen worden, angeschmiedet, wie der Zinkenblaser, und verbrannt, doch an demselben Ort nit. Am Sonntag nach dem Auffahrttag [28. Mai] haben die Bündischen Weinsberg verbrannt, nichts daraus genommen, alles beieinander gelassen.
Allgäu
Zu dieser Zeit was ein merklicher großer Hauf Bauern im Allgäu, taten Allgäu merklichen Schaden, gewannen ein gut Schloß, Liebenthann genannt, gehörte dem Abt von Kempten. Darin fanden sie merklich Gut, Silber und Gold, große köstliche Schrein, Monstranzen, darin das Heiltum was, viel andere Kleinod, so Adel und andere dahin geflüchtet hatten. Das gab der Abt persönlich auf ohn alle Not, verbrannte es darnach.
Kunz von Rietheim
Derselbe Hauf fing Kunzen von Rietheim in seinem Schloß zu Irmaltzhofen ihren Spott mit ihm, verbrannten ihm das Schloß Angelberg, fanden auch groß Hab und Gut. Darnach schatzten sie ihn, mußte jedem Hauptmann 6 Gulden geben, jedem Doppelsöldner 3 Gulden, jedem Bauer 1 Gulden. Es war die Sag, Kunz von Rietheim wolle anfänglich für Gefangenschaft, plündern und Brennen 40000 Gulden geben.
Finningen
Am 27. Tag Aprilis kam ein reisiger Zug von Ulm gen Finningen, begehrte Huldigung von den Bauern. Das wollten sie nit tun, flohen ins Holz, verbrannten sie etwa um zwanzig.
Am Freitag [28. April] darnach kam derselbe reisige Zug her gen Weißenhorn bei 200. Pferden.
Am Sonntag früh [30. April] zogen sie gen Krumbach, begehrten auch Huldigung von ihnen, flohen auch dem Holze zu. Einer wagte, wollt reitend entkommen, ward auf dem Feld erstochen, brachten das Roß her.
Ursberg
An demselben Tag zogen sie auf Ursberg zu, kamen in die zwei Dörflein Edenhausen und noch ein Hausen.
In dem einen huldigten die Bauern, in dem andern nit, das verbrannten sie zum Teil.
Am Sonntag, den letzten Tag Aprilis, lag der Zug hie still, kamen die von Krumbach, taten Huldigung, vertrugen sich mit ihrem Junker Dietrichen von Westerstetten, doch nit all.
Denselben Tag am Morgen früh verbrannten die Bauern das Kloster Ursberg bis auf den Kirchturm, Bäckerei und die Mühle, hatten’s zuvor zweimal geplündert.
Am Tag Philippi und Jacobi [1. Mai] zog der reisige Zug wieder gen Ursberg. Bei Rohr nahebei waren bei 100 Bauern versammelt; als sie der Reiter gewahr wurden, zogen sie aus dem Dorf, eilten dem Moos aufwärts zu gegen das Kloster bei Aletshausen und Burg, eilten ihnen etlich Reiter nach in das Moos, erstachen 8 Bauern. Es fehlte gar wenig, sie hätten ihnen das Moos abgejagt, wären vielleicht all oder der größere Teil erstochen worden. [So] fingen [sie] 3 oder 4 Bauern, brachten sie gen Weißenhorn mitsamt des Bauernhauptmanns Roß und noch etliche Roß. Darnach verbrannten sie etliche Häuser zu Rohr, zu Edenhausen auch ein Haus, erstachen daselbst einen Bauern.
Am Aftermontag [2. Mai] darnach nahmen die Bauern dem Bischof von Augsburg sein Schloß Schöneck ein, verkauften alles Korn, plünderten darnach das Schloß.
Tiefenbach, Bettlinshausen, Illertissen
Am Mittwoch [3. Mai] zog der reisige Zug gen Tiefenbach, Bettlinshausen, Illertissen, begehrten Huldigung von ihnen. Die von Illertissen begehrten Verzug, bis Donnerstag [4. Mai] wollten sie geziemend Antwort geben, ward ihnen nachgeben, Fried und Geleit auf beiden Teilen zugesagt. Am Donnerstag früh schickte man fünf Reisige gen Illertissen, die Bauern herabzugeleiten gen Weißenhorn zu den Hauptleuten laut des Vertrags, so zu Illertissen geschehen was. Die Bauern wollten nit herab, sagten: Ihre Hauptleut wären nit vorhanden, hätten sie die Nacht gesucht, aber nit gefunden; es wäre auch ihnen die Brandschatzung des Bunds zu schwer, sechs Gulden von einem Haus zu geben; von denselben sechs Gulden könnte jeder lang zehren. Kamen an dem Tag nit her. Darnach vor dem Auffahrttag [25. Mai] vertrugen sich die von Illertissen mit den Hauptleuten, gaben 45 Gulden.
Ein kleiner Zusatz
Item, in diesen Tagen wurden etwas mehr denn 100 Knecht von unserem Herren Jacob Fugger und von einem Rat angenommen zu einem Zusatz, was wohl liederliches Knappenvolk von Augsburg darunter. Wir wußten uns keine Stund sicher, wenn die Bauern wieder kämen. Schickte auch zween Büchsenmeister von Augsburg heraus. Etlich sagten von ihnen, wenn uns Not betroffen hätte, wäre’s besser gewesen außerhalb der Stadt denn darin, sollten gesagt haben, wenn man gen uns zög, sollten wir uns ergeben, könnten und nit erwehren.
Mönchsroth
Sonntag, den letzten Tag Aprilis [30. April], verbrannten die Bauern ein Kloster, genannt Mönchsroth, bei Dinkelsbühl; item, in diesen Tagen verbrannten die Bauern das Kloster Adelberg. Desgleichen das Kloster Lorch verbrannten sie auch, das Schloß Hohenstaufen bei Göppingen. Desgleichen zerstörten sie das Kloster Ochsenhausen, (plünderten es), Schussenried, Zwiefalten alle geplündert, aber nit verbrannt.
Ottobeuren
Item, das Kloster Ottobeuren ward eingenommen von den eignen Bauern, [was] kein Fremder dabei. Das zerstörten sie jammervoll, behielten es, auch geplündert. Item, das Schloß Mattsies haben sie auch verbrannt.
Irsee
Das Kloster Irsee, bei Kaufbeuren gelegen, ein gar schön wohl gebaut Gotteshaus, bis auf den Grund verbrannt.
Das Schloß Pfaffenhausen des Bischofs von Augsburg geplündert und verbrannt, und ein Weib darin. Bezichtigten sie: sie wäre eine Kundschafterin, sollte ihnen die Brunnen vergiftet haben.
Kirchheim an der Eck
Sonntag jubilate [7. Mai] haben die Bauern das Schloß zu Kirchheim an der Halden geplündert.
Oberraunau (Hohenraunau)
Montag darnach [8. Mai] haben die Bauern Oberraunau, das Schloß, geplündert, darnach angezündet, ward aber gelöscht.
Unterraunau (Niederraunau)
Das Schloß zu Unterraunau auch geplündert.
Weilbach
Aftermontag [9. Mai] verbrannten sie das Schloß oder Sitz Weilbach bei Pfaffenbausen.
Oberroth
Mittwoch [10. Mai] zu Oberroth hatten fünf Bauern gehuldigt; die andern, so nit gehuldigt hatten, nahmen den Fünfen Roß und Kühe.
Deisenhausen
Donnerstag [11. Mai] plünderten die Bauern dem Pfarrer zu Deisenhausen sein Haus, Hab und Gut, wohl 200 Gulden wert, hab ich selbst von ihm gehört.
Thannhausen
Freitag am 12. Tag Mai haben die Bauern den Markt Thannhausen eingenommen, sie um 200 Gulden geschätzt, den dritten Mann mit sich genommen, den Pfarrhof abgebrochen und zerstört.
Münsterhausen
Samstag [13. Mai] zogen sie vor das Schloß Münsterhausen, verbrannten zuerst den Stadel; darnach [begannen sie] mit ganzer Macht und Ernst mit Schießen, Stürmen, wie sie konnten. Aber die in dem Schloß waren, etwa bei 24, wehrten sich ritterlich, taten auch großen Schaden heraus mit Schießen. Die Bauern fingen an zu graben unter dem Tor und kamen in das Schloß — da ward Jammer und Not — öffneten das Tor, kamen die Bauern herein. Es sind drei Knecht, die in der Besatzung waren, und die Köchin [mit dem Leben] davon kommen. Durch die Bauern ging das Schloß in Feuer auf, verbrannte Leben und Gut miteinander, ward den Bauern nichts davon, denn welche sich verspäteten, die verbrannten zu Pulver. Es was die Sag, als die Bauern in das Schloß kamen, hätten sie die Knecht allenthalben auf den Wehren erstochen; der Vogt im Schloß, als er gesehen hätt, daß kein Hinauskommen mehr was, hätte einen Zündstrick in das Pulver geworfen, sich mit ihnen verbrannt. Wer weiß die Wahrheit? Es ist niemand mehr herauskommen, es sind aber viel Bauern erschossen und verbrannt. Darnach dieselbe Nacht zogen sie wieder gen Thannhausen.
Burtenbach
Sonntag cantate [14. Mai] was Kirchweih zu Burtenbach, wollten etlich Bauern auf die Kirchweih, etlich wollten ein Weiherlein fischen bei Münsterhausen. Da kamen etlich Reiter, die waren am Samstag spat hinüber geritten, kamen hinter diese Bauern, erstachen ihrer ziemlich viel, verbrannten auch etlich Häuser zu Münsterhausen.
Ein Lärm
Montag darnach [15. Mai] ward ein großer Lärm Nachmittag zu Weißenhorn. Die Bauern zogen daher, schlug man schon den Sturm an. Es kamen bald bei 500 Mann zusammen. Da zog man in Ordnung auf das Feld hinaus, darunter waren 26 Priester, was niemand vorhanden. Darnach Herrschaft und Rat beschieden die Leut in die Wirtshäuser, bezahlten für jeden acht Pfennig.
Pfaffenhofen
Es hatten sich auch in Pfaffenhofen und in ihrem Gebiet versammelt bei zweihundert, schickten Botschaft her: Wäre es nötig, wollten sie heraufkommen. Desgleichen die im Illertal waren, versammelt zu Wullenstetten, taten auch Botschaft, waren ihrer bei anderthalbhundert.
Aftermontag [16. Mai] haben die Bauern das Schloß Erolzheim geplündert.
Ein Fähnlein gen Ulm
An dem Tag kam ein Fähnlein gen Ulm, schickte Sigmund Berger, ihr Hauptmann. Der hatte die Bauern bei Aalen geschlagen, sind etwa um viertausend gewesen, etlich erstochen, zweitausend gefangen, hat 100 Pferd gehabt und anderthalbhundert Fußknecht.
Tiefenbach
Mittwoch [17. Mai] zog der reisige Zug gen Tiefenbach, nahmen ihnen die Roß und Kühe, trieben sie her, wurden zween Bauern erstochen, liegen hie begraben, wurden noch 4 wund, etlich gefangen. Den Tag kam ein Fähnlein Knecht her. Es starb noch einer aus diesen vieren.
Am Donnerstag [18. Mai] kamen die Weiber von Tiefenbach her, die Bauern von Emershofen und andre Leut, lösten das Vieh wieder.
Illertissen
Freitag [19. Mai] kamen drei von Illertissen her zu dem Hauptmann Diebold von Stein, taten Huldigung für sich und andre, doch nit für all, für 37.
Unterroth
Freitag zog der reisige Zug und ein Fähnlein Knecht gen Unterroth, plünderten, nahmen Roß, Kühe, Kälber, Schaf, Hennen, Gäns, Enten, Hausrat, was man fand, erstachen zween Mann. Denselben Tag kamen sie gen Bergenstetten. Da waren etwa bei 300 Bauern versammelt, stellten sich, als wollten sie sich mit dem bündischen Zug und Volk schlagen, aber sie nahmen die Flucht dem Holz zu, ward ein Mann erstochen.
Samstag [20. Mai] kamen die Frauen von Unterroth, lösten ihre Hab und Raub von dem Beutmeister um 180 Gulden, blieb ihnen viel weg, Leinwand, Schmalz und andres.
Seifertshofen
Denselben Tag huldigten die von Seifertshofen, gaben 35 Gulden,
Edenhausen, Rohr
Mittwoch am Auffahrtabend [24. Mai] wurden zween Bauern von Edenhausen und einer von Rohr gefangen, vier Roß gen Weißenhorn geführt.
Ulm
Mittwoch in vigilia ascenionis kamen ob 100 Knechte von Ulm her, brachten zwo Büchsen mit sich.
Günzburg
Denselben Tag kamen gegen achtzig von Günzburg her, brachten auch zwo Feldbüchsen mit sich.
Am Auffahrttag [25. Mai], um eins nachmittags, da zogen zwei Fähnlein Knecht mit ziemlich viel Bauern aus den Herrschaften Kirchberg, Pfaffenhofen und ein reisiger Zug, über 100 Pferde, aus, zogen gen Neuburg, blieben über Nacht da.
Thannhausen
Am Freitag [26. Mai] sind sie gen Thannhausen kommen, den Markt eingenommen. Flohen die Bauern, wurden erstochen, und desgleichen Münsterhausen das Dorf auch geschätzt.
Ziemetshausen
Darnach ist der Zug gen Ziemetshausen zogen, sind die Bauern auch geflohen, haben’s geplündert am Sonntag [28. Mai] darnach, was sie gefunden haben, Roß, Kühe, wurden geschätzt mitsamt Thannhausen und Münsterhausen um 500 minder 20 Gulden.
Dinkelscherben
Sonntag [28. Mai] sind sie gezogen gen Dinkelscherben, sind da geblieben bis Aftermontag, haben etlich Flecken und Dörfer, darum gelegen, gehuldigt.
Ustersbach
Aftermontag [29. Mai] ist der Zug gen Ustersbach zogen. Da sind ziemlich viel Bauern beieinander gewesen, gaben sich in die Flucht, wurden etwa bei zwanzig erstochen, etlich gefangen. Es ist auch ein Pfaff erstochen worden. Sind allenthalben in der Reischenau umgezogen, etlich Bauern gefangen gen Weißenhorn geführt und da geschätzt worden von den Kriegern.
Balzhausen
Mittwoch am letzten Tag des Monats Mai ist Balzhausen verbrannt und geplündert worden, etwa bei 20 Bauern erstochen und ihnen das Vieh wiederum zu lösen geben worden.
Burg
Das Dorf Burg dabei gelegen, da sant Schweinhild begraben liegt, ist auch verbrannt worden denselben Tag.
Anhofen, Kissendorf
An demselben Tag [31. Mai] hat Wilhelm Rietter zu Bühl seine eignen Dörfer verbrannt: zu Anhofen 11 Häuser und 11 Stadel, zu Kissendorf die Kirche, und sind nit mehr denn sechs Häuser blieben. Er würde auch Bühl verbrannt haben, bat ihn sein Pfarrer, Herr Hans Geßler, dafür, dem gewährte er’s.
Freitag [2. Juni] kam der reisige Zug mitsamt zween Fähnlein wieder gen Weißenhorn, brachten ziemlich viel gefangene Bauern und Roß mit sich, auch andern Hausplunder.
Illertissen
Dieselbe Nacht nahmen die ungehuldigten Bauern den gehuldigten zu Illertissen die Roß, etwa gegen vierzig, gaben sie am Morgen wieder.
Samstag am heiligen Pfingstabend [3. Juni] ritten ziemlich viel Reisige gen Zell bei Ursberg, brachten drei Bauern gefangen und 10 Roß.
Ein Aufruhr hie zu Weißenhorn
Am heiligen Pfingsttag [6. Juni] um die Vesperzeit machten die Landsknecht einen großen Auflauf, schlugen einander, wollten nit Fried geben, sagten etlich, sie hätten fünfmal den Fried gebrochen. Da wurden vier gefangen, waren wund und in den Stock gelegt. Am Aftermontag nach neun schlug man ihnen die Köpf ab auf einem Acker bei der Steingrub. Hab ich, Nicolaus Thoman, auf Befehl des Bürgermeisters mitsamt andern zween Priestern sie zu Beicht gehört. Es waren zween darunter, der ein besonders, wollten nit beichten. Er was recht wohl gelehrt, führte an die Schrift, er wolle Gott, seinem Schöpfer, beichten, der könne ihm sein Sünd vergeben, dazu viel lutherische Einwände. Doch zween andre begehrten Beicht und christliche Ordnung. Also stunden die andern zween auch von ihrem lutherischen Vorhaben, beichteten auch, begehrten christlich Begräbnis. Sie wußten ihr Sterben nit eine Stund vorher, es ging gar schnell zu. Einer, dem ich zu Beicht gehört hab, was von Krems in Österreich, was sein eheliche Hausfrau auch persönlich zu Weißenhorn. Der hatte viel Geld, was erst von Mailand hergezogen, hatte zu Krems drei Kinder. Sie waren gar tapfer in ihren Reden und gar männlich im Ausgang, sagten, sie wollten sterben als gute Christen und frumme Landsknecht. Gott wolle ihnen Gnad und Barmherzigkeit mitteilen. Amen.
Am Donnerstag [8. Juni] darnach kam wieder ein Fähnlein von Ulm gen Weißenhorn, und etlich Reisige, nämlich Sigmund Berger, derer von Ulm Hauptmann.
Memmingen
Am Morgen früh [9. Juni] vor Tag um zwei zog der reisige Zug mitsamt den Fußknechten aus gen Memmingen. Am Sonntag darnach [11. Juni] fing man drei daselbst, schlug ihnen die Köpf auf dem Markt oder Platz ab, ließ die Körper daselbst bis zum Montag liegen. Darunter was einer Schulmeister, hatte öffentlich ketzerische Lehre predigt auf dem Markt. Der rechte Prediger und zween Helfer, die wurden gehalten und verborgen, die kamen davon, es sollte mehr Leut gekostet haben bei diesem Tanz.
Wie die Bauern die Stadt Memmingen belagert haben
Um die Zeit versammelten sich viel Bauern zusammen, belagerten die die Stadt allenthalben von den nächsten Dörfern, gruben ihnen das Wasser ab, das durch die Stadt rinnt, nahmen ihnen die fließenden Brunnen, verlegten alle Straßen, ließen niemand aus noch ein, nahmen sie gefangen. Das trieben sie bei 14 Tagen. An einem Tag zogen die Bündischen mit einem kleinen Zug aus der Stadt, erstachen ziemlich viel Bauern, nahmen ihnen 17 Wägen mit Sturmleitern. Die Bauern meinten, sie würden die Stadt gewonnen haben.
Am Aftermontag nach Johannis Baptiste [27. Juni] zogen die Bauern wieder ab, etlich auf Obergünzburg, etlich auf Babenhausen. In der Nacht davor ließen die Bauern ihr Geschütz ab, schossen über die Mauer in die Häuser, zerstörten die Mühlen, auch die Papiermühle.
Wie die von Memmingen geschworen haben
Eh die Bündischen gen Memmingen kamen, durfte kein Priester Meß deutsch, auch kein Vigil haben, was eine große Widerwärtigkeit. Da aber der Hauptmann, Diebold von Stein zu Mattsies, mitsamt andern Bündischen machte aufs neue Ordnung, mußten Rat und Gemeind dem Schwäbischen Bund schwören, den alten, wahren, rechten, christlichen Glauben wiederum anzunehmen und zu halten, wie vor alters. Es entliefen auch viel Bürger aus der Stadt, wollten ihrem neuen Glauben nit trauen, desgleichen Priester. Sie haben das Volk elendiglich verführt, um Seel, Leib, Ehr und Gut bracht. Um sant Jacobstag [25. Juli] haben die Priester wiederum angefangen, Meß und Vigil zu halten. Die Heiliggeister im Spital fielen ganz vom Kreuz, vergaßen ihren Orden schändlich, doch fingen sie auch wiederum an den alten Brauch.
Am Montag nach visitationis Marie [3. Juli] schlug man ihrer zween die Köpf ab, waren Bürger, und noch zween Bauern, der ein ist von Berkheim gewesen. Darnach schlug man dem Schmied von Erkheim zu Memmingen den Kopf ab, schlug zween Bauern mit Ruten aus, waren Adams von Stein zu Ronsberg.
Zaisertshofen und Breitental
Sonntag nach Pfingsten [11. Juni] nahmen die Bauern Zaisertshofen und Breitental wiederum ein, hatten zuvor dem Bund gehuldigt, mußten ihnen wiederum huldigen.
Abt
Aftermontag [12. Juni] kam der Abt Joß von Roggenburg wieder, nahm die Bauern wiederum in Gelübd. Alsbald der Abt aus dem Dorf kam, [was] nit eine Stund vergangen, waren die Bauern wiederum da, nahmen die armen Leut wiederum in Gelübd, mußten mit ihnen ziehen.
Illertissen
An unsres Herren Fronleichnamstag [15. Juni], das was an sant Veits Tag, nahmen die Bauern denen von Illertissen bei Nacht etwa bei 30 Roß.
Roggenburg zum andern Mal geplündert
Am sant Johannstag [24. Juni] haben die Bauern das Kloster Roggenburg zum Roggenburg andern Mal überfallen und geplündert, etwa bei 30 Rühe, 7 Roß, Schmalz und andres genommen. Der Konvent entrann, kam gen Weißenhorn, der Prior ward gefangen, nahmen ihm Geld, Schwert, auch einem andern Herren sein Geld, mit Namen Jorg N. Darnach zogen weder die Bauern gen Rennertshofen, nahmen dem Pfarrer etwas im Haus, nit viel.
Christertshofen
Darnach dem Pfarrer zu Christertshofen all sein Vieh. Er entrann in das Holz. Das Vieh löste man um 6 Gulden, plünderten ihm auch im Haus, ward von ihnen um 3 Gulden gelöst.
Ein schöner Zug
Sonntag nach Johannis des Täufers [25. Juni] kamen drei Fähnlein Knecht und etwa 200 Pferd, gar wohl gerüstet, gen Weißenhorn, gehörten Herzog Ferdinando von Österreich zu. Der Adel was ganz aus dem Land Kärnten. Montag zogen sie wieder hinweg auf Zell am Untersee zu. Die Stadt was auch von den Bauern belagert schwer, lag ihnen sehr hart, lag auch viel Adel in der Stadt, wär sonst nit gut gangen.
Wie sich der Adel und die Fußknecht gehalten haben
Item, in dieser Zeit, dieweil das Zu- und Abreiten zu Weißenhorn was, hielt sich der Adel ganz freundlich und christlich in allen Dingen, tat auch niemand keinen Übertrank, [gab] gute Bezahlung.
Aber das Fußvolk (nit all) hat sich ganz widerwärtig in allen Dingen gehalten mit Zahlung, Schaden in Gärten, auf dem Feld und Wasser auf der Gasse gegen die Priesterschaft, Frauen, Jungfrauen. Schrieen über die Priester: „Ein Wolf, ein Pfaff, ein Mönch, ein Schel“, mit viel schandbarem Geschrei, sangen auch das Resonet, den Joseph, den armen Judas (wie denn zuvor auch angezeigt ist auf Blatt 28), schrie auch einer: „Pfaff, ich wollte, du hättest ein Maul wie ein Storch“.
Es ist nit zu schreiben gewesen, was für schandbare Wort, Schmähung, Lästerung, Widerspruch der christlichen Ordnung geschehen ist, großer Mutwill in der Kirche, Verachtung des heiligen Sakraments corporis Christi; hielten viele nichts davon, weder von Meßhalten, Predigen, Weihwasser. Ich, Nicolaus Thoman, hab viel Priester in meinem Haus gehalten von Anfang, als die Bauern vor uns zogen, bis an das End. Etwa um Jacobi [25. Juli] hab auch den größern Teil des Konvents von Roggenburg bei mir 14 Tag gehalten, hatten oft und mehrmals mit erschrocknem Herzen aus dem Haus in die Kirche zu gehen, damit wir Schmähred, Geschrei und Spott ertragen würden.
Am Montag nach visitationis Marie [3. Juli] musterte man zween Fähnlein Knecht, darunter waren nur viel böse Buben. Es was auch die Sag, es wären viel weggelaufene Mönch, Pfaffen und Studenten darunter. Einstmals gingen sie mit der Pfeife und Trummen um die Kirche zur Verachtung, machten den toten Körpern ein Hofrecht.
Item, als Herr Jorg Truchseß in Franken die Bauern allenthalben geschlagen und gehuldigt hatte, kam er wieder gen Ulm. Und an sant Ulrichstag [4. Juli] zog er daselbst aus, machte ein Lager zu Wattenweiler und Höselhurst im Günztal, blieb daselbst bis zum Sonntag [9. Juli]. Da ist dem gemeinen Volk großer, merklicher Schaden geschehen an Heu, Stroh, Hennen, Gänsen, Enten, alles zerschlagen, gefressen und verdorben, doch den Winter- und Sommereschen geschah nichts.
Item, erließ auch daselbst vieren die Köpf abschlagen. Das Volk, Reisige, auch Fußknecht, gruben dem Abt von Roggenburg zween Weiher ab zu Unter- und Oberwiesenbach, fischten dieselben.
Merk mit Kettershausen
Am Sonntag [9. Juli] früh ist Herr Jorg Truchseß mit vollem Haufen das Günztal hinaufzogen auf Kettershausen; alle umliegenden Dörfer, die nit gehuldigt hatten, [wurden] geplündert. Zu Kettershausen blieben sie über Nacht. Da haben sie merklichen Schaden getan, als Vieh, nichts ausgenommen, hinweggetrieben, desgleichen Hausrat, auch merklich Geld ausgegraben, wie mir einer selbst sagte, der Geld in seinem Garten vergraben hatte, [es] ward gefunden. Eine Frau, die hatte ziemlich viel Gulden in eines jungen Kindleins Grab auf dem Kirchhof unter das Kindlein gelegt. Das ward gefunden, sie meinten, es wär verraten worden. Item, auf dem Kirchhof wurden an einem Ort 400 Gulden ausgegraben. Item, es ward Geld gefunden, eitel Sechser, die waren ob 40 Jahre verborgen gewesen. Es hatten die Freund untereinander Argwohn gehabt, es hätte sie einer dem andern genommen. Dasselbe ist um diese Zeit gefunden worden. Summa Summarum, der sagte mir, es wären mehr als 2000 Gulden funden worden und ohnedies wohl 5000 Gulden Wert verloren, die Häuser zerschlagen, etlich gefangen hinweggeführt, sie geschatzt, einer oder zween erstochen. Man gab ihnen nichts wiederum zu lösen, weder Roß, Kühe, Hausrat, alles hinweggetrieben, was ihnen besonders feind. Wenn sie denen von Weißenhorn gefolgt hätten, denn sie alle Gewalt von den Hauptleuten hatten, es hätte denen von Kettershausen um viel tausend Gulden geholfen.
Etlich von Weißenhorn zogen gen Buch, griffen die Bauern, sie sollten Huldigung tun, wollten aber nit, desgleichen geschah denen von Babenhausen, sie haben sie tüchtig gebüßt.
Babenhausen
Item, Babenhausen ist nichts geschehen. Veit von Rechberg, ihr Junker, hat’s mit Herrn Jorgen abgemacht; wurden ihm in seine Straf geben, mußte auch der ganze Zug in Ordnung durch den Markt ziehen. Geschah nit Schaden, denn den Wirten, nahmen keine Zech ein.
Oberroth, Osterberg
Oberroth, Osterberg wurden bei demselben Zug auch gehuldigt und geplündert. Dieselbe Nacht blieb Herr Jorg mit dem Zug zu Boos über Nacht.
Ein Zug
An demselben Sonntag nach Ulrici [9. Juli] kam ein reisiger Zug her, darunter was Joß von Laubenberg, Hauptmann, Herr Jorg von Rechberg zu Kellmünz, Hans von Rechberg zu Illereichen, ein Herr von Königsegg und andere Edle mehr. Sie zogen am Morgen früh hinweg, nahmen zwei Fähnlein Knecht mit sich hinweg, fingen zu Herrenstetten an zu plündern. In Untereichen verbrannten sie den Pfarrhof, plünderten das Dorf Obereichen aus, zerstörten den Pfarrhof, wurden beide Pfarrer verjagt, sie waren bei den Bauern. Dem von Obereichen ward die Pfarr genommen, der von Untereichen nahm darnach ein Weib zu Memmingen. Darnach [haben sie in] Kellmünz den Pfarrhof verbrannt. Der Pfarrer ist darnach im Allgäu gefangen worden bei den Bauern, hat ihn Moritz von Altmannshofen ausgebeten, man hätte ihm sonst den Kopf abgeschlagen. Darnach nach einer Zeit ist er wieder eingesetzt worden, bald ist er ganz weggelaufen, nahm ein Weib.
Darnach Unter- und Oberdettingen geplündert, etwas da verbrannt.
Berkheim
Item, Berkheim fast ganz ausgebrannt und geplündert in Anbetracht, daß die Bauern ganz ihre Niederlage gehabt hatten daselbst, also verdorben und geplündert.
Lager zu Heimertingen
Item, Herr Jorg hat sein Lager zu Heimertingen gehabt. Da ist der Zug, Joß von Laubenberg mit den Knechten, so Sonntag nach Ulrici [9. Juli] hie auszogen, zusammen kommen. Als sie da hinweggezogen sind, hat man das Dorf auch angezündet und verbrannt.
Reißiger Zug, Abt
Am Freitag nach Margarete [14. Juli] kam abermals ein reisiger Zug, etwa bei 33 Pferd, waren pfalzgräfisch, kamen auch etlich Rät des Bunds, nämlich der Kanzler von Würzburg. Am Morgen in divisione apostolorum [15. Juli] ritten all mit Abt Josen gen Roggenburg, setzten ihn wieder aufs neue ein; mußten die Bauern dem Bund und Abt wieder schwören am Sonntag [16. Juli], alle Wehren überantworten, alle versäumten Dienste, wie Düngen, Mähen, Heuen, zu Acker gehen, alles erfüllen, was des Jahrs versäumt worden, was nichts ausgenommen.
Ein Zug
Am Aftermontag vor Margarete [11. Juli] kam abermals ein kleiner reisiger Zug her, waren pfalzgräfisch, blieben über Nacht hie, zogen am Morgen dem Haufen zu.
Leubas
Als Herr Jorg zu Heimertingen hinwegzog, ist er stracks den Bauern zuzogen. Die hatten ihr Lager auf der Leubas ob Dietmannsried gegen Kempten auf der Höhe in einem großen Vorteil, haben sie sehr gegeneinander geschossen und gescharmützelt.
Herr Jorg
Als aber Herr Jorg von Frundsberg mit seinem Haufen kam und die Bauern das gewahr wurden, haben sie sich in der Nacht davon gemacht, sich zu Betzigau oberhalb Kempten und Sulzberg wieder gelagert. Da sind ihnen beide Herren Jorge nachzogen und sich zu Durach gelagert. Item in Kürze: die Bauern haben sich getrennt, und viele sind geflohen und entliefen, von den andern haben sehr viel sich auf Gnad und Ungnad ergeben, von denselben ziemlich viel gefangen und von denselben an sant Jakobs Abend 18 die Köpf zu Durach abgeschlagen. Darunter ist ein Müller von Unterroth gewesen.
Darnach hat sich des Bundes Zug zerteilt und heimgezogen; aber Herr Jorg von Frundsberg, der zog mit ziemlich viel dem Bischof von Salzburg zu.
Da hat’s Blut und Geld geben
Darnach hat sich der Adel an manchen Orten mit seinen Bauern gebraucht und gehandelt, und zum Beispiel Hans von Rechberg zu Illereichen, der bracht 8 Bauern gefangen her gen Weißenhorn. Am Freitag nach assumptionis Mariae [18. August] kam mit ihm ein Marschall von Pappenheim, wohnhaft zu Grönenbach, was ein Hauptmann des Schwäbischen Bunds, etwa mit 30 Pferden. Am Samstag früh schickte man nach den Priestern, sagte den Bauern: sie sollten beichten und sich zu Gott richten, sie müßten sterben. Das taten die Bauern in der Ratstube, ich hörte zween. Also band man allweg zween und zween zusammen, führte sie vor das Dor auf einen Acker bei der Steingrub. Der Hauptmann las einen Zettel, darauf sie geschrieben waren, sagte dabei, wie er Befehl von des Bunds Räten hätte, sie zu richten. Also rief er drei nacheinander auf, denen schlug man die Köpf ab. Die andern fünf führte man wieder in die Stadt. Die von Weißenhorn, der Rar, hatten in der Nacht eine Bitt für sie getan, desgleichen die Frauen. Also wurden sie ledig gelassen, mußten 160 Gulden geben. Einer was aus der Neustadt zu Illereichen, einer von Herrenstetten, der dritt von Untereichen.
Item, Herr Jorg von Rechberg zu Kellmünz ließ auch einem Bauern den Kopf abschlagen daselbst zu Kellmünz.
Hans Burkhart von Ellerbach
Item, am 25. Tag Septembris hat Hans Burkhart von Ellerbach zu Laupheim 14 Bauern gefangen und gen Ehingen geführt, von denselben hat man zweien die Köpf abgehauen.
Dinkelscherben
Item, am Samstag vor st. Gallentag [14. Oktober] hat man 4 Bauern die Köpf abgeschlagen zu Dinkelscherben in der Reischenau.
Ichenhausen
Item, an sant Gallentag [16. Oktober] hat man einem Bauern zu Ichenhausen den Kopf abgeschlagen; 5 ließ man ledig, wurden aber all 6 hinausgeführt.
Weißenhorn
Item, am nächsten Tag nach Galli schlug man einem Landsknecht, was ein Fähnderich und Hauptmann unter den Bauern gewesen, den Kopf ab zu Weißenhorn, hieß Peter Schleifer von Raunau, was ein starker Mann.
Erhardt Vöhlin zu Illertissen
Am 26. Tag Oktobris ließ Erhardt Vöhlin zu Illertissen 7 Bauern fangen und für den Henker binden, wollte sie richten lasten, wurden losgebeten und im Säckel gehängt.
Neuburg
Desgleichen am Morgen [27. Oktober] ließ er auch 6 fangen zu Neuburg (das was Neuburg auch sein), wurden geschätzt um Geld und ausgelassen.
Walther von Hürnheim
Item, Walther von Hürnheim ließ auch etlich fangen gen Weißenhorn, zween von Illerberg, einen von Bubenhausen, Theys Linder, einen von Attenhofen, einen von Pfaffenhofen, mußten all Geld geben.
Ellwangen
Anno domini 1525 nach Bartholomäi [24. August] wurden zu Ellwangen der Pfarrer und der Prediger, Doktor Johannes Kreß genannt, gefangen und gen Neuburg an der Donau durch Ott Heinrich, Pfalzgrafen, geführt und da einige Zeit gehalten. Darnach schickte man sie meinem gnädigen Herrn von Augsburg gen Dillingen. Der hielt sie auch einige Zeit, darnach ließ er sie degradieren, behielt sie aber einige Zeit bis zum Aftermontag nach sant Leonhardstag, der da was der 7. Tag des Monats Novembris, schlug man ihnen die Köpf ab. Der Doktor, der revocierte alle seine Handlungen wieder, sagte: er wüßte nit, was für ein Geist ihn dazu gebracht hätte, es wäre eigne Büberei und Betrug, damit er umgangen wäre. Beichtete auch, ward in geweiht Erdreich gelegt. Aber der Pfarrer hat nit wollen revocieren, beichtete nit, wollte das Sakrament nit empfangen, man gäbe’s ihm denn unter beiderlei Gestalt, ist auf dem Feld begraben worden. Solche Missetat erzählte des Schwäbischen Bunds Profoß zu Weißenhorn, man sollte sie gehängt haben. Aber der Profoß hätte die Würdigkeit und priesterlichen Stand geschonet, wie er sagte.
Ulrich Artzt von Augsburg
Item, am Sonntag [5. November] vor dieser Handlung ließ Ulrich Artzt, Bürgermeister zu Augsburg, Hauptmann des Bunds zween von seinen Untertanen zu Zell bei Ursberg fangen (einer was ein Beck, der andere ein Fischer), schickte dieselben gefangen gen Weißenhorn. Da kam der Profoß von Dillingen her und ließ den zweien die Köpf abschlagen am Freitag [12. November], das was an sant Martis, des Papstes, Tag. Ich hab kaum verzagtere Leut gesehen, als sie waren.
Böblingen, Sindelfingen
Am Freitag nach jubilate [12. Mai], um die achte Stund nachmittags, hat Herr Jorg Truchseß den großen Haufen und Versammlung der Bauern im Land zu Württemberg bei Böblingen und Sindelfingen angegriffen und geschlagen, sind bei viertausend auf der Walstatt totgeblieben, viel gefangen und in die Flucht geschlagen, ihnen das Geschütz genommen, 22 Stück. Ein Zinkenblaser, der den Federbusch des Grafen von Helfenstein aufgehabt hat, als der Mord an dem Adel geschah, denselben hat Herr Jorg an einen Baum lassen schmieden, Holz um ihn legen lassen, eine Elle breit, [daß er] hat können um den Baum laufen, angezündet, ihn lassen braten.
[Weinsberg]
Sonntag nach dem Auffahrttag [28. Mai] ist Herr Jorg Truchseß vor Weinsberg zogen. Da ist kein Mann gewesen, sind all zu dem fränkischen Haufen gezogen. Da hat er die Weiber und Kinder alle aus der Stadt lassen tun. Zwo Kindbetterinnen wollten nit hinaus, er ließ sie mit Gewalt heraustun. Ein ganz alter Mann wollt auch nit aus seinem Haus, den ließ er mit Gewalt herausführen. Derselbe kam heimlich weg von denen, die ihn herausgeführt hatten, lief wieder in die Stadt hinein. Also befahl Herr Jorg, weder Vieh, Roß, Kühe [nichts ausgenommen], weder Korn noch Wein, Bett, Hausrat oder andres durfte niemand nit nehmen, noch plündern, versperrte die Tore oder ließ sie bewehren, zündete darnach die Stadt an und verbrannte auf Grund alles mit einander. Was die Sag, daß ein solch jämmerlich Geschrei von dem Vieh geschehen wäre, daß es weit gehört worden wäre, verbrannte auch um Weinsberg 7 Flecken oder Dörfer; etliche sagten noch mehr.
Odenwälder, Neckartaler Bauern
Als die Odenwälder und Neckartaler aufrührischen Bauern des Weinsberger Haufens, 4000 stark, samt ihrem Geschütz von Öhringen auf das nächste gen Würzburg gezogen, sind ihnen beide Kurfürsten Trier und Pfalz und Herr Jorg Truchseß als oberster Feldhauptmann mit ihrem Kriegsvolk, so schleunigst es ihnen möglich gewesen, nachgefolgt und haben die an dem andern Tag dieses Monats [2. Juli], da g. d. [gnädige Durchlaucht] Hauf der Reisigen den Vortrab gehabt, im Odenwald bei einem Flecken, Königshofen genannt, getroffen. Sie haben sich, alsbald sie des gewahr wurden, mit ihrem Geschütz, 42 Stück große und kleine auf Rädern, zu einem Vorteil auf eine Höhe getan, wie nach all ihrer Handlung nit anders zu erwarten, um dort auf die Unsern zu warten. Dagegen haben die Unsern oben angezeigte Höhe von der andern Seite mit g. d. Haufen und den Rennern, desgleichen dem Pfalzgräfischen alten Haufen, so an diesem Tag dem obersten Feldhauptmann zugeordnet, eingenommen. Sie haben sie mit all ihrem Geschütz in Ordnung gefunden, mit g. d. Haufen und den Rennern aus sie gezogen, sich mit ihnen zu treffen. Die aber sind, sobald sie dessen ansichtig, flüchtig worden, und der oberste Feldhauptmann ist mit seinen Reisigen, den Rennern und auch den Pfalzgräfischen von hinten in sie gefallen, hat auch ihrer, ehe das Fußvolk herangekommen, bis auf 2700 erschlagen. Und als die in ein Holz geflohen, haben die Fußknecht, nachdem sie die Walstatt erreicht, das durchstreift und ihrer bei 500 darin erwürgt, sodaß auf diesen Tag ob 3000 auf der Walstatt tot blieben. Herr Jorg Truchseß hat auch nach aller Handlung in demselben Holz in einem Dickicht, darinnen sie sich versteckt, gegen 300 gefangen.
Datum im Feldlager bei Königshofen, den andern Tag Juni anno 25 [2. Juni].
Würzburg
Darnach sind die Fürsten und Herren auf Würzburg zogen. Da was Würzburg eine große Versammlung und Hauf der Bauern in der Stadt und vor dem Schloß, was die Sag, es wären wohl 8000. Von denselben wurden viel erstochen, die Stadt eingenommen, viel darin gefangen, ihnen 142 oder auch 162 Büchsen auf Rädern genommen. Es ist auch Zeit gewesen, daß man denen im Schloß zu Hilf kam, sie würden nit lang weiter gehalten haben. In dem Schloß ist ein Markgraf von Brandenburg, Dompropst daselbst, Hauptmann gewesen und sonst viel guter, hochgeborner Leut. Als die Stadt gewonnen ward, fing man die Ratsherren und noch viele. Da wurden an einem Tag 66 Männer mit dem Schwert gerichtet in der Stadt an zween Orten. Da ließ man die toten Körper vom Freitag bis zum Montag auf der Walstatt liegen.
Am Freitag nach Margrete [14.Juli] kam der Nachrichter oder Henker her gen Weißenhorn, sagte, er hätte die 66 allein mit seiner Hand gerichtet (es was aber nit wahr, denn es sind zween Nachrichter gewesen), sagte auch, er hätte in einem Monat 250 Mann mit dem Schwert gerichtet.
Herzogtum
Das Bistum Würzburg ist ein Herzogtum zu Franken, ist diesmal alles verloren worden bis auf drei Schlösser. Das eine ist das Schloß Würzburg bei der Stadt, sonst ist das ganze Land abtrünnig von seinem rechten Herren worden, [hat] Treu, Ehr, Eid und Gelübd vergessen. Da sind frumme Leut teuer gewesen.
An diesem Ort und auch andern Orten in Franken ist viel Blut vergossen worden, nach der Tat viel tote Körper gefunden, Frauen und Kinder, die Hungers gestorben sind und erfroren. Es ist auch in Franken an etlichen Orten auf viele Meilen kein Haus mehr gestanden, alles verbrannt und verdorben.
Kitzingen
Zu Kitzingen hat man 75 die Augen ausgestochen, hat sie niemand dürfen binden, noch führen, sind herumgangen, wie die unvernünftigen Tier, sind viel von ihnen gestorben.
Schweinfurt
Zu Schweinfurt hat man auch etlichen die Köpf abgeschlagen, an andern Orten viele an die Bäume gehängt.
Bamberg
Zu Bamberg hat man zwölfen die Köpf abgeschlagen, der 13. ist dem Henker entlaufen. Am 15. Tag Junii ist Bamberg wieder eingenommen worden.
Schwäbisch Hall
Am 19. Tag des Brachmonats [19. Juni] hat man zu Schwäbisch Hall einem Pfarren selbdritt die Köpf abgeschlagen.
Stuttgart, Cannstatt
Um assumptionis Marie [15. August] hat man um Stuttgart und Cannstatt zween lutherische Pfaffen an die Bäum gehängt, auch an andern Orten den Pfaffen die Köpf abgeschlagen, etlichen Weibern, die sich zu predigen unterstanden, die Zungen ausgeschnitten.
Kempten
Es ward ein Pfaff zu Kempten gefangen, was ein Prediger auf dem Berg vor der Stadt bei dem Kloster. Derselbe ward an Unserer Frauen Abend assumptionis [4. August] bei Leutkirch an einen Baum gehängt.
Rothenburg
Zu Rothenburg an der Tauber hat Markgraf Kasimirus im Namen des Schwäbischen Bunds einem Doktor, auch einem Mönch und etlichen Gewaltigen die Köpf lassen abschlagen.
Vernimm einen Sendbrief
Philipp von Gottes Gnaden, Landgraf zu Hessen, Graf zu Katzenellenbogen.
Unsere Freundschaft, günstigen Gruß, gnädigen willen und alles Gute zuvor, ehrwürdige, wohlgeborne, edle, gestrenge, würdige, hochgeborne, ehrsame und weise, liebe Freunde, neue und besondere! Wir wollen euch zum Besten nit verborgen lassen, daß wir durch Verleihung göttlicher Gnade mit Hilf der hochgebornen Fürsten, unseren lieben Oheimen und Vettern, Herrn Johannsen Kurfürsten und Herrn Jorgen, beiden Herzogen zu Sachsen, das Erzketzernest Mühlhausen, davon und daraus der Thüringische, auch bei und an uns selbst und in anderen Landen aller aufrührische Unrat von Anfang an hergeflossen und entstanden ist, erobert und zu unsrer Gnad, Ungnad angenommen [haben] auch etwa 100 böse Männer, Anstifter und Vorsteher, richten lassen haben. Also sind wir gestrigen Tags wiederum in unser Fürstentum kommen, und werden heut die Reiter, die wir in Besoldung gehabt, abreiten. Dieweil wir nun, wie wir zu Gott hoffen, der höchsten Last, jedoch nit mit geringen Unkosten, entladen sind, wiewohl daß noch an etlichen Orten unseres Fürstentums die Eroberung nit gänzlich gestillt, so sind wir doch nun hinfürder erbötig zu tun, was uns als einem Bundstande zu tun gebührt, und erbötig, wo ihr es begehrt, uns Zeit und Stunde nennet, auch 2000 Gulden auf Rechnung unseres Anliegens zuschicket, auch willens, nunmehr unserm freundlichen, lieben Vetter, Pfalzgrafen Ludwigen, Kurfürsten, so es seiner Liebden nottut, zu helfen und zuzusetzen. Wir haben auch den größern Teil unsrer Reisigen beieinander behalten, die einesteils nach Alsfeld und Marbach gelegt, seiner Liebden, ob’s vonnöten, desto eher zuzuziehen. Solches haben wir euch nach allen uns widerfahrnen Sachen und Entbehrungen zum Besten nit bergen wollen. Darauf sei eure Antwort.
Datum Eschwege am Mittwoch nach dem Sonntag exaudi anno 25 [31. Mai].
Den würdigen, wohlgebornen, edlen, gestrengen, hochgelehrten, ehrsamen und weisen, unseren lieben Freunden, neuen und besondren, römischer kaiserlicher und hispanischer königlicher Majestät, Kurfürsten, Fürsten und andrer Stände des Bunds zu Schwaben Gesandten, Hauptleuten und Räten, jetzt zu Ulm versammelt.
Hiernach folgen die Strafen, die aus der Predigt und Lehr des Geistes zu Allstedt, Thoman Münzers, und N. Pfeifers in Mühlhausen verursacht und entsprungen, vielen zum Exempel wohl zu beherzigen.
Mühlhausen
Item, die von Mühlhausen sollen ihre Klerisei, Priester, Mönch und Nonnen restituieren, ihnen Zins und Renten, alles Einkommen, wie sie’s vor alters gehabt, geben und bezahlen.
Item, alle Zins, Rent und Schulden, die sie ihren Gläubigern verpflichtet, wie vor alters zu entrichten schuldig und verpflichtet sein.
Item, alle Türme, Mauern und Festungen abzubrechen, niederzulegen und hinfürder nimmermehr wieder zu erbauen noch aufzurichten.
Item, all Harnisch und Wehren abzugeben und hinfürder nimmermehr keine wiederum sich zu kaufen.
Item, Wehrgerät, als Büchsen, Pulver, Salpeter und Getreid und andres herauszugeben.
Item, 40000 Gulden sollen sie geben den drei Fürsten, nämlich Herzog Johannsen, Kurfürsten, Herzog Jorgen und dem Landgrafen aus Hessen. Denen sollen sie 10000 Gulden geben sogleich und die andern 30000 in einem Jahr bezahlen.
Item, über solche Summa von 40000 Gulden sollen sie den genannten drei Fürsten 80000 Gulden geben, dafür sie ihre Dörfer verpfändet haben, bis sie solche Summa bezahlt haben.
Item, über dieses alles sollen sie den gedachten drei Fürsten jährlich 1500 Gulden als Schutzgeld geben, solang bis sie solches abgelöst haben. Item, zuletzt sollen sie ihr Leben lang treulose, meineidige und ehrlose Bösewicht geheißen und gescholten werden.
Item, wie die von Lübeck mit ihren aufrührischen Bauern gehandelt, haben sie ihrer etlich hundert erschlagen, auch 1800 gefangen, von diesen 1800 einem jeglichen insonderheit die zween vordern Finger abgeschlagen, auf daß man sie daran erkennen soll, daß sie meineidig an ihren Herrschaften worden sind.
Diese neue Zeitung kommt aus dem Land Sachsen und Thüringen.
Graf von Oettingen
An dem Tag Philippi und Jacobi anno 25 [1. Mai] haben die wohlgebornen Grafen von Oettingen ihre Bauern und Untertanen gemahnet und aufgeboten, sie zu beschirmen vor den aufrührischen Bauern und Haufen, so sich um Dinkelsbühl erhoben hatten. Haben aber dieselben Oettingischen Bauern von ihren Herren begehrt, sie sollten mit ihnen zu Fuß gehen, hat aber Graf Ludwig gesagt, er wolle solches an seinen Bruder Karolo bringen. Über dies sind die Bauern in das Kloster Maihingen gefallen, dasselbe geplündert, die Frauen und Herren verjagt, die Bücher zerrissen und vertragen, die Gläser zerschlagen, desgleichen das Kloster Zimmern, die Stadt Oettingen eingenommen, den jungen Graf Ludwigen gefangen, das Deutschhaus geplündert, darnach am Freitag oder Samstag gen Anhausen in das Kloster gefallen, das geplündert, alles jämmerlich zerschlagen und verdorben.
Heidenheim Kloster
Am Sonntag jubilate [7. Mai] haben sie wollen gen Heidenheim ziehen in das Kloster, ist aber Markgraf Kasimirus und Graf Ludwig der Altere mit einem reisigen Zug, etwa bei 400 Pferd und 500 Fußknecht an sie kommen und in die Flucht bracht. Viele erstochen, verjagt, etlich sind in das Dorf Ostheim geflohen, die hat man darin verbrannt. Ziemlich viel gefangen, ihnen viel Wägen, Roß, Harnisch, Wehren genommen. Ist die Sag gewesen, der Bauern seien bei 16000.
Diese Schlacht ist zwischen Westheim und Ostheim geschehen. Die Bauern, die entkamen und entrannen, sind zu dem Dinkelsbühler Haufen gelaufen. Die armen Priester auf dem Land sind alle verderbt und geplündert, haben auch bei 50 Priester in ihrem Haufen geführt an einem Dag. Darnach haben die Pfalzgräfischen, das ist der Propst zu Ellwangen mitsamt den Grafen von Oettingen, Ellwangen wieder erobert und eingenommen, etwa bei 536 erstochen, etlich gefangen, item 23 die Köpf abgeschlagen. Zween Chorherren daselbst, Wilhelm von Heßberg gefangen, der von Gültlingen ist entronnen und dem Hallischen Haufen zugekommen.
Elsaß
Im Elsaß versammelten sich die Bauern allenthalben, taten großen, merklichen Schaden dem Adel und Klöstern, vermeinten, allenthalben Herren zu werden, Land und Leut zu erobern.
Herzog zu Lothringen
Solch Vorhaben und Handlung vernahm der durchlauchtigste, hochgeborne Fürst und Herr, Herr Antoni, Herzog zu Kalabrien, Lothringen und Bar, Markgraf zu Pontemosen, Graf zu Provence und zu Vaudemont, rüstete sich zu der Gegenwehr mit 3500o Pferden und mit 12000 Mann zu Fuß, zog aus am 18. Tag des Maien, traf die Bauern zu Lupstein, erschlug beiläufig 4000. Morgens früh zog er gen Zabern, wo ein Bischof von Straßburg seinen Sitz und Hof hält; da erstach er ob 6000 Bauern. Denselben Tag zog er gen Tagstein, damit andre Haufen der Bauern nit zusammen kämen. Am 20. Tag Mai zog er gen Tambach. Da rüstete er sich weiter zu dem Streit, wurden 9000 Bauern daselbst zwischen Tambach und Strohweiler im Feld erschlagen.
Schlettstadt, Ortenburg
Darnach zog er einem Haufen Bauern zu bei Schlettstadt und Ortenburg, die schlug er auch. Also wenn man es zusammenrechnet, findet man ob 26000 Bauern, die erschlagen sind worden von diesem Fürsten. Von den gefangnen Bauern sind ob 300 die Köpf abgeschlagen worden. Summa summarum: ob 26 000 erstochen, ob 300die Köpf abgeschlagen. Item, man findet in den alten Histori, daß sich die Fürsten von Lothringen gar christlich gehalten haben und viel Gutes der christlichen Kirche erwiesen, streitbar und großmütig. Das hat sich gezeigt an dem hochgebornen Fürsten Gottfried von Bouillon, dem sein Ahnherr, auch Gottfried genannt, Herzog zu Lothringen, das Fürstentum übergeben hat, der, zum obersten Hauptmann des christlichen Heerzugs erwählt, über Meer zogen ist, Antiochiam und andre Städt gewonnen, zuletzt auch die heilige Stadt Hierusalem am 15. Tag Julii, anno domini 1099. Da ist er dann zum König von Hauptleuten und allem Volk zu Hierusalem erwählt worden, und nach ihm sein Bruder Balduinus, von denen her die löblichen Fürsten zu Lothringen mit großen Ehren den Titel des Königreichs zu Hierusalem haben.
Dazumal waren die Fürsten, auch das gemeine Volk, viel hitziger, den christlichen Glauben zu beschirmen, denn man liest, daß obgemeldeter Fürst Gottfried, der das ganze Heer gemustert hatte vor Nicena, gehabt hat mit andern Fürsten und Herren, die ihm Beistand taten, 600.000 zu Fuß und 100.000 zu Roß, die im standhaften christlichen Glauben sind verharrt.
Bischof von Eichstätt
Item, am 22. Tag Aprilis haben sich 5000 Bauern versammelt wider den Bischof von Eichstätt zu Obermessing, nahmen ihm die Stadt Greding ein und andres. Kam Herzog Friedrich, Pfalzgraf, mit 500 Pfer den; Herzog Wilhelm schickte 180 Pferd, 300 Böhmen mit Büchsen. Jene wurden geschlagen und gefangen, 13 die köpf abgeschlagen.
Überlingen
Item, ziemlich weit von Überlingen ist auch eine Versammlung der Überlingen Bauern gewesen, sind aber die von Überlingen mit Hilf und Beistand des Grafen Felix von Werdenberg zu dem Heiligenberg, Landkomturs auf der Mainau, des Abts von Salmansweiler und andrer Nachbarn den Bauern in der Still zugezogen. Es was eine Red ausgangen, wie etlich unter ihnen wären und sagten, ihre Wehren würden die Bauern nit schneiden und dergleichen Wort. Also ward eine Gemeind und Ansprache unter dem Haufen gehalten und beschlossen: welcher nit wider die Bauern wolle ziehen, derselbe solle an einen Ort treten. Also wurden derselben etwa um 600. Alsbald machten die von Überlingen mitsamt den Gehorsamen eine Ordnung, richteten das Geschütz unter die Ungehorsamen. Sobald die das sahen, den Ernst, warfen sie die Wehren von sich, begehrten Gnad, etliche entliefen zur Stund. Nahmen sie etwa bei 50 von ihnen in den Ring, ließen ihrer 6 oder aber 7 zur Stund die Köpf abschlagen; am Morgen noch ziemlich vielen, wie ich gehört habe, so sind es deren 8 gewesen.
Graf Felix
Darnach haben sie dem Graf Felix seine eignen Leut heimgeschickt, die hat er zur Stund an die Bäum lassen hängen.
Abt von Salmansweiler
Desgleichen dem Abt von Salmansweiler, der sollte gesagt haben, er wäre eine geistliche Person, er wolle es seinen Amtleuten befehlen. Dieselben Amtleut haben die Gefangnen denenvon Überlingen wiederum geschickt, daß sie mit ihnen nach ihrem Gefallen und Verschulden handelten.
Landkomtur Mainau
Haben auch dem Landkomtur von der Mainau die Seinigen geschickt; hab nit gehört, was derselbe mit den Seinigen vorgenommen hat. Doch es haben die von Überlingen immer streng gehandelt, ob 40 die Köpf lassen abschlagen und allwegs die lassen ausführen mit Pfeifern und Trummenschlägern ohne die Beicht.
Item, dem Pfarrer von Kappel bei Saulgau hat man den Kopf abgeschlagen in die Dionisy [9. Oktober], und [sind] sonst viel Priester gerichtet worden und verjagt.
Pfalzgraf
Am 23. Tag Mai ist Pfalzgraf Ludwig, Bischof von Trier, Bischof von Würzburg zu Heidelberg ausgezogen mit tausend Pferden und 2000 zu Fuß. Nahm unterwegs wiederum Dörfer ein und was von ihm gefallen was, ließ ziemlich vielen, bei 28, die Köpf abschlagen. Die 25. Mai andern nahm er auf Gnad an. Am 25. Mai nahm er die Stadt Bruchsal auf Gnad an, fing 40, deren 8 ließ er mit dem Schwert richten, gab die Stadt dem Bischof zu Speyer wieder, seinem Bruder. Am 28. Tag Mai nahm er Neckarsulm auf Gnad und Ungnad, ließ von Stund an Türme und Mauern zerstören, und 66 Mann ließ er vor sich fordern. Von denselben ließ er 11 die Köpf abschlagen, unter denen waren zween lutherische Pfaffen und ein weggelaufener Mönch. Die Stadt Neckarsulm gab der Pfalzgraf wiederum dem Hochmeister zu Horneck, das ist dem deutschen Hockkomtur. Um diese Zeit und Tag kamen gemeldete Fürsten und Herr Jorg Truchseß mit ihren Haufen zusammen. Nachdem Würzburg wiederum erobert, eingenommen und gehuldigt hatte, dieweil noch die durchlauchtigsten Fürsten und Herren da waren, kam dem Pfalzgrafen die Mär, wie in seinem Fürstentum an etlichen Orten sich die Bauern zusammen rottierten und aufrührisch wären, wie dann gänzlich und wahrlich angezeigt wird in nachfolgender Schrift, von Wort zu Wort also lautend:
„Von Gottes Gnaden Ludwig, Pfalzgraf bei Rhein, Erztruchseß und Kurfürst, unsern Gruß zuvor Edler und Lieber besonders.
Der jüngsten Vereinbarung gemäß, so wir und ihr zu Heidingsfeld getroffen, sind wir mit unseren Herren und Freunden durch das Stift Mainz herab ohne einigen widerstand gezogen, also dieselben daselbst wieder zu unsres Freundes, des Bischofs zu Straßburg als Statthalter des Stiftes Mainz, Straf und Gehorsam gekommen und gebracht. Sind uns mittlerweil vielfache Schriften und Räte von Heidelberg zugekommen wegen der aufrührischen Bauerschaft, die sich in unserem Fürstentum hie dieseits des Rheines versammelt, vielen Grafen, Herren, Rittern und Knechten, als Nassau, Leiningen, Westerburg und andern, ihre Häuser und Güter eingenommen, verwüstet, geplündert, ausgebrannt und dermaßen so unchristlich, tyrannisch und ungebührlich gehalten, daß es maßlos, darumb wir verursacht [sind] zu eilen. Sind wir also mit unseren Herren und Freunden letzt vergangnen Mittwoch [21. Juni] gen Oppenheim gekommen, [haben] daselbst des langen Zugs und Müdigkeit des Kriegsvolks halber den Donnerstag dort verharrt und am Freitag uns mit allem Volk daselbst erhoben in der Hoffnung, die versammelte Bauerschaft, wie uns Kundschaft zugekommen, auf freiem Feld vor einem Schloß Gontheim, bei Pfeddersheim gelegen, zu treffen. Aber auf dem Wege kam uns Bericht, daß dieselben Bauern des Morgens um die siebente Stund unsern Flecken Pfeddersheim, wiewohl derselbe zuvor mit 300 Mann besetzt, eingenommen und gegen 8000 stark darin lägen. Zogen wir sogleich vor obgemeldeten Flecken oben auf die Höhe ungefähr mit 1700 Pferden und 7 Fähnlein Knechten und beorderten alsbald drei Geschwader Reiter und zwei Fähnlein Knecht, den verlorenen Haufen vor den Flecken jenseits des Bachs, in der Meinung, die im Flecken zu reizen und zu bewegen herauszuziehen, und ließen also die andern gewaltigen Haufen zu Roß und Fuß oben verborgen halten. Und da nun die Bauerschaft unserer, auch unserer Herren Freund und Kriegsvolk Ankunft nit wußt, sondern nur das, so ihnen, wie oben steht, zu Gesicht geworden, haben sie sich mit drei Haufen, ihren Wägen und Feldgeschütz herausgetan mit dem vorgesetzten Willen, die genannten Reisigen und Fußvolk zu schlagen und ihren Willen an ihnen zu üben. Als sie aber ein klein wenig herauskamen, sind sie von denen im Flecken eilends verständigt worden, daß sich noch ein Geschwader Reiter auf der Höhe sehen lasse und daß zu vermuten, daß mehr dahinter sein könnten. Darauf [haben] sie alsbald wieder gewendet, dem Flecken zugezogen, haben zwei Geschwader mit ihnen gehauen, doch noch mehr redlich zusammen geschossen. Wiewohl auf unsrer Seit nit mehr denn eine Person ward erschossen, sind aber von den Bauern bis auf 1500 erstochen worden. Doch entfloh der größere Teil wieder in den Flecken, ließen Geschütz und Wägen dahinten stehen in der Meinung, wo die Knecht in den Weingärten über die Bauern, dahin die Reisigen nit kommen konnten, fielen, so wären sie all niedergeworfen, erschlagen oder ganz wenige davon gekommen. Darauf [konnten] wir diese Nacht, dieweil es Abendzeit, nit weiter handeln, allein [haben] den Flecken aufs stärkste zu Roß und Fuß versperrt, am Samstag morgen früh mit dem Geschütz gegen den Flecken arbeiten lassen und dahin gewirkt, daß die Bauerschaft und alle Einwohner sich auf unsre Gnad und Ungnad unverdingt ergeben. Also haben wir dieselbe Bauerschaft und Anwesenden in drei Haufen zu teilen befohlen, die Fremden, so doch meistens auch aus unserm Fürstentum, in einen, die, so in der Besatzung, in den andern, und die Einwohner des Fleckens auf den dritten Haufen verteilt. Und nachmittags [haben wir] den fremden Haufen aus dem Flecken, wo die zuvor hingelegt alle ihre Wehren, zusammen auf den Berg ob dem Flecken zu der Kirche, sant Jorgen- berg genannt, gehen lassen, in der Meinung, daselbst, wo wir mit unsern Herren und Freunden samt dem reisigen Zug in einem Ring hielten, die recht Schuldigen auszumustern und ihnen verdiente Straf widerfahren zu lassen. Und als die obgemeldete Bauerschaft beim Hinausgehen zum Teil sich unterstanden zu entlaufen, haben unsre Reisigen, die sie zu bewahren beschieden, deren Weglaufen zu wehren unterstanden. Als es aber nit helfen wollt, haben andre mehr zugegriffen; dabei sind viel Bauern erstochen worden. Darauf haben wir aus den übrigen im Flecken gegen 80 ihre Häupter abschlagen lassen und die anderen aufs neue ihre Gelübde und Eide zu tun angehalten, solche Dinge nit mehr zu üben, ihrer Obrigkeit wieder Gehorsam zu leisten, keine Wehr zu tragen und andres wie bisher, die andern desgleichen angenommen und wieder heimziehen lassen. Also daß wir nun in unserem Fürstentum mit unsrer Bauerschaft ein End gemacht haben in der Zuversicht, es werde keine Not weiter haben, [haben] wir dir, wie es bisher ergangen, in gnädiger Meinung, das Wissen zu empfangen, nit wollen bergen. Und was sich fürder begeben wird, wird dir auch von uns nit unverborgen bleiben, mit gnädiger Bitt, uns jederzeit, wie es dir und deinem Kriegsvolk gehen wird, auch zu berichten. Damit tust du uns guten angenehmen Wohlgefallen.
Datum in unserm Feldlager vor Pfeddersheim, Montag nach Johannis Baptiste anno 25 [26. Juni].
Edler, Lieber, Besonderer, auch ist unser gnädiges Bitten, wollest unsere ausgeführte und dir angezeigte Handlung der Versammlung des Bunds zu Schwaben und Räten zu Ulm zur Förderung und auch des Wissens halber mitteilen und zuschicken; dafür wollen wir uns gewogen bedenken und in Gnaden anerkennen. Datum, ut in literis.
Dem edlen, unserm lieben, besondern Jorgen Truchsessen, Freiherrn zu Waldburg, des Bunds zu Schwaben oberstem Feldhauptmann.“
Ein neuer Aufruhr der Bauern
Anno 1525 um sant Michelstag [29. September] ward eine neue Versammlung der Bauern bei Schaffhausen im Klettgau; etlich sagten, ihrer wären bei 4000, etlich sagten, 1600. Die griffen ihre Herren an, die Grafen von Sulz, versammelte sich ein reisiger Zug, etwa um 600 Pferd und 200 Fußknecht, was der Graf von Fürstenberg Hauptmann, wurden geschlagen, etlich flohen über den Rhein, etlich ertranken, etlich kamen auf einen Kirchhof, wehrten sich sehr, wurden gefangen, viele erstochen, hatten sich sehr tapfer gewehrt; ist geschehen die Schlacht Montag nach Allerheiligentag [6. November].
Ein seltsamer Handel zu Raunau geschehen
Item, zu Raunau bei Krumbach haben etlich Bauern, nämlich ihrer 12, einen Pakt gemacht, daß ihrer keiner der Frauen von Freiberg keine Reverenz in der Kirche tue, gingen all opfern, zogen die Hüt nit ab, da sie an der Frau vorbeigingen. Da ward die von Freiberg, Hansen von Freibergs seligen hinterlassene Witwe, ihres Handels gewahr, gab ihnen die Buß, daß dieselben Bauern mußten 6 Wochen Schleier, wie die Frauen, tragen, was sie taten, oder arbeiten und alle Sonntag einen Heller opfern, um den Altar gehen und am Sonntag früh den bei der Frau im Schloß holen, Actum um Allerheiligentag [4. November].
Es sind wunderbare Handlungen dieses Jahr geschehen, die niemand hat können erkunden und beschreiben, so große, ketzerische Handlungen von Geistlichen und Weltlichen an vielen Orten; die Priester, Mönch haben Weiber genommen, desgleichen die Nonnen Männer. Item, wider das heilige Sakrament gepredigt, nichts davon gehalten, desgleichen die Meß an vielen Orten abgetan, die Altär in den Kirchen abgebrochen. Wenn sie Weiber nahmen, ließen die lutherischen Ketzer sich nit einsegnen. Die Ketzerei hat am meisten in den Reichsstädten Fortgang gehabt. Item, was die Sag, man hätte zu Ensisheim im Elsaß 9 lutherische Priester lassen hängen und etlichen die Augen ausgestochen.
Es was die gemeine Sage, daß ob 2000 Männern die Köpf abgeschlagen wären in diesem Aufruhr, nämlich in der Pfalz bei 1300, ohne was darnach im 26. Jahr geschehen ist.
Item, es was die ganze Sag, ward auch von glaubhaften Leuten gesagt, daß in diesem Aufruhr anno 1525 ob anderthalbmal hunderttausend Männer erschlagen wären worden, ist auch an vielen Orten durch den Druck ausgangen.
Was darnach geschehen ist in den nachfolgenden Jahren, wird vielleicht auch angezeigt.
Anno 1526 Jacob Fugger
Merk du Leser, daß an dem 26. Tag des Monats Dezembris, der da was an einem Samstag [30. Dezember 1525], da starb der ehrsame ehrenfeste Jacob Fugger, Bürger zu Augsburg und Pfandherr über Weißenhorn, Pfaffenhofen und Kirchberg. Gott der Allmächtige wolle seiner Seele gnädig und barmherzig sein! Ward hie zu Weißenhorn von dem ganzen Kapitel besungen. Item, als man zählte 1508 am 30. Tag des Monats Dezembris ward Weißenhorn und Pfaffenhofen eingenommen von Jacob Fugger und ihm verpfändet und zugeschworen, wie er’s eingenommen hat, also hat er’s verlassen und ist gestorben an demselben Tag und Monat, hat die Herrschaften 18 Jahr innegehabt.
Raimundus Fugger
Item, darnach am Aftermontag, der da was der 23. Tag des Monats Januarii [1526], nahm Raimundus Fugger für sich, seinen Bruder und seinen Vetter, Weißenhorn und Pfaffenhofen ein, und schwuren ihnen. Am Januar Montag zuvor was er zu Kirchberg, da hatte man ihm auch geschworen, waren mit ihm hie Walther von Hürnheim, der junge Walther von Hürnheim, Diebold vom Stein, sein Bruder Melchior, noch zween junge vom Stein, einer von Freiberg, ein junger Truchseß, waren etwa um 50 Pferd; blieben zwo Nächt hie.
Graf Haug von Montfort
Item, Graf Haug von Montfort ließ einen Priester an einen Baum hängen, nit weit von Lindau der Stadt. Der was der Bauern Schreiber gewesen, denn es hatten sich daselbst wieder aufs neue etwa um 400 zusammengetan. Der Priester hatte den Bauern unter einem Baum gepredigt, an demselben ließ er ihn hängen. Geschah in den vier Tagen anno 1526 [14-17. Februar].
Roggenburg
Item, des Abts Knecht von Roggenburg fingen einen Bauern, der hieß Peter Sausentaller, gehörte dem Kloster zu, was auch ein Gewaltiger gewesen, führten ihn gen Ehingen, lag eine gute Weil da gefangen. Demselben schlug man den Kopf ab kathedra Petri, der da was der 22. Tag Februarii anno 1526. Der Abt, der strafte seine Hintersassen; etlich mußten 100 Gulden geben, etlich 80, etlich 30, etlich 20, je nachdem jeder gehandelt hatte.
Ursberg
Item, der Abt von Ursberg vertrug sich mit seinen Leuten, welche aus dem Eigen saßen; mußte jedes Haus 12 Gulden geben. Die andern mußten für jedes Haus 6 Gulden geben, gab ihnen 6 Jahr Ziel dazu; das Gotteshaus was ganz verdorben.
Kunz von Rietheim
Item, Kunz von Rietheim, der ließ zu Angelberg 6 Bauern die Köpf abschlagen und dreien die Zungen abschneiden am letzten Tag Februarii. Es sind der Bauern 26 gewesen, die an die Strick sind bunden worden und hinausgeführt, aber losgebeten.
Ulm
Item, die von Ulm ließen ein groß, trefflich Mandat ausgeben und ausschreien in allen Gassen: Verboten sei das Gotteslästern, Schwören, Zutrinken, desgleichen sei die Priesterschaft unbekümmert zu lassen, die Heiligen nit zu schmähen, desgleichen das hochwürdige Sakrament nit zu verunehren, denn ihr lutherischer Prediger, der wollt mit ganzer Gewalt das Meßhalten und Sakrament vertilgen, verbot es bei großer Straf an Leib und an Gut. Es wurden auch etlich Priester zu den Bettelherren geschickt, daß sie ihre Mägd von sich täten. Das geschah etwa um letare 26 [11. März].
Item, zu Ulm waren 15 Priester, die der lutherischen Lehr anhingen; unter denen waren fünf oder sechs, die nahmen Weiber. Einer unter denselben hieß Michael Hold, der was etliche Jahr zu Illerberg vicarius gewesen, erübrigte da, daß er 80 Gulden Leibgeding kaufte. Der starb tertia feria nach judica, der da was der 20. Tag Marci, ketzerisch, ward sein Körper vor dem Tor in ihrem Garten begraben. Derselbe hatte seine Magd auf dem Totenbett geehet nach ihrem Glauben. Darmal nach um Pfingsten [20. Mai] nahm der Prediger daselbst auch seine Magd zu der Weh, was vormals sein Bäslein gewesen.
In dieser Fasten was ein groß Geschrei zu Ulm von den frummen Christen an den Rat, daß man ihnen auch einen Prediger erlaube, der ihnen das heilige Gotteswort sage und lehre, vormals vor einem Jahr und länger haben sie das nit können zuwege bringen, aber diesmal ist es den frummen Leuten zugeben worden. Also wählten sie einen Barfüßermönch, der predigte ihnen, bekam einen großen Zulauf. Das was groß wider die Lutherischen und ihren Prediger. Der wollt das Meßhalten und heilige Sakrament nit erlauben; wie er oft gepredigt, was er immer dawider, desgleichen der Barfüßer wider ihn, probierte all sein falsch und ketzerisch Reden.
Ulm
Item, darnach im Jahr bis nach Michaelis nahmen viel Pfaffen Weiber zu Ulm, gaben ihre Pfründen auf, die von Ulm gaben etlichen alle Wochen eine Anzahl Geld, lernten Handwerk.
Weinsberg
Anno domini 1526 am Ostertag [1. April] ward ein Jahrtag zu Weinsberg mit den Bauern begangen, wie sie mit Graf Ludwigen von Helfenstein und andern Edlen gehandelt hatten. Also sind an diesem Tag ziemlich viel Bauern durch die Spieß gejagt und erstochen worden im Beisein ihrer Weiber und Kinder.
Eine Versammlung der Bauern bei Kempten
Darnach bald erhob sich wieder eine Versammlung im Allgäu bei Kempten in einem Dorf, heißt Wiggensbach. Etwa um 800 Bauern versammelten sich auf dem Feld, hatten einen Prediger, der was ein Laie, der verkündete und lehrte sie das Evangelium (daran zuvor viel Bauern erwürget waren). Der Schwäbische Bund hatte ziemlich viel reisigen Zug, dieselben machten eine Kundschaft über die Bauern und Prediger am Sonntag misericordia domini[15. April], etwa um 30 Pferd und 30 Fußknecht. Sie ordneten 4 Fußknecht zu dem Predigtstuhl derart ab, als ob sie auch evangelisch wären, was die Meinung und Absicht, wenn ein Büchsenschuß geschehe, sollten die Fußknecht den Prediger anfallen und fangen. Das geschah, wurden etlich Bauern wund, flohen all. Den Prediger führten sie in das Schloß zu Neuenburg, ist dem Abt zu Kempten. Darnach am sant Veitstag [15. Juni] ward derselbe Prediger an einen Baum gehängt, Deo gratias.
Aufruhr der Bauern
In der Zeit nach Ostern [1. April] versammelten sich die Bauern wiederum bei Salzburg, ward eine große Versammlung in dem Schwäbischen Bund wider sie, zog ein Fähnlein Knecht hie durch in der Kreuzwoche. Dar nach andre nach dem Auffahrttag [7.-9. Mai], versammelten sich zwei Fähnlein hie. Die musterte man am Aftermontag in den Pfingstfeiertagen [28. Mai], zogen am Morgen hinweg, wurden viel Leut hie betrogen von den Knechten, die ausgemustert wurden, um die Zehrung. Der Rat hie gab ziemlich viel Geld den Leuten für die Zehrung, das gewann die arme Stadt dabei.
Bei allem Aufruhr der Bauern ist dem Bund nit so großer Widerstand geschehen als diesmal. Sie haben sich sehr gewehrt und viele Knecht erstochen und zu Tod geworfen im Gebirg. Doch um Margrete [13. Juli] sind sie geschlagen worden und zu Gehorsam gebracht, ziemlich viel hundert erstochen, vielen die Köpf abgeschlagen, die recht Schuldigen entrannen.
Straf
Sind auch von dem Bund hart um Geld gestraft worden, um eine große Straf Summa, bei 200 die Köpf abgeschlagen, viele vor ihren Häusern gehängt worden.
Babenhausen
Es ward ein Fußknecht zu Babenhausen gefangen, würde Veiten von Rechberg erschlagen haben. Den führte man gen Brandenburg, bekannte bei der Marter, wie er und andre angestiftet wären gegen den Adel, zu erstechen und zu brennen. Darnach ließ ihn der Profoß an einen Baum hängen zwischen Au und dem Brückenhaus.
Quelle: Der große Bauernkrieg. Zeitgenössische Berichte, Aussagen und Aktenstücke, übertra-gen und eingeleitet von Otto H. Brandt, Jena: Eugen Diederichs, 1925, S. 82-123.